Ulrike Rylance - Villa des Schweigens

  • Nina kann ihr Glück kaum fassen, als sie ein preiswertes WG-Zimmer in einer großen Villa findet. Sie freut sich so sehr darüber, dass sie ihr mulmiges Gefühl verdrängt und einzieht. Kurz danach verschwinden aber Sachen aus ihrem Zimmer und unbekannte Gegenstände tauchen plötzlich auf, sie findet Kleidungsstücke mit Blutspuren und merkwürdige Notizen, deren Aussagen sie nicht versteht. Als Nina nach einer Party auch noch ein Mädchen tot auf dem Flur findet, verwandelt sich ihr Aufenthalt in einen Horror-Erlebnis, aus dem sie ausbrechen muss.



    Bei dem Roman "Villa des Schweigens" handelt es sich um einen fesselnden Jugendkrimi, der wirklich sehr gelungen ist. Zunächst ist die Protagonistin Nina, aus deren Sicht der Roman geschildert wird, sofort sympathisch. Aber auch alle anderen Mitbewohner kommen nicht zu kurz, verfügen über gut ausgearbeitete Charaktere und der Leser erfährt nach und nach mehr über deren Leben und ihre Vergangenheit, die so manch Erschreckendes zu Tage fördert.

    Zitat

    "Den ganzen Abend lang habe ich das Mädchen beobachtet. Habe vor Wut meine Faust so sehr gepresst, dass sich die Fingernägel in mein Fleisch gebohrt haben. Habe mit ihr geredet und mir dabei vorgestellt, wie sie aussieht, wenn sie heult. Winselt. Mich anfleht. Eine schöne Vorstellung." (Seite 32)

    Der Schreibstil von Ulrike Rylance gefällt mir sehr gut und der Roman ist durchgängig flüssig geschrieben und schildert das Verhalten der Jugendlichen jederzeit auf eine authentische Art und Weise. Die einzelnen Erlebnisse und die Erkenntnisse aus der Vergangenheit der WG-Bewohner werden gekonnt mit einander verknüpft und so ist lange nicht klar, wer der Täter ist. Immer wieder wird ein anderer Bewohner in den Vordergrund gerückt und könnte durch sein Verhalten oder sein Motiv für den Tod des Mädchens verantwortlich sein - verdächtig verhält sich nämlich fast jeder. Dadurch ist das Buch sehr spannend und hat mich fesseln können, so dass ich den Roman in einem Schwung durchgelesen habe.

    Zitat

    "Von Anfang an hatte die Villa etwas Unheimliches an sich gehabt, ich hatte es nur nicht wahrhaben wollen." (Seite 154)

    Die unheimliche Stimmung in dem Roman wird besonders durch kleine Textpassagen verursacht. Diese sind von den anderen Kapiteln sichtlich abgegrenzt und erzählen von den makaberen Gedanken des Täters und seinen morbiden Plänen. Es handelt sich dabei jeweils nur um wenige Zeilen, aber diese vermögen es perfekt die Stimmung anzuheizen und den Gruselfaktor zu erhöhen. Als Erwachsener wurde ich sehr gut von dem Roman unterhalten und ich bin sicher, dass dieser ebenso Teenager begeistern kann, die gerne spannende Jugendbücher lesen.



    Fazit: Ein spannender Jugendroman, der absolut empfehlendwert ist und daher alle 5 Sterne erhält.


    Taschenbuch: 240 Seiten
    Vom Hersteller empfohlenes Alter: 14 - 16 Jahre
    Autorenhomepage
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  • Inhalt:
    Dieser Sommer soll ganz besonders werden, findet Nina, die es aus der heimischen Kleinstadt ins große Leipzig verschlägt, weil sie hier ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei machen will. Dazu braucht sie jetzt nur noch ein Zimmer in einer WG, aber das ist erst einmal gar nicht so einfach – bis Nina ausgerechnet in einer alten Villa ein wunderschönes und dazu noch unglaublich günstiges Zimmer findet, in dem sie sich sofort wohlfühlt. Ihre Mitbewohner scheinen allerdings nur auf den ersten Blick total nett zu sein, und schnell wird das Leben hier ziemlich unheimlich. Nina kann weder den exzentrischen Julius irgendwie einschätzen, der offenbar Geld wie Heu – aber auch ein dunkles Geheimnis – hat, noch wird sie aus Benjamin schlau, der kaum ein Wort herausbringt. Einzig Stefan und Claire scheinen eigentlich ganz nett zu sein, auch wenn Claire ständig über Stefans Freundin Lauren lästert, die Nina aber eigentlich ganz nett findet.
    Irgendwas stimmt hier einfach nicht. Nachts legt jemand Gedichte und kleine Geschenke in Ninas Zimmer, nimmt aber auch Sachen mit, und bald schon fühlt sie sich wirklich bedroht und bekommt Angst. Ist sie nur paranoid oder stimmt in der alten Villa wirklich irgendwas nicht? Und was ist im ersten Stock los, den Nina angeblich aus Sicherheitsgründen nicht betreten darf?
    Schnell sammeln sich unheimliche und bedrohliche Momente an und Nina fühlt sich immer weniger wohl in der WG. Doch was soll sie tun, so ganz allein in Leipzig? Denn nach Hause will sie eigentlich nicht, immerhin ist ihr Praktikum noch nicht vorbei. Und dann hat sie da ja auch noch diesen netten Typen kennengelernt…


    Meine Meinung:
    Ich habe das Buch innerhalb weniger Stunden ziemlich in einem Stück gelesen. Der Erzählstil der Autorin ist gut und flüssig, sie versteht es, Spannung aufzubauen und zu halten, und das ist bei “Villa des Schweigens” auch natürlich sehr wichtig, denn ein unheimlicher Moment reiht sich zum Teil an den nächsten.
    Die Figuren sind gut dargestellt und insgesamt vielleicht nicht besonders überraschend, aber passend. Ninas Verhalten konnte ich nicht immer nachvollziehen, ich denke, dass man bei einem permanenten Gefühl der Bedrohung (und sie hat mehrfach wirklich auch deutliche Beweise dafür, dass jemand ihr Böses will) schnell das Weite sucht, und nicht in einem solchen Haus bleiben würde; natürlich kann Nina nicht gehen, denn dann wäre der Plot des Thrillers gelaufen, aber ihre Gründe zu bleiben, waren etwas dünn für meinen Geschmack.
    Ab einem bestimmten Zeitpunkt des Romans ahnt man das Ende zwar, aber das ist ganz gut gemacht und es war erst spät so, dass ich einen begründeten Verdacht hatte, wer Nina so bedrohen könnte. Es gehört natürlich in so einem Jugendthriller auch ein bisschen dazu, dass es immer mal wieder Schockmomente gibt, oder unheimliche Momente, die sich dann ganz einfach aufklären lassen. Die gibt es in diesem Thriller auch – aber für meinen Geschmack waren es zwei oder drei zu viel. Man kann Spannung auch anders aufbauen. Hier aber ist es in etwa so, dass es für jeden Gruselmoment und jedes Geheimnis dann irgendwann eine Erklärung gibt, die zum Teil doch sehr einfach sind, und das fand ich schade.
    Am Anfang habe ich mit einem hintergründigen Motiv des Täters gerechnet. Da man nach jedem Kapitel einen kurzen Abschnitt in der Täterperspektive bekommt, wurde diese Vermutung noch bestärkt – und dann war das Motiv am Ende doch irgendwie sehr dünn.
    Für zwischendurch war “Villa des Schweigens” auf jeden Fall wirklich gut und auch spannend zu lesen, aber aus der Masse der Jugendthriller, die es momentan auf dem Markt gibt, sticht dieser nicht unbedingt heraus.
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  • Für zwischendurch war “Villa des Schweigens” auf jeden Fall wirklich gut und auch spannend zu lesen, aber aus der Masse der Jugendthriller, die es momentan auf dem Markt gibt, sticht dieser nicht unbedingt heraus.

    Oh schade, hatte es auf der WuLi aber dann ist mir meine geringe Lesezeit zu schade.

    "Ein gutes Buch ist wie ein erholsamer Kurztrip aus dem Alltag."
    »Verlass das Haus nie ohne ein Buch.« Edward Gorey
    "Zu Hause ist da, wo deine Bücher sind" SILBER - Kerstin Gier

  • Na ja, vielleicht bist du aber auch vollends begeistert von dem Buch... :wink: Ich fand's für Zwischendurch ganz nett, aber es gibt deutlich Spannenderes. 8-[

    Ne ich vertrau deinem Urteil :thumleft: , denn ich bin spannungssüchtig und wenn es einfach nur ne Geschichte ist... Neee, dann nicht. :)

    "Ein gutes Buch ist wie ein erholsamer Kurztrip aus dem Alltag."
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  • Eigentlich kann ich mich Strandläuferin nur anschließen.
    Dafür, dass das Büchlein mit 164 Seiten (so wurde es zumindest auf dem Tolino angezeigt) recht dünn ist, finde ich es erstaunlich gut und stimmig. Die Charaktere sind nicht so oberflächlich wie man meinen könnte, lediglich das Verhältnis zwischen Nina und den Anwälten kommt mir unpassend vertraut vor. Der Nebenjob nimmt aber nur eine kleine Rolle ein, er dient eher als Gerüst für die Zimmersuche. Das Motiv des Mörders kann ich nachvollziehen, es ist unspektakulär aber gerade das empfinde ich als passend, auch in der Ausführung. Am Ende gibt es einen Moment der so typisch männlich ist (nicht im negativen Sinne).

    Eine Frage bleibt für mich offen

    aber ansonsten kann ich die "Villa des Schweigens" weiterempfehlen.


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: .