1. Kapitel vom 01.08 - 04.08.05

  • Hallo ihr Lieben


    Ich werde Morgen mit dem Buch beginnen.
    Bei mir ist noch ein Vorwort vom Herausgeber vorweg, und bei Euch?


    Wir werden bestimmt alle unterschiedliche Ausgaben haben, ich habe so eine Komplett-Sammlung von Hesse im Schuber.


    1. Kapitel: Harry Hallers Aufzeichnungen
    die Hälfte vom 2. Kapitel: Tractat vom Steppenwolf
    und der Rest


    Das ist die Einteilung, hat jemand noch Fragen dazu?


    Bis bald :bounce::bounce::bounce:

  • Hallo Heidi!
    Ja wegen der Aufteilung hatte ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht. Ich habe eine uralt-Ausgabe, schon etwas vergilbt, das war auch so ein Sammelschuber mit 3 Büchern, das ganze geerbt von der Oma. Im Buch sind dann noch Demian und Peter Camenzind.


    Das Vorwort des Herausgebers habe ich auch dabei, der gesamte Steppenwolf hat bei mir 202 Seiten.


    Ich werde heute schon mal reinlesen.


    Liebe Grüße!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Hallo
    mein Steppenwolf hat 233 Seiten, ist grau, aus dem Schuber von 1980 und habe auch leider keine Gedichte drin, bis auf eins. :( Leider ist Seite 125 mitten im Satz, glaube aber nicht das das so schlimm ist. Werde gleich mal anfangen :)

  • Nun war ich doch neugierig und habe das Vorwort gelesen.
    Mensch!, steckt da viel drin!
    Was Hesse da über die Menschheit, den Ehrgeiz, die Eitelkeit schreibt, oder über das Denken:

    Zitat

    „Ja, und wer denkt, wer das Denken zur Hauptsache macht, der kann es darin zwar weit bringen, aber er hat doch eben den Boden mit dem Wasser vertauscht, und einmal wird er ersaufen.“


    Ich denke, mein Mann und ich sind kleine Steppenwölfe oder Verrückte (so nenne ich es oft).
    Und Ihr?
    Gehört ihr auch zur Spezi „kleine Steppenwölfe“?

  • Liebe Leserunde!


    Ja, der von Heidi zitierte Satz ist wirklich sehr gut. Ich habe so einen extremen "kleinen" Steppenwolf zuhause, mein 9-jähriger Sohn. Er ist ein extremer "Hirnmensch", er hinterfragt einfach alles, muss in allem einen Sinn sehen, er glaubt, es müsse für alles eine Erklärung geben. Damit macht er sich selber - und oft auch seiner Umgebung - das Leben schwer, aber es ist immer sehr aufschlussreich und auch lustig, mit ihm zu diskutieren, philosophieren usw.


    Er sagt auch oft "ich kann so oft etwas nicht zu Ende denken".


    Ansonsten erfreue ich mich wieder an Hesses wunderbarem Erzählstil. Alleine die Beschreibung des Harry Haller im Vorwort ist ein Wahnsinn. - Einerseits komischer Kauz, andererseits doch unheimlich interessante Person, die seine Umgebung nicht kalt lässt. Das große Augenmerk, dass auf Kleidung und Aussehen damals gelegt wurde.... um daraus dann auf den Charakter zu schließen.


    Ich hoffe, wir treffen einander morgen im Chat und können ausgiebig über den ersten Teil diskutieren!!


    Liebe Grüße

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Hallo gleich nochmals!


    Gleich zu Beginn der Aufzeichnungen sagt Harry Haller "ob es nicht an der Zeit sei, dem Beispiele Adalbert Stifters zu folgen und beim Rasieren zu verunglücken"....


    Das ist ja wirklich sehr elegant ausgedrückt, Adalbert Stifter hat sich, schon schwerkrank, mit einem Rasiermesser die Pulsadern aufgeschnitten .....


    edit: und das hier ist eine Aurakarie: http://www.doll-marl.de/araucaria.htm, habe ich bisher noch nie gehört.

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Zitat

    Die Araukarie hat sehr spitze, harte Nadeln, die ringsum den Zweig geordnet sind.


    Das passt ja haargenau :idea:
    Ist das Bürgerliche >sehr spitz und hart< und >sehr geordnet<???


    Ein klein wenig stoße ich mich auch an den Ausdruck:


    Halbundhalbgott sowie Halbundhalbmensch :scratch:


    Ich kann mir zwar schon vorstellen, was Hesse damit meint, aber wie sehr Ihr das?

  • Zitat

    Original von Heidi Hof



    Das passt ja haargenau :idea:


    genial, Heidi! Auf diese Querverbindung wäre ich in hundert Jahren nicht gekommen. Hab mir nur aus Neugierde das Bild dieser Pflanze gesucht, weil ich davon noch nie was gehört habe. Aber wenn ich jetzt so nachlese, schreibt er ... stattliche Aurakie, ein gesunder, strammer Kinderbaum von größter Vollkommenheit, und noch die letzte Nadel am letzten Zweig strahlt von frischester Abgewaschenheit."
    das passt wirklich zusammen!!




    Halbundhalbgott sowie Halbundhalbmensch :scratch: [/quote]


    also da muss ich leider passen. Bei den Halbundhalbtagen, das war mir ja verständlich. Der "Halbundhalbmensch" ist möglicherweise so ein hin-und hergerissener wie H.H. aber beim Halbundhalbgott habe ich leider überhaupt keine Idee - kopfzerbrech :scratch:


    Er nennt ihn ja zuerst "Zufriedenheitshalbundhalbgott" - in Zusammenhang damit, dass - so lange nichts Gröberes passiert (Krieg, Diktatur, Wirtschaftsskandal) man ja eh schon höchst zufrieden sein muss. ... Aber so richtig komme ich nicht drauf.


    Was meint ihr?


    Lg
    [/quote]

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Liebe Rosalita


    Das mit der Natur ist mir spontan eingefallen, als ich es mit Fontane in Effi Briest verglichen habe. Falls wir das mal lesen, musst du unbedingt die Natur zum Geschehen sehen. (ich habe darüber ein Referat geschrieben, kann ich dann auch einstellen). Vor einem Krach brauste vorher immer ein Sturm oder ein Gewitter, die Heimatverbundenheit und die Platanen (haben sehr starke Wurzel), der Frühling bringt eine neue Liebe und, und, und. Einfach genial! Man muss nur die Natur lesen, und hat die Handlung mitgelesen.


    So, werde Morgen das noch einmal das mit den Halbundhalb lesen, und weitere Dinge vorstellen und besprechen :D

  • Ich rede von der Nulllinie, und Hesse nennt es: … erträgliche geduckte Tage“


    (Aufgrund meiner Krankheiten erlebe ich sehr viele Tage dieser Nulllinie. Es geschieht eigentlich nix, oft werde ich dadurch sehr unzufrieden. Des Weiteren kann ich mir meine Zeit, ähnlich wie der Steppenwolf, selber einteilen. Denn es gibt ja nichts, was mich ordnet. Aus diesem Grund stehe ich auf, wenn ich aufwache, bügle, wenn ich Lust dazu verspüre [Letztens um 1 Uhr nachts], gehe Gassi, wenn es vom Wetter passt. Ich kann diese fiktive Person sehr gut nachvollziehen.)


    Diese „erträgliche geduckte Tage“, ist eigentlich das Leitmotiv im Zauberberg.
    Hans Castrop ist 7 Jahre dort oben, doch an der tatsächlichen Zeit gemessen nur kurze Zeit, vielleicht ein Jahr, ein Monat oder ein Tag. Wenn die Zeit nur plätschert, und sich nichts bewegt … Mal schauen ob Hesse noch öfter über die Zeit schreibt.



    Dieses Halbundhalb:


    Ich vermute jetzt einmal (ganz vorsichtig!), das hier die These von Nietzsche aufgegriffen wird.


    Nietzsche redet vom „Übermenschen“, der absolute Mensch oder Ganzmensch, der perfekte Mensch. Der Steppenwolf spürt in sich, die zwei Seelen, er ist überhaupt sehr gespalten. Er hasst z. B. das Bürgerliche, und dennoch braucht er es. Er ist ein Halbundhalbmensch, wie wir alle. (Bei mir auf Seite 14 oben schreibt Hesse auch: > „Schau solche Affen sind wir! Schau, so ist der Mensch!“ und alle Berühmtheit, alle Gescheitheit, alle Errungenschaften des Geistes, alle Anläufe zu Erhabenheit, Größe und Dauer im Menschlichen fielen zusammen und waren ein Affenspiel! <)


    Ferner schreibt Nietzsche in Zarathustra „Gott ist tot“, denn die kath. Kirche betet eigentlich einen Götzen an, der mit Gott nicht mehr viel zu tun hat. Der Gott in Zarathustra ist der Gott von dem Jesus sprach, ein quasi „Übergott“, hinter Gott steckt alles, weil alles göttlich ist. Der kath. Gott ist also nur ein Halbundhalbgott.


    Zufriedenheitshalbundhalbgott; Zufriedenheit
    Da wären wir wieder bei meiner „Nulllinie“, dort kann man nicht zufrieden sein. Man braucht die Höhen und Tiefen um das Leben zu spüren, leiden zu können sowie das Glück zu fühlen.


    So sind wir und (kath.) Gott Zwillinge, und keiner von beiden ist zufrieden.


    Puh, stark abstrakt :shock: , ich hoffe, Ihr könnt damit was anfangen :wink:


    Nun werde ich mal das Magische Theater lesen :study:

  • Hallo allerseits, liebe Heidi!


    Erstens: Wir müssen unbedingt bald Nietzsche lesen!! An der Erklärung ist auf alle Fälle was dran. Und die These mit der Zufriedenheit kann ich nur unterschreiben. Es ist alles relativ, jedes Unglück und jedes Glück.


    Zweitens: Deine Ausführungen kann ich gut nachvollziehen, ich kann auch das Leben des Steppenwolfs gut nachvollziehen, mir gut vorstellen, auch wenn mein Leben eigentlich zeimlich anders abläuft (3 Kinder, Job - wenn auch nur Teilzeit, Haus und Garten halten mich ziemlich auf Trab, dann noch viele Interessen und Hobbies, da bleibt leider oft keine Zeit zum Verschnaufen). Den Begirff "Nulllinie" finde ich sehr passend.


    Ich möchte auch noch eine Stelle aufgreifen, die mich beschäftigt hat. Es geht um die Musik des Jazz, die H.H. ja eigentlich ablehnt, sich aber trotzdem hingezogen fühlt. Hier gebraucht er wieder diese Halbe-Halbe These, hier allerdings vertragen und ergänzen sich die beiden Hälften die eine Hälfte dieser Musik, die lyrische, war schmalzig, überzuckert und troff von Sentimentalität, die andre Hälfte war wild, launisch und kraftvoll, und doch gingen beide Hälften naiv und friedlich zusammen und gaben ein Ganzes.


    Und in Anbetracht dessen, dass dieses Buch 1927 geschrieben wurde, sah er wohl schon den großen Einfluss, den Amerika auf Europa haben wird, den Niedergang der Kultur, der "echten" Musik mit sich ziehend.
    (bei mir auf Seite 38 ) War es schon auf dem Weg dazu? Waren wir alten Kenner und Verehrer des einstigen Europa, der einstigen echten Musik, der ehemaligen echten Dichtung, waren wir bloß eine kleine dumme Minorität von komplizierten Neurotikern, die morgen vergessen und verlacht würde?"


    Ja, und wo sind wir gelandet? Es kam ja nicht nur Gutes von Amerika.


    Da würde mich wirklich interessieren und da muss ich ein bisschen recherchieren, wie Hesse diese Entwicklung verfolgte. Er ist 1962 gestorben, d.h. er hat ja doch einiges an "Amerikanisierung" noch mitbekommen.


    Liebe Grüße!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


    *Life is what happens to you while you are busy making other plans* (Henry Miller)

  • Ich habe heute mein Buch erhalten und sofort zu lesen begonnen.


    Das Vorwort hat mich sofort gefesselt, die Sprache ist traumhaft schön. Und einige der Wendungen sollte man sich aufschreiben, um sie nicht zu vergessen.


    Meine Güte, was für ein eigenartiger, zerrissener, geplagter und einsamer Mensch. Trotzdem - oder deshalb? - finde ich ihn sehr interessant und er berührt mich irgendwie.


    Warum aber der Vergleich mit dem Wolf? Hatte sích zu Zeiten der Entstehung des Buches noch nicht herumgesprochen, dass ein Wolf weder wild-blutrünstig ist noch ein Einzelgänger? Wölfe gehören zu den sozialsten Tiere überhaupt.

  • Also ich habe euch nicht vergessen, hatte nur wenig Zeit zu lesen, die Woche. Will es aber nachholen. Puh, was ein Stress.
    Chat natürlich auch verpasst :cry:
    Ich bin noch dran.....

  • Zitat

    Original von Lancelot


    Warum aber der Vergleich mit dem Wolf? Hatte sích zu Zeiten der Entstehung des Buches noch nicht herumgesprochen, dass ein Wolf weder wild-blutrünstig ist noch ein Einzelgänger? Wölfe gehören zu den sozialsten Tiere überhaupt.


    naja, vielleicht gerade deshalb.
    Der Wolf als soziales Tier, H.H. ist auch nach außen hin "angepasst", sagt ja auch, dass er Freunde hat, dass er mit Leuten in Kontakt ist.... aber in der Steppe gibts nicht viel, da herrscht Einsamkeit.


    ..... der Versuch einer Interpretation...... :roll::roll:


    tarantabalu:
    Stress ist für dieses Buch aber gar nicht gut!


    @all: ich habe gestern noch den ersten Teil des Tractates gelesen, und mir hat diese Textstelle besonders gefallen: "es ging ihm, wie es allen ergeht: was er, aus einem innersten Trieb sienes Wesens, auf hartnäckigste suchte und anstrebte, das war ihm zuteil, aber mehr als für Menschen gut ist. Es wurde anfänglich sein Traum und Glück, dann sein bittres Schicksal. Der Machtmensch geht an der Macht zugrunde, der Geldmensch am Geld, der Unterwürfige am Dienen, der Lustsucher an der Lust...."


    Ich finde, da ist was dran. "Der Weg ist das Ziel"


    LIebe Grüße!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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  • Ich glaube doch eher, dass Hesse noch nichts von der modernen Verhaltensforschung gehört hatte, bzw die damals noch nicht so weit verbreitet war.


    Er gebraucht ja auch ungeniert das Wort "Neger" und verwendet diesen Ausdruck auch im Zusammenhang und als Synonym für "primitiv".


    Andere Zeit, andere Vergleiche :roll:



    :idea:
    H.H.= Harry Haller
    H.H.= Hermann Hesse
    Schlussfolgerung: Harry Haller = Hermann Hesse


    Was sagen die Expertinnen dazu?

  • Hallo Lancelot


    (Wir haben dich schon vermisst ;-) )


    Zum Wolf:


    Im Großen und Ganzen hast du recht mit deiner Aussage, doch es gibt eine Ausnahme.
    Im Wolfsrudel regiert das Alpha-Weibchen, und der Alpha-Rüde ist ein Repräsentant, wie unser Bundespräsident. Ab und zu gibt es Rüden, die sich diesem Weibchen nicht unterordnen können, und diese werden aus dem Rudel verbannt. Sie streunen dann umher, und sind >Steppenwölfe<. Entweder können sie sich in einem anderen Rudel, dem Alphaweibchen unterwerfen, oder sie bleiben für ewig Einzelgänger.



    Mit deiner H. H. These hast du vollkommen recht, das habe ich schon irgendwo gelesen :wink:

  • @ Heidi, dass ist aber eine schöne Erklärung, wo hast du die denn her? Die passt ja wieder haarscharf.
    Gibt es den Ausdruck "Steppenwolf" wirklich im Tierreich ? Das habe ich ja gar nicht gewusst. Ich dachte mir dass ist eine "Erfindung" von Hesse und dann von einer amerikanischen Popband geklaut. :lol:


    Allerdings müssen wir wirklich bedenken, so wie Lancelot meint, dass es wohl 1927 wohl noch nicht wirklich viele Erkenntnisse in der Verhaltensforschung gegeben hat.


    zu H.H.: ja, Lancelot da liegst du vollkommen richtig. Und noch was deutet darauf hin: Harry Haller ist im Buch fünzig Jahre alt, H.Hesse wurde 1877 geboren, war also 1927, als das Buch erschien, ebenfalls 50....


    Liebe Grüße!!

    Herzliche Grüße
    Rosalita


    :study:
    Wenn das Schlachten vorbei ist - T.C. Boyle


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