Inhalt (Amazon.de):
Fünf Tage im tiefsten Wald, die nächste Ortschaft kilometerweit entfernt, leben wie im Mittelalter ohne Strom, ohne Handy, normalerweise wäre das nichts für Bastian. Dass er dennoch bei dieser Reise in die Vergangenheit mitmacht, liegt einzig und allein an Sandra.
Als kurz vor der Abfahrt das Geheimnis um den Spielort gelüftet wird, fällt ein erster Schatten auf das Unternehmen: Das abgelegene Waldstück, in dem das Abenteuer stattfindet, soll verflucht sein. Was zunächst niemand ernst nimmt, scheint sich jedoch zu bewahrheiten, denn aus dem harmlosen Live-Rollenspiel wird plötzlich ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit.
Liegt tatsächlich ein Fluch auf dem Wald?
Über die Autorin (ursula-poznanski.at):
Geboren am 30. Oktober 1968 in Wien. Nach Beendigung des Gymnasiums Studium der: Japanologie, Publizistik, Rechtswissenschaften, Theaterwissenschaften (in ungefähr dieser Reihenfolge, ohne Gewähr und ohne Abschluss). Seit 1996 Medizinjournalistin, seit 2003 veröffentlichte Buchautorin.
Die Autorin hat u.a. das Jugendbuch "Erebos " veröffentlicht.
Eigene Meinung:
Das Buch erscheint zwar offiziell erst am 02. November, aber ich gehöre zu den Glücklichen, die sich auf der Buchmesse in Frankfurt vorab ein Exemplar nach Ursula Poznanskis Lesungen kaufen durfte.
Kennt ihr das, wenn ihr so richtig Lust auf eine bestimmte Art Buch habt, nach einem greift und es dann genau Eure Vorstellungen trifft? So ging es mir mit diesem hier. Ich habe mich auf eine gruselige, spannende und unterhaltsame Geschichte gefreut, in der ein Haufen Jugendlicher mitten im Wald, abgeschnitten von sämtlicher Zivilisation, langsam den Verstand verliert. Und genau das habe ich bekommen. Mit einer Ausnahme: es steckte sogar noch viel mehr dahinter.
Als erstes habe ich mich natürlich über den männlichen Protagonisten gefreut. Sowas gibt es heutzutage ja nicht mehr oft und daher ist mir die Sichtweise des anderen Geschlechts mittlerweile immer lieber. Bastian ist ein 18jähriger Medizin-Student, der realistischer nicht hätte gezeichnet werden können. Er ist zwar verliebt, aber sicher nicht naiv. Er ist der nette Junge von nebenan, der großen Wert auf seine Ausbildung legt und daher in Sandra eine bedeutungsvolle Abwechslung im Leben findet. Für mich ein wunderbarer Held der Geschichte, der auf den kommenden 490 Seiten dem Leser dabei hilft, voll und ganz im Geschehen zu versinken.
Die Handlung beginnt zunächst etwas leichter, schließlich muss man sich erst einmal in der Welt der Mittelalter-Anhänger und deren Saeculum-Gruppe zurecht finden. Man lernt die Truppe kennen, mit der sich Bastian bald auf seine Reise begeben wird und kann recht schnell die verschiedenen Charaktere zuordnen, ohne dass sich dafür die Autorin an einfallslosen Klischees bedienen muss. Zwischendurch gibt es immer wieder Kapitel aus der Sicht von Iris, einem Harfe-spielenden Mädchen aus der Gruppe, die gerade deshalb interessant ist, weil man sie zunächst noch gar nicht kennt und nur schlecht einschätzen kann. Vor irgendetwas hat sie Angst, doch was das genau sein soll, erfährt man nicht so schnell.
Es gibt, verteilt im ganzen Buch, immer mal wieder eine komplett schwarze Seite, die nur mit einem spärlichen Dialog gefüllt ist. Und was mir daran besonders gefällt: man versteht diese Dialoge tatsächlich erst am Ende und kann inmitten der Geschichte immer nur wieder Rätselraten. Ich liebe sowas, weil es es zum mitdenken anregt und neugierig macht und man auf diese Weise das Buch erst recht nicht mehr weglegen kann. Das Weglegen fiel mir generell sehr schwer. Es dauert nämlich gar nicht lange, bis die ersten Zwischenfälle im Wald auftreten. Es passieren Dinge, die sich nur schwer – oder eben auch gar nicht – erklären lassen. Menschen verändern sich plötzlich, andere leiden unter Panik, einige ziehen sich zurück. Doch eines haben sie alle gemeinsam: sie fürchten plötzlich um ihr Leben. Die Dinge eskalieren schließlich so weit, dass Bastian nicht mehr weiß, was er glauben soll und selbst nicht mehr sicher ist, ob er gerade dabei ist durchzudrehen.
Ursula Poznanski hat ein richtig spannendes Buch geschrieben! Ich habe “Erebos” nicht gelesen und kann daher keine Vergleiche ziehen, aber ich denke das ist auch nicht nötig. Mir hat es richtig gut gefallen! Wer denkt, dass knapp 500 Seiten über eine Mittelalter-Convention vielleicht zu lang sein könnten, den kann ich beruhigen: es passieren viele Dinge, es gibt reichlich Platz zum Mitraten und und schon allein um herauszufinden, ob man mit seinen Vermutungen richtig liegt, ist ans Pausieren nicht zu denken.
Fazit: So besonders, wie das Buch von außen ist, so besonders ist es auch von innen. Bastian als Protagonist gefiel mir richtig gut, er ist sympathisch, authentisch und bringt Leben in die Geschichte. Die Entwicklung der Charaktere und der Geschehnisse fand ich nachvollziehbar und stimmig und die Spannung lässt kaum nach (im letzten Drittel hätte ich fast meine Hausschuhe vor Aufregung gefressen! *lach* ). Es gibt kontinuierlich Dinge, die den Leser zum Miträtseln animieren, wobei aber nichts so offensichtlich ist, das es zum leichten Spiel wird. Irgendetwas in diesem Wald läuft ganz und gar nicht wie es sollte, und ich empfehle Euch allen da draußen das Buch zu schnappen und herauszufinden, was es ist!