Antje Szillat - Alice im Netz: Das Internet vergisst nie

  • Alice ist 16 Jahre alt, Schülerin und liebt es Zeit mir ihrer besten Freundin Katja oder im Internet zu verbringen. Sie schreibt einen Schulblog, auf dem sie über Schüler und Lehrer des Gymnasiums herzieht, ist in zahlreichen Foren aktiv und unterhält Profile bei facebook und SchülerVZ. Eines Tages erhält sie unheimliche Emails von einem ihr unbekannten Jared. Dieser Fremde weiß eine ganze Menge über sie und gibt ihr den Hinweis, dass sie ihm alles selbst verraten hat, indem sie im Internet so offen mit ihren persönlichen Details umgeht. Für Alice beginnt ein Alptraum.


    "Alice im Netz" zwingt die Protagonistin und auch den Leser selbst dazu darüber nachzudenken, wie unbedacht man mit persönlichen Daten im Internet umgeht und dass man nie weiß, was andere Menschen mit diesen Informationen anfangen können. Natürlich ist das Internet eine großartige Sache. Man kann sich mit Freunden über die Plattformen facebook und SchülerVZ austauschen (notfalls auch über Hausaufgaben), kann sich in Foren über seine Hobbys unterhalten, Fotos vom Urlaub oder Partys zeigen und virtuelle Freunde kennen lernen. Dabei werden jedoch all zu oft die Gefahren vergessen, die aber definitiv bestehen.


    Zitat

    "Alice! Alles, was ich über dich weiß, hast du mir selbst verraten. Alles, was du über mich wissen musst, ist, dass ich dich liebe – und dass du mir nicht entkommen kannst ... Jared" (Seite 16)


    Das Thema ist natürlich nicht neu, aber es ist immer noch sehr aktuell und vielen Kindern bzw. Jugendlichen einfach noch nicht stark genug in Fleisch und Blut übergegangen, so dass definitiv immer noch Bedarf an solchen Büchern besteht. "Alice im Netz" ist eine hervorragende Schullektüre, zu der es sogar Unterrichtsmaterial gibt, und die den Lesern zeigen kann, dass es durchaus interessante und gleichzeitig lehrreiche Bücher gibt. Das Buch muss allerdings nicht zwingend in einer Klassengemeinschaft gelesen werden. Da es einfach geschrieben und sehr verständlich ist, kann es auch jeder Jugendlich alleine lesen und wird trotzdem die Quintessenz verstehen.


    Zitat


    "Über 70 Prozent der Teenager in Deutschland sind Mitglieder in so genannten Online-Communities wie „SchülerVZ“, „wer-kennt-wen“ oder „ICQ“ – Tendenz steigend. Rund die Hälfte dieser Jungen und Mädchen lässt zu, dass jeder ihre eingestellten Informationen sehen kann. Sie geben Fotos, Videos, Hobbys, die Handynummer oder sogar ihre Adresse preis. Die Informationen bleiben unter Umständen für immer online." (Nachwort, Seite 150)


    Der Jugendroman vermag meines Erachtens nach aufzurütteln. Einige Szenen sind erschreckend und sollten gerade die angestrebte Zielgruppe von 12-13 Jährigen noch bewegen und vor allem auf die Gefahren des Internets hinweisen können. Neben diesem heiklen Thema geht der Roman aber auch auf Familie, Freundschaft, erste Liebe und Gewalt unter Jugendlichen ein. Alle Inhalte werden authentisch präsentiert und ich bin sicher, dass die jugendlichen Leser sich gut in Alice' Leben hinein versetzen können.


    Fazit: Ein interessanter Jugendroman zu einem unglaublich wichtigen Thema. Unbedingt Jugendlichen zum Lesen in die Hand drücken! 5/5 Sterne.


    • Broschiert: 155 Seiten
    • Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 13 Jahre
    • Autorenhomepage
    • :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:
  • Hey, vielen Dank für deine Rezension zu diesem Buch, @ClaudiasBuecherregal !
    Nur finde ich es mega bemerkenswert, dass deine Einschätzung des Buches so grundsätzlich anders ist als meine, hahaha. Denn ich halte dieses Buch für eines der schlimmsten seit langem. Ich finde, es ist nicht nur schlimm, sondern auch schädlich und ein Etikettenschwindel.



    Dabei ist es an sich relativ OKAY. Schreibstil ist flüssig, Formulierungen sind klar und die Protagonisten sind überschaubar, wenn auch etas oberflächlich. Aber das ist in Ordnung. Die Story ist auch angenehm soweit.



    Was das Buch zu einer schlimmen Sache macht, sind die unterschwlligen Nachrichten. Aufgezogen ist das Buch wie ein Roman, der uns eine Geschichte erwählen will. Doch tatsächlich ist das Buch eher ein pädagogischer Imperativ: "Pass auf, was du mit deinen Daten im Internet machst, liebes Kind, oder dir geschieht dasselbe wie Alice. Denn sie wurde deswegen fast vergewaltigt." Dabei begegnet die Autorin dem lesenden Kind allerdings nicht auf Augenhöhe, sondern von einem wissenden und erfahrenen Standpunkt aus. Das Kind soll bitte die Wahrheit der klugen Erwachsenen annehmen. Das geschieht sogar im Buch. Der Lehrer, der die Schüler ermahnt, mit ihren Daten im Netz aufzupassen, wird nur belächelt. Doch am Ende muss Alice zugeben: er hatte doch irgendwie recht. :S (S. 31-33 und 146)
    Nun kurz dazu, WER das Buch eigentlich liest und FÜR WEN das Buch eigentlich ist. Ich glaube, es ist nur dem Anschein nach für Kinder geschrieben, auch wenn alle Anzeichen darauf hindeuten. Der Stil ist nicht so schwer, die erzieherische Aussage ist da und es sagen tatsächlich alle im Buch. Die Autorin selbst, irgendeine Frau von lehrer-online, ein Doktor von Caritas und ein gewisser Alfred Hovestädt. Denn das Buch ist am Ende überladen mit Kommentaren, Geleitworten und Nachworten, in denen das Buch als erzieherischer Meilenstein gefeiert wird. Und ich glaube, dass tatsächlich diese ganzen Personen die eigentlichen Adressaten des Buches sind. Damit sie das Gefühl haben, etwas für die Aufklärung der Jugend zu tun. Denn ob ein Kind es ernst nimmt, wenn man ihm Entscheidungen und Erfahrungen vorweg nehmen will (S. 145) ? Als ob Erziehung so ablaufen würde. Das Buch ist eher eine traditionelle Gruselgeschichte, die Kindern Angst einjagen soll. Von reflektierender, individueller und respektvoller Erziehungen kann hier keine Rede sein. Nur "Erwachsene", die "Kindern" den rechten Weg weisen wollen, werden hier angesprochen.
    Dabei packt Antje Szillat noch Literatur-Werbung für ein neues Buch mit ein (S. 38) und verteufelt Casting-Shows (S. 118). Die wohlbehütende Erziehung jenseits der bösen Realität ist perfekt !
    Und auf den Seiten 74-5 zweifle ich am Adressaten "Jugendlicher" noch weiter, wo sie einen Schüler einer anderen Schülerin "IP-Adresse" und "E-Mail-Account" erklären lässt. Dabei hieß es am Anfang noch, dass Jugendlich sich eh besser auskennen, was das Netz angeht ? Also wieso diese unpassende textinhärente Erklärung ?


    Und es kommt noch besser. Schädliche soziale Standarts und ungesunde stereotypische Erklärungsmuster werden ganz konservativ wiederholt:

    • Arbeitsloser Mann ist Täter;
    • doch eigentlich könnte der Täter JEDER sein (S. 144);
    • einer Frau droht Vergewaltigung;
    • das Opfer ist zT selbst Schuld (S. 146 und 126);
    • weibliche Jungfräulichkeit als moralischer Wert (S. 128);
    • Erwachsene wissen, was sie tun. Jugendliche nicht. (S. 145).


    Nein, das war eines der schlimmsten Bücher, die ich seit längerem gelesen habe. Und einem Jugendlichen würde ich das Buch niemals geben. Höchstens nur, um ihm zu zeigen, wie manche Erwachsene die Erziehung falsch machen.


    Meine Bewertung: :bewertungHalb:


    Und wenn ich dann noch auf den letzten Seiten des Buches und auf der Wikipedia sehe, dass sie zu allen möglichen Themen (Mobbing und Jugendliche, Alkohol und Jugendliche, Zukunftsängste und Jugendliche, etc) Bücher geschrieben hat und es dazu auch noch umfassende Unterrichtsmaterialen gibt, sehe ich nur noch schwarz.

  • Wegen des Threads hier wurde ich nochmal an dieses Buch hier von Antje Szillat erinnert. Und jetzt, 2 Jahre später, bin ich ein wenig überrascht von mir selbst, dass ich nicht NOCH MEHR Zorn in meine (doch echt schlechte ^^) Rezension reingeschrieben habe. Ich kann nämlich eigentlich kaum glauben, dass es HEUTE und HIER bei uns tatsächlich Autoren gibt, die Bücher schreiben, in denen Jugendliche etwas lernen sollen (weniger Daten im Netz preisgeben), weil ihnen ansonsten eine Strafe droht (Vergewaltigung durch einen fremden Mann). Ich glaube eigentlich nicht, dass ich das Buch missverstanden habe, aber eventuell sollte ich das nochmal nachlesen. Eigentlich unglaublich.


    Besonders, wenn ich davon lese, dass es Kulturen oder Länder gibt, in denen Frauen und Mädchen wirklich selbst dafür verantwortlich gemacht werden, wenn ihnen etwas schlimmes passiert. OKAY, Leute. Meinen letzten Satz habe ich eben komplett umgeschrieben, weil ich da echt kein Blatt vor den Mund genommen hatte. Eventuell schreibe ich mich hier gerade etwas in Rage. ^^ Entschuldigt bitte, ich höre jetzt am besten einfach mal auf zu schreiben und atme mal tief durch.

  • Wegen des Threads hier wurde ich nochmal an dieses Buch hier von Antje Szillat erinnert. Und jetzt, 2 Jahre später, bin ich ein wenig überrascht von mir selbst, dass ich nicht NOCH MEHR Zorn in meine (doch echt schlechte ^^) Rezension reingeschrieben habe. Ich kann nämlich eigentlich kaum glauben, dass es HEUTE und HIER bei uns tatsächlich Autoren gibt, die Bücher schreiben, in denen Jugendliche etwas lernen sollen (weniger Daten im Netz preisgeben), weil ihnen ansonsten eine Strafe droht (Vergewaltigung durch einen fremden Mann). Ich glaube eigentlich nicht, dass ich das Buch missverstanden habe, aber eventuell sollte ich das nochmal nachlesen. Eigentlich unglaublich.


    Besonders, wenn ich davon lese, dass es Kulturen oder Länder gibt, in denen Frauen und Mädchen wirklich selbst dafür verantwortlich gemacht werden, wenn ihnen etwas schlimmes passiert. OKAY, Leute. Meinen letzten Satz habe ich eben komplett umgeschrieben, weil ich da echt kein Blatt vor den Mund genommen hatte. Eventuell schreibe ich mich hier gerade etwas in Rage. ^^ Entschuldigt bitte, ich höre jetzt am besten einfach mal auf zu schreiben und atme mal tief durch.

    Du musst dich nicht entschuldigen - ganz und gar nicht. Aber jede/r sollte sich fragen, ob die eigenen Kinder mit den im Buch vermittelten Werten aufwachsen sollten!

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow

  • Buchdoktor

    Ja, wahrscheinlich hast du recht. Allerdings habe ich eben nochmal etwas über das Buch recherchiert und auf so vielen Seiten und in vielen Blogs wird das Buch regelrecht gefeiert als eine tolle Geschenkidee, als nötige Pflichtlektüre für die Schule oder als tiefgründiges Buch, das zum Nachdenken anregt. Nur in den Anazon-Rezensionen finde ich ein paar wenige negative Stimmen (wenn auch aus teilweise sehr anderen Gründen). Das verwirrt mich schon etwas. ^^

  • Buchdoktor

    Ja, wahrscheinlich hast du recht. Allerdings habe ich eben nochmal etwas über das Buch recherchiert und auf so vielen Seiten und in vielen Blogs wird das Buch regelrecht gefeiert als eine tolle Geschenkidee, als nötige Pflichtlektüre für die Schule oder als tiefgründiges Buch, das zum Nachdenken anregt. Nur in den Anazon-Rezensionen finde ich ein paar wenige negative Stimmen (wenn auch aus teilweise sehr anderen Gründen). Das verwirrt mich schon etwas. ^^

    Forderungen wie "dieses Buch muss unbedingt Unterrichtsstoff werden" kommen häufig von Personen, die keine Kinder im Alter der Zielgruppe haben, keinen Vergleich zu zeitgemäßen Jugendbüchern und keine Vorstellung davon, aus welchen Büchern Schullektüren tatsächlich ausgewählt werden. Allein, dass das Buch schon 10 Jahre alt ist, sollte skeptisch machen ...

    :study: -- Damasio - Gegenwind

    :study: -- Ravik Strubel - Blaue Frau

    :musik: -- Catton - Gestirne; Rehear


    "The three most important documents a free society gives are a birth certificate, a passport, and a library card!" E. L. Doctorow