3. Kapitel (ab Seite 126) ab 09.08.05

  • Dann eröffne ich mal diesen Thread :wink:


    Also, ich muss ehrlich zugeben, dass meine Begeisterung für den Steppenwolf zusammen schrumpft, irgendwie quäle ich mich nur noch durch die Seiten. Jetzt habe ich noch 100 Seiten vor mir, werde diese auch lesen, aber nicht mehr mit Genuss.


    Und wie geht es Euch?

  • servus heidi. halt durch es wird wieder besser *gg*


    ja zum letzten teil....ich finde es wird immer seltsamer. harry soll hermine nach ihrem letzten befehl töten. warum? ist sie genauso wie er? denkt sie genauso wie harry? nur das sie nicht wie H. in einer alten zeit hängen geblieben ist, sondern sich ihre lebensqual in der "neuzeit" abspielt? dann ist alles egal weil wir irgendwann alle an den punkt kommen an dem wir feststellen müssen, dass die welt zu schnell für uns geworden ist? wir den nachluss verloren haben?


    das wir heute mit computern umgehen können und mit 50 nicht mehr umschalten können, dass die leute mittlerweile implantate hinter den augen haben und den bildschirm somit immer dabei? und das wir uns dann entscheiden müssen, ob wir es trotzdem mitmachen oder ob wir in einem stumpfsinn verfallen und uns nur noch mit den alten uns bekannten dingen beschäftigen?


    denn so habe ich das buch bis zu der stelle verstanden. oder was meint ihr?


    nun fangen sie auch noch an drogen zu nehmen und richtig skuril wird es nach dem ball. obwohl der ball selbst....wieder genial beschrieben. man fühlt sich wie mittendrin.


    ich habe das buch schon durch und bin wirklich wirklich gespannt was ihr zum ende sagt. werd jetzt noch nicht so weit vorgreifen, aber über das ende möchte ich dann wirklich sprechen.

  • Hallo allerseits!


    Ich lese den Steppenwolf unter einem ganz besonderen Aspekt. Ich hatte ihn schon vor vielen, vielen Jahren :roll: (waehrend meiner Schulzeit) gelesen, und wollte jetzt, ca. 17 Jahre spaeter wissen, welchen Eindruck er jetzt auf mich hat.


    Ich kann nur sagen, dass er an Faszination nichts eingebuesst hat. Allerdings lese ich ihn heute viel intensiver, mir fallen Stellen auf, die ich sicher damals nicht so bewusst wahrgenommen habe. Allerdings konnte ich mich damals mit H.H. besser identifizieren, als ich es heute tue. Damals verstand ich sein Hin- und Hergerissensein, seine Deprimiertheit, seine Planlosigkeit besser. Jetzt sehe ich darin vor allem Selbstmitleid, und ich verabscheue Selbstmitleid - bei mir, und bei anderen. Ich denke mir immer nur, Mensch Harry, nimm dein Leben in die Hand, vergeude doch diese schoene Zeit nicht so, du bist gesund, du bist intelligent, dir fehlt es ansich an nichts, probier was aus, LEBE!!


    Das sind so meine Eindruecke vom Buch.


    Liebe Gruesse

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • So, ich bin fertig ;-)


    Ein Absatz, als die Rede war von der Ewigkeit und dem Heimweh, den konnte ich wieder sehr gut nachvollziehen. Ansonsten hatte ich so meine Schwierigkeiten mit dem Schluss; eigentlich seitdem Hermine ins Spiel kommt. Hermine ist ja das Spiegelbild von Harry Haller, sie heißt ja auch „Hermann“. Ich weiß nicht, warum Harry unbedingt das oberflächliche Leben zu leben lernen musste; das geht mir nicht wirklich in den Sinn.


    Die Szene im magischen Theater als er mit Gustav die Autos abschießt, fand ich schon sehr makaber. Klar, 1927 ist die Industrialisierung so voll im Gange, der Kampf zwischen Maschine und Mensch beginnt. Bis zum heutigen Tag sind viele gegen diesen Fortschritt. Aber dennoch …


    Tja, und dann der Schluss.
    Der Steppenwolf ersticht Hermine als diese mit Pablo beieinander liegt; und das magische Theater hebt den Mord auf, da er seine Lektion nicht gelernt hat. Der Steppenwolf vergisst den Humor, und vielleicht war die Bitte von Hermine, sie zu töten, auch nur scherzhaft gemeint: Vielleicht hat unser Steppenwolf das ganze Spiel wieder zu ernst genommen, wörtlich genommen, und ist nicht auf die Idee gekommen, das es letztendlich ein Scherz oder eine Art von Humor war.


    :-k:-k:-k:scratch:

  • ja wirklich seltsam der schluss gelle?


    im theater selbst fand ich die szene mit der dressur des wolfes und des menschen gut. die vertauschten rollen. auch die vielen rollen im schachspiel.


    am ende sehe ich das buch ähnlich wie rosalitha. immer weiter gehen, nicht stehen bleiben, wenn es mit der einen persönlichkeit nimmer klappt, dann egal...nimm einfach eine der vielen anderen in dir und mach weiter.


    aber warum er hermine erstochen hat und warum sie überhaupt getötet werden wollte, hab ich nicht verstanden. @heidi...du hast geschrieben, dass sie das spiegelbild von hermann war. hm so hab ich das noch gar nicht gesehen. also doch nicht real? immerhin ist sie ja am schluss in einer jackentasche verschwunden. dann musste er sie töten um ihr (also spiegelbild "sein") zweites leben zu leben? hermine war einfach eine der vielen persönlichkeiten in ihm und er hat sie sich doch nur eingebildet?

  • Zitat

    Original von Xirlan


    aber warum er hermine erstochen hat und warum sie überhaupt getötet werden wollte, hab ich nicht verstanden. @heidi...du hast geschrieben, dass sie das spiegelbild von hermann war. hm so hab ich das noch gar nicht gesehen. also doch nicht real? immerhin ist sie ja am schluss in einer jackentasche verschwunden. dann musste er sie töten um ihr (also spiegelbild "sein") zweites leben zu leben? hermine war einfach eine der vielen persönlichkeiten in ihm und er hat sie sich doch nur eingebildet?


    Guter Gedanke, ich hatte meinen mit dem Spiegelbild noch gar nicht zuende gedacht, das hast du nun getan, gefällt mir :wink:


    Aber was ich mich wirklich frage ist nun: Wie geht es denn jetzt unserem Steppenwolf? Hat die ganze Show ihn weitergebracht, ist er ein anderer geworden. Kann er jetzt sein Leben leben? :-k ... ein paar Spielfiguren, etwas Humor, viele neue Eindrücke ](*,)


    Ich bleib hier hängen, wirklich ...


    Rosalita, ich glaube nicht, dass das so einfach ist (so nach dem Motto, los mach weiter). Der Steppenwolf hat zu arge Probleme.

  • So, ich gehe jetzt auch dem Ende zu, bin gerade bei den Unsterblichen.


    Die gerade gelesene Passage fand ich recht gut. Es geht darum, dass H.H. (und auch Hermine) scheinbar in der falschen Zeit leben und auch darum, wer die Welt regiert, wer das Sagen hat. (*Immer ist es so gewesen und wird immer so sein, dass die Zeit und die Welt, das Geld und die Macht den Kleinen und Flachen gehoert, und den anderen, den eigentlichen Menschen gehoert nichts. Nichts als der Tod*).


    Und dann denk ich mir, wer bitte bestimmt denn, wer oder was `Ruhm` erlangt? Wer bestimmt denn, dass Mozart `mehr wert` ist als eine Nummer der Stones? Warum erstarrt jeder vor einem Werk von Goethe und macht sich ueber Paulo Coelho lustig? Ist es die Ehrfurcht vor der Vergangenheit? Wird man Coelho, ist er einmal verstorben, in hundert Jahren ebenso verehren wie Goethe? Leben wir nicht alle irgendwie in der falschen Zeit?.... :scratch:


    Gedanken ueber Gedanken.... :scratch::scratch:


    Ansonsten wundere ich mich eigentlich auch darueber, warum Harry unbedingt die Lebewelt kennen lernen muss. Er ist dafuer nicht geschaffen, und das spuert er ja auch! Man muss sich ja nicht zwanghaft irgendeiner Lebensweise anpassen, nur weil es grade `in` ist? Aber das laesst ja auch wieder auf seinen labilen Charakter schliessen, dass er sich halt viel einreden laesst.


    So, jetzt mache ich mich noch ueber die letzten 30 Seiten her, bin, glaub ich, eh die Letzte, die fertig wird (aber zu meiner Verteidigung, ich habe eine etwas turbulente Woche hinter mir)


    Liebe Gruesse!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Ich habe das Buch gelesen, auch alle Gedichte und Vor-und Nachworte von Hesse und auch von anderen.


    Fast bin ich versucht, Faust zu zitieren, aber ein wenig glaube ich schon verstanden zu haben.


    Erstmal hat sich meine Vermutung bezüglich der Initialen und den Hinweis auf Identifikation Hesses mit Harry Haller bestätigt. Hesse schrieb die im Anhang stehenden Gedichte, die die Handlung des Steppenwolfs vorwegnehmen kurz vor seinem 50.Geburtstag. Dieser Fünfziger muss ihm einen heillosen Schrecken eingejagt und ihn veranlasst haben, sein Leben äußerst kritisch und pessimistisch zu betrachten. Das Ausgeliefertsein des Menschen dem Tod gegenüber, die Beschwernisse des sich abzeichnenden Alters, das Gefühl, so vieles versäumt zu haben und nichts mehr daran ändern zu können, das muss schon deprimieren. Das ist eine Art von No-future-Denken. Da kokettiert man doch lieber gleich mit Selbsrmord, um wenigstens das Sterben kontrollieren zu können.


    Ich spinne mir da etwas zusammen, aber auch ich muss diesen Roman irgendwie "aufarbeiten", weil er schon viel Stoff zum Grübeln gibt.


    Ja, Hermine ist wohl ein Gegenpol zu Harry, aber sein Spiegelbild? :scratch: In einem Nachwort wird das auch so interpretiert, aber so ganz kann ich mich trotzdem nicht mit dieser These anfreunden. Ich hatte immer eher das Gefühl, Hermine sei das weibliche Pendant zu Harrys Jugendfreund Hermann, den er sehr verehrt (geliebt?) hatte. Und als auf dem Maskenball Hermine in Männerverkleidung auftritt, ist Harry erstmals fähig, sich in sie zu verlieben. Und bevor es dazu kommt, dass er mit ihr schläft, ersticht er sie. Das erinnert doch ein wenig an verdrängte homosexuelle Tendenzen.


    Eines weiß ich: Hesse ist der Steppenwolf, und es ist ein zutiefst ehrliches und mutiges Bekenntnis.

  • Zitat

    Original von Rosalita


    Ansonsten wundere ich mich eigentlich auch darueber, warum Harry unbedingt die Lebewelt kennen lernen muss. Er ist dafuer nicht geschaffen, und das spuert er ja auch! Man muss sich ja nicht zwanghaft irgendeiner Lebensweise anpassen, nur weil es grade `in` ist? Aber das laesst ja auch wieder auf seinen labilen Charakter schliessen, dass er sich halt viel einreden laesst.


    Genau das meine ich doch :idea:


    Ich begreife die Versuche nicht, den Steppenwolf in diese oberflächliche Welt hinein zu quetschen. Anpassung, das ist doch genau, was er nicht möchte. Er ist vom Typ einer, der gegen den Strom schwimmt, und das ist grundsätzlich der schwierigste und einsamste Weg, aber wenn man Glück hat, findet man einen Mitbestreiter :wink:
    Der Steppenwolf sieht, wie so viele Menschen heute und wohl zu jeder Zeit, dass der Mensch machtgeil und immer versucht, den Weg ohne Widerstand zu gehen. Alle Beispiele im Buch kann man heute wieder finden, vor allem in der Politik.


    Meine Meinung:
    Eine Welt ohne Steppenwölfe, ist für mich eine Welt, in der ich nicht leben möchte; denn es sind die Querdenker, die manchmal für Veränderung sorgen, und nicht die Mitdenker :wink:

  • Zitat

    Original von Heidi Hof


    dass der Mensch machtgeil und immer versucht, den Weg ohne Widerstand zu gehen. Alle Beispiele im Buch kann man heute wieder finden, vor allem in der Politik.


    Meine Meinung:
    Eine Welt ohne Steppenwölfe, ist für mich eine Welt, in der ich nicht leben möchte; denn es sind die Querdenker, die manchmal für Veränderung sorgen, und nicht die Mitdenker :wink:


    Genau so ist es. Allerdings koennten wir auch, wenn schon nicht Querdenker, ein bisschen mehr Mitdenker brauchen!! :lol:


    Aber man braucht halt sehr sehr viel Selbstbewusstsein, um gegen den `Mainstream` zu gehen. Sich mit weniger zufriedenzugeben, nicht auf die oberste Chefetage kraxeln zu wollen, sich nicht dem Modediktat zu unterwerfen. Das war wohl frueher genauso wie heute. Und gerade Maenner so um die 50 oder auch Jugendliche sind da wohl besonders anfaellig, das Gefuehl, etwas versaeumt zu haben bzw. etwas zu versaeumen. Die Begruendung von Lancelot hat mir sehr gut gefallen und es klingt auch sehr authentisch, da koennte Hesse wohl wirklich autobiografische Eindruecke eingebracht haben.


    Liebe Gruesse!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • So, jetzt bin ich auch durch.... naja, und das Ende, das hat es ja in sich.


    Ich sehe Harry Haller im Delirium. Durch die Drogen, die er von Pablo kriegt aufgepuscht, durchlebt er nochmals sein Leben und holt alles auf, was er verabsaeumt hat, weil es ihm damals nicht so wichtig war oder vielmehr, weil er es damals einfach verdraengt hat. Sein Freund Gustav taucht auf, viele Maedels aus seiner Jugendzeit tauchen auf.


    Das `Autoabschiessen` sehe ich auch als Kampf gegen die Industrialisierung. Damals sah man wohl in dieser Selbstaendigkeit und Mobilitaet, der rasante Fortschritt, der auf einmal da war eine grosse Gefahr dass es nie mehr so sein wird wie es war.


    Mit der Rolle der Hermine habe ich auch so meine Probleme. Sie hat wohl was mit dem Freund Hermann zu tun, und Lancelots These von der Homosexualitaet scheint mir plausibel. Warum H.H. aber Hermine toeten muss, dass check ich nicht so ganz. Da muss ich passen.


    Irgendwie scheitert ja sein Besuch im `Magischen Theater` daran, weil ihm der Humor fehlt, deshalb wird er auch nie zu den `Unsterblichen` gehoeren.


    Ueberhaupt tauchen doch noch viele Ungereimtheiten fuer mich auf, ich muss meine Gedanken erst ordnen und werde mich bei Gelegenheit wieder hier melden.


    Liebe Gruesse!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Mario

    Hat den Titel des Themas von „2. Kapitel (ab Seite 126) ab 09.08.05“ zu „3. Kapitel (ab Seite 126) ab 09.08.05“ geändert.