Jean Echenoz – Ravel

  • Original: Ravel (Französisch, 2006)
    Übersetzer: Hinrich Schmidt-Henkel


    ZUM BUCH:
    Echenoz' Roman zeichnet die letzten zehn Jahre im Leben des großen französischen Komponisten Maurice Ravel nach.


    Zu Beginn des Buches macht sich der 52-jährige Ravel am Gipfel seines Ruhmes per Luxusdampfer „France“ auf den Weg nach Amerika, wo er eine triomphale viermonatige Tournee hinlegt. Und das eigentlich entgegen den Warnungen seiner Ärzte, die ihm Ruhe verschrieben hatten. Doch dieses etwas ausgefallene Original und Dandy geht wohl öfter seinen Ideen nach. Die Fahrt wird fast die Hälfte des Buches einnehmen. Es folgen diverse Schlüsselmomente der folgenden Jahre: die Komposition des Bolero, einem Meisterwerk „ohne Musik“ (so der Komponist); die diversen Auseinandersetzungen über Interpretationen seiner Stücke; der folgenschwere Autounfall in der Mitte der 30iger Jahre; der zunehmende Gedächtnis- und Orientierungsverlust in den letzten Jahren; der frühe Tod...


    Doch diese festhaltbaren Ereignisse wechseln ab mit Beschreibungen eher burlesker Art, wie z.B. seiner enormen Reiseausstattung, seiner chronischen Schlaflosigkeit; seinen Beziehungen mit dem anderen Geschlecht etc. Wie es dem Autor dabei gelingt, mit minutiösen Beschreibungen einen Eindruck von der Persönlichkeit dieses großen Komponisten zu geben, bleibt mir fast rätselhaft! Doch am Ende des Buches hat man Ravel tatsächlich etwas kennengelernt, und mit ihm auch gleichzeitig eine Fülle interessanter Details aus seiner Epoche. Echenoz versteht es, geschickt Querverweise zu historischen zeitgleichen Ereignissen oder Persönlichkeiten herzustellen. Das wird niemals schwerfällig oder pathetisch. Es bleibt bei einer oft distanziert erscheinenden, nüchternen Sprache, die dem Ganzen viel Glaubwürdigkeit verleiht.


    Inzwischen hat der französische Autor mehrere solche biographische Romane erarbeitet, und meines Erachtens mit Erfolg! Hier hatte ich sein Buch „Laufen“ über Emil Zatopek schon vorgestellt:
    Jean Echenoz – Laufen


    Zitat aus amazon:
    „ (...) all dies sind biographische Elemente, recherchierte Zeugnisse, aber alles zusammen ist alles andere als eine Biographie. Sondern ein funkelnder "Echenoz", dessen fiktiver Held den Namen eines der berühmtesten französischen Komponisten des 20. Jahrhunderts trägt: Maurice Ravel.“


    Joseph-Maurice Ravel (* 7. März 1875 in Ciboure, Département Pyrénées-Atlantiques; † 28. Dezember 1937 in Paris) war ein französischer Komponist und neben Claude Debussy Hauptvertreter des Impressionismus in der Musik.
    (Quelle und mehr unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Maurice_Ravel )


    ZUM AUTOR:
    Jean Echenoz (* 26. Dezember 1947 in Orange) ist ein französischer Schriftsteller. Er lebt seit 1970 in Paris. Er studierte Soziologie und Bauwesen. International bekannt wurde er durch seinen Roman „Ich gehe jetzt“, für den er 1999 mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet wurde. Sein Roman Cherokee erhielt den Prix Médicis.
    Echenoz lebt seit 1970 in Paris. Er war mit der deutschen Autorin und Übersetzerin Anne Weber verheiratet.


    Gebundene Ausgabe: 109 Seiten

  • Hier noch eine Verlinkung zu einer Ausgabe auf Französisch!


    Ravel fut grand comme un jockey, donc comme Faulkner. Son corps était si léger qu'en 1914, désireux de s'engager, il tenta de persuader les autorités militaires qu'un pareil poids serait justement idéal pour l'aviation. Cette incorporation lui fut refusée, d'ailleurs on l'exempta de toute obligation mais, comme il insistait, on l'affecta sans rire à la conduite des poids lourds. C'est ainsi qu'on put voir un jour, descendant les Champs-Élysées, un énorme camion militaire contenant une petite forme en capote bleue trop grande agrippée tant bien que mal à un volant trop gros. Ce roman retrace les dix dernières années de la vie du compositeur français Maurice Ravel (1875-1937).