Greg F. Gifune - Die Einsamkeit des Todbringers

  • Inhalt bei amazon.de
    „Gepeinigt von Kindheitserinnerungen, lebt Dignon Malloy allein mit seinem Kater Mr. Tibbs in einer namenlosen Stadt. Eines Tages kauft er ein abgegriffenes Buch mit dem Titel Mystische Wesen in einer sterblichen Welt. Im Innern steht der Name Bree Harper und eine Telefonnummer. Soll er die Unbekannte anrufen? Als Dignon schließlich die hübsche, doch rätselhafte Bree kennen lernt, wird ihm klar, dass er das Buch nicht zufällig gefunden hat. Sein Leben ist viel komplexer, als er es sich jemals vorstellte – und seine Rolle in diesem Universum viel tödlicher.“



    Meine Meinung
    Nachdem ich im Frühjahr 2011 „Blutiges Frühjahr“ von Greg F. Gifune gelesen habe und ich von dem Buch so dermaßen begeistert bin, dass es sogar mein Halbjahresfavorit geworden ist mit voller Punktzahl in allen Kritikpunkten, war es absolut klar, dass ich auch das 2. Buch von ihm lesen werden, welches jetzt im August im Festa Verlag erschienen ist.


    Wie ich es von Gifune gewohnt bin, ist auch in „Die Einsamkeit des Todbringers“ der wunderbare Schreib- und Erzählstil zu loben. Gifunes Geschichten lassen sich einfach so runter lesen und es ist für mich ein großes Stück Lesegenuss. Er schreibt sehr klar und düster, traurig und leicht verzweifelt. Auf der einen Seite schildert er seine Figuren und deren Erlebnisse neutral und objektiv, auf der anderen verleiht er ihnen sehr viel Menschlichkeit, sodass sie sehr nahbar und authentisch sind.
    Bei Gifune heißt es „zwischen den Zeilen lesen“, denn wirklich viel Blut oder fassbares Grauen findet man bei ihm nicht. Bei ihm muss man wirklich mitdenken und sich auf die Geschichte einlassen und so war es auch hier wieder.
    Dignon ist ein sehr interessanter Charakter, der gleich zu Beginn an traurig, ernst und einsam wirkt. Er lebt nur mit seinem Kater alleine in einer Stadt ohne Namen und ist durch einen schrecklichen Arbeitsvorfall arbeitsunfähig. Eines Tages erlangt er ein mysteriöses Buch und mit da mit nimmt sein Schicksal, besonders, was seine Vergangenheit anbelangt, seinen Lauf. Mysteriös vor allem auch deswegen, weil sich der Autor hierbei dem Genre Fantasy und Horror bedient, weswegen das Buch für mich auch kein wirklicher „Psychothriller“ war, sondern eher ein Horrorbuch. Das Grauen lebt quasi zwischen den Seiten, was genau es ist, verrate ich nicht, das muss selbst gelesen und besonderes selbst erfahren werden. Mit diesem „Horror/Fantasyaspekt“ hatte ich auch ein paar kleinere Probleme, weswegen ich dem Buch keine volle Punktzahl geben kann.
    Bei Gifune ist es wieder einmal so, dass die Vergangenheit seiner Charaktere im Mittelpunkt steht, obwohl sie – jedenfalls anfangs – kaum Erwähnung findet. Erst nach und nach vermittelt der Autor dem Leser, was hinter seinen Charakteren für ein Bild des Grauens steckt und erneut waren die Erlebnisse von Dignon aus der Kindheit sehr verstörend und grausam. Hierbei kommt der Leser voll auf seine Empathie-Kosten, denn Gifune schaffte es erneut, mich zum Mitleiden und Mitfiebern zu bringen.


    Gifunes zweites in Deutschland veröffentlichtes Buch „Die Einsamkeit des Todbringers“ hat mir zwar nicht so super gut wie „Blutiges Frühjahr“ gefallen, war aber absolut wieder ein MUST READ für mich, was ich keinesfalls bereut habe. Ich bin gifunesüchtig und hoffe sehr, dass im Festa Verlag noch viel, viele weitere seiner Titel erscheinen werden, denn er ist inzwischen zu einem meiner Lieblingsautoren geworden, deren Bücher ich ausnahmslos alle verschlingen will!
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: / :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Vielen Dank für die tolle Rezi, Dave! :thumleft: Ich habe "Blutiges Frühjahr" ebenfalls verschlungen und nun seine kommenden Neuerscheinungen "Sag Onkel" und eben "Die Einsamkeit des Todbringers" auch schon vorbestellt und hoffe darauf, dass es nächste Woche bei mir eintrifft. Ich bin wahnsinnig gespannt. :lechz:

  • Was für ein Buch :cheers: ! Ich kann DaveAndy nur in allen Punkten zustimmen. Außer beim Fantasy/Horroraspekt: Wenn dieser dezente Phantastik-Anteil nicht gewesen wäre, hätte das Buch nicht diese gigantische Atmosphäre rüberbringen können. Die Traurigkeit und die Melancholie, die Greg F. Gifune in seine Figuren legt ist der absolute Hammer. Ich habe selten etwas Traurigeres gelesen als den Tagesablauf und die Einsamkeit der lethargischen und trägen Hauptperson Dignon zu verfolgen. "Die Einsamkeit des Todbringers" ist alles andere als ein typischer Thriller. Auf dem Buchrücken wird der Begriff "Dark Fiction" verwendet und ich finde, der passt wie die Faust aufs Auge zum einzigartigen Schreibstil von Greg F. Gifune. Er hat schon sehr viele Bücher veröffentlicht, aber leider ist dies erst das zweite, das von ihm ins Deutsche übersetzt wurde. Ich hoffe, der Festa-Verlag gibt hier ordentlich Gas :lechz: :wink: . Am Liebsten würde ich nun eins nach dem anderen von ihm weglesen.


    Fazit: Ein Gänsehaut-Buch, aber trotzdem mit sehr, sehr viel Gefühl geschrieben: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich hab das Buch auch gestern ausgelesen (wozu Bahnfahrten doch gut sein können :wink: ), und ich bin ebenfalls sehr angetan - insbesondere die Traurigkeit und Melancholie sind absolut überzeugend eingefangen, und auch der Phantastikteil hat mich in keinster Weise gestört.


    Mir hat dieses Buch noch etwas besser gefallen als "Blutiger Frühling", gerade wegen des im Spoiler angesprochenen Balanceaktes. Ich schließe mich Kapo an: Auf, auf, Festa, weiter übersetzen und veröffentlichen! :lechz:

    :study: John Steinbeck - East of Eden

    :study: Frank Witzel - Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969

    :montag: Veronica Roth - Rat der Neun

    :musik: Claire North - Die vielen Leben des Harry August


    "There is freedom waiting for you, on the breezes of the sky, and you ask 'What if I fall?'
    Oh but my darling, what if you fly?"
    (Erin Hanson)