Lisa Gardner: Ohne jede Spur

  • Inhalt:
    Sandra Jones ist jung, attraktiv, hat eine offenbar funktionierende kleine Familie und ist in ihrer Schule, wo sie als Lehrerin arbeitet, sehr beliebt. Viele soziale Kontakte hat die junge Frau zwar nicht, doch sie wirkt dennoch nicht besonders introvertiert auf Andere. Und dann geschieht etwas Unvorstellbares: als Sandras Mann eines Nachts nach Hause kommt, ist seine Frau wie vom Erdboden verschluckt. Einfach weg. Was ist geschehen?
    Niemand kann sich auf die Situation einen Reim machen. Jason Jones, der Ehemann, hat selbst eine Menge düsterer Geheimnisse, die er lieber im Verborgenen bewahren würde. Und seine Ehe mit Sandra war auch nur nach außen so perfekt… zwischen den beiden liefen viele Dinge ab, die alles Andere als gewöhnlich waren. Und so wird Jason schnell zu einem der Hauptverdächtigen, wenn es um den Fall seiner verschwundenen Ehefrau geht. Dass er sich so wenig kooperativ zeigt, wenn es um die Zusammenarbeit mit der Polizei geht, und dass er sich ganz und gar nicht so verhält, wie man es von einem schockierten Ehemann erwartet, trägt auch nicht gerade zu seiner Entlastung bei…
    Aber auch der Nachbar der Jones’ muss sich vor der Polizei in Acht nehmen. Aidan Brewster ist nämlich vorbestrafter Sexualtäter und obwohl er seit seiner Verurteilung wirklich alles versucht, um wieder in der Gesellschaft akzeptiert oder zumindest nicht ausgestoßen zu werden, steht er natürlich sofort auch unter Verdacht. Kann Aidan etwas mit Sandras Verschwinden zu tun haben?
    Die Ermittlungen der Polizei laufen in alle möglichen Richtungen. Da aber jeder, der in diesen Fall irgendwie verwickelt ist – und Sandra Jones selbst ist da nicht ausgenommen! – jede Menge zu verbergen hat, ist dieser Fall gar nicht so einfach zu knacken…


    Meine Meinung:
    „Ohne jede Spur“ ist ein spannender Thriller, dessen 540 Seiten ich innerhab von anderthalb Tagen verschlungen habe. Er ist gerade dadurch spannend, dass er die Handlung aus verschiedenen Perspektiven erzählt: über die personale Sichtweise kommt ein Detective zu Wort, aber auch Jason Jones; Aidan und Sandra treten als Ich-Erzähler auf, wobei Sandra weitgehend das entschlüsselt, was es mit ihrer und Jasons Vergangenheit auf sich hat. Die Andeutungen, die sie macht, werden natürlich im Verlauf der Handlung klarer, am Anfang gibt es so viele Andeutungen in alle möglichen Richtungen, dass ich vor allem auch darauf gespannt war, wie Lisa Gardner all diese Fäden am Ende wieder aufnehmen würde. Sie macht es, das sei verraten, und sie macht das gut.
    Mir haben die Charaktere dieses Thrillers gut gefallen, auch wenn sie in ihrer Verkorkstheit schon ihresgleichen suchen und man sich manchmal beim Lesen fragen muss, wie viele Schicksalsschläge die Autorin ihren Figuren denn nun noch aufdrücken möchte.
    Ab einer bestimmten Stelle in dem Buch kann man sich das Ende denken. Das ist in Ordnung, denn es bleibt trotzdem spannend. Das Ende direkt hat mir persönlich nicht so gut gefallen, denn alles fügt sich plötzlich ach so schön ineinander, was mir bei der vorangegangenen Handlung dann als etwas zu einfach erschien. Das hätte ruhig ein bisschen kratziger sein dürfen am Schluss.
    Insgesamt war „Ohne jede Spur“ aber wirklich ein gutes, lesenswertes Buch, das ich weiterempfehlen würde.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Wie bist Du so schnell an das Buch gekommen? Bei vorablesen wurde es doch erst vor 3 Tagen verlost?

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998

  • Ich habe ein Vorabexemplar von Amazon bekommen. :)


    Wie kommt man denn zu der Ehre? Ich bin da Stammkunde, aber bisher gab es nichts umsonst. :(

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  • €nigma: Ich habe als Studentin mal eine Zeit lang immer bei Amazon rezensiert und jetzt haben sie alle Leute mit einem bestimmten Rezensentenrang in so eine Produkttestersache aufgenommen. Ich war ganz erstaunt, ich rezensiere dort eigentlich wirklich ewig nicht mehr - aber gefreut habe ich mich trotzdem. :loool:

  • Mmmh, ich habe das abgelehnt. Die Idee, dass ich Produkte eventuell nach der Testphase zurücksenden sollte hat mir gar nicht zugesagt. Außerdem klöttert das einem am Ende die Wohnung voll. Muss ich nicht haben. Aber wenn man Spaß daran hat, ist es sicherlich eine gute Idee. 8)


    Ähm, mir fällt gerade auf, das ist ja ein Bücherthread. Vielleicht sollten wir bald wieder on-topic gehen :-,

  • Ich habe das Buch gestern gelesen (habe es auch von vorablesen.de bekommen) und fand es spannend.
    Aber das Ende war mir auch zu unglaubwürdig. Eine psychisch und körperlich angegriffene junge Frau und Mutter wird plötzlich zur eiskalten Taktiererin - eher nicht! Die Rolle ihres bösen Vaters war mir nicht ausgearbeitet genug und es hat sich alles zu leicht in Wohlgefallen aufgelöst.
    Aber lesenswert war der Thriller auf jeden Fall.

  • Erstens ist der Autorenname falsch geschrieben, zweitens gibt es HIER schon einen Thread und drittens wäre es wirklich nett wenn Du Dir gepostete Texte noch einmal ansehen würdest. Es ist schwierig, bei dieser Formatierung einen Text zu lesen.

  • Mein persönlicher Eindruck:


    Der vorliegende „Thriller“ kommt entgegen meiner Erwartungen relativ unblutig daher. Lisa Gardner erzählt von Menschen, die auf Grund unterschiedlicher traumatischer Erlebnisse in ihrer Kindheit gezeichnet sind, und sich nichts mehr wünschen als „Normalität“ zu leben. Das gelingt ihnen unterschiedlich gut. Sandras Vater, der von seiner Ehefrau gedemütigt und gequält worden ist, gelingt es scheinbar locker trotz eines Mordes sein erfolgreiches Leben als Richter weiter zu leben. Aidan Brewster, ein Nachbar der Familie Jones hingegen, der mit 19 Jahren ein 14 jähriges Mädchen sexuell belästigt hatte, im Glauben, dass sie auch in ihn verliebt ist, hat sehr viel größere Probleme, weil er von der Justiz gleich behandelt wird, wie ein schwerer Sexualverbrecher. Sandra und Jason haben beide eine schwere Bürde zu tragen, sie haben ihre erlittenen Traumata nie therapeutisch aufgearbeitet, was sich sehr belastend auf ihr Leben auswirkt.
    Ihre Beziehung ist überschattet von Misstrauen, es klappt nicht mit der körperlichen Liebe und sie versuchen auf unterschiedliche Weise damit fertig zu werden. Ihr einziger gemeinsamer Fixpunkt ist die bedingungslose Liebe zu der 4 jährigen Clarissa, genannt Ree.
    Darum dreht sich dann auch ein großer Teil des Buches. Leider habe ich Ree gar nicht glaubhaft geschildert empfunden, sie erscheint im Buch an manchen Stellen eher wie ein 8 jähriges Mädchen.


    Das Buch ist zum großen Teil aus der Sicht eines unbeteiligten Erzählers verfasst, teilweise aber auch aus der Sicht von Sandra in der Ich-Form gehalten. Dieser Wechsel hält die Spannung über die gesamten 540 Seiten von Anfang an konstant hoch. Als Leser erfährt man so immer mehr von der Vorgeschichte der Hauptfiguren. Es ist aber bis zuletzt nicht klar, wie sich der Fall auflösen wird. Leider driftet die Handlung auf den letzten 40 Seiten leicht ins Schnulzige ab. Man hat den Eindruck, die Autorin wurde erst angehalten, Seiten für einen dicken Schmöker zu füllen, um dann die Geschichte kurz vor Schluss doch noch abzuklemmen. Die Verwicklungen im Internet fand ich sehr spannend zu lesen, und ich hätte mir da am Ende eine etwas ausführlichere Auflösung gewünscht.


    Mein Hauptkritikpunkt richtet sich an den Verlag und betrifft das Erscheinungsbild des Buches. Ich finde es hat ein völlig liebloses Standard-Cover erhalten, das zu allem noch in sehr unvorteilhaften Farben gehalten ist. Vielleicht liegt mein Missfallen aber auch nur daran, dass ich es nicht mag, wenn mich Bücher anschauen. Was aber wirklich schade ist: Die einzelnen Kapitel im Buch beginnen mit einem Strich, der bis in den Schnitt ragt, so dass man zuerst meint man hätte einen Fehldruck erhalten oder das Buch wäre schmutzig geworden.


    Mein Fazit:


    Es handelt sich beim vorliegenden „Thriller“ nicht um ein Buch mit besonders hohem Anspruch, aber es bietet konstant gute, unblutige Unterhaltung. Abgesehen von ein paar kleineren Schwachpunkten, hat mir „Ohne jede Spur“ sehr gut gefallen. Ich habe damit einige unbeschwerte und unterhaltsame Stunden verbracht. Als leichte Urlaubslektüre würde ich das Buch durchaus empfehlen.


    Ich vergebe: :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    Ich schlief und träumte, das Leben sei Freude. Ich erwachte und sah, das Leben war Pflicht. Ich handelte und siehe, die Pflicht ist Freude!
    Rabindranath Tagore (1861-1941)


    Lha gyal lo - Free Tibet!

    Wir sind grüüüüüün!!!!


  • Mein Buch war wie jedes andere Buch das ich besitze einwandfrei.


    ---


    Bisher kannte ich die Autorin nicht, ich bin lediglich an Hand des Covers auf das Buch aufmerksam geworden. Den Klappentext fand ich zudem noch sehr ansprechend, also wurde es gekauft und auch nicht lange auf den SUB gepackt.


    Das Buch hab ich dann auch in Rekordzeit durchgelesen gehabt. Warum? Weil ich mir wirklich schwer getan habe es aus der Hand zu legen.


    An und für sich ist der Plot nichts neues, eine vermisste Person, keine Anzeichen was wirklich passiert ist, niemand weiß weiter oder hat auch nur eine Ahnung.
    Ich lese gerne solche Bücher und noch lieber wenn man eine zeitlang wirklich in die Irre geführt wird und man selbst keine Ahnung hat , wer, warum, wieso.
    Allerdings entwickelt man im Laufe der Zeit auch ein paar Ansprüche, die meiner Meinung nach Frau Gardner perfekt umgesetzt hat.


    Die Charaktere fand ich gut beschrieben und sehr passend.
    Die Polizisten fand ich zeitweise ein wenig „anstrengend“, aber trotz allem passend und gut gewählt, was die Geschichte auch sehr „rund“ gemacht hat.


    Die Geschichte wird im Wechsel erzählt, man bekommt dadurch verschiedene Einblicke auch erfährt man auf diesen Weg einiges aus der Vergangenheit der Eheleute James, wenn auch nur Häppchenweise.


    Oft wird man in die Irre geführt, bekommt „Brocken hingeworfen“, aber erst auf den letzten paar Seiten bekommt man die eigentlich Auflösung und genau das fand ich faszinierend. Man bildet sich im Laufe des Buches eine Meinung über all die Personen, hat evtl. Verdächtige usw. aber es bleibt bis zur letzten Seite spannend.


    Das Ende, auch das fand ich ganz wunderbar gewählt, auf der einen Seite dachte ich zuerst, oh nein wie platt … aber jetzt, einen Tag später, ein paar Gedankengänge weiter, finde ich es (für das Buch!) wunderbar passend gewählt!


    Bekennende Thriller Fans werden auch evtl. im laufe des letzten Drittels drauf kommen wie es enden könnte, was dem Buch aber keinen Abbruch gibt, denn ein paar „Highlight“ werden bestimmt auch bei diesen Lesern noch aufkommen.


    Ein Buch wo man ziemlich schnell in einen Sog gezogen wird uns sich schwer tut auch nur eine kurze Pause einzulegen.

    Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.

  • Bislang hatte ich noch kein Buch von Lisa Gardner gelesen, aber sie hat ja schon einige Bestseller geschrieben. Das ist leider an mir vorbeigegangen. Der Autorin ist es tatsächlich gelungen mich mit „Ohne jede Spur“ von der ersten Seite an zu fesseln. So muss ein Krimi sein.


    Die Jones sind scheinbar eine ganz normale junge Familie. Sie haben eine entzückende 4jährige Tochter, genannt Ree und einen Familienkater namens Mr. Smith. Die Eltern teilen sich die Erziehung ihrer Tochter. Sandra geht vormittags ihrem Beruf als Lehrerin nach, in der Zeit übernimmt ihr Mann die Betreuung der Tochter, abends arbeitet Jason als Journalist und Sandra ist für die Kleine da. Ein perfektes Arrangement. Eine perfekte Idylle?


    Eines Nachts kommt Jason heim und Sandra ist verschwunden. Lediglich eine zerbrochene Nachtischlampe findet er im Schlafzimmer vor. Sonst keinerlei Spuren. Sandras Handy und Handtasche liegen im Wohnzimmer, alle Kleider sind da. Aber …auch Mr. Smith ist weg.


    Sergeant D. D. Warren kann keinerlei Einbruchsspuren feststellen. Das Haus ist außerdem gesichert wie eine Festung. Stahltüren und zusätzlich gesicherte Fenster. Der Verdacht fällt schnell auf den Ehemann, aber auch ein Nachbar, der wegen eines Sexualdelikts vorbestraft ist, gerät unter Verdacht.


    Das Buch hat mehrere Erzählperspektiven. Besonders der Strang in dem Sandra erzählt hielt mich in Atem. So nach und nach erfährt man Details aus ihrem Leben, die unter einer Decke des Schweigens bleiben sollten. Und auch über Jasons Vergangenheit erfährt der Leser immer wieder Hinweise die die Spannung noch weiter erhöhen.


    Inhaltlich und sprachlich ist der Autorin ein packender Thriller gelungen. Ich habe ihn teilweise mit rasendem Herzklopfen gelesen. Raffinierte Wendungen trieben die Spannung voran und zusätzlich gaben die Eheleute immer wieder Rätsel auf. Auch die Kleine Ree wusste mehr, als sie der Psychologin offenbarte. Die Figuren der Hauptprotagonisten waren sehr gut gezeichnet. Nur mit der Detektivin D. D. Warren bin ich nicht warm geworden. Schade. Da kam keine Sympathie rüber.


    Einziger Schwachpunkt an dem Buch ist die Aufmachung, sprich das Cover. Es ist von sehr schlechter Qualität. Die Längsseiten rollen sich auf, weil der Karton so dünn bzw. von minderwertiger Güte ist. Ich hab mich im Buchhandel umgesehen, und auch dort fand ich keine bessere Ausstattung vor. Um ehrlich zu sein, um ein Buch zu kaufen, muss es mich auch optisch ansprechen. Und dieses Buch spricht mich vom Äußeren her leider überhaupt nicht an. Da hat der Verlag leider an der falschen Stelle gespart.


    Fazit: Wem die Aufmachung nicht stört, der ist mit „Ohne jede Spur“ gut beraten. Der Thriller bietet bestes Krimilesefutter mit Gänsehautgarantie. Wegen der schlechten Aufmachung von mir leider eine Stern Abzug.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Die Rezi von brenda_wolf, findet man schon ein paar Einträge weiter oben ... ?(

    Es geht uns mit Büchern wie mit den Menschen. Wir machen zwar viele Bekanntschaften, aber nur wenige erwählen wir zu unseren Freunden.

  • Inhalt: Sandra Jones verschwindet mitten in der Nacht aus ihrer Wohnung in South Boston. Sandra ist hübsch, blond, liebevolle Ehefrau und Mutter, Lehrerin, beliebt bei ihren Schülern. Die einzige mögliche Zeugin ist ihre kleine Tochter Ree, die mit ihr zusammen in der Wohnung war. Bemerkt wurde ihr Verschwinden von ihrem Mann Jason, der nachts arbeitet und bei seinem Eintreffen zu Hause Sandras Verschwinden bemerkt haben will. In der Wohnung deutet jedoch außer einer kaputten Nachtischlampe nichts auf ein Verbrechen hin, denn alle Schlösser sind noch intakt und auch sind keine anderen Spuren eines Einbruchs oder Kampfes zu sehen. Für die ermittelnde Sergeantin D.D. Warren kommen nur zwei mögliche Fälle in Frage, entweder hat Sandra ihre Familie einfach verlassen oder ihr Mann ist Schuld an ihrem Verschwinden, denn dieser geht nicht nur beunruhigend ruhig mit der Situation um, sondern hat die Polizei auch erst einige Stunden nach der Entdeckung, dass seine Frau verschwunden ist, alarmiert. Plötzlich stürzen sich die Medien auf den Fall und viele neue Erkenntnisse erreichen Seargent Warren: Die Tochter scheint mehr zu wissen, als zunächst vermutet, der Ehemann hütet eindeutig ein Geheimnis, ein vorbestrafter Sexualtäter in der Nachbarschaft und auch Sandras perfekte Fassade fängt immer mehr an zu bröckeln.


    Meinung: Was ich an dem Buch sehr gelungen fand, waren die Anfänge der einzelnen Kapitel, bei denen nicht nur die Perspektive der erzählenden Person wechselt, sondern auch von einem Erzähler aus der dritten Person in einen Ich-Erzähler. Durch dieses Vorgehen, noch verdeutlicht, durch eine kursive Schrift, werden einem Teile aus der Vorgeschichte der Charaktere erzählt und nähergebracht. Meist auch Gedanken und Gefühle die mit den Geschehnissen zusammen hängen. Zum einen werden einem die Charaktere dadurch substantieller jedoch ist es zum anderen auch so, dass einem immer wirklich nur ein kleiner Teil verraten wird, wodurch man zwar zum Grübeln angeregt wird, aber trotzdem nicht viel weiß.


    Insgesamt lebt das Buch davon, dass der Leser immer nur Bruchstücke über die einzelnen Charaktere und ihre Beziehungen zueinander weiß und sich selbst noch viele Gedanken darum machen muss, wie die Fakten letztendlich zusammenspielen und sich ein großes Ganzes ergibt und man die Lösung findet, was wirklich mit Sandra Jones passiert ist. Zudem nutzt es die Autorin geschickt, dass sie dem Leser Kleinigkeiten vor die Füße wirft, bei denen sich Charakter Gedanken machen, ob das für Sandras Verschwinden eine Rolle spielt, gleichzeitig sagt sie aber nie worum es sich genau handelt. Besonders interessant sind die Charaktere des Jason, der durch seine extrem beherrschte und kühle Art auffällt und außerdem keine Anstalten zu machen scheint, seiner Frau helfen zu wollen und sie zu suchen, sich dafür liebevoll um seine Tochter kümmert, sowie Ree. Die kleine Tochter scheint sehr clever zu sein und deutlich mehr zu wissen, als zunächst vermutet wird, insbesondere, da man über ihren Wissenstand nur so viel herausfinden kann, wie Jason Jones zulässt.


    Alles in allem ist innerhalb der Geschichte jedoch das auffälligste, dass der Leser am Rätseln gehalten wird und nie richtig klar ist, wer an ihrem Verschwinden beteiligt ist, auf welche Weise genau sie verschwunden ist und in welchem Zustand sie sich aktuell befindet. Der Showdown selbst, ist dann jedoch nicht mehr halb so detailliert, wie das Zuspitzen der Situation und das Erlangen von Erkenntnissen. In diesem Roman kann man also sagen, der Weg ist das Ziel und diese Art von Roman, die am Ende nicht in einer Art Explosion endet, muss man einfach mögen oder nicht und dann kann einen das Ende auch enttäuschen. Wobei ich für mich sagen muss, dass mir der Roman auf diese Art sehr gefallen hat, zumal bis sehr spät zum Ende hin, alles noch ungewiss ist.

    Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.

  • Ohne jede Spur - Lisa Gardner




    Um sich mit seiner Frau Sandra die Erziehung der kleinen Tochter Ree zu teilen, arbeitet Jason Jones vorwiegend nachts als Reporter für den "Boston Daily". Als er eines nachts heimkehrt, schläft die kleine Ree ganz allein im Haus. Sämtliche Schlösser sind intakt und es gibt keine Spuren eines Einbruchs - trotzdem fehlt von Sandra jede Spur.


    Da Jason seine Frau erst Stunden später als vermisst meldet und sich auch sonst eher gefühlskalt und wenig kooperativ zeigt, gerät er in den Verdacht, etwas mit ihrem Verschwinden zu tun zu haben. Die Ermittler vermuten, dass Sandra ihn verlassen hat, oder dass er sie eiskalt aus dem Weg geräumt hat. Doch schon bald stellt sich heraus, dass in der Nachbarschaft ein entlassener Sexualstraftäter wohnt. Ist er für das Verschwinden der jungen Mutter verantwortlich?



    Meine Meinung



    Lisa Gardner verwendet in ihrem Thriller verschiedene Erzählperspektiven. Ein Handlungsstrang wird in der Ich-Form, aus der Sicht der vermissten Sandra erzählt. Sandra gibt nach und nach Details aus der Zeit vor ihrem Verschwinden preis. Allerdings verrät sie nie zu viel, sodass man nicht sicher sein kann, wie man diese Informationen einordnen soll. Aus diesen kurzen Einschüben geht nicht hervor, was mit ihr passiert ist und ob sie noch lebt. Sandras Erzählungen heben sich durch ein kursives Schriftbild vom Rest der Handlung ab. In einem weiteren Handlungsstrang schaut man Sandras Ehemann Jason über die Schulter. Er scheint ein dunkles Geheimnis zu haben und beim Lesen stellt man sich deshalb oft die Frage, was er der Polizei verschweigt und ob das etwas mit Sandras Verschwinden zu tun hat. Außerdem beobachtet man Detective Sergeant D. D. Warren bei den Ermittlungsarbeiten und bekommt einen Einblick, welche Auswirkungen die Suche nach der verschwundenen Sandra für den Sexualstraftäters Aidan Brewster hat.


    Durch die wechselnden Perspektiven bekommt man einen guten Eindruck von den verschiedenen Charakteren, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise in die Handlung involviert sind. Die Protagonisten sind sehr unterschiedlich und auch nur schwer einzuschätzen, denn sie geben ihre Geheimnisse nur häppchenweise preis. Sie wirken allerdings lebendig und ihre Handlungen größtenteils nachvollziehbar. Die einzelnen Abschnitte stoppen oft an entscheidenden Stellen, sodass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann. Der flüssige und angenehm lesbare Schreibstil unterstützt die Sogwirkung, die die Erzählung entwickelt. Obwohl die Handlung des Thrillers ohne blutiges Gemetzel auskommt, ist die Spannung durchgehend spürbar. Denn man möchte unbedingt erfahren, was hinter dem merkwürdigen Verhalten von Sandras Ehemann steckt. Außerdem stellt sich schon bald heraus, dass Sandras gutbürgerliche Fassade erste Risse bekommt. Es gelingt Lisa Gardner hervorragend falsche Fährten auszulegen. Man folgt ihnen beim Lesen nur allzu bereitwillig und muss dann allerdings feststellen, dass man der Auflösung noch keinen Schritt näher gekommen ist.


    Am Ende der Erzählung überschlagen sich die Ereignisse förmlich. Leider kommt es zu einem typischen amerikanischen Showdown, bei dem weniger Action deutlich mehr gewesen wäre. Denn so wirkt das Ende übertrieben konstruiert und unglaubwürdig.


    Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen des Thrillers sehr gut unterhalten. Ich habe einige spannende Lesestunden damit verbracht und der Auflösung regelrecht entgegengefiebert. Das Ende wirkte auf mich allerdings extrem unglaubwürdig und führt dazu, dass ich leider ein Bewertungssternchen abziehen muss.




    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Hmmm, ein spannender Krimi (Thriller?) mit einem Schluss, der mich jedoch etwas unzufrieden zurücklässt. Nicht dass es an Aufklärung fehlt, aber einige der Erklärungen wirkten auf mich doch etwas weit hergeholt.
    Scheinbar ohne jeden Grund verschwindet plötzlich die schöne junge Ehefrau und Mutter Sandra und lässt ihr geliebtes Kind allein zurück. Mord, Entführung oder war sie plötzlich ihres Ehelebens überdrüssig? Da es keine klaren Zeichen eines Einbruches oder Kampfes gibt, deutet alles auf ihren Gatten hin, dem das Verschwinden seiner Ehefrau offenbar nicht allzu nahe zu gehen scheint. Und je mehr Nachforschungen die Polizei anstellt, umso mysteriöser wird seine Person...
    Im Gegensatz zu 'normalen' Krimis spielt die ermittelnde Polizei in diesem Buch nur eine Rolle unter vielen. Hauptsächlich wird die Geschichte aus der Sicht der Verschwundenen, ihres Ehemannes und eines verdächtigen Nachbars erzählt, wobei bald klar ist, dass das Ehepaar, jeder für sich, eine Menge zu verbergen hat. Die Neugier auf deren Geheimnisse ist fast größer als die Lösung des Verschwindens, denn dass die eigentlichen Verdächtigen nicht die Übeltäter sind, ist recht schnell klar. Alles in allem eine spannende Lektüre, wobei jedoch die Überraschungsmomente eher gering ausfallen. Und, wie schon erwähnt, die Lösungen des Ganzen wirkten teilweise doch etwas sehr konstruiert.

    :study: Das Eis von Laline Paul

    :study: Der Zauberberg von Thomas Mann
    :musik: QUALITYLAND von Marc-Uwe Kling