Klappentext:
Irland, 1788: Edward ist auf der Flucht vor den Engländern. Unterschlupf findet er im Haus des Whiskeybrenners Hugh. An langen Kaminabenden erzählt dieser Edward die Abenteuer des großen Iren O'Carolan, der hin- und hergerissen war zwischen der stolzen Bridget und der geheimnisvollen Mary und dessen berühmte Harfe aus dem Feenreich stammen soll. Geschichte für Geschichte (und Whiskey für Whiskey) lernt Edward, was es heißt, ein echter Ire zu sein ...
Zum Inhalt:
Der Junge Edward Sutler aus Dublin fühlt sich als Held der Rebellion, da er einen englischen Offizier erschossen hat. Auf der Flucht vor den Rotröcken begegnet er Daniel, dem Enkel des alten Whiskeybrenners Hugh Connor. Diese Begegnung wird Edwards Leben verändern. Im Haus der Connors lauscht er den Geschichten Hughs über den Irlands größten Harfenspieler. Anfangs mit ein wenig Widerwillen, aber schnell nehmen die Erzählungen ihn und den Leser gefangen. Gar Wundersames erfährt er über Turlough O'Carolan, Tragisches und Lustiges, Bestürzendes und schier unglaubliche Dinge. Und als sich das Buch dem Ende neigt, hat Edward seine Sicht auf die Dinge bei unzähligen Bechern Whiskey überdacht.
Mein Eindruck:
Selten habe ich ein Buch gelesen, dass so viel Atmosphäre verströmt. An zwei Abenden erzählt das alte Schlitzohr Hugh die Geschichte des großen Harfners, die zum Teil seine eigene ist. Man möchte sich am liebsten auch einen Whiskey nehmen, ins Feuer blicken, sich zurücklehnen und auf die nächste Geschichte freuen. Caiseal Mór gelingt es, zwei Handlungen parallel zu erzählen, die beide unglaublich fesselnd sind. Ich will auch über den Inhalt gar nicht mehr erzählen - ich könnte es nie so gut, wie Mór. Und auch wenn es am Ende einen Todesfall gibt, hat dieses Buch ein Happy End, wie man es sich schöner nicht vorstellen kann.
Es war ein unglaubliches Vergnügen, dieses Buch zu lesen und ich kann nicht anders, als uneingeschränkte zu vergeben. "Der Barde der grünen Insel" hat mich in eine andere Welt entführt, mich zum Schmunzeln und Lachen gebracht, mich nachdenklich gemacht und mit dem Wunsch zurückgelassen, mehr Geschichten über das alte Irland aus der Feder von Caiseal Mór zu lesen.
Übrigens hat auch der Autor eine bemerkenswerte Biografie: als autistisches Kind von den Eltern vor der Außenwelt versteckt, brachte er sich später selbst Sprachen, Musik und vieles andere bei. Ausführlicher nachlesen könnt ihr das bei der Histo-Couch .
Schließen möche ich mit einem Zitat, dass den Geist und die Stimmung dieses Buches ganz gut wiedergibt:
Zitat"Es gibt noch eine andere Welt als diese", erklärte Hugh voller Überzeugung. "Sie liegt dicht neben unserer, vielleicht in dem Reich zwischen dieser Welt und der nächsten. Ich habe gehört, dass die Priester jenen Ort Fegefeuer nennen, aber ich glaube nicht, dass es ein Ort der Strafe ist. Es ist ein Land des Frohsinns, in dem der Whiskey in Strömen fließt, die Musik niemals abreißt und unsere verblichenen Freunde in ungestörter Wonne dei Abende durchtanzen."
Welch schöne Vorstellung