Paul Maar - Sams im Glück

  • Da der Klappentext meiner Meinung nach ein bisschen viel verrät, gibt es ein paar eigene Worte zum Inhalt:
    Nach exakt 15 Jahren, 15 Tagen und 15 Minuten die das Sams bei Familie Taschenbier verbracht hat, müsste es eigentlich wieder zurück in die Samswelt, so lautet die Regel. Ansonsten wird etwas Furchtbares passieren. Das Sams möchte die Taschenbiers aber ganz und gar nicht verlassen und zunächst scheint auch nichts Ungewöhnliches zu geschehen. Nur Papa Taschenbier verhält sich zunehmend merkwürdig. Ob das eine verspätete Midlife crisis ist?


    Obwohl Paul Maar bereits nach dem vierten Buch ankündigte die Reihe nicht weiter fortzusetzen, durften sich Sams-Fans seitdem über drei weitere Bände freuen. Auch im siebten Band hält er, bis auf kleine Variationen (die ein Zeitsprung um 15 Jahre nötig macht) weitestgehend an altbewährtem Aufbau und Personenkreis fest. Im Mittelpunkt steht natürlich die rothaarige Rüsselnase, unterstützt von sämtlichen Mitgliedern der Familie Taschenbier und deren Freundes- und Bekanntenkreis. Passend zur überschaubaren Charakterzahl umfasst auch die Handlung wie gewohnt nur ein paar Tage, die es jedoch in sich haben. Das Buch ist in (kind- und vorlesegerechte) schöne kurze Kapitel unterteilt, gespickt mit einer Menge Gedichte und Illustrationen.


    Es gibt jedoch auch ein paar Neuerungen: Zum ersten Mal sind auch die Zeichnungen im Buch komplett farbig. Außerdem hat sich Paul Maar diese Geschichte nicht allein, sondern gemeinsam mit Ulrich Limmer (Produzent der Samsfilme) ausgedacht, der parallel ein Drehbuch für einen neuen Film ausgearbeitet hat. Auf die Auswirkungen dieser Kooperation auf die Geschichte komme ich noch zu sprechen.


    Erst einmal zu meinem Leseeindruck; nachdem ich vom letzten Buch enttäuscht war, habe ich mit gemischten Gefühlen angefangen zu lesen. Doch ich wurde belohnt - es ist genau die Fortsetzung, die ich mir als Kind immer erträumt habe :lechz: . Einige Jahrzehnte in die Zukunft schauen zu können, um zu sehen, was aus den liebgewonnenen Figuren wohl geworden ist (und zu überprüfen, ob die eigenen Ideen und Überlegungen „richtig“ waren).
    Die Geschichte hält wieder eine Reihe amüsanter Turbulenzen und lustiger Abenteuer bereit, bis zu diesem Punkt ist also alles wunderbar und ich kann es Paul Maar nicht übel nehmen, dass er sich ebenso schwer vom Sams trennen kann wie ich.
    Trotzdem trübt ein großes ABER die Wiedersehensfreude. Bereits beim letzten Band hat es mich enorm gestört, dass viele Samsregeln und Gesetzmäßigkeiten, die bisher das Geschehen bestimmt haben, einfach außer Acht gelassen wurden (siehe hier ). Auch dieses Mal habe ich das Gefühl, dass nicht die Handlung nach diesen Regeln verläuft, sondern krampfhaft bestehende Vorgaben auf Biegen und Brechen angepasst werden, nur damit die Handlung funktioniert. Es entsteht der Eindruck als habe der Autor nach der einfachsten Lösung gesucht, ohne dabei auf Glaubwürdigkeit und Authentizität zu achten. Selbst Änderungen, die erst im 6. Band vorgenommen wurden, werden einfach ignoriert, sodass der Anschluss an die übrige Reihe mehr und mehr verloren geht :( .
    Dazu trägt auch die Zusammenarbeit mit Limmer bei. Denn dadurch vermischen sich plötzlich die Mediengattungen, Eigenheiten der Filme tauchen plötzlich im Buch auf [-( . Wenn Filmemacher schon immer darum bitten, dass ihr Werk unabhängig von der Buchvorlage gesehen werden soll, dann muss das auch umgekehrt gelten.


    Fazit: Insgesamt bietet das neue Sams soliden Lesespaß. Schafft man es das Buch nicht unbedingt als Teil der Reihe zu sehen, sondern als Einzelabenteuer (sozusagen als Bonusmaterial), sodass die Anschlussfehler nicht so stark ins Gewicht fallen und die Geschichte keinem direkten Vergleich mit den ersten Samsbänden standhalten muss, ist die Freude sicherlich noch etwas ungetrübter. Von mir gibt es 3,5 blaue Wunschpunkte.

    "We're all stories in the end. Just make it a good one." - The Doctor


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