Kapitel 14
Verlassen wir nun Turin und wenden uns Morwen und Nienor zu, die in Doriath bei Thingol zu Gast sind. Als sich Nachrichten verbreiten
dass Turin in der Schlacht um Nargothrond gefallen sein könnte oder unter dem Bann des Drachen gefangen sein könnte, entschließt
Morwen sich nach ihrem Sohn zu suchen. Diese Ungewisshweit kann sie nicht ertragen.
Thingol aber hält diese Ungewissheit für eine List Morgoth und rät ihr in Doriath zu bleiben. Da Morwen sich nicht überzeugen lässt, lässt
Thingol sie gehen. Allerdings sendet er ihr mehrere Männer hinterher um aus der Entfernung Schutz zu gewähren. Aber Thingols Trupp
bleibt nicht lange unerkannt. Am Ufer des Sirion treffen sie sich denn Morwen weiß keinen Weg über den Fluss.
Noch einmal bittet man sie zurückzukommen, zumal Nienor sich heimlich der Gruppe um Mablung angeschlossen hat. Nun sind aber Morwen
und Nienor genauso stolz und unnachgiebig wie ihr Sohn Turin. Mablungs Feststellung trifft die Wahrheit:
ZitatWahrlich, es ist der Mangel an Vorsicht und Überlegung, nicht an Mut, durch den Hurins Familie anderen so viel Kummer bereitet. Mit Turin
ist es das Gleiche, wenn auch nicht mit seinen Vorvätern. Jetzt aber scheinen alle das Schicksal herauszufordern, und das gefällt mir nicht.
So kommt es dann auch wie Mablung befürchtet. In Sichtweite Nargothrond muss er die Unüberlegtheit Morwens dadurch eindämmen, dass er sie
auf einem Hügel in Gewahrsam nimmt. Mit einem kleinen Trupp will er vorab auskundschaften, ob in Nargothrond noch eine versteckte Gefahr droht.
Längst aber hat Glaurung sie alle entdeckt und weiß auch, dass auf dem Hügel noch weitere Feinde versteckt sind. Er stürzt sich in die Fluten und
treibt so Mablungs Krieger auseinander. Mablung selbst versteckt sich und geht tapfer weiter zu den Toren der Stadt um etwas über Turins Verbleib
zu erfahren. Mablung gefällt mir sehr gut; er ist mutig, handelt aber gleichzeitig besonnen und überlegt.
Glaurung gelingt es den Trupp auf dem Hügel zu versprengen und so herrscht eine große Panik, während alle versuchen dem Drachen zu entkommen.
Auch Morwen und Nienor werden getrennt. Dann stellt der Drache Nienor und bald fällt sie unter seinen Bann.
Tolkiens Beschreibung dieser Szene ist sehr intensiv und fesselnd:
ZitatDann zwang er sie in seine Augen zu blicken, und ihre Willenskraft schwand dahin. Und ihr war, als wäre die Sonne schwächer und ringsum
alles düster; allmählich überkam sie ein großes Dunkel und in diesem Dunkel war Leere: Sie wusste nichts, hörte nichts und erinnerte
sich an nichts mehr.
Als der tapfere Mablung zurückkehrt findet er nur noch Nienor vor, die jedoch nur noch eine willenlose Hülle zu sein scheint. So kehrt er voller Selbstzweifel
auf den Weg zurück nach Doriath. Ein paar seiner versprengten Kameraden finden ihn und Nienor und so zieht der kleine Trupp zurück.
Kurz vor dem Ziel jedoch werden sie des nachts von Orks überfallen. Nienor flieht und mit ihr ist eine Verwandlung vorgegangen. Wie ein Geist erscheint
sie und niemand kann ihr auf ihrer Flucht folgen so schnell läuft sie davon.
Zurück in Doriath nimmt Mablung vor dem König alle Schuld auf sich, denn er glaubt versagt zu haben. Thingol jedoch weiß, dass Mablung gegen die
Stärke des Drachen keine Chance hatte. Er tat wirklich sein Bestes und so ehrt ihn der König als tapferen Mann.
Mablung selbst aber zieht mit einer kleinen Gruppe von Kriegern noch einmal aus um Morwen und Nienor zu suchen. Drei lange Jahre zieht er durch das
Land doch von den Gesuchten findet er keine Spur.
Ein sehr spannendes Kapitel, dass jedoch auch immer mehr von Niederlagen und tragischen Geschehnissen bestimmt wird. Turins Schatten scheint
sich auszuweiten und immer mehr das Schicksal aller zu beeinflussen, die sich um ihn sorgen.
In Tolkiens Herr der RInge hatten wir so etwas wie erholsame und schlichtweg schöne, hoffnungsvolle Passagen (z.b. Lothlorien, Elronds Hallen oder
Bombadils Heim), hier aber scheint das Dunkel alles zu durchdringen und selbst der kleinste Silberstreif wird schnell wieder von Schatten bezwungen.
Im nächsten Kapitel folgen wir dann Nienor und ich bin gespannt wie dieses Schicksal sich entwickelt.
lg taliesin