Org. Titel: My Dear I Wanted to Tell You
Seitenzahl: 425
Inhalt (Klappentext):
Wie kann man lieben in Zeiten des Krieges? Was kann man versprechen, wenn die Zukunft einem nicht gehört? Nadine und Riley lernen sich als Kinder kennen. Sie, Tochter aus reichem Hause, und er ein Kind des Arbeiterviertels. Als sie sich verlieben, hintertreibt ihre Mutter die nicht standesgemäße Beziehung. Enttäuscht von der Zurückweisung meldet sich Riley freiwillig an die Front. Bei einem kurzen Urlaub verloben sich Nadine und Riley heimlich. Nur ihr Briefwechsel gibt ihnen Halt in einer Welt, in der alle bis dahin gekannten Gewissheiten aufhören zu existieren. Und als Riley an der Zerstörungswut des Krieges zu zerbrechen droht und sich von ihr lossagt, ist es allein Nadine, die an ihre Liebe glaubt.
Autorin:
Louisa Young hat jahrelang als Journalistin gearbeitet. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Komponisten Robert Lockhart, und ihrer Tochter in London.
Meine Meinung u. Bewertung:
Nadine und Riley - sie lernen sich kennen als Nadines Cousin einen Schneeball warf. Riley fiel ins Wasser und Nadines Mutter brachte ihn zur Erstversorgung mit. Schon bald ging der Sohn einer Arbeiterfamilie im Künstlerhaushalt, der besseren Gesellschaft wie seine Mutter das nannte, ein und aus. Außerdem nahm ihn ein befreundeter Maler unter seine Fittiche. Doch was als Kinderfreundschaft angesehen wurde, wandelte sich in Liebe und fand nun nicht mehr die Zustimmung von Jacqueline Waveney, Nadines Mutter. Sie hintertreibt die nicht standesgemäße Beziehung, und Riley meldet sich freiwillig an die Front. Dort erlebt er die Grausamkeit des Krieges, den Verlust von Freunden und Kameraden, droht am Erlebten zu zerbrechen. Bei einem Heimaturlaub begegnet er Nadine wieder und sie verloben sich heimlich. Ihre Briefe, die zunächst alles sind, was ihm geblieben ist, sind sein einzigster Halt. Doch dann wird er schwer verletzt......
Eine Basis auf die schon mancher Roman, der im 1.Weltkrieg spielt, aufgebaut ist, aber Louise Youngs Geschichte ist außergewöhnlich. Zart und zauberhaft schildert sie das Aufwachsen der Kinder, Rileys Entwicklung und ihre Liebe. Doch Nadines Mutter sorgt dafür, dass sich die Träume der beiden nicht realisieren. Riley meldet sich freiwillig an die Front. Seine Eindrücke rütteln auf, zeigen die grausame Wirklichkeit. Briefe von ihm und den Kameraden an die Daheimgebliebenen beschönigen, verschweigen die Entbehrungen, die Hoffnungslosigkeit. Louise Young verdeutlicht die Unsinnigkeit des Krieges, die Ängste und die Verluste, nicht nur aus der Sicht Rileys sondern auch weiterer Schicksale. Ihre Beschreibungen sind sehr einfühlsam, aber auch unverblümt. Als Riley schwer verletzt wird, erhält man intensivsten Einblick in die Geschichtschirurgie sowie Gesichtsplastiken. Dies war mir neu, erschreckend, aber auch sehr interessant. Verständlich Rileys Reaktion Nadine unter diesen Umständen nicht an sich binden zu wollen, doch wahre Liebe sollte auch dieser enormen Belastung standhalten. Keine Kaffeetassenromatik, sondern ein rundes Gesamtbild, das Louise Young hier abliefert. Das hat mich am meisten beeindruckt!
Das Buch ist aufwühlend ehrlich, zum Teil auch entsetzlich, aber ebenso voller Schönheit und Mut, sehr fesselnd. Man steht den beiden zur Seite bis zum Schluß, fiebert und hofft mit ihnen. Ein eindringlicher Roman, der meine verdient hat, und euch hoffentlich auch überzeugen wird.
Liebe Grüsse
Wirbelwind
Renate Feyl, Lichter setzen über grellem Grund