Aurelio Zen ist mal wieder fernab der Heimat unterwegs und vertritt in der kalabrischen Provinz einen krankgeschriebenen Kollegen. In einem verlassenen Bergdorf stirbt ein Amerikaner eines qualvollen Todes, seine verstümmelte Leiche wird wenig später gefunden. Dass das kein zufälliger Überfall auf einen Touristen war, ist schnell klar, aber was steckt sonst dahinter? Hatte der Mann irgendwelche Verbindungen in die abgelegene Bergregion, die nicht auf den ersten Blick ersichtlich sind?
Nicht nur der grausige Mord beschäftigt die Gemüter in der Bevölkerung, sondern auch die Truppe von Location-Scouts, die mit dem Helikopter die Gegend unsicher machen und angeblich nach Drehorten für einen aufsehenerregenden Film über das Jüngste Gericht Ausschau halten, in Wirklichkeit aber etwas ganz anderes suchen.
Als Zugereister, der den lokalen Dialekt nicht versteht, hat es Zen bei seinen Ermittlungen nicht gerade einfach, Informationen aus den Einheimischen herauszukitzeln, auf die Hilfe seiner Kollegen kann er da auch nicht wirklich zählen, denn die meisten kommen selbst nicht aus der Gegend. Zudem gab es eindringliche Drohungen gegen mögliche Zeugen des Mordes - also wieder ein kniffliger, gefährlicher Fall, der Fingerspitzengefühl und Intuition erfordert.
Dieser posthum veröffentlichte letzte Band der Reihe ist ein würdiger Abschluss der vielfältigen und originellen Serie um den eigensinnigen Einzelgänger Aurelio Zen. Die rauhen Berge des Aspromonte und ihre schweigsamen Bewohner kontrastieren hier scharf mit den schillernden Welten der US-Filmindustrie und -Softwaregiganten. Auch im letzten Band gelingt Dibdin neben einem spannenden Kriminalfall ein eindringliches, wenn auch leicht überzeichnetes Porträt von Land und Leuten. Ein gewisser dunkler, bissiger Humor klingt immer wieder durch (und wenn ich an Kalabrien denke, wird mir zukünftig stets Zens Tomatensaucen-Überdruss einfallen).
Sehr schade, dass Dibdin so früh verstorben ist, ich hätte gerne noch ein paar Bände mehr genossen. Zen ist eine interessante und widersprüchliche Figur, und Dibdins Mix aus satirisch angehauchter Gesellschaftskritik, Krimi und Humor haben mir durch die Bank großen Spaß gemacht, so auch in diesem letzten Teil.