Deana Zinßmeister - Der Schwur der Sünderin

  • Man schreibt das Jahr 1525. Anna Maria kehrt von ihrer Suche nach den Brüdern zurück ins heimische Mehlbach. Aber sie kommt nicht nur mit ihrem überlebenden Bruder, sie bringt mit Veit auch einen Fremden mit, den sie heiraten möchte. Sowohl die Familie als auch die Dorfbewohner begegnen ihm mit skeptischer Zurückhaltung. Als dann nach ihrer Ankunft auch noch Wölfe nahe dem Dorf auftauchen und Veit gesehen wird, wie er mit ihnen spricht, entstehen schnell Behauptungen, er sei ein Werwolf. Am Tag der geplanten Hochzeit wird Veit auf brutalste Weise festgenommen. Anna Maria muss sich wieder auf eine gefährliche Reise begeben und den Vater suchen, der auf einer angeblichen Pilgerreise ist. Er soll das Leben des Geliebten retten.
    Unmittelbar an den Vorgängerroman „Die Gabe der Jungfrau“ knüpft dieser zweite Teil an. Durch geschickt eingebaute Erinnerungen könnte man diesen auch ohne Kenntnis des Vorgängers genießen. Wie schon der erste Teil ist auch dieser ein wirklicher historischer Roman. Deana Zinßmeister lässt den Leser mit den Romanfiguren Geschichte erleben. Dafür integriert sie die Ergebnisse ihrer umfangreichen Recherche gekonnt in das Geschehen und beim Lesen erschließen sich fundiert, aber unaufdringlich, die Lebensumstände sowie gesellschaftliche und politische Zusammenhänge der damaligen Zeit. Äußerst interessant beschrieb die Autorin die sich ihrem Ende entgegengehenden Bundschuhaufstände und damit das Doppelleben des Anführers der Bundschuhbewegung Joß Fritz alias Daniel Hofmeister. Auch in diesem Roman liegt ihr Fokus auf den einfachen Menschen. Sehr einfühlsam schildert sie die Lebensumstände und Ansichten der Dorfbewohner, die allem Unbekannten gegenüber sehr skeptisch auftreten, Aberglauben nachhängen und Gerüchten gern Glauben schenken. Darunter hat am meisten Veit zu leiden. Seine innige Beziehung zu den Wölfen jagt den Menschen Angst ein, sie glauben die gegen ihn erhobenen Vorwürfe und unterstützen die Diffamierung leichtgläubig.
    Häufig kann bei Fortsetzungen der 2. Teil nicht mehr an das Niveau des ersten Teils anknüpfen, nicht so bei diesem Roman. Deana Zinßmeister gelingt es scheinbar mühelos, die Atmosphäre und den roten Faden wieder aufzunehmen. Ihre Charaktere entwickeln sich ohne Unterbrechung weiter. Sie werden gefühlvoll und realistisch in ihren guten und nicht so guten Eigenschaften beschrieben und wachsen dem Leser schnell ans Herz.
    Diesen überzeugenden, sehr gelungenen historischen Roman runden eine im Buch enthaltene Karte, ein Personenverzeichnis und ein ausführliches Nachwort ab. Darin gibt die Autorin Auskunft darüber, welche Ereignisse und Personen real waren und welche ihrer Fantasie entsprangen. Aber eigentlich ist das ganz egal. Denn genau so, wie sie die Geschichte um die Familie Hofmeister geschrieben hat, hätte sie sich wirklich zugetragen haben können. Was wünscht man sich als Leser mehr? Eigentlich bleibt nur noch ein Wunsch offen, der nach weiteren unterhaltsamen, spannenden und bewährt guten Romanen der Autorin.


    Über den Autor (Quelle: amazon.de)
    Deana Zinßmeister widmet sich seit einigen Jahren ganz dem Schreiben historischer Romane. Bei ihren Recherchen wird sie von führenden Fachleuten unterstützt, und für ihren Bestseller »Das Hexenmal« ist sie sogar den Fluchtweg ihrer Protagonisten selbst abgewandert. Die Autorin lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Saarland.

  • Danke für die tolle Rezi. Ich habe bisher noch nichts von dieser Autorin gelesen, weil ich nach dem Cover eines ihrer vorherigen Romane gedacht hatte, es handle sich um einen der gängigen seichten Romane. Offensichtlich habe ich mich geirrt.
    Ich mag gut recherchierte historische Romane, die sich auch mit den "kleinen Leuten" beschäftigen, und Joß Fritz bin ich in der letzten Zeit schon häufiger begegnet.
    Also kommt die Autorin jetzt auf die Merkliste.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Als seicht würde ich von Deana Zinßmeister nur ihre beiden Australienromane ansehen. Sicher spielt die Liebe in ihren Romanen eine Rolle, sie sind aber deshalb nicht rosarot. Aber die Liebesgeschichte ist in eine interessante Handlung gepackt. Dazu kommt, dass die Autorin sehr gut Situationen und Lebensumstände beschreibt. Sie öffnet ein Tür in die damalige Zeit und man kann stiller Beobachter sein. Die Cover finde ich auch noch unbedingt gelungen. :wink:

  • Die Cover finde ich auch noch unbedingt gelungen. :wink:

    "noch" oder "nicht"? :scratch:


    Ich habe nichts gegen eine eingeflochtene Liebesgeschichte, wenn sie in die Handlung passt und realistisch (= typisch für die Zeit) dargestellt wird. Aber wenn (

    ) auf jeder dritten Seite das Gemächt ausgepackt wird, nervt es mich. :mrgreen:

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    :study:
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  • Heute sollte ich das Schreiben wohl eher lassen. Ich meine natürlich NICHT. Die Cover passen einfach nicht zur Handlung und die abgebildeten Damen passen nicht zu den jeweiligen Hauptfiguren..



    Die Zinßmeister-Romane sind trotz meines Lobes schon Unterhaltungsliteratur. Aber die Figuren entwickeln sich und passen gut in die Zeit. Was mir besonders gut gefällt ist die ausführliche Recherche, die die Handlung glaubhaft und echt scheinen lässt. Die historischen und die fiktiven Figuren bilden eine gelungene Einheit. Und so ein wenig Sympathie für die Autorin spielt sicher auch eine Rolle bei meiner Buchauswahl.

  • ausführliche Recherche, die die Handlung glaubhaft und echt scheinen lässt.


    Das ist auch etwas, das mir sehr wichtig ist.

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    (Francis Bacon)
    :study:
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