Andreas Winkelmann: Bleicher Tod

  • Der Autor (Informationen von der Verlagswebsite)
    Andreas Winkelmann, geboren im Dezember 1968, entdeckte schon in jungen Jahren seine Leidenschaft für unheimliche Geschichten. Als Berufener hielt er es in keinem Job lange aus, war unter anderem Soldat, Sportlehrer und Taxifahrer, blieb jedoch nur dem Schreiben treu. »Der menschliche Verstand erschafft die Hölle auf Erden, und dort kenne ich mich aus«, beschreibt er seine Faszination für das Genre des Bösen. Er lebt heute mit seiner Familie in einem einsamen Haus am Waldesrand nahe Bremen.


    Klappentext:
    Sie dachten, der Tod wäre das Schlimmste. Sie haben sich getäuscht
    Ein junges Mädchen, allein, gefangen in der Dunkelheit. Sie ahnt, dass ihr Leben bald vorbei sein wird – nur um festzustellen, dass es schlimmere Dinge gibt als zu sterben ... Derweil erfährt Kriminalkommissarin Nele Karminter von einer erschreckenden Studie: Einer von fünfundzwanzig Menschen hat kein Gewissen, ist ein potentieller Psychopath. Eine Erkenntnis, die sich für Nele bald in blutige Praxis verwandeln wird. Denn kurz darauf wird sie zu einem Tatort gerufen – und zu der grausam entstellten Leiche eines jungen, seltsam bleichen Mädchens ...


    Inhalt:
    Eine junge Frau allein in ihrem Auto inmitten einer düsteren Winternacht. Sie fürchtet sich, halluziniert nahezu und hat einen Unfall. Plötzlich ist da dieser Mann – und der hat es ganz und gar nicht darauf abgesehen, Miriam Singer zu helfen. Nur die Tatsachen, dass sie körperlich in bester Verfassung ist und von ihrem Trainer Einiges über Selbstverteidigung gelernt hat, retten sie aus der Situation – wenn auch nur vorläufig, denn der Mann ist ein Psychopath und hat es auf Miriam nun erst recht abgesehen; ihm darf niemand entkommen.
    Nicht enkommen kann auch Nicola der Situation, in der sie steckt. Sie ist seit zehn Jahren mit ihrem Mann verheiratet, doch sie scheint ihn immer weniger zu kennen. Immer öfter kommt „der Andere“ zum Vorschein, der nichts mit ihrem liebenden Ehemann zu tun hat. Der Andere schlägt, misshandelt und quält sie – und es scheint immer schlimmer zu werden. Für Nicola ist es undenkbar, sich gegen den Mann aufzulehnen – doch wie lange kann sie noch die Augen vor dem verschließen, was ihr Mann in der Garage tut, die sie nicht einmal betreten darf?
    Gerade hat Nele Karminter ein Seminar zum Thema Soziopathen besucht und ist mit der erschreckenden Zahl konfrontiert worden, dass einer von fünfundzwanzig Menschen kein Gewissen hat. Sie selbst ist schon in Berührung mit einem gefährlichen Psychopathen gekommen, der damals ihre Lebensgefährtin Anou in seiner Gewalt hatte. Nele kann mit diesem Punkt ihrer beider Vergangenheit nur schwer leben, und Anou macht es ihr nicht gerade einfach. Doch für solche Gedanken und das Privatleben bleibt wenig Zeit, denn ein grauenhafter Mordfall, bei dem eine junge Frau übel zugerichtet wurde, zieht Neles Aufmerksamkeit auf sich und verlangt ihr Einiges ab – nicht nur, weil die Art des Mordens auf einen Serientäter hindeutet, sondern auch, weil das Opfer schon seit vier Wochen fieberhaft von einem Privatdetektiv gesucht wird, der sich bereits auf einer Fährte zum Mörder befindet…

    Meine Meinung:
    Andreas Winkelmann kann einfach spannend erzählen und deswegen habe ich das Buch auch gestern Abend begonnen und heute morgen bereits beendet. In “Bleicher Tod“ trifft man auf Charaktere wieder, die man schon aus Winkelmanns „Tief im Wald und unter der Erde“ kennt, und das fand ich eigentlich wirklich gut, zumal die Geschichte dieser Ermittlerinnen gut weitererzählt wird. Ich denke, dass man genügend Informationen zu diesem Thriller bekommt, um nicht das Gefühl zu haben, man hätte das Buch lesen müssen, andererseits wird natürlich die Auflösung verraten, sodass man vielleicht beide Thriller doch in der richtigen Reihenfolge lesen sollte.
    In „Bleicher Tod“ laufen einige Handlungssträbnge parallel: Nicola, die von ihrem Mann misshandelt wird, Nele Karminter, Alexander Seitz (der Privatdetektiv) und Miriam Singer sind dabei die häufigsten Perspektiven, die man einnimmt. Jede Geschichte für sich genommen ist schon sehr spannend, und man versucht beim Lesen natürlich darazuf zu kommen, wo denn nun der rote Faden letzten Endes landen wird. Der Weg, den Winkelmann dann mit seinen Lesern geht, ist spannend, weil es natürlich durch die vielen Perspektiven zu zahlreichen Cliffhangern kommt und man einfach weiterlesen muss.
    Was ich irgendwie auch gut fand, war, dass die Täterperspektive gefehlt hat. Es ist ja in Thrillern schon fast Standard, dass der Mörder aus seiner Sicht mal schildert, was so vorgeht, das ist bei „Bleicher Tod“ nicht der Fall. Vielleicht liegt darin aber auch ein bisschen das Problem, dass ich mit der Auflösung des Falls hatte, denn da blieben für mich dann doch einige Aspekte ungeklärt und das Motiv habe ich nicht hundertprozentig nachvollziehen können. Das fand ich schade, denn ich denke, dass Winkelmann dazu bestimmt etwas Gutes und Plausibles eingefallen wäre. Was man als Leser als Motiv vorgesetzt bekommt, ist etwas dürftig, meiner Meinung nach. Das fand ich schade.
    Dennoch ist „Bleicher Tod“ ein lesenswerter Thriller mit sympathischen Ermittlerinnen, von denen ich gern noch mehr lesen würde. Nicht Winkelmanns bestes Buch, aber trotzdem spannend und unterhaltsam.


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Hallo Strandläuferin,


    vielen Dank für die tolle Rezension. Ich habe bereits zwei Bücher von Andreas Winkelmann gelesen, diese haben mir gut gefallen. "Tief im Wald und unter der Erde" wollte ich auch noch lesen, daher ist dein Hinweis, dieses Buch vor "Bleicher Tod" zu lesen sehr hilfreich. Mal gucken wann ich diese Bücher lesen werde, dieses Jahr wollte ich mir nämlich eigentlich nicht mehr so viele kaufen (SUB-Abbau :uups: ). Aber zum Glück habe ich noch Geburtstag und Weihnachten steht auch noch vor der Tür :santa: .


    Viele Grüße
    Falea

  • Danke für die Rezi Strandläuferin. Da mir der erste Fall "Tief im Wald und unter der Erde" recht gut gefallen hat, werde ich auch diesen zweiten Fall lesen. Obwohl er mir aufgrund der Rezi etwas dürftiger vorkommt und offenbar auch etwas anders geschrieben ist, als der erste Fall. Ich werde ihn daher sicherheitshalber aus der Bücherei lesen. :winken:

    Liebe Grüße
    Helga :winken:


    :study: [b]???


    Lesen ist ernten, was andere gesät haben (unbekannt)

  • Da mir der erste Fall "Tief im Wald und unter der Erde" recht gut gefallen hat, werde ich auch diesen zweiten Fall lesen.


    Andreas Winkelmann hat dazwischen noch (mindestens zwei?) weitere Krimis veröffentlicht. Ich weiß allerdings nicht, ob da auch das "Personal" von "Tief im Wald und unter der Erde" vorkommt.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Nicht Winkelmanns bestes Buch, aber trotzdem spannend und unterhaltsam.

    Ich habe mir das Buch heute gekauft und wollte es eigentlich gleich lesen. Leider schaffe ich das zeitlich aktuell nicht, aber vielleicht ist das auch ganz gut, da ich vor ein paar Tagen erst "Tief im Wald und unter der Erde" gelesen habe und etwas enttäuscht war. Fand es thematisch zwar mit am besten von Winkelmanns Büchern, aber mit Nele Karminter konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Aber vielleicht wird das ja noch, nach deiner Rezi bin ich da optimistischer. :wink:
    Ich lege aber erst einmal eine Winkelmann-Pause ein und dann werde ich natürlich berichten, wie ich "Bleicher Tod" fand. :winken:

  • Dazu kann ich dir sagen, dass ich sie im zweiten Band auch deutlich sympathischer fand als im ersten. Bei "Tief im Wald und unter der Erde" fand ich, dass ihre Beziehung zu Anou zu stark problematisiert wurde. Das ist jetzt nicht mehr so.
    Bin auf deine Meinung gespannt. :thumleft:

    Ok, denn das "Rumreiten" auf ihren Problemen ist mir auch negativ aufgestoßen.
    Allzu lange werde ich mir mit dem Buch nicht Zeit lassen, aber etwas Abstand brauche ich doch. Ich will dem Buch gerecht werden und nicht aufgrund meiner Vorurteile mir den Lesespaß verderben lassen - ich berichte! :)

  • Bleicher Tod - Andreas Winkelmann



    Inhalt



    Die Kriminalkommissarin Nele Karminter besucht ein Seminar. Hier erfährt sie, dass einer von fünfundzwanzig Menschen kein Gewissen hat und damit ein potentieller Psychopath ist. Mit so einem Menschen hat es eine junge Frau zu tun, die irgendwo allein gefangen gehalten wird. Als ihr Peiniger sich ihr nähert, ahnt sie, dass ihr letztes Stündlein geschlagen hat. Doch schon bald muss sie feststellen, dass der Killer eine besonders schmerzhafte Methode gewählt hat, ihr das Leben zu nehmen. Nie hätte sie gedacht, dass der Tod eine Erleichterung sein könnte....




    Meine Meinung



    Auch bei diesem Psychothriller von Andreas Winkelmann gibt es keine langsame Eingewöhnungsphase. Der Prolog startet rasant. Man beobachtet eine junge Frau, die gefangen gehalten wird. Sie weiß nicht von wem, und sie weiß auch nicht warum. Sie ahnt allerdings, dass ihr Leben bald beendet sein wird. Man ist sofort gefesselt von dem beschriebenen Szenario. Schon jetzt, ganz am Anfang der Lektüre, greift das blanke Entsetzen um sich. Die beängstigende Atmosphäre ist förmlich spürbar, als der Täter sich seinem Opfer nähert und sich dem Finale seines heimtückischen Treibens hingibt. Der Grundstein für ein gnadenlos spannendes Lesevergnügen ist somit von Anfang an gelegt.


    Das Geschehen wird in verschiedenen Handlungssträngen geschildert, die sich im Verlauf der Erzählung langsam miteinander verknüpfen. Es gelingt dem Autor hervorragend, falsche Fährten auszulegen, denen man nur allzu bereitwillig folgt. Schnelle Szenenwechsel, die oft an entscheidenden Stellen stoppen, sorgen dafür, dass die Spannung durchgehend spürbar ist. Man gerät in den Sog der Ereignisse und folgt gebannt der Einführung der unterschiedlichen Charaktere.


    In diesem Thriller gibt es ein Wiedersehen mit Hauptkommissarin Nele Karminter und ihrer Kollegin Anouschka Rossberg von der Kripo Lüneburg. Die beiden fahndeten bereits in "Tief im Wald und unter der Erde" nach einem gefährlichen Killer. Die aktuelle Handlung ist ein Jahr später angesiedelt, sodass man nun erfährt, wie es den beiden in der Zwischenzeit ergangen ist. Der Autor verrät allerdings nicht zu viel, sodass man die Bände vollkommen unabhängig voneinander lesen kann. Das Ermittlerteam wirkt sympathisch und hat, neben der kriminalistischen Arbeit, auch im Privatleben wieder einiges zu verarbeiten. Die eingeflochtenen Nebenhandlungen lassen die Charaktere lebendig und ihre Handlungen nachvollziehbar wirken. Sie nehmen allerdings nicht zu viel Raum ein, denn im Vordergrund steht die spannende Jagd nach dem heimtückischen Killer, der seinen Verfolgern immer einen entscheidenden Schritt voraus zu sein scheint.


    Auch die weiteren Protagonisten wirken glaubhaft und lebendig. Sie haben Fehler und Schwächen und wecken Sympathien oder spontane Abneigungen. Da man die Erkenntnis des Seminars, dass einer von fünfundzwanzig Menschen ein potentieller Psychopath ist, ständig im Hinterkopf hat, stellt man sich die Frage, wer gut oder böse ist. Wem kann man trauen und liegt man mit den eigenen Vermutungen richtig? Überraschende Wendungen sorgen dafür, dass man gebannt der Handlung folgt und das Buch erst beruhigt aus der Hand legen kann, wenn der Täter enttarnt ist. Doch bei genauerer Betrachtung ist die Beruhigung nur von kurzer Dauer, denn immerhin ist einer von fünfundzwanzig ein potentieller Psychopath, und wenn man mal hochrechnet, mit wie vielen Personen man es im Laufe eines Tages zu tun hat, dann kann einen schon ein mulmiges Gefühl beschleichen....




    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Meine Meinung:


    Vorsicht: Nachgeschmack!


    Wie meine Überschrift schon erahnen lässt, handelt es sich bei „Bleicher Tod“ um keine leichte Kost, nichts für wirklich schwache Nerven.


    So ist denn schon der Beginn des Buches sehr schwer verdaulich. Eine junge Frau ist gefangen, in Dunkelheit, keine Geräusche, nichts dringen zu ihr durch und sie glaubt, dass dies ihr schlimmster Alptraum wäre, doch da irrt sie gewaltig, denn als ihr Peiniger sich ihrer wieder annimmt, kommt für sie die Stunde des echten Grauens.


    Und auch Nele Karminter, Kriminalkommissarin aus einem früheren Buch von Andreas Winkelmann, macht eine erschreckende Erfahrung. In einem Seminar erfährt sie von der Dozentin, dass einer unter 25 Menschen gewissenlos ist, ein potentieller Psychopath, mehr oder minder gefährlich. Diese Eröffnung verändert ein für alle mal die Sicht auf die Mitmenschen.


    Und doch hat Nele weitaus größere Probleme, vordringlich. Die Beziehung zu Anou, ihrer Kollegin, bzw. Untergebenen, darf nicht bekannt werden, auch nicht, als die beiden in eine Krise geraten. Anou scheint eine Todessehnsucht zu entwickeln und Nele möchte ihr helfen, doch darüber geraten sie in Streit.


    Zeitgleich wird die Leiche einer Frau in einer verlassenen Mastanstalt gefunden, merkwürdig bleich und verwest erscheint diese. Und keine Spuren deuten auf einen Täter hin.


    Gleichzeitig recherchiert der ehemalige BKA-Agent Alex Seitz, der nun als Privatdetektiv seine Brötchen verdient, im Auftrag der Eltern von Daniela, die spurlos und scheinbar grundlos verschwunden ist. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf einen „Literaturkenner“, der jungen Schriftstellern eine Chance geben möchte, dies aber hauptsächlich bei jungen Frauen Anwendung zu finden scheint und auch nicht ganz frei von Geheimnissen ist.


    Als sowohl Nele, als auch Alex auf eben diesen Literaturkenner kommen, ist scheinbar ein Verdächtiger gefunden.


    Doch da ist noch Nicola, die von ihrem Mann seit Jahren misshandelt wird und der in einem für sie verbotenen Raum merkwürdiges treibt. Ebenfalls ein dankbarer Verdächtiger.


    Und Miriam Singer. Eine junge Frau, deren Erfahrungen sie dazu gebracht haben, einen Selbstverteidigungskurs zu besuchen. Aber auch ihr widerfährt merkwürdiges auf einer einsamen Autofahrt. Doch wer dahinter steckt, bleibt erst einmal ein Geheimnis…


    Etliche Szenarien, etliche Handlungsstränge und ebenso viele beteiligte Personen. Einige Verdächtige werden dem Leser präsentiert, genauso schonungslos, wie die Beschreibung der Leiche(n). Und eben diese Bilder lassen mich nicht los, obwohl es jetzt schon einige Tage her ist, seit ich das Buch beendet habe. Das spricht eindeutig für das Vermögen Andreas Winkelmanns, dem Leser durch Worte das Kopfkino zu befeuern.


    Mich hat er von der ersten Seite an gefesselt, durch die sehr deutliche und wirkungsvolle Beschreibung der handelnden Personen und wie gesagt, auch der Leichen. Ich habe mich gefühlt, als ständ ich immer mit im „Bild“ und sehe den Leuten über die Schulter, bin live dabei. Ich habe die Kälte gespürt, die Angst „gerochen“ und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.


    Es ist ein wirklich gelungener Thriller, hart, für viele mag er auch zu hart sein, ich fand ihn genau richtig und eben mit Nachgeschmack, den man nicht so leicht los wird.


    Und bitte zwei Dinge beachten:


    Diese These, dass 1 unter 25 ein möglicher Psychopath ist, ist wahr!


    Und die Widmung, die der Autor an den Beginn des Buches gesetzt hat und die -so denke ich- ihre Bedeutung jedem im Laufe des Buches sehr deutlich offenbart.


    Ich habe mich auf jeden Fall wunderbar unterhalten gefühlt und freue mich darauf, hoffentlich bald wieder von Herrn Winkelmann zu lesen!

    Liebste Grüße
    Die Bine
    Nilis Bücherregal


    Ich lese gerade: Alexa Hennig von Lange "Der Atem der Angst"/Aileen P. Roberts "Elvancor 1"/Gabriela Gwisdek "Nachts kommt die Angst"
    Mein RuB JETZT: 385

  • Der Thriller „Bleicher Tod“ von Andreas Winkelmann hat mich gleich vom Prolog an bis zum Schluss gefesselt.


    Das Ermittlerduo Nele Karminter und Anouschka Rossberg wurden bereits in "Tief im Wald und unter der Erde" eingeführt. Im Laufe dieses Thrillers wird immer wieder Bezug darauf genommen. Ich fand es für das Verständnis nicht störend, dass ich den ersten Teil der Serie nicht gelesen habe. Allerdings wäre es sicher von Vorteil, wenn man die Bände in der richtigen Reihenfolge lesen würde, da mir das Ergebnis des ersten nun vorweg genommen wurde.


    In diesem Buch geht es um einen oder mehrere Täter, die junge Frauen entführen und auf grausame Weise langsam umbringen. Die Protagonisten und ihr Umfeld werden in einzelnen Handlungssträngen auf sehr klare Weise eingeführt. Durch immer schnellere Perspektivwechsel werden die einzelnen Stränge im Laufe des Geschehens miteinander verwoben und finden zu einem unerwarteten Ganzen. Dabei bleiben der oder die Täter bis zum Schluss unerkannt. Andreas Winkelmann beschreibt schonungslos, was der brutale Täter seinen Opfern angetan hat. Für schwache Nerven würde ich das Buch deshalb eher nicht empfehlen. Es fließt reichlich Blut, aber wesentlich beklemmender empfand ich die Ängste der jungen Frauen sowie die Ungewissheit der Ermittler und Angehörigen, die der Autor sehr eindrücklich zu vermitteln mag.


    Die Charaktere im Buch empfinde ich als sehr glaubwürdig in ihren Handlungen. Sie zeigen Schwächen, aber auch Entwicklungen. Ebenfalls in der Beziehung von Nele und Anouschka lässt sich eine Entwicklung feststellen, die neugierig auf den nächsten Teil macht.


    Das Buch ist inhaltlich keineswegs als seichte Lektüre zu verstehen. Unaufdringlich wird man mit Fragen konfrontiert, die einen durchaus mal innehalten und grübeln lassen: Häusliche Gewalt, problematische Eltern-Kind Beziehungen, Gefahren in den Medien sowie wirklich beklemmende Informationen über Erscheinungsbild und die Häufigkeit von Soziopathen. Dabei kommt das Buch keinesfalls moralisierend daher, sondern regt ganz subtil zum Denken an.


    Ein Thriller mit klassischen Krimiqualitäten zum Mitraten. Bitte mehr davon!!


    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • Zum Inhalt


    Die beiden aus "Tief im Wald und unter der Erde" schon bekannten Kommissarinnen Nele Karminter und Anouschka Rossberg haben es diesmal mit einem besonders grausamen Täter zu tun, der junge Frauen entführt, mit Wasserstoffperoxid überschüttet und sie langsam und qualvoll sterben lässt. Gleichzeitig werden Nele und Anouschka in einen Vermisstenfall verwickelt: die junge Daniela ist seit einem Monat spurlos verschwunden. Die besorgten Eltern wollen nicht allein auf die Polizei vertrauen und haben den Privatdetektiv Alexander Seitz, einen ehemaligen BKA-Beamten, engagiert, der gegenüber der Polizei nicht sehr kooperativ ist.
    Nele Karminter besucht ein Fortbildungsseminar über Soziopathen/Psychopathen. Die Referentin klärt darüber auf, dass statistisch gesehen einer von 25 Menschen kein Gewissen hat und damit in diese Kategorie fällt und sie versucht, Wege aufzuzeigen, wie man diese gefährlichen Menschen unter der Maske des angepassten Mitbürgers erkennen kann. Der Mord, an dem Nele arbeitet, scheint von einem solchen Psychopathen verübt worden zu sein, aber in der Praxis ist es gar nicht so einfach, die Erkenntnisse aus dem Seminar umzusetzen. Neben dem beruflichen Stress machen auch noch Schwierigkeiten in der immer noch verheimlichten Beziehung zu ihrer Kollegin Anouschka und gesundheitliche Probleme Nele zu schaffen, sodass sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit gerät.
    Ein weiterer Erzählstrang gibt erschreckende Einblicke in die Ehe von Nicola, die von ihrem Mann seit Jahren unterdrückt und geschlagen wird, wobei sein Gewaltpotential auf alarmierende Weise wächst.


    Beurteilung


    "Bleicher Tod" ist buchstäblich von der ersten bis zur letzten Seite hochspannend. Dies liegt zum Einen an dem rasanten Szenenwechsel. Der Autor erzählt aus rasch wechselnden Perspektiven, wobei der Szenenwechsel immer an einer kritischen Stelle erfolgt und es dem Leser unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen. Andererseits ist der Sog dieses Thrillers auch auf die teilweise recht drastischen Beschreibungen zurückzuführen, die das (Un)Wesen des Täters schonungslos verdeutlichen. Sehr sensible Leser sollten deshalb gewarnt sein, für routinierte Thrillerliebhaber bietet das Buch dagegen Suchtpotential. Der Autor schockt aber keineswegs nur mit grausamen Szenen, sondern hat die Handlung gut und weitgehend glaubwürdig konstruiert, wobei er sich in die Psyche seiner Figuren versetzt und interessante Fragestellungen aufwirft, die den Lesern Diskussionsstoff bieten können: Wie erkennt man Psychopathen rechtzeitig, wie kann/sollte man ihnen im häuslichen Umfeld (Ehe) Einhalt gebieten? Welche Art von Menschen ist zum Opfer solcher gestörten Persönlichkeiten prädestiniert? Der Autor hat das Buch ausdrücklich "starken Frauen" gewidmet, die er bewundert und er präsentiert unter seinen Figuren mehrere solcher starker Frauen.


    "Bleicher Tod" ist ein rasanter und stellenweise grausamer Thriller mit Tiefgang und bietet deshalb mehr als nur spannende Unterhaltung. Nach der Lektüre wird man seine Mitmenschen vermutlich etwas misstrauischer beäugen. Für Leser mit starken Nerven empfehle ich das Buch uneingeschränkt, rate aber dringend dazu, es erst nach "Tief im Wald und unter der Erde" zu lesen, weil mehrfach auf die Auflösung des ehemaligen Falls Bezug genommen wird. Ich vergebe :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: . Der halbe Stern Abzug geht darauf zurück, dass mich die Motivation des Täters am Ende nicht ganz überzeugen konnte.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Mit Andreas Winkelmann habe ich wieder einen deutschen Autor gefunden, der mich 100% begeistert. „Bleicher Tod“ ist mein erstes Buch des Autors und ich habe es innerhalb von einer (schlaflosen) Nacht verschlungen.


    Vier von hundert Personen haben kein Gewissen, sind sozusagen psychopatisch veranlagt. Eine erschreckende Erkenntnis.


    Die Geschichte ist in mehrere Erzählstränge aufgeteilt. Nicola, eine verheiratete Frau, die unter Gewalt in der Ehe leidet. Alex, ein Detektiv, der nach einer jungen verschwundenen Frau sucht. Nele Karmiter, Polizistin, die u.a. mit einem grausamen Mord konfrontiert wird.


    Die Einteilung in ganz wenige Kapitel hat mich ein wenig gestört. Ich mag kurze knappe, als solche auch erkennbare Kapitel. Dem ist hier nicht so. Es wird innerhalb der Erzählstränge gesprungen und manchmal ist mir erst nach einigen Zeilen aufgefallen, dass ich mich wieder ganz woanders befinde.


    Sehr gut gefallen hat mir die gleichbleibend hohe Spannung. Von der ersten bis zur letzten Seite rast die Geschichte nur so dahin und ich musste immer und immer weiter lesen.


    Ich schließe mich einigen Rezensionen an, das Motiv des Täters war sehr dürftig. Auch ich hätte mehr erwartet.


    Leider habe ich erst gerade eben gelesen, dass es sich bereits um den zweiten Band um Nele Karmiter handelt. Beim Lesen ist mir dies nicht aufgefallen. Das Buch ist durchaus ohne Vorgänger lesenswert.
    Von mir eine ganz klare Empfehlung für einen superspannenden Thriller und einen tollen deutschen Autor. Mit Sicherheit nicht das letzte Buch, dass ich von ihm lesen werde. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Ich habe mir "Bleicher Tod" jetzt als Hörbuch gegönnt (musste bei Weltbild ja ein Buch mitbestellen :wink: ) und bin schon mehr gespannt drauf!

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark