Kurzbeschreibung von Amazon.de:
Mysteriöse Gestalten huschen durch die Winternacht, Menschen verschwinden vom Angesicht der Erde und fremde Nebel suchen die Stadt der Schornsteine heim. Erneut muss das Waisenmädchen Emily, begleitet von ihrem Mentor, dem mürrischen Alchemisten Wittgenstein, in die geheimnisvolle Welt unterhalb Londons hinabsteigen und der Spur eines dunklen Rätsels folgen. Alle Zeichen deuten nach Prag, der düsteren Stadt mit dem Tor zur Hölle ... Doch bevor Emily ihre Geschichte beenden kann, trifft der gefallene Engel Lycidas eine schicksalhafte Entscheidung, glaubt Emilys Freundin Aurora, Tote zu sehen, und muss Emily selbst einen gefährlichen Weg gehen, um die zu retten, die sie liebt ...
Über den Autor (von www.phantastik-couch.de):
Christoph Marzi wurde am 7. Mai 1970 in Mayen geboren und wuchs in Obermendig nahe der Eifel auf. Er studierte Wirtschaftspädagogik in Mainz und arbeitet hauptberuflich als Gynasiallehrer an einem Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium in Saarbrücken. Christoph Marzi lebt heute mit seiner Frau Tamara und seinen drei Töchtern im Saarland.
Handlung:
Wieder kommen London und die uralte Metropole nicht zur Ruhe: Dieses Mal schleicht ein geheimnisvoller Nebel durch die Straßen der Stadt, dringt in die Menschen ein, die daraufhin verschwinden, apathisch oder gewalttätig werden. Die mittlerweile 18jährige Trickster Emily Laing und ihr Mentor Master Wittgenstein machen sich ein weiteres Mal auf, die uralte Metropole zu besuchen um dem ganzen auf den Grund zu gehen, denn eins der zu beklagenden Todesopfer ist Emilys Mutter Mia Manderley. Die Spur führt zur Familie Mushroom, die immer noch in der uralten Fehde mit dem Haus Manderley steckt. Sie kommen dahinter, dass der Nyx, der sich von der Bösartigkeit der Menschen ernährt, die beiden Häuser gegeneinander ausspielt um am Leben zu bleiben. Das Haus Manderley setzt ebenfalls eine grausame Macht ein um dagegenzuhalten: eine alles austrocknende Dürre. Es ist ein gefährliches Spiel, denn der Gegenspieler ist nicht nur der Nyx, sondern auch der Engel Gabriel und seine schreckliche Anhängerschaft, die Mala’ak ha-Mawet. Um das Ende Londons abwenden zu können, machen sich Emily, Wittgenstein und Micklewhites Nachfolger Tristan Marlowe auf nach Prag, während Aurora und Lilith auf der Suche nach Lucifer sind, der den Kampf gegen die böse Engelsschar aufnehmen soll…
Meine Meinung:
Wer die Reihe um die Uralte Metropole nicht kennt und die Inhaltszusammenfassung hier liest, wird sich wohl fragend am Kopf kratzen. Dies ist definitiv eine Serie, die mit dem ersten Band „Lycidas“ begonnen werden sollte. Zuviel an Wissen wird voraussgesetzt und zu viele Personen und Wesen mit ihren umfangreichen Vorgeschichten wurden bereits eingeführt.
Obwohl die Figuren älter geworden sind und zumindest Emily und Aurora sich weiterentwickelt haben, läuft es doch eigentlich in jedem Band immer nach dem gleichen Schema ab: In London geschehen seltsame Dinge und es droht Gefahr für Menschen, London und die uralte Metropole unter der Stadt. Und auch ein drittes Mal scheinen Wittgenstein und sein Gefolge die einzigen zu sein, die dem Bösen Einhalt bieten können.
Und trotzdem geht das Konzept wieder auf: Das Vorkommen so vieler mystischer Figuren aus Religion, Sagen und Fiktion, von Engeln, Werwölfen, Elfen bis hin zu sprechenden Tieren konnte mich abermals begeistern und fesseln, obwohl der Überraschungsmoment in „Lumen“ dieses Mal schon etwas geringer ist. Kam ich in „Lycidas“ aus dem Staunen nicht mehr heraus und überraschten in „Lilith“ die Vampire und das orientalische Flair, weiß man hier schon eher, was einen erwartet, da auch keine neuen Wesen mehr hinzukommen. Selbst die Monster wie die Nekir sind gleich geblieben. Ein weiterer Pluspunkt ist natürlich wieder das höchste atmosphärische London, in dem es auch noch meistens schneit und es jagt mir in Marzis Beschreibungen immer wieder aufs Neue wohlige Schauer über den Rücken und gibt mir ein angenehmes, heimeliges Gefühl. Auch der Abstecher nach Prag war im Gegensatz zu der eher enttäuschenden Paris-Reise im Vorgänger sehr stark und mystisch, wenn auch leider etwas kurz.
Auch der Ablauf der Geschichte bleibt beim Altbekannten: Es geht manchmal ziemlich wirr zur Sache und ein ums andere Mal musste ich schon überlegen, wer nun gerade bei wem ist und warum und was man nun zu tun versucht. Aber mal ganz ehrlich: So überaus wichtig ist jede Einzelheit auch wieder nicht, denn das Grundkonzept der Story verliert man nicht so leicht aus den Augen. Natürlich gibt es auch wieder die bekannten und inflationär genutzten Floskeln, die schon fast zum Markenzeichen geworden sind, wie z.B. „Fragen Sie nicht!“ oder „Es gibt keine Zufälle.“ Ich weiß, dass viele Leser genervt davon waren, für mich persönlich gehören sie einfach dazu. Gewöhnungsbedürftig ist für mich schon eher die Tatsache, dass die Geschichte in der Ich-Form aus der Sicht Wittgensteins geschrieben ist, aber ständig auch die Gefühle anderer Personen beschrieben werden wie bei einem allwissenden Erzähler.
Fazit: Auch wenn das Konzept mittlerweile leicht festgefahren wirkt, genauso und nicht anders muss Urban Fantasy sein: spannend, lebendig und mystisch. Wer die Vorgänger mochte, wird mit Sicherheit auch an „Lumen“ Gefallen finden.