Harderer, Georg - Der bessere Mensch

  • Zitat

    Schäfer ist zurück und er ist besser gelaunt denn je. Schließlich war der Polizeimajor in seinem letzten Fall dem Wahnsinn wesentlich näher als der Aufklärung der Morde. Der Pharmaindustrie sei Dank geht es ihm nun bestens. Fast zu gut, findet Assistent Bergmann, als sich sein Chef pillengestärkt und manisch rechthaberisch in die Ermittlungen stürzt: Ein Nationalrat im Ruhestand liegt tot in seinem Arbeitszimmer. Von seinem Kopf ist nicht mehr viel übrig, nachdem der Täter ihn mit Phosphorsäure übergossen hat. Die DNA-Spur allerdings führt zu einem Verbrecher, der seit fünfzehn Jahren tot ist. Wenig später wird ein türkisches Mädchen mit einem Messer in der Brust in der elterlichen Wohnung gefunden. In heiligem Zorn auf den tyrannischen Vater übt Schäfer Selbstjustiz und wird geradewegs nach Salzburg strafversetzt, wo der Fall eine so bizarre wie dramatische Wendung erfährt
    Konsequent entwickelt Georg Haderer in Der bessere Mensch den Charakter seines liebenswert eigenwilligen Ermittlers weiter und erschließt eine neue Ebene der kriminalliterarischen Kunst furios, komisch und berauschend in jeder Beziehung.


    Der Titel „Der bessere Mensch“ ist der dritte Teil einer Krimi-Reihe rund um den Kommissar Schäfer. In seinem letzten Fall, der erst harmlos anfing, musste Schäfer sich um einen Serienmörder der besonderen Art kümmern.


    Endlich ist Schäfer wieder zurück und dank einiger Pillen ist er auch wieder einsatzfähig, was nach seinem letzten Fall eher schlecht aussah. Für Schäfer geht es auch gleich zur Sache. Ein bekannter Pensionär wird tot in seinem Arbeitszimmer aufgefunden. Selbstmord kann er hier ausschließen, denn wer übergießt seinen Kopf freiwillig mit Säure. Sein potentieller Mörder ist jedoch schon seit einigen Jahren verstorben, was Schäfer vor ein gewaltiges Rätsel stellt. Doch damit nicht genug. Eine weitere Leiche, ein junges Mädchen, wird mit einem Messer tot aufgefunden. Für Schäfer ist diese Leiche zu viel und er begeht Selbstjustiz am vermeintlichen Täter. Diese Aktion führt weitreichende Konsequenzen mit sich, die Schäfer anfänglich nicht überblicken kann. Aber Schäfer wäre nicht Schäfer, wenn er daraus nicht das Beste machen würde und ihn sämtliche Komplikationen nicht noch mehr anspornen würden.


    Da mir Schäfer schon ein bekannter Protagonist aus seinem vorherigen Fall war, dauerte es nur wenige Seiten bis ich wieder in dieser Figur steckte. Wer Schäfer nicht kennt, wird einige Seiten mehr brauchen, aber durch die gelungene Auffrischung und die zusätzlichen Details kann es gar nicht lange dauern, bis man sich in diesen Charaktere hineinversetzen kann. Anfänglich empfand ich den „neuen“ Schäfer jedoch etwas befremdlich, da er auf den ersten Blick durch seinen letzten Fall doch etwas aus der Bahn geworfen wurde. Nichtsdestotrotz sind seine Handlungen und Gedanken nachvollziehbar und werden später sogar wieder sympathischer.


    Auch der neue Fall hat es in sich. Spannend, mitreißend und detailliert, wird der Leser an das Mordopfer und die gesamte Situation herangeführt. Wer nach dem Klappentext Angst bekommt, dass es vielleicht zu detailliert und damit nichts für schwache Nerven ist, kann hiermit beruhigt werden. Zwar verwendet Georg Haderer einen sehr bildhaften, lebendigen und authentischen Stil, trotzdem achtet er darauf, dass es nicht zu brutal und blutrünstig zugeht. Leichen werden nicht bis ins blutigste Detail beschrieben. Vieles erahnt man, anderes liest man und zusammen bekommt man einen guten Überblick des Tatortes.
    Durch immer neue Wendungen, Indizien und Verbindungen kommt beim Lesen kaum Langeweile auf. Man versucht als Leser mitzuraten wie alles zusammenhängt und wird erst am Schluss durch einen absolut packenden Schluss auf die richtige Fährte gelenkt. Dieser ist logisch, lässt keine Fragen offen und passt zur eigentlichen Reihe. Was will man also mehr von einem Krimi.


    Während mich im letzten Buch noch die langatmigen Passagen rund um die Personalisierung des Morddezernates gestört haben, kann ich hier nicht sagen, dass mich auch nur ein Punkt, wie zum Beispiel die Selbstjustiz, der Pillenkonsum oder ähnliches gestört haben. Es passte alles perfekt hinein und nahm dem Krimi an keiner Stelle die Spannung. Diesmal hat es der Autor rundum geschafft mich mit seinem Werk zu überzeugen. Daher kann ich es ohne Einschränkung empfehlen.


    ===Bewertung===
    Der dritte Fall von Georg Haderer in der Schäfer-Reihe besticht durch absolute Spannung, einmalige Kriminalentwicklungen und durch authentische Charaktere. Er lässt den Leser bis zum Schluss im Dunkeln tappen und bekommt dafür fünf Sterne.

  • Kurzbeschreibung:
    Schäfer ist zurück und er ist besser gelaunt denn je. Schließlich war der Polizeimajor in seinem letzten Fall dem Wahnsinn wesentlich näher als der Aufklärung der Morde. Der Pharmaindustrie sei Dank geht es ihm nun bestens. Fast zu gut, findet Assistent Bergmann, als sich sein Chef pillengestärkt und manisch rechthaberisch in die Ermittlungen stürzt: Ein Nationalrat im Ruhestand liegt tot in seinem Arbeitszimmer. Von seinem Kopf ist nicht mehr viel übrig, nachdem der Täter ihn mit Phosphorsäure übergossen hat. Die DNA-Spur allerdings führt zu einem Verbrecher, der seit fünfzehn Jahren tot ist. Wenig später wird ein türkisches Mädchen mit einem Messer in der Brust in der elterlichen Wohnung gefunden. In heiligem Zorn auf den tyrannischen Vater übt Schäfer Selbstjustiz und wird geradewegs nach Salzburg strafversetzt, wo der Fall eine dramatische Wendung erfährt...


    Zum Autor:
    Georg Haderer, geboren 1973 in Kitzbühel/Tirol, lebt in Wien. Nach einem abgebrochenen Studium und einer vollendeten Schuhmacherlehre arbeitete er als Journalist, Barmann, Landschaftsgärtner, Skilehrer und Werbetexter. Bei Haymon erschienen: Schäfers Qualen (2009), sein Debüt und zugleich erster Teil der Reihe rund um Polizeimajor Schäfer, sowie der zweite Teil Ohnmachtspiele (2010).


    Rezension:
    Der kontroverse Politiker Hermann Born, der zuletzt die Funktion eines Nationalrates innehatte und in seiner Gesinnung sehr rechts eingestellt war, wird tot aufgefunden, sein Gesicht und Kopf von Phosphorsäure verätzt. Somit ein neuer Fall für Polizeimajor Johannes Schäfer und seine Kollegen, die in ihren Ermittlungen aber nicht so recht vorwärts kommen.


    Ein weiterer Todesfall lässt die Beamten schwitzen: Ein junges türkisches Mädchen wird erstochen aufgefunden. Schäfer, der seit seinem letzten Fall unter Medikation von Psychopharmaka steht, hält alsgleich den sich verdächtig verhaltenden Vater für den Täter und lässt diesen sehr unkonventionell verhaften. Daraufhin wird er erst einmal von seinem Vorgesetzten auf Zwangsurlaub nach Salzburg versetzt, wo er weitere Ermittlungen im Fall Born tätigt, die eine ungeahnte Wendung nehmen...


    Mit "Der bessere Mensch" ist Georg Haderer ein weiterer, sehr gut ausgeklügelter Krimi um den Polizeimajor Johannes Schäfer gelungen, der es auch nicht an bissigem Humor fehlen lässt und den bisherigen Höhepunkt dieser Reihe darstellt.


    Schäfer gibt sich, wie schon gewohnt, äußerst unkonventionell und eigensinnig in seinen Ermittlungen. Durch die Tatsache, dass er auch noch unter der Einnahme von Medikamenten steht, wirkt er in seinen Gedankengängen manches Mal noch abstruser als schon bekannt, doch scheinen sie ihn in seiner Scharfsinnigkeit wiederum auch zu unterstützen.


    Hat mir beim Vorgänger "Ohnmachtspiele" noch etwas die Spannung gefehlt, ist diese in dem vorliegenden Roman von Beginn an gegeben, denn man rätselt als Leser fieberhaft mit, wer denn nun den rechts angehauchten Nationalrat Born umgebracht hat, was das Motiv ist und vor allem wie die tote junge Türkin in den Fall passt.


    Die Auflösung lässt bis zum Ende hin auf sich warten, so, wie es in einem gut durchdachten Krimi auch sein soll und kann durchaus überraschen. Einige Wendungen und Irreführungen während der Ermittlungsarbeit machen "Der bessere Mensch" zu einem lesenswerten Krimi, der vor allem wieder durch seine Hauptfigur Schäfer glänzt und besticht.


    Zur Gestaltung des Buchs: Das Cover zeigt den Blick auf einen See mit wolkenverhangenem Himmel und mehreren aufsteigenden Möwen.


    Fazit: Ein Krimi, der zu unterhalten weiß und zum Miträtseln einlädt. Polizeimajor Schäfer zeigt sich in Bestform und ich hoffe, dass der nächste Fall für ihn nicht zu lange auf sich warten lässt.