Deborah Zachariasse: Flüsterherz

  • Inhalt:
    Als Tibby neu in Annas Klasse kommt, erinnern die beiden Mädchen sich aneinander, weil sie schon zusammen in den Kindergarten gegangen sind. Und Tibby, die irgendwie so anders ist als die anderen Mädchen in Annas Umfeld, fasziniert die eigentlich so brave Schülerin. Tibby zieht sich nicht so an wie andere Mädchen, sie gibt nichts auf ihr Outfit. Tibby strengt sich in der Schule nicht so an wie die Anderen, und schwänzt, wenn ihr das Wetter zu schön dafür ist, im Klassenraum zu sitzen. Bei Anna zu Hause ist es immer penibel sauber, es gibt für alles Regeln und alleFamilienmitglieder gehen dann letztlich doch ihrer Wege. Tibbys Zuhause ist chaotisch, aber Anna fühlt sich in dem kleinen und heruntergekommenen Haus am Bahndamm immer wohl. Hier verleben Tibby und sie glückliche Tage.
    Doch Tibby geht es nach den Sommerferien immer schlechter. Warum hat sie keine Schulbücher? Warum rastet sie wegen Kleinigkeiten so aus? Warum ist jedes Wort von Anna, das Tibby nicht passt, Grund, nicht mehr mit Anna befreundet sein zu wollen? Tibby ist launisch und ungerecht, aber trotzdem kann Anna ihre Freundin nicht loslassen. Sie spürt, dass Tibby wirklich Hilfe braucht und einen Menschen, der für sie da ist und sich für sie interessiert – im Gegensatz zu Tibbys Eltern, die nur mit sich selbst beschäftigt sind. Aber Anna ist nur ein Teenager und sie kann die drohende Katastrophe nicht abwenden.

    Meine Meinung:
    „Flüsterherz“ ist eines meiner Lesehighlights in diesem Jahr. Es ist ein Buch, das mich total berührt hat. Die Geschichte wird von Anna erzählt und Anna erzählt zum Einen von ihrer Freundschaft mit Tibby, auch davon, wie wütend sie manchmal auf Tibby war und wie hilflos, weil sie Tibby nicht immer verstanden hat und weil Tibby sich nicht so helfen lassen wollte oder konnte, wie Anna es sich gewünscht hätte. Anna ist kein totaler Gutmensch, auch sie macht Fehler, gerade dadurch hat die Autorin mit ihr eine wahnsinnig liebenswerte Ich-Erzählerin geschaffen. Unterbrochen wird Annas Erzählung von der Zeit mit Tibby, die Anna in ihr „Flüsterbuch“ schreibt, von Annas Gedanken während des Schreibens. Von Anfang an ist durch diese Abschnitte klar, dass Tibby fort ist, dass Anna sich schwere Vorwürfe macht und dass sie das Gefühl hat, versagt zu haben, dass sie mehr hätte tun müssen für ihre Freundin. Was mit Tibby geschehen ist, kann man sich schnell denken (vielleicht aber nur als erwachsener Leser), und die Geschichte ließ mich spätestens ab dem Zeitpunkt nicht mehr los.
    Für „Flüsterherz“ braucht man Taschentücher, weil es ein Buch ist, das einerseits auf seine Art wirklich sehr schön ist, gleichzeitig aber auch eine wirklich schreckliche Geschichte erzählt. Wie das zusammenpasst, erschließt sich wohl am besten durch das Lesen dieses Romans.
    Ein schöner Gedanke der Autorin oder des Verlags: Ganz hinten im Buch sind Websites und Telefonnummern abgedruckt, an die Kinder und Jugendliche sich wenden können, wenn sie Hilfe oder Rat brauchen und niemanden haben, mit dem sie sprechen können.
    Man kann nur eines zu diesem Buch sagen, denke ich: Unbedingt lesen!


    Ich gebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Vielen Dank für diese wunderschöne Buchvorstellung, Strandläuferin! Das Buch muss unbedingt auf meine Wunschliste! Nach deiner Rezension habe ich nun schon eine Vermutung, was Tibby für Probleme haben könnte. Mal schauen, ob sich das bestätigt. :wink:

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Das Buch habe ich vor kurzem beim Thalia gesehen und irgendwie hat mich das bunte Cover etwas abgeschreckt, weil ich eine "kitschige" Teenager Geschichte erwartet habe, aber nach der Rezi sehe ich, wie falsch mein Urteil war. Vielen Dank für die Rezi. Das Buch landet auf jeden Fall auf meinem SuB. :thumleft:

    Love is the most powerful army. Whether love of friend, love of country, love of God, or even love of enemy -
    love reveals to us the truly miraculous nature of the human spirit.
    Zt. nach Ruta Sepetys

    Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten
    Zt. nach Jean-Jaques Roussaau


    gelesen 2016:14 :study:

  • Und wieder ein Buch für den Einkaufswagen :)


    Danke, Strandläuferin, für die tolle Rezi :thumleft:

    Narkose durch Bücher - Das Richtige ist: das intensive Buch.
    Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt, zerrt und nicht mehr losläßt.


    :study: Sarah J. Mass - Throne of Glass / Die Erwählte :study:

  • Das Buch habe ich vor kurzem beim Thalia gesehen und irgendwie hat mich das bunte Cover etwas abgeschreckt, weil ich eine "kitschige" Teenager Geschichte erwartet habe,

    :loool: Von weitem dachte ich: "Na, in wen verliebt sich das Mädchen in dem Buch: Vampir, Werwolf, Elbenhexe, Zauberer, Engel, ...?", beim Näherkommen wurde ich sehr neugierig und als ich das Buch in der Hand hatte, habe ich mich in das Cover verliebt. :love: (War aber trotzdem sehr froh, beim Reinlesen festzustellen, dass es ganz und gar nichts Fantasymäßiges ist!)

  • Danke Strandläuferin für diese tolle Rezi. Ich fahre nachher noch mal in einen Media Markt, mal schauen ob da nicht in der Nähe eine Buchhandlung ist. :wink:

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • :loool: Na, da möchte ich doch einfach mal sagen, ich drücke die Daumen, dass du eine Buchhandlung findest. Das Buch gefällt dir bestimmt.


    Das Daumen drücken hat geholfen, ich habe eine Buchhandlung gefunden, Thalia. Doch vielleicht hättest du mir lieber die Daumen drücken sollen, dass ich das Buch finde, den sie hatten es leider nicht da. :cry: Naja, habe es über den kostenlosen Lieferservice von Thalia bestellt und bekomme es Dienstag per Post. Ich hoffe nur, unser Postbote quetscht es nicht wie so oft mit Gewalt in den Briefkasten oder legt es wie das letzte Mal einfach vor die Tür, so dass es jeder mitnehmen könnte, der gerade des Weges kommt. ](*,)

    Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt.
    (Jorge Luis Borges)

  • Danke für die tolle Rezension, Strandläuferin, du hast mich sehr neugierig auf die Geschichte gemacht. :) Das Buch wandert auf meine Wunschliste. :thumleft:

    „Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.”
    Heinrich Heine
    "Nichts ist unmöglich, allein unserem beschränkten Geist erscheinen manche Dinge unbegreiflich."
    Marc Levy


    :study: in 2015: 18 Bücher, 6868 Seiten
    :study: in 2014: 2 Bücher, 771 Seiten 8-[
    :study: in 2013: 13 Bücher, 5079 Seiten
    :study: in 2012: 39 Bücher, 14318 Seiten
    :study: in 2011: 25 Bücher, 9255 Seiten

  • Über das Buch:


    Format: Hardcover

    Erschien: 2011

    Preis: ?

    ISBN: 3815753015

    Empfohlenes Alter: 13-16 Jahre

    Seiten: 352

    Verlag: Coppenrath


    Inhalt:

    Schule, Geigenunterricht, Orchester, Hockey, Hausaufgaben, das ist Annas Alltag. Wie anders das Leben sein kann, erfährt sie erst durch ihre neue Klassenkameradin Tibby. In dem idyllischen Häuschen am Fluss fühlt Anna sich pudelwohl, gerade weil es hier nicht so piekfein ist wie zu Hause, sich die Geschirrstapel türmen dürfen und eine Schar schnurrender Katzen das Haus bevölkert. Gemeinsam erleben die beiden ungleichen Freundinnen dort einen fantastischen Sommer. Doch dann bröckelt die Fassade und Anna muss feststellen, dass Tibby es alles andere als leicht hat. Unter der Last ihrer Sorgen immer bedrückter und launischer, verlangt Tibby ihrer Freundschaft alles ab. Anna bemüht sich darum, Tibby zu helfen, stößt aber immer mehr an ihre Grenzen. Und dann ist da auch noch Easy, in den Anna sich verliebt und mit dem sie immer öfter Zeit verbringt. Wie ernst Tibbys Lage ist, merkt Anna erst, als es fast zu spät ist …

    Das Cover:

    Das Cover finde ich wunderschön. Es passt auch gut zu der Geschichte, den Anna soll ihre Geschichte mit Tibby in einen Notizbuch aufschreiben. Das könnte doch gut der Umschlag zu einem Notizbuch sein. Ich finde es sehr gelungen.

    Die ersten 3 Sätze:

    Wir essen Salat. Sam hat Salat mit Schnecken. "Bio", sagt Ma und lacht ihr sonniges Ma-Lachen.

    Meine Meinung:

    In dieser Geschichte werden 2 Familien in den Vordergrund gerückt. Es sind die Familien von Anna und von Tibby. Anna hat eine Familie die zusammenhält, eine saubere Wohnung, immer Essen und genug Geld zum Leben. Tibby dagegen ist oft alleine und die Familie hat kaum Essen und kaum Geld.
    Tibby finde ich oft sehr anstrengend und undankbar. Egal was Anna für sie macht, sie hält es für Selbstverständlich. Und wenn Anna mal nicht nach ihrer Nase springt, dann spielt sie die beleidigte Leberwurst.
    Anna dagegen ist zu gutgläubig und sie lässt sich zu sehr von Tibby einspannen. Da fangen, dann auch die Probleme für sie an.
    Was ich schade finde, ist als Anna sich wirklich große Sorgen um Tibby macht, das ihr keiner Hilft und keiner zu hört. Auch nicht ihre Eltern. Sie hören erst alle zu, als der große Knall am Ende der Geschichte kommt. Was das ist, verrate ich nicht. Nur so viel, ich fand das Ende sehr traurig und es hat mich zum Nachdenken gebracht.
    Die ganze Geschichte wird aus der Sicht von Anna erzählt, die sich mit Schuldgefühlen quält. Warum, das so ist, wird erst am Ende der Geschichte klar.
    Die ganze Geschichte ist flüssig zu lesen, obwohl mir oft die Art und Weise und auch die Sprachweise von Tibby auf die Nerven ging.
    Aber es gab auch schöne Momente in dem Buch, aber sie waren leider viel zu selten.

    Fazit:

    Ein Buch über Freundschaft und unterschiedlichen Familien.

    Über die Autorin:

    Debora Zachariasse, 1961 in Vlissingen geboren, wuchs an der niederländischen See auf. Schon als Kind trug der Wind ihr von dort aus Geschichten zu, die sie nach und nach aufschrieb. Nachdem sie viele Jahre als Apothekerin gearbeitet hatte, beschloss sie, ihr Hobby zum Beruf zu machen und Schriftstellerin zu werden. Was wäre, wenn...? Wie reagiert jemand auf...? Warum tun Menschen, was sie tun? Das sind Fragen, die Debora Zachariasse beim Schreiben beschäftigen. Doch egal auf wie holperige Pfade sie ihre Figuren lenkt, irgendwo stößt sie mit ihnen immer auf Trost und Hoffnung.

    Wie viele Sterne?

    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Ein Tag ohne ein Buch, ist ein schlechter Tag! :study:


    Gelesene Bücher 2015: 176
    Gelesene Bücher 2016: 165
    Gelesene Bücher 2017: 165
    Gelesene Bücher 2018: 151

    Gelesene Bücher 2019: 17