Org. Titel: The Other Hand
Seitenzahl: 311
Inhalt (Klappentext):
Manchmal wünscht sie sich, sie wäre eine englische Pfundmünze: dann würde sich nämlich jeder freuen, sie zu sehen. Little Bee ist sechzehn Jahre alt und stammt aus Afrika. In ihrer Heimat ist ihr Schreckliches zugestoßen, und seit zwei Jahren lebt sie in einem englischen Abschiebelager für Asylbewerber. Trotz allem ist sie ein Mensch voll Lebensfreude, Witz und Intelligenz. Vor Jahren hat sie in Nigeria das Ehepaar Sarah und Andrew kennengelernt, die im englischen Kingston-upon-Thames ein priviligiertes Leben führen. Ein furchtbares gemeinsames Erlebnis hat eine tragische Verbindung zwischen ihnen geschaffen. Als Little Bee aus dem Lager entlassen wird, ruft sie bei Sarah und Andrew an. Ein Anruf, der unvorhersehbare Folgen hat: Einige Tage später bringt Andrew sich um. Und kurz darauf steht Little Bee vor Sarahs Tür......
Autor:
Chris Cleave schreibt für den englischen "Guardian" und lebt mit seiner Frau und seinen drei Söhnen in London. Er hat u.a. als Barmann, Hochseematrose und Journalist gearbeitet. Meeresnavigation unterrichtet und eine Internetfirma aufgezogen. Sein erster Roman "Lieber Osama" wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Little Bee wurde ein internationaler Bestseller, in 23 Länder verkauft und nominiert u.a. für die Shortlist des Costa Book Award, die Longlist des IMPAC Dublin Literary Reward und den Commonwealth Writers' Prize for Best Book.
Meine Meinung und Bewertung:
Little Bee wäre lieber eine britische Pfundmünze und erklärt auch warum. So heiter und dennoch so hintersinnig ist das Resultat ihrer Beobachtungen und Erfahrungen. Auch die Unterschiede der englischen Sprache, die in Nigeria Amtssprache ist, werden hier deutlich. So manches würden ihre Mädchen daheim nicht verstehen oder urkomisch finden, ahnt Little Bee. Sie lernt eifrig, denn man hat nur eine Chance - entweder man ist bildhübsch oder kann gut sprechen. Den Weg in die Freiheit hat sie aber dann eher der Hilfe einer Mitgefangenen zu verdanken, und schon der erste Schritt zum Taxi zeigt wie schnell ein Wort falsch gebraucht werden kann.
Chris Cleave steigt sehr humorvoll und geistreich in seine Geschichte ein, obwohl in Little Bees Leben alles in Frage gestellt wird. Hier prallen völlig unterschiedliche Welten zusammen. Und trotz dieser anfänglichen Leichtigkeit wird dem Leser schnell bewußt, was sie erleben mußte, ist schockiert, aufgewühlt, stellt sich grundsätzliche Fragen und hofft für dieses Mädchen.
Obwohl nur ein Roman beschäftigt mich ihr Schicksal immer noch, man kann es nicht von sich weisen. Auch einen Urlaubsort zu wählen, der oberflächlich betrachtet, für uns doch vollkommen ungefährlich ist, und an dem wir nicht hinter die Fassade sehen wollen oder können, wird hier vorgeführt. Wir, unsere Politik, entscheiden wo der Krisenherd ist und wer gefährdet ist.
Das Buch las sich spannend wie ein Krimi, aber man vergißt zu schnell wie die Wirklichkeit aussieht, und ich schelte mich selbst als naiv, wenn ich mich von Schlagwörtern wie Wirtschaftsflüchtlingen beeinflussen lasse. Die Behörden werden es regeln, ein bequemes Denken.
So empfinde ich das Buch auch als eine milde Art von Provokation, fast ein Aufschrei. Die Journalistin Sarah will jedoch nicht so ganz in meine realistische Welt passen. Sie spielt gerne die Furchtlose, Helfende, riskiert sogar einen Finger und stürzt sich gerne in unübersichtliche Gefahr in Begleitung eines Vierjährigen. Das kritisiert niemand, aber mir stockte dabei der Atem. Wir sind also wieder zurück in einem recht abenteuerlichen Roman mit Little Bee, meiner Heldin.
Meine Bewertung:
Liebe Grüsse
Wirbelwind
Fay Weldon, Geben und Nehmen