Holger Karsten Schmidt - Isenhart

  • Kurzbeschreibung von amazon:


    Im Namen des Herzens. Ein Serienmörder im hohen Mittelalter. Der junge Schmied Isenhart, der ihm als früher "Profiler" auf die Spur zu kommen versucht - und zugleich dem Geheimnis seiner eigenen Existenz. Ein umwerfend spannender Roman aus einer Zeit, in der der freie Geist mit Denkverboten rang - und die uns gar nicht so fern erscheint. Anno Domini 1171. Isenhart stirbt bei der Geburt. Und wird wieder zum Leben erweckt. Der wissbegierige Junge, der irgendwie anders ist, wächst als Sohn eines Schmieds auf der Burg Laurin bei Spira auf. Zusammen mit Konrad, dem Stammhalter des Hauses Laurin, erhält er Zugang zu einem ungeheuren Privileg: Bildung. Isenharts Welt bricht entzwei, als seine heimliche Liebschaft, die Fürstentochter Anna von Laurin, barbarisch ermordet - und ihr das Herz geraubt - wird. Der Mörder ist schnell gefasst und gerichtet. Isenhart widmet sich seinem großen Traum: dem Traum vom Fliegen. Und seiner Sehnsucht, zu verstehen, was die Welt im Innersten zusammenhält - dabei immer auf der Hut vor der katholischen Inquisition. Doch dann ereignet sich ein weiterer Mord nach identischem Muster. Isenhart und Konrad machen sich auf, den Serienmörder mit den forensischen Mitteln ihrer Zeit zu Strecke zu bringen. Die Jagd führt sie bis ins ferne Iberien, in den Basar des Wissens von Toledo, wo freie Geister aus Morgen- und Abendland sich austauschen. Dann findet Isenhart in einem dunklen Gewölbe nie gesehene anatomische Zeichnungen des menschlichen Herzens ...



    Inhalt:


    Die Inhaltsangabe ist, wie so oft, ziemlich daneben. Sie verspricht dem Leser einen historischen Krimi, aber dieser Roman ist viel mehr.
    Isenhart ist ein Totgeborener, doch ein Unbekannter erweckt ihn zum Leben, indem er ihm einen Teil seiner Seele einhaucht. Walther von Acsisberg, der dem Fremden auf den Fersen ist, erstickt das Kind, nur um ihm gleich darauf auch seinen Atem einzuhauchen, und den Säugling mitzunehmen. Dieser verwirrende Beginn findet seine Erklärung im Lauf des Romans und Isenharts Leben. Und sie ist der Beginn eines wunderbaren Verhältnisses zwischen dem wissbegierigen klugen Jungen Isenhart und Walther von Acsisberg, einem hochintelligenten Mann, der in dem Jungen so etwas wie seinen Sohn sieht und glücklich ist, ihm Wissen vermitteln zu können.
    So kommt es, dass Isenhart kein Außenseiter werden muss, obwohl er "anders" ist. Er will den Dingen auf den Grund gehen, die Zusammenhänge erkennen und stellt Fragen, die sonst niemand stellt. Über die Jahre wird ihm Konrad von Laurin, mit dem er gemeinsam Unterricht erhält und der eher ein "Mann" der Tat ist, ein guter Freund, der ihm in allen Wirrungen des Lebens zur Seite steht, auch wenn er Isenharts Intelligenz nicht ebenbürtig ist. Der Mord an Anna - Isenharts Liebe und Konrads Schwester stellt ihre Freundschaft auf die Probe, aber sie übersteht diese Belastung. Dieser Mord weckt zum erstenmal ernsthafte Zweifel an Gottes Allmacht und Gerechtigkeit in Isenhart.


    Dann tritt eines Tages Henning von Braake in das Leben der Freunde. Sein Vater, ein Medicus, und er wurden zu einem Mordopfer gerufen, ebenso wie Konrad und Isenhart. Der erkennt sofort den verwandten Intellekt und auch Henning ist glücklich, endlich eine verwandte Seele gefunden zu haben, die die gleichen Fragen stellt und seine Gedanken versteht.
    Nun beginnt eine Reise durch die Wissenschaft der damaligen Zeit, langer Dispute, der Suche nach Wissen - aber auch der Suche nach dem Mörder der jungen Frauen. Immer wieder werden dem Leser dabei die Grenzen deutlich, die einem klugen Kopf damals gesetzt waren, wie schmal der Grad war, auf dem ein wissbegieriger Mensch wandelte. Wir reisen gemeinsam mit Isenhart und Konrad nach Toledo, schlagen uns im Schwabenland durch den Alltag und stellen uns Fragen...


    Meine Meinung:


    "Isenhart" ist ein faszinierender Roman. Wie schon erwähnt, führt die Zusammenfassung auf eine falsche Spur. Denn auch, wenn die Jagd nach einem "Serienmörder" immer wieder eine Rolle spielt, ist dieser Roman viel mehr.
    Er zeichnet das Bild einer Zeit, in der Wissen als die größte Gefahr eingestuft wurde. Er führt an Orte, an denen das anders war und der Geist sich frei entfalten durfte. Ein solcher Ort ist Toledo, wo ein "Ungläubiger" den "Basar des Wissens" unterhielt - eine Stätte zum Gedankenaustausch zwischen Menschen aller Religionen.
    Schmidt entführt uns ins Mittelalter, das wahrhaft finster ist, wenn man Unwissenheit als Dunkel betrachtet. Aber er zeigt uns ein Licht im Dunkel. Isenhart will die Welt ergründen und auf der Suche nach Annas Mörder findet er nicht nur Erkenntnisse über diesen sondern auch über sich selbst. Viele philosophische Fragen werden gestellt und können doch nicht beantwortet werden, aber sie geben Denkanstöße über das Ende der Geschichte hinaus. Gemeinsam mit Isenhart denken wir über Fragen der Religion, der Moral und Ethik nach.
    Dies alles hat Holger Karsten Schmidt sprachlich gekonnt umgesetzt. Auch wenn ich mich hin und wieder gefragt habe, ob er da jetzt nicht doch ein wenig übertreibt (bspw. stellt Henning hin und wieder fest, dass nicht in diese Zeit gehöre - eine Formulierung, die mir irgendwie "falsch" erscheint) und die Geschichte im Mittelteil doch ein paar Längen aufweist, hat mir "Isenhart" ausnehmend gut gefallen. Gegen Ende wird es wieder richtig rasant und Schmidt wartet mit einigen überraschenden Wendungen am Schluss auf.


    Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung und :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:


    Beschließen möchte ich meine Rezi so, wie Schmidt seinen Roman. Mit einem Zitat von Victor Hugo, das eigens für diesen Roman gesagt sein könnte:

    Zitat

    In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer.

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Die Gedanken sind frei


    Vor einigen Wochen sah ich die Ankündigung eines historischen Romans bei vorablesen.


    Die Kurzbeschreibung


    „Ein Serienmörder im hohen Mittelalter. Der junge Schmied Isenhart versucht ihm als früher »Profiler« auf die Spur zu kommen – und zugleich dem Geheimnis seiner eigenen Existenz. Ein umwerfend spannender Roman aus einer Zeit, in der der freie Geist mit Denkverboten rang – und die uns gar nicht so fern erscheint.“


    und der Klappentext


    „Anno Domini 1171. Isenhart stirbt bei der Geburt. Und wird wieder zum Leben erweckt. Der wissbegierige Junge, der irgendwie »anders« ist, wächst als Sohn eines Schmieds auf der Burg Laurin bei Spira auf. Zusammen mit Konrad, dem Stammhalter des Hauses Laurin, erhält er Zugang zu einem ungeheuren Privileg: Bildung. Isenharts Welt bricht entzwei, als seine heimliche Liebschaft, die Fürstentochter Anna von Laurin, barbarisch ermordet – und ihr das Herz geraubt – wird. Der Mörder ist schnell gefasst und gerichtet. Doch dann ereignet sich ein weiterer Mord nach identischem Muster. Isenhart und Konrad machen sich auf, den Serienmörder mit den forensischen Mitteln ihrer Zeit zur Strecke zu bringen. Die Jagd führt sie bis ins ferne Iberien, in den »Basar des Wissens« von Toledo, wo freie Geister aus Morgen- und Abendland sich austauschen. Dann findet Isenhart in einem dunklen Gewölbe nie gesehene anatomische Zeichnungen des menschlichen Herzens …“


    zu „Isenhart“ von Holger Karsten Schmidt interessierten mich. Leider verpasste ich jedoch den Zeitpunkt, zu dem man für die Leseprobe einen Eindruck hinterlassen kann und in den Lostopf für Rezensionsexemplare kommt. Aber ich bekam eine zweite Chance. In einem meiner Lieblingsbücherforen wurde eine Leserunde zu dem gerade erschienenen Buch angesetzt, bei der ich mich bewarb und das Glück hatte, eines der 25 Testleseexemplare zu gewinnen.


    Der Autor


    war mir bis dato unbekannt. Vor dem Eintreffen des Buches las ich mir im Netz noch ein paar Informationen über ihn an. Holger Karsten Schmidt wurde 1965 in Hamburg geboren. Erst studierte er in Mannheim Germanistik und Politikwissenschaft. Von 1992–1997 folgte noch ein Drehbuchstudium an der Filmakademie Baden-Württemberg.


    Seit vielen Jahren zählt er zu den erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands. 2010 waren drei Filme für den Adolf-Grimme-Preis nominiert, zu denen er das Drehbuch schrieb. Für »Mörder auf Amrum« erhielt er die Auszeichnung.


    „Isenhart“ ist Holger Karsten Schmidts Romandebüt und wurde inzwischen auch schon verfilmt. Aber so richtig glücklich ist der Autor mit dem Filmergebnis nicht.


    War damals alles anders?


    Im Jahre 1171 wird ein Kind geboren und weggeworfen, weil durch die Nabelschnur erstickt. Plötzlich erscheint ein Fremder, der dem Kind seinen Atem einhaucht und es damit wieder belebt. Das kann nur Hexerei sein. Ein weiterer Mann – Walther von Ascisberg - erscheint, der das Kind zu töten versucht, ihm dann aber auch seinen Atem einhaucht und es mit zur Burg von Sigimund von Laurin nimmt, mit der Bitte an den Burgherren, seinen besten Freund, dem Kind das gleiche Privileg der Bildung zukommen zu lassen, wie dem eigenen Sohn …


    So beginnt die Geschichte um Isenhart, den Titelhelden, der seinen Namen erst bekam, als er, das schwächliche Neugeborene mit dem großen Lebenswillen, den ersten Winter überstand. Eisenhart würde ich es übersetzen. Im doppelten Sinne gültig. Denn das Kind über dessen Herkunft der Burgherr all seinen Untergebenen Stillschweigen abringt, hat nicht nur den harten Winter überstanden, sondern seine Pflegeeltern sind auch der Schmied und seine Frau.


    Ich erlebe das Aufwachsen des Jungen, der in seiner Familie einerseits schon in sehr jungen Jahren das Schmiedehandwerk mit erlernen muss, andererseits, durch die Fürsprache von dem adligen Freigeist Walther von Ascisberg, auch unterrichtet wird. Zum Einen von dem gottesfürchtigen Geistlichen Vater Hieronymus, der wie man als aufmerksamer Leser erfährt, selbst auch nicht ohne Fehl und Tadel ist, und seinen Unterricht unerbittlich mit dem Rohrstock führt. Zum Anderen auch von Walther von Ascisberg selbst, der sehr schnell den Wissendurst seines ungewöhnlich begabten Schülers erkennt und diesen mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln fördert, ohne dem anderen, anders interessierten Schüler dabei auf die Füße zu treten.


    Aber ich erlebe auch, den Beginn einer lebenslangen Freundschaft zwischen zwei Charakteren, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Gerade bei Isenhart und Konrad wird dem Leser vor Augen geführt, wie man mit gegenseitigem Verständnis die Stärken eines Menschen erkennen, die Fehler und Schwächen akzeptieren und tolerieren kann. Ich möchte dem interessierten Leser nicht allzu viel von der Handlung verraten, in jedem Fall beeindruckte mich, wie die beiden über die gesamte Handlungsdauer der Geschichte, das sind immerhin 30 Jahre, immer wieder, trotz teilweise nicht unerheblichen Differenzen, füreinander einstehen.


    In seinem sprachlich der handelnden Zeit angepassten und trotzdem leicht und flüssig lesbarem Schreibstil führt mich der Autor ins Mittelalter. Ich kann mir die Burgen, Dörfer und Städte mit ihren Bewohnern, ob Herren oder Knechte, bildhaft vorstellen und fiebere von Beginn an mit dem so klugen Isenhart, der schnell mitbekommt, dass er anders ist als Andere und dass seine vielen Fragen und Schlussfolgerungen nicht immer gern gesehen werden und für ihn und sein Umfeld sogar sehr gefährlich sind. Ist es anfangs nur Vater Hieronymus, der ihn mit seinem Rohrstock straft und damit die Doktrin der katholischen Kirche repräsentiert, steht er später gar vor einem kirchlichen Gericht.


    Als er sich zum ersten Mal verliebt, wissen sowohl er, als auch die Angebetete, dass sie eigentlich keine gemeinsame Zukunft haben. Trotzdem treffen sie sich heimlich, wieder und wieder. Doch die Liebe findet ein jähes und grausames Ende. Isenhart ist von dem Zeitpunkt an beseelt, den Mörder zu finden und bestraft sehen zu wollen. Doch nicht nur das treibt ihn um. Auch sein stetiger Drang alles zu hinterfragen, logische Schlussfolgerungen zu ziehen und bahnbrechende Entdeckungen zu machen, erleichtern ihm das Leben in der Gesellschaft des Mittelalters, die in der Zeit der Kreuzzüge mehr und mehr von der katholischen Kirche beherrscht wird, nicht unbedingt.


    In Henning von Braake scheint er endlich einen Seelenverwandten gefunden zu haben, mit dem er sich auf gleicher Ebene austauschen kann. Dies wiederum stellt die Freundschaft zu Konrad immer mal wieder auf die Probe. Trotzdem ist es Konrad, der ihn auf seiner Reise bei der Suche nach seinen Wurzeln begleitet. Eine für die Protagonisten beschwerliche und für den Leser unheimlich spannende Reise, eine Reise auf der Isenhart und sogar Konrad neue Erkenntnisse gewinnen.


    Holger Karsten Schmidt hat mit seinem Debüt einen historischen Roman geschaffen, den ich mit stets wachsender Begeisterung gelesen habe. Der bereits im Klappentext angedeutete Kriminalfall nahm dabei eigentlich nur einen kleinen Teil der Geschichte ein. Obwohl er schon den Rahmen der Handlung bildete, macht die Gesamtheit, die geschichtlich wahnsinnig gut recherchiert und damit richtig stimmig wirkt, sehr viel mehr aus.


    Das Leben der Menschen dieser Zeit wird sehr real und keinesfalls – wie so oft in diesem Genre – verklärt dargestellt. Gemeinsam mit den Protagonisten erlebte ich ganz schreckliche, aber auch wunderschöne Situationen. Gekonnt ließ der Autor immer wieder mal Sprichwörter einfließen, die noch heute – kaum hinterfragt - im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet werden und erklärte situationsbedingt ihre Bedeutung. Es ist aber das Zusammen- oder auch Gegenspiel der Charaktere, was die größte Faszination in diesem Roman auf mich ausübte. Das Wiedererkennen von Strukturen im menschlichen Verhalten, die, obwohl Zeit und Fortschritt in der Lebensqualität viel geändert haben, heute doch noch immer die gleichen sind.


    Für mich war das Lesen des Buches ein Genuss. Ich kann es hundertprozentig weiter empfehlen.

  • Zwei richtig schöne Rezis habt ihr da geschrieben :D
    Weil zum Inhalt deshalb nichts mehr hinzuzufügen ist, kommt hier nur schnell meine Meinung zu diesem wirklich tollen Buch:


    Der Leser begleitet durch das Buch hindurch das gesamte Leben Isenharts – einem überaus intelligenten Mann, der sein Leben der Wissenschaft verschrieben hat und immer zu neuen Erkenntnissen kommen muss. Damit steht er ziemlich alleine da, denn Konrad bleiben diese Welten, die Isenhart so neugierig erforscht, verschlossen. Es interessiert ihn einfach nicht. So hat Isenhart anfangs nur seinen Lehrer Walter, mit dem er sich messen, und den er um Rat fragen kann. Wider Erwarten trifft er bei seinen Ermittlungen nach Annas Mörder auf einen Menschen, der ihm wie ein Seelenverwandter vorkommt – Henning, der Sohn eines Medicus. Auch dieser strebt nach mehr, als der gemeine Verstand zu fassen vermag, und ist genau wie Isenhart bereit, trotz kirchlichem Verbot, die Gesetzte der Natur zu erforschen.


    Man hat mit diesem Buch also nicht einfach nur einem historischen Kriminalroman, der für sich alleine stehend schon sehr einnehmend, gut recherchiert und wunderbar zu lesen ist. Man erhält außerdem einen tollen Einblick in die Mentalität der Menschen im Mittelalter. Wie die Kirche der Wissenschaft im Wege stand, weil sie befürchten musste, durch geistigen Fortschritt an Macht zu verlieren. Generell werden die damaligen Machtverhältnisse und vor allem der Kampf darum stark thematisiert. Außerdem geht es auch um sehr tiefgehende philosophische und theologische, physikalische oder mathematische Fragen, die zum Teil auch heute unbeantwortet geblieben sind. Geradezu ketzerische Gedanken hat Isenhart des öfteren, und nicht selten bringt er sich deswegen in Gefahr. Und wie ganz nebenbei lernt man als Leser ganz viel über Geometrie, Mathematik oder auch über Kombinatorik an sich. Normalerweise bin ich wirklich kein Fan von allem, was mit Gleichungen oder Physik zu tun hat und muss eigentlich auch keine ausführlichen Erklärungen darüber in Büchern haben, aber in diesem Fall ist das anders. Der Autor schafft es, die teilweise trockenen Themen von unten nach oben zu entwickeln, sodass man auch als Ahnungsloser den Gedankengängen folgen kann. Ich glaube, ein Buch, das meine Allgemeinbildung in solch einem Maß erweitert hat, ist mir noch nicht begegnet. Es kommt darüber hinaus ständig zu überraschenden Wendungen, sodass bei aller Wissenschaftlichkeit auch die Story keineswegs zu kurz kommt und immer spannend bleibt. Denn trotz der vielen verarbeiteten Themen, gelingt die Gratwanderung zwischen der Story und den wissenschaftlichen Aspekten aufs allerbeste.Insgesamt ein wundervolles Buch, vielfältig, gut recherchiert und dabei immer fesselnd und abwechslungsreich. Ich bin richtig traurig, dass es zu Ende ist. Deshalb gibt es :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von mir :lol:

  • Zum Inhalt:


    Isenhart steht "außerhalb seiner Zeit". Schon bei seiner Geburt erweist er sich als etwas Besonderes. Er kommt mit der Nabelschnur um den Hals blau angelaufen zur Welt und wird für tot gehalten. Ein mysteriöser Fremder erweckt ihn wieder zum Leben, indem er ihm seinen Atem (und einen Teil seiner Seele?) einhaucht. Für die Menschen des 12.Jahrhunderts ein unerhörter Vorgang, der dafür sorgt, dass der Junge mit Misstrauen betrachtet wird. Er wird dem Schmied Chlodio auf der Burg Laurin zur Aufzucht übergeben, darf aber gemeinsam mit Konrad, dem Sohn des Burgherrn, dessen Unterricht teilen und erhält dadurch Zugang zu einer Bildung, die ihm zur Zeit einer strengen Ständegesellschaft sonst verschlossen geblieben wäre. Isenhart fällt durch besondere Intelligenz und geistige Frühreife auf. Mit Pater Hieronymus, seinem geistlichen Erzieher, gerät er deshalb immer wieder aneinander, weil er hinterfragt, statt Wissen wiederzukäuen. Sein zweiter Lehrer und Mentor, Walther von Ascisberg reagiert dagegen aufgeschlossen auf Isenharts Wissensdurst und ermutigt ihn, sich seines Verstandes zu bedienen. Mit Konrad verbindet Isenhart eine tiefe Freundschaft, obwohl Konrad ihm auf seinen geistigen Höhenflügen nicht folgen kann. Aber er ist loyal und steht für Isenhart ein. Zu Konrads Schwester Anna pflegt Isenhart eine heimliche Liebesbeziehung, bis Anna eines Tages grausam ermordet wird. Konrad und Isenhart sind fest entschlossen, den Mörder zur Strecke zu bringen. Die Jagd auf den Täter, der weitere Opfer auf dem Gewissen hat, führt die beiden jungen Männer bis nach Toledo zum "Bazar des Wissens", wo Isenhart auch Aufschluss über das dunkle Geheimnis seiner Herkunft zu finden hofft.
    Die Suche nach Annas Mörder gestaltet sich jedoch nicht als geradliniges Unternehmen, vielmehr ist Isenhart immer wieder mit wissenschaftlichen Dingen beschäftigt, um sein Wissen zu mehren. Alles interessiert ihn: Mathematik, Physik, Medizin, Philosophie. Besonders hat es ihm der Traum vom Fliegen angetan. Als er bei der Untersuchung eines weiteren Mordfalls zufällig Henning von der Braake, den Sohn eines Arztes kennengelernt hat, hat Isenhart einen Gefährten gefunden, der ihm an Intelligenz und Wissensdurst ebenbürtig ist und ihm in die Sphären folgen kann, die Konrad verschlossen bleiben. Gemeinsam erforschen Isenhart und Henning verbotene Dinge und geraten in Konflikt mit der Kirche...


    Meine Beurteilung


    Nach dem Klappentext könnte man einen historischen Krimi erwarten, diese Erwartung ist jedoch irrig. Die Krimihandlung steht nicht im Vordergrund der Handlung und wird auch nicht so zielstrebig vorangetrieben, dass der passionierte Krimileser auf seine Kosten kommt.
    Der Roman schildert vorrangig den Konflikt von Menschen, die den Kadavergehorsam gegenüber der Kirche ablehnen und sich ihre eigene Meinung bilden wollen. Isenhart und Henning sind ein paar Jahrhunderte zu früh geboren und hätten besser in das Zeitalter der Aufklärung gepasst. Die meisten ihrer Zeitgenossen können nicht verstehen, was sie umtreibt und warum sie im Interesse wissenschaftlichen Fortschritts Wege beschreiten, die moralische Fragestellungen aufwerfen und sie in Lebensgefahr bringen. Die kritische Infragestellung von Kirche im Besonderen und überkommenen Autoritäten im Allgemeinen in diesem Buch kommt auch in dem Zitat von Victor Hugo zum Ausdruck, das der Autor dem Roman nachgestellt hat:
    "In jedem Dorf gibt es eine Fackel, den Lehrer, und jemanden, der dieses Licht löscht, den Pfarrer."


    "Isenhart" ist ein beeindruckender Roman, der viele Wissensgebiete streift und mit seinem nicht immer geradlinigen Handlungsverlauf nicht schnell herunterzulesen ist. Über einen gewöhnlichen Historienroman geht dieses Buch weit hinaus und man benötigt Zeit und Konzentration, um sich ganz darauf einzulassen. Der Autor hat gründlich recherchiert, als besonderen "Leckerbissen" serviert er dem Leser in den Text eingebundene Erklärungen, wie es zu bestimmten heute noch gebräuchlichen Redewendungen kam ("Alles in Butter!"), die einen ganz konkreten Ursprung haben.
    Das Einzige, was ich persönlich vermisst habe, ist ein Verzeichnis einiger historischer Persönlichkeiten (arabische Gelehrte), die vermutlich den meisten deutsche Lesern unbekannt sind und deshalb Extra-Recherchen erfordern.


    Fazit: "Isenhart" ist keine leichte Lektüre, sondern ein vielschichtiger Roman, der dem Leser Durchhaltevermögen abverlangt. Besonders für (kirchen)kritische Leser ist das Buch ein Genuss und unbedingt empfehlenswert. Für mich ist es eins der Highlights des Jahres 2011. :thumleft:
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb:

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Das Einzige, was ich persönlich vermisst habe, ist ein Verzeichnis einiger historischer Persönlichkeiten (arabische Gelehrte), die vermutlich den meisten deutsche Lesern unbekannt sind und deshalb Extra-Recherchen erfordern.


    Das stimmt - das hätte ich mir auch gewünscht. So musste ich doch hin und wieder erstmal online gehen, um das eine oder andere nachzulesen. Und auch was das Highlight angeht, gebe ich dir recht. :thumleft:

    Gelesen in 2024: 7 - Gehört in 2024: 5 - SUB: 598


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Die Covergestaltung allein ist schon sehr beeindruckend! Autorenname und Titel befinden sich vertikal auf der linken Hälfte des Buchdeckels, wobei der Titel von einem Schwert gekreuzt wird. Der Hintergrund ist in dunkelrot gehalten und in der unteren rechten Ecke befindet sich ein Blumenornament. Innerhalb sind die Buchdeckel in Pergamentoptik gehalten und werden ebenfalls von Ornamenten geschmückt.


    Dem Klappentext nach schließend denkt man bei „Isenhart“ eher an einen historischen Krimi, doch das Buch ist viel mehr als das! Es spielt im tiefsten Mittelalter, zu einer Zeit, wo die Wissenschaft und der Fortschritt auf der Stelle traten und jegliches eigenständige Denken von der Kirche untergraben wurde. Doch Isenhart will sich diesem Zustand nicht anpassen. Sein Mentor Walther von Ascisberg, der ihn wie einen Sohn behandelte, lehrte ihn, den eigenen Verstand zu benutzen und aus Fehlern zu lernen. Isenhart entdeckt mathematische und physikalische Zusammenhänge und nutzt dies für eigene Erfindungen. In Henning von der Braake, hat er endlich einen Gleichgesinnten gefunden, mit dem er vor allem den Traum vom Fliegen verwirklichen möchte. Als sich Isenhart auf die Suche nach seinem Vater begibt, trennen sich vorerst ihre Wege. In der Zwischenzeit macht Henning eine bahnbrechende Entdeckung: Er hat einen Weg gefunden, wie er das Gewicht der Seele messen kann. Doch auch Isenhart kehrt nicht ohne neues Wissen zurück. Der Mörder seiner großen Liebe Anna rückt wieder mehr in den Mittelpunkt und der junge Schmied muss sich mit dem Gedanken auseinandersetzen, ihn vielleicht zu kennen.


    Die Krimihandlungen selbst stehen eher im Hintergrund. Hauptsächlich werden Konflikte zwischen Menschen, wie Isenhart geschildert und jenen gehorsamen Anhängern der Kirche, die die freie Meinungsbildung verbieten. Die meisten können einfach nicht verstehen, was Isenhart zu seinen Überlegungen verleitet und weshalb er sich in Selbstversuchen in Lebensgefahr begibt. Im Gegensatz dazu steht der „Basar des Wissens“ wo sich Menschen, egal welcher Herkunft und Religion, über die neuesten Erkenntnisse austauschen und diskutieren.


    Doch nicht nur der Inhalt begeistert mich grenzenlos, auch der Schreibstil verdient großes Lob. Man muss sich zwar Zeit nehmen und viel Konzentration aufbringen um dem Geschriebenen folgen zu können, doch der Aufwand lohnt sich! Man wird mit einem gründlich recherchierten und hochintelligenten Roman belohnt, wo der Leser selbst noch einiges lernen kann, da viele Wissensgebiete angeschnitten werden.
    Einziger Kritikpunkt für mich ist das fehlende Nachwort des Autors, wo er auf Informationsquellen und geschichtliche Hintergründe verweisen hätte können/sollen. Dies hätte stellenweise zu mehr Verständnis geführt, da manche Begebenheiten etwas komplex dargestellt wurden.


    Nichtsdestotrotz handelt es sich meiner Meinung nach bei „Isenhart“ um einen äußerst interessanten, gut recherchierten und vielschichtigen Roman mit außergewöhnlichen Charakteren! Es wird dem Leser zwar viel Konzentration und Durchhaltevermögen abverlangt, doch es lohnt sich in jeglicher Hinsicht! Ich hoffe, dass dies nicht der letzte Roman von Holger Karsten Schmidt gewesen sein wird!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Isenhart wird im Winter des Jahres 1171 geboren. Seine Mutter stirbt bei der Geburt und auch bei dem kleinen Jungen kann die Hebamme keinen Herzschlag spüren. So wird er beiseite gelegt, während sich die Hebamme um den Leichnam der Mutter kümmert.
    Doch es passiert etwas völlig Unerwartetes: Ein Fremder stürmt ins Haus, nimmt das tote Kind in seine Arme und haucht ihm seinen Atem und damit einen Teil seiner Seele ein. Er hinterlässt der Hebamme einige Münzen für die Betreuung des kleinen Jungen und flieht ins Unterholz kurz bevor sein Verfolger, Walther von Ascisberg vorbeikommt. Auch er haucht dem Baby seinen Atem und damit einen Teil seiner Seele ein, auf dass diese in Widerstreit trete mit derjenigen des geheimnisvollen Fremden. Er nimmt das Neugeborene mit und bringt es seinem Freund, Sigimund von Laurin, wo es in der Familie des Schmieds aufwachsen kann.


    Da der kleine Junge sehr zäh ist und wider Erwarten den Frühling erlebt wird er auf den Namen Isenhart getauft. Walther von Ascisberg veranlasst, dass Isenhart gemeinsam mit Sigimunds Sohn Konrad unterricht wird in Latein und in Kenntnissen, die man später mit Naturwissenschaften bezeichnen wird.


    Isenhart spürt sehr bald, dass er in der falschen Zeit lebt. Sein Geist verlangt nach Freiheit und lässt sich nicht in ein enges Glaubenskorsett zwängen, wie es für die Zeit des Hochmittelalters zu erwarten wäre. Walther von Ascisberg fördert Isenhart in Naturbetrachtungen und sät einen Samen der Neugierde nach Erkenntnis, des in Isenhart auf fruchtbaren Boden fällt.


    Die Idylle wird sehr schmerzhaft zerstört durch den gewaltsamen Tod von Anna von Laurin, der Tochter Sigimunds. Walther ermittelt gemeinsam mit Isenhart und er kommt zu einer Verhaftung mit Todesurteil eines Händlers. Doch sehr bald wird es zur Gewissheit, dass ein Unschuldiger hingerichtet worden ist, da es zu weiteren Todesfällen kommt.


    Die Ermittlungen, die Isenhart und Konrad von der Rhein/Neckar Region über Spira (das heutige Speyer) quer über die Alpen nach Toledo an den Bazar des Wissen führen werden, bilden den Rahmen dieses 800 Seiten starken Erstlingswerk von Holger Karsten Schmidt.
    Das Buch beinhaltet aber weit mehr als nur einen historischen Krimi. Isenhart ist ein unruhiger Geist und stellt viele Überlegungen und wissenschaftliche Experimente an, so dass man auch eine Menge lernen kann über die Entwicklung der Technik im Hochmittelalter. Interessanterweise sind die Araber in vielen Belangen, was Medizin aber auch Fliegen betrifft, sehr viel weiter als die Europäer. Neben wissenschaftshistorischen Kenntnissen vermittelt das Buch auch sehr viele Anregungen zu philosophischen Überlegungen.


    Sprachlich lässt sich das Buch sehr leicht und angenehm lesen. Teilweise hätte ich mir etwas mehr Beschreibungen gewünscht über das Aussehen der Figuren. Aber die interessanten und abwechslungsreichen Landschaftsbeschreibungen machen das locker wett.
    Da ich inzwischen auch den Film gesehen habe, möchte ich doch noch meinem Bedauern Ausdruck geben, weil er meiner Meinung nach so gar nicht gelungen ist und diesem tollen Buch in keiner Weise gerecht wird. Allerdings schadet es auch nicht wirklich, wenn man ihn gesehen hat. Das Buch beinhaltet so viele Aspekte, dass es bestimmt noch genau so viele unterhaltsame Stunden bietet, unabhängig davon, ob man Teile der Handlung schon kennt.


    Ich habe neben dem interessanten Inhalt noch einen ganz persönlichen Bezug zum Buch. Ich wohne ganz in der Nähe von Hohenasperg, dem Sitz von Walther von Ascisberg und stamme aus einem Landschaftsstrich, den Isenhart und Konrad durchqueren mussten auf ihrem Weg durch die Alpen. So habe ich alle Bewegungen besonders gerne nachvollzogen.


    Ich würde dem Buch eigentlich 4,5 Sterne verleihen. Da es sich aber geben diesen misslungenen Film durchsetzen muss, gibt es glatte :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • und diesem tollen Buch in keiner Weise gerecht wird.


    Ich habe in dem Film auch viel vermisst (die ganze Geschichte mit den Bestrebungen zum Fliegen, den Kolkraben, die als Beobachtungsobjekte dienten etc.), aber selbst wenn der Film ausführlicher und für Nichtkenner des Buchs verständlicher gewesen wäre, bezweifle ich, dass man dieses großartige Buch überhaupt angemessen hätte verfilmen können.
    Ich hoffe nur, dass sich durch diesen durchschnittlichen Film niemand davon abhalten lässt, dieses überdurchschnittliche Buch noch zu lesen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich hoffe nur, dass sich durch diesen durchschnittlichen Film niemand davon abhalten lässt, dieses überdurchschnittliche Buch noch zu lesen.

    Na, da gehst Du aber noch gnädig mit dem Film um :-, - ich fand den absolut unterirdisch: schlechte Besetzung, wichtige Parts, die das Wesen Isenharts und sein Verhältnis zu den anderen Akteuren hätte deutlich machen können fehlten und das Ganze war mehr als frustrierend.
    Da lob ich mir das geniale Buch!

  • Na, da gehst Du aber noch gnädig mit dem Film um :-, - ich fand den absolut unterirdisch: schlechte Besetzung, wichtige Parts, die das Wesen Isenharts und sein Verhältnis zu den anderen Akteuren hätte deutlich machen können fehlten und das Ganze war mehr als frustrierend.
    Da lob ich mir das geniale Buch!


    Da bin ich ganz eurer Meinung, mir hats nach einer dreiviertel Stunde gereicht. Schon den allerersten richtigen Satz fand ich total unglaubwürdig und wirklich besser wurde es mit der Zeit auch nicht. Das, was das Buch ausmacht, das Streben nach Wissen, dem Lauf der Dinge auf den Grund zu gehen, wurde überhaupt nicht rübergebracht und das fand ich sehr schade! Ich bin froh, das Buch gelesen zu haben, das wirklich ein toller, außergewöhnlicher Roman ist!

  • Das sind alles wirklich tolle Rezensionen.
    Wegen der Kurzbeschreibung habe ich mir die Leseprobe bei Vorablesen gar nicht angesehen.
    Aber hier klingt das wirklich gut, das Buch kommt auf meine Wunschliste. :)

    „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.”
    Heinrich Heine
    "Nichts ist unmöglich, allein unserem beschränkten Geist erscheinen manche Dinge unbegreiflich."
    Marc Levy


    :study: in 2015: 18 Bücher, 6868 Seiten
    :study: in 2014: 2 Bücher, 771 Seiten 8-[
    :study: in 2013: 13 Bücher, 5079 Seiten
    :study: in 2012: 39 Bücher, 14318 Seiten
    :study: in 2011: 25 Bücher, 9255 Seiten

  • Das sind alles wirklich tolle Rezensionen.

    Oh ja, das stimmt!


    Ich hatte mir bei vorablesen die Leseprobe zwar durchgelesen, aber irgendwie fand ich sie recht seltsam. Da war ich mir nicht so sicher, aber was ich jetzt über das Buch von euch lese, da macht es mich schon neugierig.


    Ich habe mir den Film allerdings angetan und das hat meinen Wunsch das Buch zu lesen eigentlich nur noch verstärkt, da ich bei dem Film so viele Fragen hatte und mir mehr Hintergrung gewünscht hätte. Ausserdem interessiert mich das Thema" Fortschritt gegen Religion", was im Film ja nur kurz angesprochen wurde.


    Da ich bei deutschen TV-Produktionen schon davon ausgehe, dass die Filme schlecht sind, hab ich mich nicht über den Film geärgert. Er plätscherte so dahin und war (wie immer) sehr vorhersehbar, aber ich hatte ja auch ehrlich gesagt nicht mehr erwartet. :uups:


  • Ich hatte mir bei vorablesen die Leseprobe zwar durchgelesen, aber irgendwie fand ich sie recht seltsam. Da war ich mir nicht so sicher, aber was ich jetzt über das Buch von euch lese, da macht es mich schon neugierig.


    Die Leseprobe war sozusagen ein Zusammenschnitt der ersten 100 Seiten. Vielleicht erschien sie Dir deshalb seltsam. Ich hatte erst auch etwas gemischte Gefühle. Es ist ja immerhin ein Buch von 800 Seiten. Bei dicken Büchern bin ich sehr vorsichtig bei vorablesen. :scratch:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!

  • Isenhart von Holger Karsten Schmidt


    Isenhart starb bei der Geburt, seine Nabelschnur hatte sich um seinen Hals gewickelt.
    Seine Mutter ist ebenfalls bei der Geburt gestorben, doch Isenhart wurde durch einen
    mysteriösen Mann ins Leben zurück geholt. Er hat ihm einen Teil seiner Seele eingehaucht.
    Und Isenhart bleibt sein lebenlang auf seine Weise etwas besonderes.


    Das Buch beginnt etwas mystisch, doch das sollte keinen Leser vom weiterlesen abhalten!
    Isenhart war seid langer Zeit der beste historische Roman, den ich gelesen habe.
    Endlich mal ein Buch in dem keine arme, selbstbewusste, durchsetzungsstarke Frau im Mittelpunkt steht. Endlich mal ein Buch in dem nicht die Kirche als böse Gewalt über den Menschen herscht und nur Leid und Verdammnis auf dem Program steht.
    Sicherlich kommen auch starke Frauen in dem Buch vor und auch die Kirche spielt eine wichtige Rolle und doch ist dieses Buch anders. Für meinen Geschmack realer, deutlicher und nicht so verblümt. Die damalige Zeit wird sehr deutlich beschrieben, mit allen Facetten des Lebens. Und das ist es was mir so gut an dieser Geschichte gefallen hat.



    Holger Karsten Schmidt hat keinen historischen Thriller geschrieben, doch das Buch ist trotzdem fesselnd. Die Beschreibungen der Personen, Gebäude und Gegebenheiten ist unglaublich bildlich gelungen, sodass ich mir die entsprechenden Szenen immer genau vorstellen konnte. Ein wirklich tolles Buch über einen aussergewöhnlichen Mann, der wahrscheinlich auch in der heutigen Zeit nicht nur wegen seinem Start ins Leben aussergewöhnlich wäre.


    Ich freue mich schon auf weitere Bücher des Schirftstellers.


    Von mir :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

    Hunde sind wie Bücher, man muss nur in ihnen lesen können, dann kann man viel lernen.


    [align=center]Oliver Jobes

  • Danke für die tolle Rezi! Ist sofort auf meine Wunschliste gewandert.


    Auch den Film hatte ich mir angeschaut, fand ihn gar nicht so übel, aber wahrscheinlich werde ich anders darüber denken, sobald ich das Buch erstmal gelesen habe! :lol:

    :study: Die Shannara Chroniken - Elfensteine - Terry Brooks
    2016 gelesen: 20
    Aktueller SuB: 248




  • Auch den Film hatte ich mir angeschaut, fand ihn gar nicht so übel,


    Der Film ließ einiges zu wünschen übrig und kommt in keiner Weise an die Qualität und den Anspruch des Romans heran.
    Hast Du beim Film überhaupt alles verstanden? Ich hätte Probleme gehabt, wenn ich das Buch vorher nicht gelesen hätte. Am Anfang ging es viel zu schnell und der Zusammenhang zwischen den diversen Personen wurde nicht recht klar.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998


  • Der Film ließ einiges zu wünschen übrig und kommt in keiner Weise an die Qualität und den Anspruch des Romans heran.
    Hast Du beim Film überhaupt alles verstanden? Ich hätte Probleme gehabt, wenn ich das Buch vorher nicht gelesen hätte. Am Anfang ging es viel zu schnell und der Zusammenhang zwischen den diversen Personen wurde nicht recht klar.


    Ich hatte eigentlich keine Probleme damit alles zu verstehen.
    Aber das die Buchverfilmungen meistens zu wünschen übrig lassen ist nahezu normal. Es ist halt einfach schwierig, die Handlung eines ganzen Buches in ca. 2 Stunden Film unterzubringen. Ich bin auf alle Fälle schon sehr gespannt auf das Buch, muss mich aber noch gedulden, da es meine Bücherei noch nicht angeschafft hat.

    :study: Die Shannara Chroniken - Elfensteine - Terry Brooks
    2016 gelesen: 20
    Aktueller SuB: 248




  • So, jetzt schaffe ich es endlich auch meine Meinung zu "Isenhart" zu schreiben! Nachdem ich jetzt das Buch gelesen habe, werde ich wohl Abstand vom Film nehmen. 8-[ Erst wollte ich ihn ja schauen, aber das Buch ist so vielschichtig, da kommt der Film bestimmt nicht heran.
    Zu dem Buch kann ich mich eigentlich den anderen Meinungen voll und ganz anschließen! Es hat mir sehr, sehr gut gefallen.


    Hier also meine Meinung:


    Dieser Roman ist unheimlich vielschichtig. Der Werdegang von Isenhart und Co., die unerklärlichen Morde, Isenharts Streben nach Erkenntnis, ungeachtet aller Konventionen. Was am Anfang noch denkbar miteinander zu tun hat, verknüpft sich im Laufe des Romans und hat mich immer weiter in die Welt des ausgehenden 12. Jahrhunderts geführt, mitsamt seinen Sitten und Gebräuchen, aber auch anderen, weniger offensichtlichen Seiten.


    Besonders gelungen finde ich auch die Charaktere, die alle ihre Geheimnisse haben. Sie sind sehr lebendig und authentisch dargestellt, was sich sogar in den Nebencharakteren fortsetzt. Durch den langen Handlungszeitraum wird sehr viel Wert auf ihre Entwicklungen gelegt.


    Der Schreibstil passt hervorragend zu der Geschichte, allerdings ist dieser Roman nichts für Zwischendurch, ein gewisses Maß an Konzentration ist erforderlich. Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz, brenzlige Situationen gibt es etliche und am Ende spitzt es sich richtig zu.


    Ich hätte mir vom Autor allerdings auch ein ausführlicheres Nachwort gewünscht. Das hatte ich zwar nicht bei allen historischen Romanen, die ich gelesen habe, aber bei dem meisten und dort hat das für mich immer eine Bereicherung dargestellt, daher habe ich das hier ganz besonders vermisst. Ich habe mich dann eben im Internet schlau gemacht und da die Geschichte so toll war, gibt es dafür keinen Abzug.


    Insgesamt ein wirklich toller historischer Roman! :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: :thumleft:

    Viele Grüße
    Aventurin


    :study:Rebecca Gablé - Hiobs Brüder


    SuB: 92 / Gelesen 2016: 7