Stanislaw Lem - Der Unbesiegbare / Niezwyciezony

  • Erster Satz
    Der „Unbesiegbare“, ein Raumkreuzer der schweren Klasse,
    das grösste Schiff, über das die Flottenbasis im Sternbild der Leier
    verfügte, durchflog mit Photonenantrieb den äußersten Quadranten der
    Sterngruppe.


    Inhalt


    Ein Raumschiff wird ausgesandt, um nach dem Verbleib seines
    Schwesterschiffes zu fahnden, der „Kondor“. Man findet es relativ rasch
    .. allerdings wirft sein Zustand mehr Fragen auf, als er beantwortet.
    Die „Kondor“ steht völlig unbeschädigt auf dem Planeten herum. Die
    Besatzung ist tot … die meisten sind verhungert, obwohl ausreichend
    Lebensmittel an Bord sind. An einigen Stellen im Schiff wurde sinnlose,
    unbegreifliche Gewalt angewendet … waren da Wahnsinnige am Werk? …
    Angebissene Seifenstücke …? Man vermutet, dass irgendeine äussere
    Einwirkung nicht nur die Erinnerungen, sondern auch die
    Persönlichkeitsstruktur der Leute ausgelöscht hat … so dass nur ihre
    niederen Triebe übriggeblieben sind.


    Ebenfalls sehr merkwürdig ist, dass es an Land zwar Spuren einer
    hochentwickelten Zivilisation, aber keinerlei Leben gibt, im Wasser
    jedoch sehr wohl … dieses Rätsel klärt sich, als man winzige
    Metallmaschinchen findet, die sich bei Bedrohung zu grösseren Aggregaten
    zusammenschliessen können. Die Hirnströme der Menschen locken sie an …
    und mit strudelnden Magnet-Wirbeln entfernen sie alle Gedächtnisinhalte
    aus dem menschlichen Gehirn. Offenbar stammen diese Wolken von einer
    untergegangenen Hochkultur ab, deren Kampfmaschinen sich im Lauf einer
    Jahrmillionen währenden toten Evolution zur effektivsten aller tödlichen
    Waffen entwickelten … und alles Landleben vernichtet haben.


    Auf der Suche nach einigen verlorengegangenen Besatzungsmitgliedern


    Fazit


    Sehr stimmungsvoller Roman, dessen Schilderungen jener fremden Welt
    sich tief einbrennen … die Atmosphäre eines Planeten, der dem Adjektiv
    „menschenfeindlich“ eine ganz neue Bedeutung verleiht, ist einfach
    atemberaubend. Ganz im Gegensatz sind die Menschen völlig hilflos der
    fremden Macht gegenüber, bleiben auf ihre Reaktionen beschränkt. Es ist
    ein Gedankenmodell … schon im Einleitungssatz weist Lem darauf hin … das
    Sternbild der Leier existiert ja nur in unserer Einbildung, in
    Wirklichkeit sind die betreffenden Sterne irre weit voneinander
    entfernt. Die Personen – durchweg Männer – sind reduziert auf ihre
    Funktionen … und genau deshalb wirken sie angesichts des Mysteriums
    immer kleiner und zerbrechlicher.


    Während die „Fliegen“ der Gipfel technischer Evolution sind, hantieren
    die Menschen mit Sternkarten, Lochbändern und dergleichen Retro-Kram
    herum, als wäre ihr Raumkreuzer sowas wie Hightech-Steampunk … aber
    nein, der Roman ist von 1964 und atmet den Geist der Zeit. Der
    Geschichte tut das keinen Abbruch (und hat Anfang der 60er sonst noch
    jemand über Schwarmintelligenz nachgedacht …?).


    Die im Antimaterie-Einsatz mündende Schlacht des Zyklopen wiederum ist …
    wow. Vergesst Military-SF. Und der wahre Unbesiegbare ist am Ende

    .


    Gesamteindruck

    Wenn sich am Ende eines Buches der Leser ernsthaft fragt, ob es
    tatsächlich Grenzen des moralischem Handelns gibt … angesichts einer
    komplett amoralischen Umwelt … dann ist das grosses Kino. Eine Übung in
    Demut. Wer den „Unbesiegbaren“ nicht gelesen hat, sollte nicht über SF
    reden dürfen.

  • Eine sehr gelungene Rezension zu einem fantastischen Buch.


    Es ist heutzutage schwer etwas wirklich innovaties im Genre zu finden. Umso
    erstaunlicher finde ich es, dass dieser Eindruck sich immer mehr
    umkehrt je mehr man sich mit der vergangenen Literatur beschäftigt.
    Mich überraschen nicht die aktuellen Bestseller oder die
    originals auf Netflix. Es sind die alten Bücher alter
    Meister, die mich mit ihrem damaligen Weitblick und ihrer Fantasie in
    den Bann schlagen.


    Der Unbesiegbare ist ein Muss für jeden SciFi Fan.
    Das Buch ist wie eine Rasierklinge. Nichts ist überflüssig und alles absolut
    auf den Punkt gebracht. Es ist die absolute Liebeserklärung für
    eine Welt, die uns niemals zugänglich sein wird. Weil wir Menschen
    sind. Und die Welt welche Lem beschreibt, ist nicht für uns gemacht.
    Man fühlt sich fremd. Kalt. Und restlos begeistert.


    Grüße

    Sartea

    Die Ewigkeit definiert sich nicht durch die Dauer, sondern Wiederholung eines Zustandes.

  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Stanislaw Lem: Der Unbesiegbare“ zu „Stanislaw Lem - Der Unbesiegbare“ geändert.
  • K.-G. Beck-Ewe

    Hat den Titel des Themas von „Stanislaw Lem - Der Unbesiegbare“ zu „Stanislaw Lem - Der Unbesiegbare / Niezwyciezony“ geändert.