Klappentext:
HUGO CABRET, seines Zeichens Wächter der Uhren, Waisenjunge und Dieb, lebt verborgen in den Mauern des Pariser Bahnhofs. Als er die Aufmerksamkeit eines exzentrischen kleinen Mädchens und ihres bärbeißigen Großvaters auf sich lenkt, ist seine Existenz im Verborgenen und damit sein größtes Geheimnis in Gefahr.
Eine geheimnisvolle Zeichung, ein liebevoll gehütetes Notizbuch, ein gestohlener Schlüssel, ein mechanischer Mann und eine verborgene Botschaft von Hugos verstorbenem Vater markieren den Pfad, auf dem man nach und nach zu Hugos gut gehütetem Geheimnis vordringt.
Ganz nebenbei erzählt der Roman von der fazinierenden Zeit, als die Bilder laufen lernten und eine neue Form der Erzählens das Licht der Welt erblickte.
Meine Meinung:
Das Buch beginnt so ganz anders als alle anderen Bücher. Zuerst wird man von einem Professor H. Alcofrisbas ein wenig eingeführt und aufgefordert, sich vorzustellen wie man im dunklen Kinosaal sitzt und auf der Leinwand die Sonne aufgeht, in einem Bahnhof gezommt wird und die Kamera einem Jungen folgt. Sodann beginnt das Buch erst richtig, indem das zuvor Beschriebene wirklich passiert. Und zwar auf die Art und Weise, die das Buch so wunderbar macht: mit einer Abfolge von ca. 20 wunderschönen und liebevolle Zeichnungen. Die teilweise einzelnen und teilweise szeneartig aneinandergereihten Zeichnungen erzählen dabei zum Teil ergänzend zum Teil ausschließlich die Geschichte. Sie wechseln sich dabei ab mit mal kürzen und mal längeren Textpassagen. Es ist aber nicht so, dass die Bilder nur die Worte wiederholen oder umgekehrt.
Der 12-jährige Hugo Cabret lebt im Pariser Bahnhof, von den Menschen dort unbemerkt. Sein Vater ist bei einem Brand verstorben und sein Onkel, bei dem er danach lebte, ist dem Trunke verfallen und verschwunden. So hat der geschickte Hugo, der viel von seinem Vater dem Uhrmacher gelernt hat, die Aufgabe seines Onkels übernommen und repariert und wartet die Uhren im Bahnhof. Hin und wieder stiehlt er Milch oder Croissants oder Aufziehspielzeuge von einem Spielzeugstand. Teile der Spielzeuge verwendet er für seinen einzigen "Freund", den mechanischen Mann. Von ihm erhofft sich Hugo eine Botschaft seines Vaters und damit einen Ausweg. Mithilfe des Notizbuches seines Vaters beginnt er ihn zu reparieren. Doch dann erwischt ihn der Besitzer des Spielzeugladens und nimmt das wertvolle Notizbuch an sich. Mithilfe von Isabell, der Nichte des Ladenbesitzers versucht Hugo alles um das Notizbuch wiederzuerlangen und seine Aufgabe zu erfüllen. Damit nimmt dann die Geschichte ihren Lauf.
Hugo als Protagonist fand ich sehr sympathisch. Man konnte sich gut einfühlen in seine Einsamkeit und seinem Wunsch Zauberer zu werden und seiner momentanen Situation zu enfliehen. Auch die übrigen Charaktere haben mir gut gefallen. Das Buch ist in zwei Teile geteilt. Der erste erzählt von Hugo und seinem Versuch den mechanischen Mann zu reparieren und der zweite erzählt über die Hintergründe des mechanischen Mannes und einiges anderes, was ich hier jedoch noch nicht verraten möchte.
Bei der Lektüre fühlt man sich irgendwie wirklich, wie in einem alten Film. Die Seiten haben alle eine schwarze Umrandung, die den Eindruck einer Leinwand hervorrufen und der rote Buchdeckel erinnert an den Vorhang im Kino. Die mit Zeichnungen gestalteten Szenen tun ihr übriges. Sehr gut gefallen hat mir auch die Danksagung des Autors am Ende aus der auch viel über seine Intentionen klar wird. Da ich eher in dem heute doch sehr digitalen Zeitalter der Technik aufgewachsen bin, fand ich die Hintergründe, die Mechanik und die Apparate von denen Brian Selznick erzählt sehr interessant.
Sehr schön fand ich dazu auch Hugos Vergleich:
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass es für jeden Aufziehmechanismus einen Grund gibt, warum er geschaffen wurde? Entweder wurde er gebaut, um dich zum Lachen zu bringen, so wie die Maus hier, oder er wurde geschaffen, um die Zeit anzugeben, oder aber, um dich staunen zu lassen, wie der Automat. Vielleicht liegt es daran, dass mich ein kaputtes Aufziehteil immer ein bisschen traurig macht, schließlich ist es ja nicht mehr in der Lage, zu tun, wofür es geschaffen wurde.“ [...] „Vielleicht ist es mit den Menschen genauso, wenn du deine Bestimmung verlierst … dann ist es, als ob du kaputt wärst."
Man hätte das Buch auch gut in die Kategorie Romane einordnen können. Da es jedoch offiziell ein Jugendbuch ab 10 Jahre ist, habe ich es auch entsprechend eingeordnet, auch wenn es für mich nicht nur ein Jugendbuch ist.
Fazit:
Ehrlich gesagt ist mir ein Buch wie dieses noch nie untergekommen. Ich finde die Idee einfach grandios und auch die Umsetzung ist in meinen Augen super gelungen. Das Buch bringt einfach eine tole Atmosphäre mit sich, von der Einführung bis zur Danksagung und den zuätzliche Informationen im Anhang. Die Zeichnungen finde ich alle wunderschön und sie führen einen durch die Geschichte ohne zu viel zu zeigen und lassen Raum für die eigene Phantasie.
Ich vergebe:
PS: Falls es schon eine Rezi hierzu gibt, dann tut es mir sehr leid, aber ich habe sie nicht gefunden.