Greta Hansen - Zwischen uns der Ozean

  • Inhalt (Cover):
    Kein Tag vergeht, ohne dass ich an euch denke.
    Ein Neuanfang in Amerika! Davon träumen Paula Klausner und ihre Eltern, als sie mit dem Ozeandampfer über den Atlantik reisen. Auf Ellis Island aber wird der Sechzehnjährigen die Einreise verwehrt. Brutal wird sie von ihrer Familie getrennt und allein nach Hamburg zurückgeschickt. Doch Paula gibt nicht auf. Mit der Hilfe neugewonnener Freunde erkämpft sie sich gegen alle Widrigkeiten eine verheißungsvolle Zukunft. Und sie hört nicht auf, nach ihrer in New York verschollenen Familie zu suchen. Muss sie die Liebe ihres Lebens opfern, um sie wiederzufinden?


    Autorin:
    Greta Hansen wurde 1961 in Hamburg geboren und verbrachte ihre frühe Kindheit an der Ostsee. Sie studierte Germanistik und Politik in Hamburg und Paris. Danach arbeitete sie als Lektorin für verschiedene Verlage. Seit zehn Jahren ist sie freie Autorin sowie Journalistin und lebt mit ihrer Familie in Schleswig-Holstein. "Zwischen uns der Ozean" ist ihr erster Roman.


    Meine Meinung und Bewertung:
    Oktober 1893. Die Gesetze der amerikanischen Einwanderungsbehörde sind hart. Weil Paula einst Kinderlähmung hatte, und seither hinkt, wird sie von ihrer Familie getrennt und mit dem nächsten Schiff nach Deutschland zurückgeschickt. Dort landet sie für einige Jahre im Waisenhaus, und danach soll sie unentgeldlich bis zu ihrer Volljährigkeit bei der Familie eines ihr nicht gerade wohl gesonnenen Komiteemitgliedes als Haushaltshilfe arbeiten. Doch sie nimmt ihr Leben selbst in die Hand und flüchtet. Mit enormer Willensstärke und auch ein bißchen Glück bewältigt Paula den Überlebenskampf, begegnet neuen Freunden. Auch läßt sie nichts unversucht Kontakt zu ihrer Familie zu finden, bisher ohne Erfolg. Dennoch ist sie überzeugt irgendwo werden sie auf sie warten.
    Paulas Schicksal ist kein Einzelfall. Täglich wurden damals Menschen in Ellis Island abgewiesen und auch Familien getrennt. Was hier so spannend und höchst unterhaltend erzählt wird, war damals raue Wirklichkeit. Dies geschah allerdings nur Personen der 3.Klasse, weil man befürchtete sie könnten sich nicht selbst ernähren. Passagiere der 1. und 2. Klasse mutete man das nicht zu. Sie betraten New York ohne größere Kontrollen.
    Paula schließt man schnell ins Herz, ist von ihrem Schicksal berührt. Ein Schmöker im besten Sinn mit wahrem Kern über Einwanderer und Abgewiesene, den ich sehr gerne gelesen habe, weil allein das Thema sich vom Üblichen unterscheidet. Es würde mich freuen bald wieder etwas von Greta Hansen zu lesen.
    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: + :thumleft:


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Nicolas Dickner, Nikolski

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Täglich wurden damals Menschen in Ellis Island abgewiesen und auch Familien getrennt.


    Im Auswandererhaus in Bremerhaven wandert der Besucher in den Fußstapfen tatsächlicher Emigranten des 19. und fühen 20.Jahrhunderts nach Amerika aus und gelangt schießlich nach Ellis Island. Dort muss er an einem Computerterminal eine "Prüfung" ablegen, indem er allerhand persönliche Fragen beantwortet. Danach wird erst entschieden, ob er einreisen darf oder umgehend zurückgeschickt wird.
    Ich kann jedem den Besuch dieses außergewöhnlichen Erlebnismuseums wärmstens empfehlen. (Ich war schon mehrfach drinnen :wink: .)

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Bis zu deiner Rezi war mir diese Autorin völlig unbekannt. Aber schon das Cover spricht mich irgendwie an und auch das Thema finde sehr interessant. Jetzt stehen ja lange Leseabende ins Haus. Danke, liebe Wirbelwind, meine Wunschliste ist um ein Buch reicher, obwohl es dort wohl nicht zu lange bleiben wird. :wink:

  • €nigma
    Wow danke für den Link! Das Museum muß ich mir unbedingt ansehen, wenn wir mal wieder in der Gegend sind.


    Karthause
    Ist natürlich ein leichter Roman und keine Doku, aber spannend und mal was anderes. Hat mich auch angeregt nach weiteren Büchern zum Thema zu suchen.


    Liebe Grüsse
    Wirbelwind


    :study: Louisa Young, Eins wollt ich dir noch sagen

    :study: Naomi J. Williams, Die letzten Entdecker









    Bücher sind die Hüllen der Weisheit, bestickt mit den Perlen des Wortes.

  • Interessantes Thema. Vielen Dank für deine Rezension! :thumleft:

    „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.”
    Heinrich Heine
    "Nichts ist unmöglich, allein unserem beschränkten Geist erscheinen manche Dinge unbegreiflich."
    Marc Levy


    :study: in 2015: 18 Bücher, 6868 Seiten
    :study: in 2014: 2 Bücher, 771 Seiten 8-[
    :study: in 2013: 13 Bücher, 5079 Seiten
    :study: in 2012: 39 Bücher, 14318 Seiten
    :study: in 2011: 25 Bücher, 9255 Seiten

  • Nach dem Bankrott des väterlichen Ofenbaubetriebs und dem Tod des einzigen Sohnes bei einer Choleraepidemie will Familie Klausner Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika einen Neuanfang wagen. Doch unmittelbar nach der Ankunft kommt es schon zu einer schweren Komplikation: Paula, die älteste Tochter, die als Kind an Polio erkrankt war und darum hinkt, wird von der Familie getrennt, und wegen ihrer Behinderung verwehrt man ihr die Einreise.


    Todunglücklich tritt Paula die Rückfahrt an und fragt sich, was wohl in Hamburg aus ihr werden soll, wo sie kein Zuhause und keine Familie mehr hat, während für ihre Eltern und die beiden jüngeren Schwestern das Einleben in New York von der Trennung überschattet ist. In Ermangelung einer besseren Alternative landet das noch minderjährige Mädchen in einem Waisenhaus, das so streng geführt wird, dass Paula nur noch einen Gedanken kennt: sie will, so schnell es geht, dort weg, um sich ein eigenes Leben aufzubauen und vielleicht doch noch eine Spur der Familie zu finden, an die sie getreulich Brief um Brief richtet, ohne eine genaue Adresse zu kennen.


    Diese Auswanderergeschichte (bzw. die Geschichte von Paulas misslungener Auswanderung) hat mich ausgezeichnet unterhalten. Greta Hansen erweckt Schauplätze wie Menschen zum Leben und entführt uns hautnah ins Gedränge auf Ellis Island, den Trubel am Hamburger Hafen, die Enge und die haarsträubenden hygienischen Verhältnisse in den dortigen Elendsvierteln und in die kühle Eleganz der großen Villen.


    Paula Klausner hat das Herz am rechten Fleck und stellt sich ihrer äußerst ungewissen Zukunft mit Tatkraft und einem sympathischen Quentchen Trotz. Sie ist nicht über die Maßen emanzipiert, lässt sich aber auch nicht die Butter vom Brot nehmen und ist sich trotz ihres lahmen Beins nicht zu schade, im Rahmen ihrer Möglichkeiten kräftig anzupacken, selbst wenn sie oft genug am Rande der Verzweiflung ist.


    Die Begegnungen mit verschiedenen Weggefährten, die ihr helfen, ihr Leben wieder in geordnete Bahnen zu lenken, und eine zwar nicht überoriginelle, aber hübsche Liebesgeschichte verbinden sich mit den zwischendurch eingestreuten Briefen, die Paulas Mutter an ihre verschollene Tochter schreibt (um sie dann mangels einer Adresse in die Schublade zu legen), zu einem runden Ganzen, das auch erfreulicherweise nicht so kitschig endet, wie man es hätte befürchten können.