Richard Yates - Ruhestörung

  • Inhalt:
    John Wilder ist erfolgreich und mit einer liebevollen Familie gesegnet. Aber etwas scheint nicht zu stimmen in seinem Leben, und mit der Unzufriedenheit steigt auch sein Alkoholkonsum, bis er eines Abends vor dem Abgrund steht – und seiner Frau telefonisch mitteilt, es sei sicherer für sie, er käme nicht nach Hause… Ein eindringlicher und unvergesslicher Blick in die dunklen Winkel der Psyche, von einem der wichtigsten amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts.


    John Wilder führt das perfekte Leben: Im trauten Eigenheim wartet eine ihn liebende Frau täglich auf seine Rückkehr aus dem Büro, wo er sich eine vielversprechende Karriere als Anzeigenvertreter aufgebaut hat. Seine Abende verbringt er auf Cocktailpartys und die Wochenenden mit der Familie auf dem Lande. Alles scheint gut. Doch wenn John ehrlich zu sich ist, dann weiß er, dass tief in ihm schon seit Langem etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist – etwas droht, die Ruhe zu stören.
    (Quelle: randomhouse)


    Der Autor:
    Richard Yates wurde 1926 in Yonkers, New York, geboren und lebte bis zu seinem Tod 1992 in Kalifornien. Er war einige Jahre als Werbetexter beschäftigt und in den späten Sechzigern kurzzeitig als Redenschreiber für Senator Robert Kennedy tätig. Hauptsächlich jedoch arbeitete Richard Yates als Schriftsteller: Er war der Autor von sieben Romanen und zwei Erzählungsbänden, die zu seinen Lebzeiten kaum Beachtung fanden – heute jedoch zu den wichtigsten Werken der amerikanischen Literatur des 20. Jahrhunderts gehören. Die DVA veröffentlicht Yates’ Gesamtwerk auf Deutsch. (Quelle: randomhouse)


    Originaltitel: Disturbing the Peace
    Originalverlag: Delacorte Press
    Aus dem Englischen von Anette Grube
    ISBN: 978-3-421-04393-1
    € 19,95 [D]


    Meine Meinung:
    Gleich der erste Satz des Romanes lässt den Leser ahnen, dass hier die Geschichte eines Absturzes erzählt wird:
    "Im Spätsommer 1960 begann für Janice Wilder alles schiefzugehen."


    John Wilder lebt das Leben eines Durchschnittsmenschen. Er hat Frau und Sohn, eine Arbeit, besucht Cocktailparties und ab und an geht er fremd. Seinen Traum, in der Filmbranche zu arbeiten, hat er sich nicht erfüllen können.
    Doch er trinkt und eines Abends hat er einiges zuviel intus und wird unberechenbar. Er teilt seiner Frau Janice telefonisch den Grund mit, warum er nicht nach Hause kommen kann: er hat Angst, sie und den Sohn umzubringen.
    Janice ruft den gemeinsamen Freund Paul an, welcher John ins Bellevue Hospital bringt. Dort verbleibt John mehrere Tage in der psychiatrischen Abteilung und macht schlimme Erfahrungen. Ein Arzt lässt sich nicht blicken - es ist das Thanksgiving-Wochenende und so muss John ohne Erklärung dort ausharren.
    Nach diesem Erlebnis beschließt John, sich seinen Traum zu erfüllen und sein Leben zu verfilmen. Gemeinsam mit seiner jungen Geliebten Pamela geht er nach Hollywood.
    Zwar verspricht er, trocken zu werden, besucht auch einige Treffen der anonymen Alkoholiker; doch diesen Vorsatz hält er nicht durch und trinkt weiter. Die Beziehung zu Pamela und auch seine Ehe scheitern.
    Es kommt, wie es kommen muss - der Absturz lässt sich nicht aufhalten.


    Richard Yates war selbst Alkoholiker, litt wie Protagonist John Wilder unter psychischen Problemen. Auch mit diesem Roman hat Richard Yates seine persönlichen Erfahrungen verarbeitet.
    "Ruhestörung" habe ich sehr gerne gelesen, auch wenn ich anfangs etwas Schwierigkeiten mit der Filmpassage hatte, sie erst für etwas unrealistisch hielt - warum auch immer.
    Allerdings habe ich ein wenig nachgeforscht und festgestellt, dass auch Yates nach Hollywood ging und dort scheiterte.
    Diesen link fand ich interessant und informativ.

  • In seiner Reihe der Veröffentlichung des Gesamtwerks des 1992 verstorbenen amerikanischen Schriftstellers Richard Yates hat DVA nun ein besonders wichtiges Werk vorgelegt, den 1984 unter dem Titel „Disturbing the Peace“ zuerst erschienenen Roman „Ruhestörung“.


    Es ist ein dunkles, ein schonungsloses und stellenweise selbstzerstörerisches Stück Prosa, eine Reise an die Grenzen der Normalität und Normativität. Der Roman ist die Geschichte von John Wilder und seinem Absturz in den Alkoholismus und die Psychiatrie . Auch bei diesem Buch liegt die Versuchung nahe, es autobiographisch zu lesen. Doch das braucht man nicht, denn der Roman lotet Tiefen der Sucht und Abhängigkeit aus, er führt in ungeahnte Hoffnungslosigkeiten und auf einige Phasen, wo es im Leben von John Wilders Hoffnung zu geben scheint, folgt der umso schlimmere und dramatischere Absturz.


    Dieser dunkle Psychiatrieroman ist eine verstörende Lektüre, ohne auch nur den Funken eines hoffnungsvollen Ansatzes für den Protagonisten. Er ist verloren in seiner Sucht von Anfang an, und auch die Ärzte, die sprachlosesten Figuren im ganzen Roman können nicht helfen.


    Man spürt, hier äußert sich große Literatur, doch ich bin selten so froh gewesen, ein Buch wieder aus der Hand legen zu können, wie bei diesem. Seine Schwärze und Hoffnungslosigkeit macht Angst.

  • Mein Fazit:
    John Wilder, ein Mann der durch seine Trunksucht nach und nach alles verliert:
    seine Familie, seinen Job, indem er sehr erfolgreich ist, seine Geliebte und zuletzt sogar seine Träume.
    Er erleidet mehrere Nervenzusammenbrüche und landet in geschlossenen Anstalten.
    Am Anfang kann er sich immer wieder ins Leben zurückkämpfen, aber irgendwann scheint sein Geist so zerrüttet zu sein, dass es für ihn keine Zukunft außerhalb der Anstalt zu geben scheint.


    Richard Yates schreibt direkt und desillusionierend und dennoch fesselt das Buch den Leser.
    Man fühlt mit John mit, möchte seine Hand halten und trotzdem den Blick abwenden und ihn alleine in seiner chaotischen Welt lassen.


    Teils war ich etwas verwirrt, ob sich die Dinge wirklich so zutragen oder ob sie so nur in John´s Kopf stattfinden.
    Das Buch endet sehr abrupt und lässt zuvieles offen, das hat mich etwas gestört.
    Deshalb bekommt das Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne von mir.