James Salter: Ein Spiel und ein Zeitvertreib

  • Der Autor (Infos von Wikipedia.de)
    James Salter (eigentlich James Horowitz; * 10. Juni 1925 in New York City und dort aufgewachsen) ist ein US-amerikanischer Schriftsteller.
    Er studierte an der Militärakademie in West Point und trat 1945 in die Air Force ein, in der er zwölf Jahre im Pazifik, in den USA, in Europa und Korea diente. 1957 nahm er seinen Abschied, nachdem 1956 sein erster Roman („The Hunters“, basierend auf seinen mehr als 100 Einsätzen im Korea-Krieg) erschienen war. Das Buch wurde 1958 von Dick Powell unter dem Titel Kampfflieger mit Robert Mitchum und Robert Wagner verfilmt. Im deutschen Fernsehen lief der Film unter dem Titel Kampfgeschwader Kobra.
    Er ist mit der Dramatikerin Kay Eldredge verheiratet und lebt als freier Schriftsteller in Bridgehampton, New York und Aspen, Colorado.


    Inhalt:
    Phillip Dean hat gerade sein erfolgloses Studium in Yale geschmissen und ist nun mehr oder weniger von Beruf Sohn. Seinen Sommer verbringt er in Frankreich, wo er den Ich-Erzähler des Romans trifft, der ihm anbietet, mit ihm durch Frankreich zu reisen um das Land kennenzulernen, wie es wirklich ist, außerhalb von Paris, außerhalb der Gegenden, in denen sich viele Touristen aufhalten.
    Phillip sagt zu, und tatsächlich wird dieser Sommer in Frankreich sein Leben verändern. Er lernt nämlich die achtzehnjährige Anne-Marie kennen, und ab diesem Moment ist alles anders. Anne-Marie stammt aus sehr einfachen Verhältnissen, ihre Mutter und ihr Stiefvater können sich nicht viel leisten. Phillip, der durch sein Auftreten wie ein Mensch aus einer völlig anderen Welt erscheint, scheint ihr wie ein Märchen, das wahr wird, während ihre Mutter Zweifel hat, ob der junge Mann es auch ernst mit dem Mädchen meint. Und ganz Unrecht hat sie nicht, denn während das Mädchen von einer Zukunft träumt und den Sommer als Anfang einer großen Zeit sieht, ist sie für Phillip nur ein Spiel und ein Zeitvertreib, auch wenn ihm wirklich etwas an Anne-Marie liegt.
    So zumindest könnte es sein, aber wissen können wir als Leser es nicht. Alles, was man in diesem Roman über Anne-Marie und Phillip erfährt, entspringt nämlich der Phantasie des beobachtenden Ich-Erzählers, der dem Paar recht voyeuristisch folgt und sich auch ausmalt, was hinter verschlossenen Türen geschieht.

    Meine Meinung:
    Dieser Roman ist vor allem interessant zu lesen, man muss sich aber etwas Zeit nehmen und sich richtig auf ihn einlassen. Die Erzählweise erfordert schon etwas Konzentration, immerhin kollidiert die Wirklichkeit einige Male mit der Phantasie des Ich-Erzählers, und die Abschnitte, die dann wirklich passieren, haben mich, wenn sie auftraten, dann oftmals irritiert, weil der Ich-Erzähler so lange im Hintergrund ist und dann plötzlich wieder auftaucht, kommentiert, eigenes Erleben hinzufügt und Andeutungen zu späteren Ereignissen macht. Die Art des Erzählens macht die Faszination des Ich-Erzählers deutlich und es wirkt durchaus so, als beneide er Phillip um dessen – vermeintliche! – Erlebnisse.
    Salters Art zu erzählen ist schon sehr einprägsam. Die Sätze sind oftmals sehr kurz und insgesamt sehr unverschnörkelt. Details werden aufgezählt, sodass man sich Szenen sehr gut bildlich vorstellen kann, aber niemals gibt es blumige Umschreibungen. Dies würde auch gar nicht zum Roman passen, der ja oftmals Momente und Momentaufnahmen beschreibt, anstatt eine klassische Liebesgeschichte zu erzählen.
    Der Roman schildert die Liebe zwischen Anne-Marie und Phillip sehr unverblümt. Auch das passt einfach zum Inhalt und zur Idee, die hinter diesem Buch stehen. Es handelt sich um die Gedanken eines Mannes, um Phantasien, die er äußert, und dazu würde es auch nicht passen, wenn das, was passiert, nicht klar formuliert wäre. Das ist nicht nur in den Szenen so, in denen Phillip und Anne-Marie Sex haben, auch dann, wenn die beiden miteinander unterwegs sind und ihre Beziehung durchdenken, äußert der Ich-Erzähler seine Gedanken immer nachvollziehbar und irgendwie kommt mir im Zusammenhang mit dieser Geschichte auch das Wort „bittersüß“ in den Sinn, weil der Romantitel und die Unterschiede zwischen den beiden Liebenden schon Schwierigkeiten andeuten.
    Für wen das Ganze ein „Spiel und ein Zeitvertreib“ ist… zum Einen trifft das sicher auf Phillip zu, doch auch der Ich-Erzähler, der mehr und mehr besessen ist von der Beziehung zwischen den beiden, könnte derjenige sein, der den Titel lebt.
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