Kurzbeschreibung von Amazon.de:
Spiel um dein Leben!
Als Henrik Pettersson, kurz HP genannt, noch leicht benommen von der letzten durchzechten Nacht, im Zug nach Stockholm ein Handy findet, steckt er es kurzerhand ein und überlegt, es zu Geld zu machen. Doch plötzlich erscheinen folgende Worte auf dem Display: WANNA PLAY A GAME? HP zögert, drückt dann aber auf YES. Und damit beginnt das Spiel und der allergrößte Nervenkitzel, den er je erlebt hat – bis es irgendwann um sein eigenes Leben geht.
Über den Autor (von Amazon.de):
Anders de la Motte, Jahrgang 1971, arbeitete mehrere Jahre als Polizist in Stockholm, bevor er 2001 in die Security-Branche wechselte. Heute ist er als Sicherheitschef für die europäische Niederlassung eines internationalen Technologie-Unternehmens tätig. Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in der Nähe von Malmö.
Handlung:
Das unspektakuläre Leben des Gelegenheitsarbeiters Henrik Pettersson, genannt HP, nimmt eines Tages nach eine spannende Wendung: Nach einer durchzechten Nacht findet er im Zug ein neuartiges Handy. Darauf ist eine Meldung zu sehen, die ihn auffordert ein Spiel zu spielen. Da er eigentlich nur plant, das Handy zu verhökern, klickt er auf „Nein“ und dann passiert Unglaubliches: Das Handy spricht ihn mit seinem Namen an. Da sich keine weiteren Funktionen aktivieren lassen, klickt er letztendlich auf „Ja“ und die Geschichte wird immer Mysteriöser: Das Handy schreibt ihm, dass gleich ein Mann zusteigen soll, dem er einen Regenschirm klauen soll, was dann auch tatsächlich geschieht. HP führt seinen Auftrag aus und ist schon mitten im „SPIEL“. Das Handy ist nun aktiviert und die Durchführung dieses Auftrags wurde auf Video aufgezeichnet. Es gibt Highscore-Listen, er hat Konkurrenten und sogar so etwas wie ein Forum ist integriert. Fast wirkt das Ganze wie ein ganz normales Onlinespiel. HP ist Feuer und Flamme, führt einen Auftrag nach dem anderen aus und arbeitet sich in den Platzierungen langsam nach vorne. Allerdings nimmt der Schwierigkeitsgrad der Aufträge immer mehr zu und von harmlosen Regenschirmdiebstählen ist nicht mehr die Rede. Selbst als sich das Spiel langsam in eine terroristische Richtung entwickelt, macht HP weiter…
Meine Meinung:
Ich mag es sehr gerne wenn ein Thriller ohne großes Vorgeplänkel gleich in die Vollen geht und genau das ist bei "Game" der Fall. Es beginnt sehr spannend und Anders de la Motte hatte von Anfang an meine vollste Aufmerksamkeit. In oft sehr kurzen Unterkapiteln, die manchmal nicht mal eine Seite lang sind, spielen sich 2 Handlungsstränge ab: Da wäre zum einen die oben beschriebenen Erlebnisse von HP, zum anderen begleiten wir noch eine Elitepolizistin namens Rebecca Normén, die als Leibwächterin tätig ist und es durch gute Leistungen zum Team "Alfa", das höchste Regierungsträger begleitet, geschafft hat. Anfangs sind die beiden Geschichten wie üblich noch völlig unabhängig voneinander, aber nach relativ kurzer Zeit vermischen sie sich. Wobei die Art und Weise wie sie dies hier tun für mich sehr verblüffend war und ich nicht damit gerechnet hatte.
HP ist eigentlich das, was man einen "typischen Loser" bezeichnen würde: arbeitsscheu, faul, vorbestraft, neigt zu Alkohol und Drogen und seine Lieblingsbeschäftigungen sind Fernsehen und Computerspiele. Trotzdem schafft er es recht gut, sich durchs Leben zu schmuggeln und durch seine Selbstzufriedenheit scheint er im Reinen mit sich und seiner Welt zu sein. Er ist alles andere als dumm, aber durch seine Trägheit hat er es nicht besonders weit gebracht. HP ist alles andere als ein typischer Sympathieträger und durch seine seltsamen Ansichten, seine oft blöden Sprüche und seine Lebenseinstellung mochte ich ihn zwar nicht besonders, aber trotzdem war er ein sehr interessanter Charakter, den ich gerne begleitet habe. Die andere Protagonistin Rebecca ist das genaue Gegenteil von HP: Sie will etwas erreichen, ist ehrgeizig, engagiert in ihrem Beruf und geht mit Stolz und Selbstbewusstsein durchs Leben. Aber auch sie hat ihr Päckchen zu tragen, denn sie hat nicht wirklich enge Freunde, keine feste Beziehung, keine besonderen familiären Kontakte und wirkt dadurch sehr einsam. Zu den beiden tollen Hauptpersonen gesellen sich dann auch noch eine Menge interessanter und gut ausgeklügelter Nebencharaktere, wie z.B. der zum Islam konvertierte Mange, der sich nun Faruk nennt.
Das "Spiel" nach dem das Buch ja auch benannt ist und bei dem HP so voller Begeisterung mitmacht, ist von Anfang an sehr spannend. Die Stellen, an denen HP neue Anweisungen über das Handy bekommt, gehörten definitiv zu den Highlights. Zwar war es nicht unbedingt eine Überraschung, dass der Schwierigkeitsgrad anzieht und der Spieler nach und nach zu immer terroristischeren Aufträgen aufgerufen wird, aber welche das sind und wie genial diese geplant wurden, lässt den Leser nicht los. Der Spannungsaufbau, die guten Actionszenen und den nie zur Ruhe kommenden HP, waren die absoluten Pluspunkte des Buches.
Das hört sich doch alles nicht schlecht an, oder? Ja, aber leider gab es einen Punkt, der "Game" ganz schön runtergezogen hat: Der Schreibstil! Ich habe noch nie in einem Buch so viele Anglizismen oder einfach mitten in Dialoge eingeworfene englische Sätze gelesen. Das hat mich nach kurzer Zeit extrem genervt und geärgert. Wir reden hier nicht von 10 oder 20 solcher Aussetzer im ganzen Buch, sondern ungelogen von ca. einem pro Seite! Er brauchte ein wenig "fucking action", HP soll "Payback" geben, jemand ist ein "best friend", eine Sache ist "over the line" und er fühlt sich wie ein "real life, goddamn superhero". Und der absolute Knaller sind Sätze wie "Als Erstes musste er sich entscheiden, was genau er zu tun gedachte, once he was inside." So eine Vergewaltigung der Sprache tut schon fast beim Schreiben und beim Lesen weh. An der Übersetzung kann es nicht liegen, den "Game" ist ein schwedisches Buch. Allerdings hat dieser ekelhafte Englischeinbau gut zu dem oft zu lapidar und lässig gehaltenen Schreibstil und zu den manchmal zu abgehackten Sätzen gepasst.
Fazit: Ein guter und sannender Thriller mit fesselnder Story, den ich aber wegen dem wahrscheinlich modern gemeinten, aber völlig in die Hose gehenden Schreibstil und dem ungewollten Englischtraining nicht an jeden empfehlen würde, vor allem nicht an Personen, die auch bei Krimi/Thrillerkost wert auf eine gepflegte Sprache legen.