Rachel Cohn & David Levithan: Naomi & Ely - Die Liebe, die Freundschaft und alles dazwischen

  • Inhalt:
    Ely und Naomi sind schon immer die besten Freunde. Sie wohnen im gleichen Haus in New York City, sie sind schon als Kleinkinder befreundet gewesen, haben die schwere Zeit überstanden, in der Elys Mutter eine Affäre mit Naomis Vater hatte, haben zusammen Hausaufgaben gemacht, Musik gehört, Filme geschaut und Klamotten getauscht. Ja, genau. Sie haben Klamotten getauscht und dieselben Jungen angeschmachtet, denn Ely ist schwul. Das hat es nötig gemacht, dass Ely und Naomi eine Liste mit Typen anlegen, die auf keinen Fall von einem von ihnen geküsst werden dürfen.
    Und dann küsst Ely den Freund von Naomi. Der steht zwar nicht auf der Liste, aber es hätte ja wohl selbstverständlich sein sollen, dass man die Finger vom Freund des Anderen lässt, meint Naomi. Zumindest ist es das, was sie sagt, denn das Problem ist eigentlich ein ganz anderes: Naomi ist in Ely verliebt, schon immer. Für sie ist es immer klar gewesen, dass ihre Freundschaft darin münden wird, dass sie mal heiraten, ein Haus kaufen und Kinder bekommen. Immerhin hat Ely ihr einen Heiratsantrag gemacht. Gut, da waren sie noch klein und Ely hatte keine Ahnung, dass er schwul ist, aber… Naomis Welt ist nicht mehr, was sie war, als ihr aufgeht, dass das, was sie sich von ihrem Leben vorgestellt hat, nicht passieren wird. Und zwar auf keinen Fall.
    Und Ely – der hatte nun wirklich nicht geplant, sich ausgerechnet in Naomis Freund zu verlieben, der eigentlich gar nicht sein Typ ist. Aber ausgerechnet mit Bruce kann er sich eine echte Beziehung vorstellen, hier hat er das Gefühl, dass das Ganze etwas Besonderes ist. Und Bruce? Der muss sich mit der Antwort auf die Frage „Bist du schwul?“ befassen – und im Moment kann er auf diese nur eines antworten: „Jedenfalls nicht hetero.“

    Meine Meinung:
    Ich habe einen eher seichten Teenieroman erwartet und statt dessen eine Geschichte bekommen, die ganz besonders und sehr schön, gleichzeitig aber auch traurig und irgendwie tragisch ist. Die Geschichte um Naomis und Elys Freundschaft ist schön, aber sie ist auch schwierig. An einer Stelle des Romans sagt Ely: „Zu sagen, dass man befreundet ist, ist einfach. Befreundet zu sein, ist es nicht.“ – und genau das trifft es auf den Punkt. Die Autoren dieses Romans zeigen auf, dass Freundschaft nicht einfacher ist als Liebe, dass Freundschaft auch eine Beziehung ist, die sich verändert und an der man arbeiten muss. Naomi und Ely müssen dies erfahren, als sie merken, dass auch Freunde sich nicht immer alles verzeihen können und dass sie ihre Freundschaft unterschiedlich sehen.
    Gleichzeitig ist es aber auch ein Roman über die Liebe. Darüber, mit Vorurteilen fertig zu werden und darüber, den richtigen Partner zu finden, der zu einem passt und für den man eventuell auch Dinge annehmen muss, die anders sind als man selbst. Da gibt es neben Naomi und Ely natürlich noch Bruce, der erschrocken feststellen muss, dass er sich in einen Jungen verliebt hat, obwohl er eigentlich dachte, dass er auf Mädchen steht. Und es gibt einen anderen Bruce, der seit Jahren unsterblich in Naomi verliebt ist, aber nicht die Aufmerksamkeit von ihr bekommt, die er sich wünscht. Dann ist da Naomis Mutter, die sich seit der Trennung von ihrem Ehemann in ihrem Bett verkriecht und ihr Leben nicht mehr im Griff hat – und es gibt noch einige Charaktere mehr.
    Rachel Cohen und David Levithan haben ein paar tolle Figuren geschaffen, die in diesem Roman ganz eindeutig im Vordergrund stehen. Es geht nicht so sehr darum, was passiert, sondern darum, wie man sich selbst erkennen muss, seine Ziele setzen sollte und wie man damit klarkommt, dass das Leben und die Liebe nicht immer so sind, wie man es sich erhofft.
    Ein freches, gleichzeitig aber auch sehr einfühlsames Buch.
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