Kurzbeschreibung von Amazon.de:
Die Warnung eines Toten an uns, die noch Lebenden. Dies sind die Aufzeichnungen eines Mannes, der nach seinem Selbstmord in der Hölle erwacht - denn dort landen alle Menschen, außer bibelfeste Christen. Fragt den Papst, der wird es Euch bestätigen. Wie all die anderen armen Seelen muss der Mann endlose Qualen ertragen denn in der Hölle stirbt man nicht. Und die vielen Dämonen haben nur eine Aufgabe: Ungläubige zu foltern und zu bestrafen. Als der Mann die schwerverletzte Dämonin Chara findet, die von einigen rebellischen Verdammten an einem Baum gekreuzigt wurde, überkommt ihn Mitleid. Er befreit Chara und damit löst er eine sich langsam vollziehende Kettenreaktion aus, die zur letzten Schlacht zwischen Himmel und Hölle, Engel und Dämonen führt ...
Über den Autor (von www.phantastik-couch.de):
Jeffrey Thomas wurde am 3. Oktober 1957 geboren und lebt seitdem in Massachusetts. Er entstammt einer Künstlerfamilie. Seine Eltern sind beide Dichter, sein Bruder Craig Musiker, seine Schwester Wendy Kolumnistin und sein anderer Bruder Scott ebenfalls Verfasser von Horrorbüchern.
Seine ersten Stories erschienen in den späten achtziger Jahren in verschiedenen Independent-Press-Publikationen. Thomas ist auch Illustrator, der bereits viele Buchcover gestaltete und mit Innenillustrationen versah.
Handlung:
Der namenlose Erzähler erwacht verwirrt in einem gekachelten Raum. Er bemerkt eine starke Wunde an seinem Hinterkopf und erinnert sich wieder, dass er sich selbst erschossen hat. Kurz darauf betreten Dämonen den Raum und schaffen ihn fort. Nach einer Registration wird er in die sogenannte Avernus-Universität geleitet, deren Unterricht ihn darauf vorbereiten soll, wo er sich befindet: In der Hölle! Dort lernt er in seinen ersten Tagen, warum er hier ist, wer sich noch hier befindet usw. Die Menschen in der Hölle werden mit Buchstaben auf der Stirn gebrandmarkt, die zeigen, was ihr Fehlverhalten in ihrem irdischen Dasein gewesen ist. Der Protagonist erhält ein "A" für Agnostiker. Ab seinem 8. Tag beginnt er, ein Tagebuch zu führen, in dem er dem Leser seine Erlebnisse mitteilt. Nach dem Abschluss an der Universität, die mit einer Kreuzigung "gefeiert" wird, wird er entlassen und kann sich frei bewegen. Die Hölle ist ein gefährlicher und schrecklicher Ort, überall lauern Dämonen, deren einziger Daseinszweck es ist, die Verdammten zu foltern. Aber auch Engel kommen desöfteren in die Hölle, um zum Spaß zu jagen. Sterben kann man natürlich nicht mehr, vielmehr verheilt jede Wunde umgehend und jedes abgeschlagene Körperteil wächst in einem sehr schmerzhaften Heilungsprozess nach. Nachdem er eine Weile ziellos umherirrt, trifft er in einem Wald auf eine gefolterte und geschändete Dämonenfrau, die von einigen Menschen an einem Baum aufgespießt worden ist. Der Erzähler hat Mitleid mit der sehr menschenähnlichen Dämonin und befreit diese. Er macht sich auf in die Stadt Oblivion, um sich dort erst einmal niederzulassen. Ihm ist bei Weitem noch nicht bewusst, was er mit der Errettung aus Mitleid losgetreten hat...
Meine Meinung:
"Tagebuch aus der Hölle" beginnt sehr fesselnd. Die Aspekte, die sich rund um den Alltag in der Hölle und deren Grundlagen drehen, waren sehr interessant. Man merkt schnell, dass es nicht unbedingt fair zugeht und man sehr schnell in der Hölle landen kann. Es befinden sich dort z.B. alle Menschen, die einer anderen Religion als dem Christentum angehörten, ungetaufte Babys, geisteskranke Menschen, die nicht die geistigen Fähigkeiten hatten, um den Sohn als ihren Erlöser anzuerkennen, ja sogar die Menschen, die einfach das Pech hatten, vor Christi Geburt auf die Welt zu kommen. Eine der bemerkenswertesten und interessantesten Tatsachen ist wohl diese, dass es keinen Teufel, keinen Satan, keinen Höllenfürst gibt. Nein, auch die Hölle ist Gottes Schöpfung und er ist der uneingeschränkte Herr darüber. Die von ihm erschaffenen Dämonen, die es in den verschiedensten Gattungen gibt, sind einzig dazu da, Angst und Schrecken unter den Menschen zu verbreiten, zu foltern, zu verletzten. Selbst Engel tauchen desöfteren auf, ausgestattet mit Schusswaffen und gehen zum Zeitvertreib auf die Jagd nach den unglücklichen Verdammten. Erlösung gibt es nicht für die Menschen, die in der Hölle gelandet sind. Wer einmal hier ist, ist bis in alle Ewigkeiten hier und es gibt keine Chance auf Rehibilitation. Jeffrey Thomas hat es wirklich geschafft, eine grausame, schreckliche und angsteinflößende Welt zu erschaffen, die einem mit einem sehr mulmigen Gefühl zurücklässt.
Man mag geneigt sein, an Ironie oder schwarzen Humor zu denken wenn man an Teile des Buches denkt, z.B. mit Maschinengewehren bewaffnete Engel, eine Universität in der Hölle oder ähnliches, aber dies ist ein Trugschluss. Das Ganze wird wirklich sehr ernsthaft rübergebracht und Humor konnte ich keinen entdecken, stattdessen regieren nur Schrecken, Qualen, Verzweiflung und Depression. Dies wird sehr gut durch viele tolle Illustrationen unterstrichen, die Schlüsselszenen entsprechend düster darstellen.
Als der Protagonist nach seinem "Universitätsabschluss" loszieht und etwas planlos umherirrt, lernt man weitere Teile der unendlich großen Hölle kennen. Die Atmosphäre war sehr erschreckend, z.B. gab es sehr furchteinflößende Szenen an einem Vulkan, in dem Menschen gefangen sind, und immer wieder aufs Neue auf grausame Art und Weise sterben müssen. Auch seine Wanderung durch einen Wald war sehr gruselig beschrieben. Leider geht die tolle Atmosphäre dann etwas flöten als er etwa bei der Hälfte des Romans in der Stadt Oblivion eintrifft. Diese ist zwar auch schwarz, dunkel und düster beschrieben, doch hier leben Menschen in Häusern, man kann sich Arbeit suchen und es gibt sogar eine Währung. Von diesem Zeitpunkt entwickelt sich "Tagebuch aus der Hölle" eher in die Richtung einer Mischung aus Urban- und Dark Fantasy. Auch wenn die Menschen hier alles andere als sicher sind, hat das Ganze der vorher so gut beschriebenen Hoffnungslosigkeit ein klein wenig den Giftzahn gezogen.
Ich will nicht zu viel verraten, aber die Ereignisse nach der Errettung der Dämonenfrau fand ich auch ein wenig zu konstruiert und die Gefühle wie Liebe und Zusammenhalt waren in meinen Augen nicht kompatibel zu den sonstigen Beschreibungen der Hölle. Der Showdown war dann auch nicht unbedingt der große Clou und Schießereien unter Dämonen und Engeln waren dann doch etwas unfreiwillig komisch, auch wenn mich die letzten ca. 10 Seiten wieder versöhnlich stimmen konnten.
Fazit: Das mit knapp 260 Seiten recht kurz ausgefallene Buch konnte mich anfangs mit seiner außergewöhnlichen Örtlichkeit stark fesseln, hat aber ab der Hälfte leider einiges an Atmosphäre eingebüßt, so dass ich zu einer Wertung von komme.