12 Quadratmeter, Tisch, Stuhl, Teppich, Bett, Schrank und Oberlicht. Und eine verschlossene Tür. Das ist Raum.
Jack lebt seit 5 Jahren in Raum. Zusammen mit seiner Mutter. Jack wurde in Raum geboren und liebt Fernzusehen. Er weiß ja, dass alles im TV nicht echt ist. Im Gegensatz zu Ma und ihm. Sie sind echt und nur sie. Und natürlich Raum.
Als Jacks Mutter ihm aber eines Tages die Wahrheit über Raum erzählt, bricht dessen ganze Welt zusammen.
Denn es gibt eine reale Welt außerhalb von Raum, nur können Ma und Jack nicht in diese Außenwelt, da Jacks Mutter mit 19 von „Old Nick“ gekidnappt und in Raum eingesperrt wurde.
Jack ist das „Produkt“ dieser Gefangenschaft und seine Mutter ist nach einem lebensgefährlichen Zwischenfall nun fast entschlossen mit Jack aus Raum zu fliehen.
Dazu müssen beide zu drastischen Mitteln greifen und bis an ihre Grenzen gehen – der Preis für ihre Freiheit!
Mit „Raum“ hat Emma Donoghue ein unglaublich verstörendes, beklemmendes und erschütterndes Buch geschrieben, das einen tief berührt und ratlos zurücklässt.
Ratlos, weil man nicht wirklich weiß was man dazu sagen kann, das dem hochbrisanten Thema gerechnet werden könnte.
Jack ist das Ergebnis eines jahrelangen Missbrauchs seiner Mutter durch ihren Entführer „Old Nick“.
Nicht nur, dass einen dieses Thema hier als Roman schon sehr nahe geht, auch in der Realität gibt es immer wieder solche Fälle und das macht das Buch noch bedrückender und noch glaubwürdiger.
Es ist einfach nur erschreckend zu was Menschen fähig sind und s zeigt auch wie sehr jeder seine Freiheit genießen muss und froh darüber sein sollte nicht „Ma’s“ Schicksal zu teilen. Denn diese Freiheit ist wie „Raum“ zeigt nicht immer selbstverständlich.
Emma Donoghue hat ein atemberaubendes Buch mit einem tiefen und mitreißenden Sog geschrieben, das den Leser nicht nur zum Nachdenken bringt, sondern ihn auch dauerhaft verändert.
Ich fand das Thema glaubwürdig und sensibel umgesetzt, obwohl leider viel offen und ungeklärt bleibt.
So wird meines Erachtens viel zu wenig auf den Täter „Old Nick“ eingegangen, der trotz seiner unglaublich verabscheuungswürdigen Tat nicht groß in Erscheinung tritt. Er bleibt eher eine Randfigur, obwohl seine Tat so weitreichende Folgen für Jack und seine Mutter hat.
Das Motiv und einige interessante Hintergrundinfos zur Entführung werden ebenfalls nicht geklärt und auch die Verurteilung des Täters bleibt offen.
Dann ist das Buch in Bezug auf die Erzählperspektive sehr einseitig. Es wird nur aus Jacks Perspektive erzählt ohne, dass man einen richtigen Einblick in die Gefühlswelt und die Gedanken von Jacks Mutter bekommt. Es wäre interessant gewesen, auch ihre Sicht der Geschichte zu kennen. Oder auch die der Beteiligten, also die der Familie von Jacks Mutter, ihren Freunden, etc. . Man bekommt so fast keinen Einblick wie es ihnen in der Zeit erging, in der „Ma“ eingesperrt war.
Die Sprache von Jack fand ich dann sehr gewöhnungsbedürftig und der Lesefluss wird durch die falschen konjugationen, Grammatik- und Artikelfehler, die teilweise sehr konstruiert und dadurch unglaubwürdig wirkten, gehemmt.
„Raum“ ist für mich ein erschütterndes und in einer Weise faszinierendes Buch, das einen sehr zum Nachdenken bringt und auch nachhaltig verändert.
Es ist ein besonderes Buch mit einigen Schwächen, das auch überraschend ist.
So endet das Buch nach der geglückten Flucht nicht einfach, sondern die Geschichte wird weitererzählt und es wird gezeigt wie sich das Leben von Jack und seiner Mutter (deren Namen leider nicht erwähnt wurde) entwickelt.
„Raum“ ist ein Buch, das man gelesen haben sollte, da nicht nur das Thema allgegenwärtig und hochbrisant ist, sondern, da hier auch die Opfer „zu Wort kommen“ und man einen gewissen Eindruck bekommt wie deren Leben durch eine solch widerliche Tat verändert wird.
Lesenswert!
von