Inhalt:
Lion hat es nicht leicht – er lebt mit seinem Vater in einem kleinen Dorf an der Ostsee, in dem sich seit der Wende nicht viel geändert hat. Es gibt nur wenig Arbeit, viele Menschen gehen immer noch in den Westen, so auch Lions Mutter. Als der Vater zu allem Überfluss auch noch arbeitslos wird, sind Gewalt und Misshandlungen an der Tagesordnung. Nur bei seinen Seeadlern findet der Junge noch Frieden, und als die Situation zu Hause eskaliert, reißt Lion aus, um im Wald bei den majestätischen Vögeln zu leben. Und macht sich auf die Suche nach einer alten Frau, die er „Die weiße Königin“ nennt und die mit ihren Geschichten in Lion etwas entfacht hat, das ihm hilft, sich zu wehren.
Meine Meinung:
„Die Worte der weißen Königin“ ist der neuste Geniestreich der grandiosen Antonia Michaelis, die es wie kaum eine andere versteht, mit poetischen Worten die Herzen ihrer Leser im Sturm zu erobern. Sie schafft es, die wahrlich ernste Themen Kindesmisshandlung, Gewalt in der Familie und Alkoholmissbrauch auf großartige Weise in eine Geschichte zu kleiden, so dass am Ende eine Art Märchen herauskommt und wird dennoch der Ernsthaftigkeit der Themen absolut gerecht. Die märchenhaften Elemente schwächen sie keinesfalls ab, sondern geben den Hintergründen lediglich ein neues Gewand. Natürlich geht der Realitätsbezug manchmal ein wenig verloren, aber welches Märchen ist schon realistisch?
Neben den klar benannten Themen gibt es aber noch viele andere, die Lion beschäftigen – Trauer, Verlust, Wut, Neid, Angst… aber auch das Gefühl der Freiheit, Vergebung und Freundschaft spiele eine große Rolle in seinem Leben. Mit überwiegend sanften, leisen Tönen, manchmal aber auch mit gewaltigen Worten bringt die Autorin dies alles zum Ausdruck und dem Leser Lions Leben nahe.
Wie ein roter Faden ziehen sich Zitate aus Astrid Lindgrens „Klingt meine Linde“ und „Die Brüder Löwenherz“ sowie Saint- Exuperys „Der kleine Prinz“ durch das ganze Buch und vor allem „Klingt meine Linde“ hat einen ganz besonderen Stellenwert. Sie verleihen der Geschichte eine ganz besondere Note.
Über das Ende kann man natürlich streiten, auch mir hat es nicht sonderlich gut gefallen, denn hier fehlte mit der Realitätsbezug ZU sehr. Dies ist aber auch der einzige Kritikpunkt, denn ich an „Die Worte der weißen Königin habe“. Ich kann mir vorstellen, dass viele Leser von diesem Buch etwas ganz anderes erwartet haben. Doch wer Märchen mag und bereit ist, sich auf eine etwas andere Geschichte einzulassen, wird es lieben!