Emma Donoghue - Raum/ Room

  • Jack feiert auch seinen fünften Geburtstag in Raum. Auf knapp zwölf Quadratmetern verbringen dort er und seine Ma ihren Alltag mit essen, spielen und schlafen. Etwas anderes hat der Junge nie kennen gelernt, denn er wurde in Raum geboren und hat ihn noch nie verlassen. Auch, dass ihn seine Mutter im Schrank versteckt, wenn Old Nick kommt, ist für Jack Normalität. Doch dann erklärt Ma, es gibt eine Welt außerhalb von Raum. Alles, was er bisher im Fernsehen gesehen hat, andere Menschen, Tiere und Pflanzen, existiert wirklich und deshalb müssen sie versuchen aus Raum und vor Old Nick zu fliehen. Für den fünfjährigen Jack ist plötzlich nichts mehr wie es war und es liegt allein an ihm, seine Mutter mittels eines gewagten Fluchtplans zu retten...


    Auffällig ist zunächst der ungewohnte Erzählstil, da der Roman komplett aus der Sicht des fünfjährigen Jack erzählt wird. Wie "Jack" sein Name ist, sind auch Raum, Tisch, Schrank und Bett die Namen der Gegenstände, weshalb er meistens keine Artikel benutzt. Manchmal konjugiert er Wörter falsch, wird jedoch von seiner Mutter stets korrigiert. Ich war erstaunt, als herauskommt, dass sie Jack bereits das Lesen und Schreiben beigebracht hat. Als Außenstehender versteht man manche Zusammenhänge nicht auf Anhieb, da man in seinen Gedankengängen viel weiter ist als Jack, der glaubt, die ganze Welt seien die zwölf Quadratmeter, auf denen er lebt. Es ist beim Lesen also Konzentration erforderlich.


    "Raum" ist in fünf große Abschnitte gegliedert. Im ersten begleitet man Jack und seine Mutter im Alltag und lernt Raum kennen. Neben einem Schrank, dem Bett, einem Tisch und Stühlen, besitzen sie noch einen Fernseher, eine Toilette, eine Badewanne, sowie einen Kühlschrank und eine kleine Küchenzeile mit Herd und Spülbecken. Ihre Lebensmittel erhalten sie von Old Nick, der meistens täglich gegen neun Uhr abends erscheint und "das Bett quietscht", wenn Jack im Schrank schläft. Als Zeitvertreib malen oder basteln Ma und der Junge oder spielen selbsterfundene Spiele, wie z. B. Geschrei. Doch am liebsten lässt sich Jack Geschichten erzählen. Vor allem im ersten Teil muss man viel mitdenken um zu verstehen, was wirklich hinter Jacks harmlosen Beschreibungen steckt.


    Im zweiten Teil "Entlügen" berichtet ihm Ma von der Welt außerhalb von Raum, wie sie hierher gelangt ist und dass sie nicht für immer hier in Raum leben würden, sondern versuchen müssen zu fliehen. Für Jack ist dies nur schwer begreiflich, hat er doch bislang nichts anderes kennengelernt und war auch so völlig glücklich.


    In "Sterben" schmiedet Jacks Mutter einen Fluchtplan. Dabei obliegt es allein dem Jungen ihr Martyrium zu beenden und die Polizei zu Raum zu führen. Ob so eine Flucht allerdings in Wirklichkeit funktionieren würde, bezweifle ich. Auch die schnelle Abhandlung des Entkommens steigert die Glaubwürdigkeit nicht, doch dem aufmerksamen Leser ist klar, dass Emma Donoghues Augenmerk auf etwas anderem liegt.


    In den letzten beiden Abschnitten begleitet man Jack und seine Ma, wie sie Schritt für Schritt in die Freiheit zurückkehren. Dies fand ich am interessantesten. Mit Spannung und Freude verfolgt man Jacks erste Erfahrungen und seine Erkundungen der neuen Umgebung. Doch die Autorin gewährt auch Einblicke in die Jahre vor seiner Geburt und in die Gefühlswelt seiner Mutter. Einerseits ist sie glücklich über die errungene Freiheit, doch gleichzeitig wird sie von ihren Eltern und den Medien bedrängt, wodurch sie sich überfordert fühlt. Und nicht jeder ist von Jacks Existenz begeistert, doch für seine Ma ist und bleibt der aufgeweckte, neugierige kleine Kerl der Halt im Leben.


    "Raum" ist ein sehr berührender Roman, der im Leser die unterschiedlichsten Gefühle hervorruft - Angst, Mitleid, Wut, aber auch Freude und Glück. Emma Donoghue stellt die Opfer von Entführungen, Vergewaltigung und jahrelanger Freiheitsberaubung in den Mittelpunkt und versucht, deren Gefühle, Handlungen und Reaktionen dem Leser näher zu bringen. Man kann sich auch relativ gut in Jack und in seine Mutter hineinversetzen, manche Reaktionen wiederum konnte ich gar nicht nachvollziehen. Es ist schockierend mit welcher Machtlosigkeit man dem Ganzen gegenüber steht, wenn man erfährt, was sich vor Jacks Geburt zugetragen hat und sich auch weiterhin nebenbei abgespielt hat. Faszinierend ist es, wie glücklich Jack in seiner kleinen Welt ist und wie viel Kraft und Mut seine Mutter bewiesen hat indem sie ihren Sohn mit all ihrer Liebe zu einem klugen und wissbegierigen Kind erzogen hat.


    Man kann es eigentlich gar nicht beschreiben, was Emma Donoghue mit diesem Roman geschaffen hat, der den Leser absolut nicht kalt lässt, sondern sehr viel zum Nachdenken anregt. Man muss "Raum" einfach gelesen haben!


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Raum ist ein ganz besonderes Buch. Es geht um Jack und seine Ma. Die beiden sind in Raum eingesperrt. Alles was Jack kennt, ist in Raum oder in Fernsehen (also nicht in echt). Es wird realistisch dargestellt, wie es ist, in solch einem Raum aufzuwachsen, ohne soziale Kontakte, ohne die Welt draußen zu kennen. Die Ausmaße zeigen sich erst, als Jack das Draußen kennen lernt.


    Der Schreibstil ist anders. Erzählt wird die Geschichte von Jack, 5 Jahre. Das merkt man dem Schreibstil an und das ist auch gut so. Man gewöhnt sich aber sehr schnell daran. Auch Jacks Gedanken zu folgen ist lesenswert. Er stellt sich Fragen, auf die man unter normalen Umständen nie kommen würde.


    Aufgeteilt ist Raum in fünf Teile. Einzelne Kapitel gibt es nicht, die Geschichte ist aber mit Absätzen getrennt. Ich wurde von Jack sofort in seinen Bann gezogen. Ich wollte immer wissen, wie es weitergeht. Ich bin jetzt, so ich das Buch ausgelesen habe, immer noch ganz fasziniert. Es gibt wenig solcher Bücher.


    Ich gebe Raum die vollen :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und eine klare Leseempfehlung.

  • Inhalt:
    Der kleine Jack ist fünf geworden und lebt in Raum. Das ist seine Welt. Alles im TV ist draußen. Seine Mutter ist der einzige Mensch den er hat. Beide gefangen seit vielen Jahren in Raum. Dort findet Jacks ganzes Leben statt…


    Meine Meinung:
    Dieses Buch ist sehr verstörend und gleicht nichts was ich bisher gelesen habe. RAUM ist denke ich auch aus so Geschichten entstanden wie die Entführung von Natascha Kampbusch und ich finde das Emma Donoghue es sehr gut darstellen konnte. Jedenfalls stelle ich es mir auch so vor in einem kleinen Raum mehrere Jahre gefangen zu sein, gepeinigt vom Entführer und das beste beschützend was man hat, sein Kind. Nur Jack hält seine Mutter hier in dem Buch am Leben und die Verantwortung für ihn. Sie versucht ihr möglichstes ihm es so “normal” wie möglich zu gestalten das sie Gefangen sind. Allerdings kennt Jack nichts anderes und so ist die Situation für ihn das Normalste auf der Welt.
    Erst hatte ich ein bisschen Probleme rein zu kommen, was wohl am Schreibstil lag. Es wird aus Jacks Sicht erzählt und damit in seiner kindlichen Sprache eines Fünfjährigen der es bisher mit niemand anderem als seiner Mutter zu tun hatte. Das ließ mich manche Absätze mehrfach lesen um diese verdrehten Sätze zu verstehen, aber als ich mich einmal daran gewöhnt hatte las es sich sehr flüssig.
    Ich finde es ist eine Leistung eine Geschichte so authentisch zu schreiben. So dass ich als Leser das Gefühl hatte ich bin mittendrin und will helfen. Grausam ist das es wirklich Kinder gegeben hat die so aufwachsen mussten und ich hoffe das solche Fälle nie mehr passieren und kranke Menschen wie hier in der Geschichte Old Nick schnell auffliegen.
    Raum ist ein besonderes Buch, was mich persönlich zum Nachdenken angeregt hat. Manchmal sollte man noch wachsamer sein damit so etwas nie wieder passiert.

  • Ich habe das Buch gestern zuende gelesen und bin nicht ganz so begeistert wie die meistenl hier. Das ganze Buch aus Sicht eines 5 jährigen zu schreiben mit all seinen sprachlichen Fehlern war mir einfach auf Dauer etwas anstrengend. Sicher, es war interessant zu lesen wie ein kleiner Junge das alles empfindet der nichts anderes kennt als seine Ma und Raum, für ihn ist das seine ganze Welt und alles völlig normal. da er nie etwas anderes erlebt hat vermisst er auch nichts, er ist zufrieden so wie es ist. Und hinausgeworfen in die Welt "da draussen" ist er erst mal völlig überfordet. Der Leser fasst es kaum denn Jack wünscht sich seinen Raum und die Zweisamkeit mit seiner Mutter zurück! Da wir alles durch seine Sicht lesen verstehen wir auch warum das so ist, Das ist soweit alles gut gelungen aber wie gesagt hat mich der Schreibstil, je länger das Buch ging doch ziemlich angestrengt, ich wäre glücklicher mit einer zweiten Perspektive der Geschichte gewesen. Die Mutter hätte dem Leser sicher ihre Ängste, Sehnsüchte und Ihr Leid eindringlicher schildern können als der kleine Jack das tun kann. Später, im draussen, gibt es auch einige Szenen die ich unglaubwürdig finde, so werden vor dem Kind (!) von Psychologe, Anwalt und Reportern Dinge erläutert wie eine Abtreibung, eine Totgeburt, Vergewaltigung usw. Alles Dinge von denen der Junge nichts wusste und die er jetzt mal eben so nebenbei aufschnappt. Von Reportern erwartet man ja nicht wirklich Rücksicht aber einige der Dinge werden auch während der Psychologischen Gespräche erwähnt.Kann ich mir im beisein eines 5jährigen nun wirklich nicht vorstellen das das so abläuft.
    Den grössten Respekt hatte ich allerdings vor der Mutter die es schafft einen 5jährigen in einem ca 14 qm Raum täglich, und das über mehrere Jahre hinweg zu beschäftigen und sich immer neue Spiele und Bastelarbeiten usw auszudenken um ihm Normalität zu schaffen.
    Insgesamt hat mich die Thematik interessiert und teilweise auch berührt aber mit dem Schreibstil hatte ich meine Probleme so das ich es nicht grade ald Buchhighlight bezeichnen kann


    Lg Saskia

  • "RAUM" von Emma Donoghue


    Inhalt


    Klappentext: Für Jack ist Raum die ganze Welt. Dort essen, spielen und schlafen er und seine Ma. Jack liebt es fernzusehen, denn da sieht er seine "Freunde", die Cartoonfiguren. Aber er weiß, dass die Dinge hinter der Mattscheibe nicht echt sind - echt sind nur Ma, er und die Dinge in Raum. Bis der Tag kommt, an dem Ma ihm erklärt, dass es doch eine Welt da draußen gibt und dass sie versuchen müssen aus Raum zu fliehen...


    Auch seinen fünften Geburtstag feiert Jack in Raum. Raum hat eine immer verschlossene Tür, ein Oberlicht und ist 12 Quadratmeter groß. Dort lebt der Kleine mit seiner Mutter. Und dort versteckt sie ihn im Schrank, wenn Old Nick kommt. Jack kennt nur Old Nick, Bett, Stuhl, Kommode, Fernseher, Schrank, Wanne, WC, einen "Frierer" und seine Ma. In Raum kann man spielen, singen, lesen, Wettrennen um den Tisch machen und aus voller Kehle schreien. Jack wurde in Raum geboren...


    Aufbau & Handlung


    Der Roman umfasst 410 Seiten und ist in 5 Kapitel eingeteilt: "Geschenke", "Entlügen", "Sterben", "Danach" und "Leben".


    Es beginnt mit dem 5. Geburtstag von Jack und der Leser stolpert auf den ersten Seiten über die besondere Ausdrucksweise des kleinen Ich - Erzählers, der öfter mal die Artikel vor den Nomen weglässt. Auch haben einige Gegenstände in Raum ganz eigene Namen und Bezeichnungen, die sich dem Leser aber erschließen. In diesem ersten Kapitel findet sich der Leser plötzlich in einer ganz anderen "Welt" wieder, über die man nur staunen kann. Die kindliche Sprache machte mir das flüssige Lesen anfangs etwas schwer, aber das verlor sich dann schon bald. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass die Kommentare auf dem Buchumschlag es treffend beschreiben: "Wie Emma Donoghue die Gefühlswelt und die Sprache dieses Kindes einfängt, das hat mich umgehauen". (Zitat , Claudia Kirsch, Brigitte)


    Schnell versteht der Leser, dass die Mutter von Jack vor Jahren entführt wurde und seitdem in einem Raum mit nur einem Oberlicht gefangen gehalten wird. Sie wurde von ihrem Peiniger vergewaltigt und schwanger. Jack kennt nichts anderes als diesen Raum, aber mit zunehmendem Alter stellt er immer mehr Fragen und seine Mutter erklärt ihm behutsam, dass es noch eine andere Welt da draußen gibt. Sie planen ihre Flucht...


    Meine Meinung:


    Zunächst war ich skeptisch, fühlte mich sofort an die Kampusch- Geschichte u.ä. erinnert. Aber es war einfach unglaublich, wie einfühlsam die Autorin die völlig unterschiedlichen Gefühls- bzw. Gedankenwelten von Mutter und Sohn in dieser unvorstellbaren Situation geschildert hat.


    Es war seit langer Zeit das beste Buch, das ich gelesen habe. Ich gebe trotz der anfänglichen "Schwierigkeiten" mit der Sprache eine Hand voll Sterne! LESEN! :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Jacks ganze Welt ist nur 12 qm groß. Gemeinsam mit seiner Ma und einigen Dingen wie Fernseher, Schrank, Bett, Tisch bilden sie das echte Leben. Alles andere ist "draußen", eine irreale Welt, die es nur im Fernsehen gibt. Doch trotz allem ist Jack ein glückliches Kind: eine Mutter, die ganz für ihn da ist, mit ihm spielt, ihm Geschichten erzählt und ihn unterrichtet. Die beiden leben ein sehr strukturiertes Leben, alles hat seine gewohnte Zeit, Rituale bestimmen das Leben im Raum. Nur am Abend, wenn die Tür aufgeht, gerät Jacks Welt ins wanken....


    "RAUM" ist eines der Bücher, die man nicht einfach nur lesen kann. Oftmals habe ich das Buch einfach zur Seite legen müssen, um erst einmal über das Gelesene nachzudenken. Sicherlich kennt jeder solche Geschichten und Schicksale, in den Medien tauchen sie auf und für einem bangen Moment fragt man sich: "was wäre wenn...?".


    Darüber aber in dieser Form zu lesen, die Gedanken, Gefühle und Handlungen eines 5 jährigen Kindes und seiner Ma zu erfahren, die in dieser Welt gefangen sind und leben müssen, hat mich schon ziemlich bewegt und beeindruckt.


    In vielen Dingen scheint Jack anderen Kindern seines Alters unterlegen. Doch oftmals hatte ich beim Lesen das Gefühl - und besonders nach der Flucht - dass Jack viel reifer ist als andere Kinder oder sogar Erwachsene. Seine Wahrnehmung der Dinge beschränkt sich meist auf das Wesentliche. Die Menschen und ihre Probleme der Welt "draußen" scheinen oftmals lächerlich und banal. Verstörend für ihn ist die fremde Welt dort draußen, erschrecken die Reaktion der Menschen auf ihn und seine Ma. Für uns alltägliche Dinge muss er erst lernen, aber oftmals kam mir beim Lesen der Gedanke, dass wir ebenfalls von ihm lernen können.


    Obwohl ich zu Beginn Schwierigkeiten mit der Sprache und der Grammatik hatte, war es für mich aber gerade auch Jacks Sprache, die seine Gefühle und Handlungen nochmals unterstrichen und verdeutlicht haben.


    Ein wirklich beeindruckendes Buch, das mich sehr nachdenklich gemacht hat und über das ich sicherlich noch lange grübeln werde.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • Hut ab vor den vielen tollen Rezis und Eindrücken hier.


    Inzwischen konnte ich schließlich ebenfalls diesen Roman lesen und fand ihn überaus interessant - bzw. das ist wohl kein gutes Wort – sehr bewegend und aussagekräftig.


    Ich finde, dass es Emma Donaghue gut, ja sehr gut versteht, verschiedenste Etappen im Aufenthalt in Raum und im Danach nach und nach darzustellen. Wir setzen ein beim 5. Geburtstag von Jack, im ersten Kapitel eher eine Beschreibung der Jetztzeit in Raum. Dann folgt das « Entlügen » : Ma muss Jack nun nach und nach versuchen deutlich zu machen, wie das Leben für sie vorher war, und was « draußen » ist. Nur auf den ersten Blick scheint Jacks Wunsch, in Raum zu bleiben unverständlich. Dadurch, dass er sich diese andere Welt gar nicht recht vorstellen kann, die er nur durch die Brille des Fernsehers und einiger weniger Bücher kennt, ist dieses Äußere bedrohlich !


    Die Bezüge in « Raum » sind klipp und klar, und da sollte man insbesondere von seinem privilegierten Bezug zu Ma sprechen. Diese Art uns zunächst seltsam anmutender Sicherheit treibt doch, im übertragenen Sinne auch uns um. Wie oft habe ich hier im BT bei einigen Rezis z.B. Von « anderen Welten » gelesen (sprich Kulturkreisen, Wahrnehmungsräumen etc), die viele Leser gar nicht annehmen können. Die Geworfenheit in unsere eigenen « Räume » fällt vielen von uns gar nicht mehr auf ! Und man tut sogar manchmal so, als ob wir uns diese Gegebenheiten selber ausgesucht hätten, bzw sie die besten und einzig möglichen wären. Aber das sind eher Nebenüberlegungen zur Reflexion (bei mir).


    Die Abwesenheit von Artikeln bei den dinglichen Gegenständen könnte man unter anderem durchaus auch damit erklären, dass es kein « anderes » gibt. Es gibt nichts Vergleichbares, dem gegenüber man dann von « ein » oder « der » reden müsste.


    Es ist gerade im ersten und zweiten Kapitel toll, wie Ma und Jack sich beschäftigen und die Phantasie soviel Platz hat ! Man kann gut verstehen, dass der Wunsch, Jack zu schützen, ihr nach der traumatischen Entführung so etwas wie einen Sinn gab. Später würde sie das mal ausdrücklich sagen.


    Bei der Ich-Erzählung eines Fünfjährigen könnte man vielleicht etwas kritisch anmerken, dass er solch lange Dialoge (eher im zweiten Teil des Buches) oder auch komplexe Worte doch nicht genügend beherrschen könnte, aber das mag mal zweitrangig sein.


    Aber ich will gar nicht mehr auf die weitere Story eingehen : es lohnt sich, sie zu entdecken und von mir gibt's eine Empfehlung.

  • Vor längerer Zeit habe ich die Leseprobe zu diesem Buch gelesen, ich glaube, es war bei Vorablesen.
    Da sie mich nicht überzeugt hat, habe ich keinen Leseeindruck hinterlassen.
    Doch die guten Bewertungen ließen mich meine Entscheidung noch einmal überdenken.
    Als ich es dann im Antiquariat entdeckt habe, wollte ich es versuchen.


    Ich habe etwas gebraucht um reinzukommen. Mich an Jacks Sprache zu gewöhnen, hat etwas gedauert, doch dann war ich gefesselt und berührt.
    Die Autorin versteht es, ein schreckliches Thema auf eindringliche und sehr besondere Weise zu erzählen.
    Ich habe absichtlich vorher keine Rezis gelesen und so wusste ich am Anfang nicht, was mich erwartet oder worum es genau geht.
    Im Nachinein kann ich sagen, hat mir das gut gefallen.
    Ich habe zwar recht früh vermutet, worum es geht, trotzdem war es irgendwie besonders, es nicht von Anfang an zu wissen, sondern im Laufe der Geschichte zu erfahren.
    Ein unglaubliches Buch!
    Ich möchte gar nicht genau beschreiben, was mir im Einzelnen gefallen hat, da ich sonst zu viel über die Handlung verraten würde.
    Vielleicht mag der ein oder andere Leser ja genauso unwissend und unvoreingenommen an den Roman herangehen wie ich.
    Diesen Lesern kann ich nur empfehlen, vorher keine Rezis zu lesen, sondern sich ohne Vorkenntnisse auf diese Geschichte einzulassen.
    Sie ist es wert. Eine eindringliche, bewegende Geschichte.
    Für mich ein absoulutes Highlight und ich vergebe fünf Sterne. :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:


    Für alle, die den Roman gelesen haben (oder für die sehr Neugierigen. Doch seid gewarnt: Es wird einiges verraten):

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

    3 Mal editiert, zuletzt von Pandämonium ()

  • Ich gebe es gerne zu, dieses Buch war ein reiner Cover-Kauf. Die vier bunten Buchstaben, wie Pinselstriche, auf reinem weißen Hintergrund, machen etwas her und der Klappentext trug sein Übriges dazu bei. Schon war mein Interesse geweckt, um das Buch lange herum geschlichen,schließlich gekauft. Doch, dann die Ernüchterung. Der Schreib- und Erzählstil extrem anstrengend, so wie es eben ein Fünfjähriger sein kann. Nervig, ständig fragend, die Welt für sich vereinfachen und ständig auf das "Unverständnis" der ihn umgebenden Erwachsenen treffen. Dazu noch die bechriebene Geschichte, ganz klar von Fällen wie Kampusch inspiriert und schon hat man einen interessanten Erzählstoff. Aber leider eben auch einen, bei dem der Funke entweder überspringt oder nicht. Entweder schließt man also Jack ins Herz oder muss sich zusammenreißen, um das Buch nicht wegzulegen. Wenn zwischen diesen beiden Punkten die Geschichte zudem noch hin und her pendelt, wird die Geduld arg strapaziert. Daher nur 3 Sterne von mir.

  • Ich habe gerade "Raum" fertig gelesen. Bisher habe ich hier noch nie meine Eindrücke über Bücher veröffentlicht, aber dieses Buch hat mich doch sehr berührt und beeindruckt.
    Der größte Teil der Handlung wird aus Sicht der fünfjährigen Jack in kindlicher Sprache erzählt. Er lebt seid seiner Geburt mit seiner Ma in Raum. Nach und nach erfährt man die dramatische Geschichte der beiden, die Entführung seiner Ma in Raum, Jacks Geburt, die spannende Flucht und die Festnahme des Entführers.
    Mich haben die kindlichen Gedankengänge Jacks fasziniert, wie er die Welt im "draußen" entdeckt, sich seine eigene Interpretationen zusammen bastelt. Es stürmen unendlich viele Eindrücke auf ihn ein, die Sonne inklusive Sonnenbrand, Regen, Rasen, einen Bienenstich usw.
    Seine Ma versucht verzweifelt ihr Leben in den Griff zu bekommen und dabei dem kleinen Jack gerecht zu werden.
    Für mich war dieses Buch ein Highlight.

  • Ich kann mich den vorigen Kommentaren nur anschließen! Ich habe wirklich selten ein so eindrucksvolles und mitreißendes Buch gelesen. Ich denke sehr viel hat dazu auch die kindlich-naive Art des Erzählers beigetragen. Die ganze Geschichte aus der Perspektive eines kleinen Jungens zu sehen war besonders herzzerreißend, da der Raum für ihn ja die einzige Realität darstellt. Teilweise musst man über seine Darstellung der Dinge echt schmunzeln, auf der anderen Seite hat es mich dann doch wieder so berührt, dass er nicht verstehen kann warum er hier ist und warum er aus den Raum fliehen muss. Zwangsweise kommen einem beim Lesen auch die Schicksale von Kampusch, sowie Fritzls Tochter in den Sinn. Unvorstellbar, wie diese Menschen (v.a. Fritzls Tochter, die ja mehrere Kinder hatte), so eine lange Zeit in Gefangenschaft leben konnten... :|


    Zu der Sache mit dem Stillen: Ich dachte anfangs, dass sie das wohl auch als Art "Verhütungsmethode" verwendet hat... (nicht ganz zuverlässig aber immerhin) :-k

    "Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken..." (H. Hesse)

  • Der kleine Jack lebt eingesperrt in einem kleinen Raum, sein einziger Zugang zur Außenwelt ist der Fernseher und seine wenigen Spielsachen. Jack selber kennt nichts anderes, er wurde in dem Raum geboren und ist seither dort aufgewachsen. Im Gegensatz zu seiner Ma, sie lebt von den Erinnerung an die Außenwelt, ihr Familie und die Hoffnung frei zu kommen. Jack denkt das die Bilder die er im Fernsehen sieht alle nur Fantasie sind und nicht wirklich.
    Schon länger plant seine Mutter aus dem Raum auszubrechen und versucht einen Weg zu finden diesen Plan gemeinsam mit ihrem Sohn umzusetzen. Aber möchte das Jack überhaupt ?? Schließlich kennt er die Welt da draußen gar nicht, für ihn existiert sie nicht.


    Meine Meinung:
    Ein tolles Buch das ich bei einem Büchereifrühstück empfohlen bekommen habe. Es erinnerte mich etwas an das Schicksal von Natascha Kampusch. Das Buch geschrieben aus der Sicht des kleinen Jack´s hat die Autorin sehr gut hinbekommen. Der Schreibstil in einfacher oft in der kindlichen Naivität und Denkweise gehalten und dadurch wird einem das Schicksal erst klar wenn man die Sehnsucht und die Worte der Mutter liest.
    Ich dachte beim lesen oft wie hätte ich diese Situation als Mutter ausgehalten. Die Geschichte berührt einen sehr und auch was sie dann erleben nach dem sie den Raum verlassen hätte ich mir so gar nicht vorgestellt. Ein Buch das ich sehr empfehlen kann, aber nichts für empfindliche Seelen ist.
    Von daher 5 von 5 Sternen.

  • Das Buch wird/ wurde verfilmt :shock: ? Das hab ich gar nicht mitbekommen.
    Ab 17. März 2016.


    Liebe kennt keine Grenzen. Raum - das spannende und emotionale Drama mit Shootingstar Brie Larson.

    Also ich habe mir mal den Trailer angeschaut, ich finde es eher enttäuschend. Zum einen ist es in dem Buch keine Garage wo sie untergekommen sind, zum anderen ist es in dem Buch ein Junge "Jack" und in dem Film ein Mädchen. Sehr schade das man die Bücher so verfälschen muss. Klar kann man im Film nicht alles zeigen aber das man es dann gleich so anders gestalten muss finde ich schon nicht so toll.

  • Gestern Abend habe ich mit diesem Buch begonnen und es eben gerade ausgelesen. Einfach grossartig und rührend. Der Einstieg ist nicht ganz leicht, aber dann kann man es nicht mehr aus der Hand legen. Den vielen positiven Eindrücken und Kommentaren schliesse ich mich daher gerne an. Dieses Buch muss man einfach gelesen haben. Chapeau :thumleft:
    Zuvor hatte ich das Buch "In der Finsternis" von Sandrone Dazieri gelesen, in dem es auch um Kindesentführung geht, allerdings ohne Elternteil. Und "Raum" bot sich dann im Anschluss daran geradezu an.

    ☆¸.•*¨*•☆ ☆¸.•*¨*•☆ La vie est belle ☆¸.•*¨*•☆☆¸.•*¨*•☆

  • Habe gerade den Film dazu gesehen und find ihn sehr empfehlenswert. Hat mich fast noch mehr wie das Buch berührt und das ganz ohne kitschig zu sein :-) Und @claudi-1963 es ist auch im Film ein Junge nur war der Frisör nie zu Besuch in Raum^^