Original : "Parle-leur de batailles, de rois et d'éléphants!, Französisch, 2010
ZUM BUCH :Im Frühjahr 1506 flieht Michelangelo aus Rom, wo der kriegerische Papst Julius II zwar seine Dienste für ein Grabmal erwartet, doch mit dem Zahlen knauserig ist. In Florenz erreicht ihn die Einladung des Sultans Bayezid II. von Konstantinopel, ihm und der Stadt die ersehnt Brückenverbindung am Goldenen Horn zu entwerfen, ein Projekt, das dem zwanzig Jahre älteren Leonardo da Vinci entzogen worden war. So landet Michelangelo am 13.Mai 1506 in Konstantinopel und arbeitet einige Wochen lang in Windeseile am Entwurf. Er wird hineingeworfen in die orientalische Üppigkeit mit ihren Verlockungen...
BEMERKUNGEN:Ja, hier sind die Elemente zu einer schönen Geschichte, ja, fast einem „Märchen“, vereinigt (der französische Titel zitiert auch einen dementsprechenden Text Kiplings): ein Genie im Kontakt mit einer ganz anderen Welt, die orientalische, farbenreiche Pracht und Fülle, und natürlich eine Prise Liebe, ein erotisches Knistern.
Enard geht von einer wenig bekannten Episode aus dem Leben Michelangelos aus, die wir (und er) teils durch Briefe und gewisse Dokumente kennen, und füllt die Leerräume aus, insbesondere durch gefundene Skizzen, Rückschlüsse aus den späteren Werken des Meisters oder auch den Gedichten eines ihn begleitenden Übersetzers und Dichters.
Er entwickelt eine Story, in der sich sowohl jeder am Leben Michelangelos Interessierter als auch jeder Istanbulliebhaber wohl fühlen wird. So ganz nebenbei setzt es ein paar Seitenhiebe gegen die als intolerant empfundene Welt des Abendlandes mit dem gerade erfolgten Hinauswurf der Juden und Mauren aus Spanien oder den Praktiken am Hofe des Papstes. Da erscheint auf diesen Seiten auf erstem Blick die Welt Konstantinopels toleranter, üppiger, farbenfroher, gepflegter.
Unterbrochen werden die kurzen Abschnitte von nur ein bis drei, vier Seiten von einigen sehr poetischen Anreden einer Sängerin und Tänzerin an den vielleicht genialen, aber auch etwas prüden, zaghaften und ungepflegten Michelangelo, der von Gewissensbissen und Furcht geprägt ist. Hier werden noch anderweitig westliche und orientalische Charaktere gegenübergestellt. Bei skeptischem Lesen könnte man hier natürlich sich fragen, ob dies nicht etwas einseitig geschrieben ist, doch lassen wir uns die Freude nicht verderben und nehmen es als ein kurzweiliges Vergnügen!
Dieses Buch erhielt den PRIX GONCOURT DES LYCEENS 2010, die höchste, von Jugendlichen vergebene Auszeichnung eines fast immer qualitativ hochwertigen Buches.
ZUM AUTOR :Mathias Énard wurde am 11. Januar 1972 in Niort geboren und ist ein französischer Schriftsteller und Übersetzer. Nach dem Studium des Arabischen und des Persischen und langen Aufenthalten im Mittleren Osten lässt er sich im Jahre 2000 in Barcelona nieder. Er arbeitet an verschiedenen Kulturmagazinen mit und unterrichtet seit 2010 an der Universität Barcelona Arabisch. Zwischen 2005 und 06 hielt er sich als geladener Gast in der Villa Medicis auf. Er hat inzwischen mehrere Bücher geschrieben und zwei übersetzt. Das Buch „Zone“ wurde bereits auf Deutsch übersetzt und zeichnete sich 2008 dadurch aus, dass ein einziger Satz die 500 Seiten ausmacht:
http://www.amazon.de/Zone-Math…TF8&qid=1290354751&sr=8-1
Ich hoffe, dass man irgendwann hier auch eine deutsche Übersetzung des erst gerade in Frankreich erschienen Buches verlinken kann!
Détails sur le produit
Broché: 153 pages
Editeur : Leméac (15 août 2010)
Collection : ROMANS, NOUVELL
Langue : Français
ISBN-10: 2742793623
ISBN-13: 978-2742793624