Patrick Ness & Siobhan Dowd - Sieben Minuten nach Mitternacht / A Monster Calls

  • Es ist bereits viel positives darüber geschrieben worden und dem will ich mich gerne anschließen. :thumleft:
    Sieben Minuten nach Mitternacht ist ein wundervolles Buch, unglaublich emotional und tiefgründig, was den Leser in seinen Bann zieht und nicht mehr los lässt.
    Tolle, stimmungsvolle Illustrationen, die den Text begleiten, machen es zu einem Werk, das wirklich jedes Bücherregal, ob Jugendlicher oder Erwachsener, bereichern wird.


    Fantastischer Lesestoff von zwei fantastischen Autoren. Ich liebe es. :love:


    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Gerade erst aus dem Wühltisch gerettet, aufgrund eurer Rezensionen sofort begonnen zu lesen, ohne Unterbrechung bis zum Schluss gelesen (da es so fesselnd war) und den Kauf keine Sekunde bereut.
    Ich kann nur eines sagen: DANKE an die beiden Autoren.
    Die letzten Seiten waren aufgrund der Tränenansammlung in meinen Augen zwar etwas beschwerlich zu lesen, diese Tatsache ändert jedoch nichts an meiner Bewertung (ganz im Gegenteil):
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    :study: Audre Lorde: Sister Outsider (eBook)

    :study: Joseph Roth: Hiob (eBook) - MLR

    :study: Thomas Chatterton Williams: Selbstportrait in Schwarz und Weiss - Unlearning Race



    „An allem Unrecht, das geschieht, ist nicht nur der Schuld, der es begeht, sondern auch der, der es nicht verhindert.“

    Erich Kästner

    "Das fliegende Klassenzimmer"


    Warnhinweis:
    Lesen gefährdet die Dummheit

    :study:

  • Ich kann mich meinen vielen Vorredner nur anschließen: ich habe heute nacht ein wunderbares, tief berührendes, lebensweises Buch gelesen und bin tief beeindruckt - der Autor hat ein Buch geschrieben, dass allen Kummer und alles Leid dieser Situation transportiert ohne rührselig zu werden. Nicht einen Moment wird auf die Tränendrüse gedrückt, obwohl es Gelegenheiten genug gäbe, sondern am Ende steht man da, tief innen angesprochen mit dem Wissen, dass nicht ein Wort zuviel oder zuwenig gesagt wurden und eine tiefe Grundwahrheit den Abschluss bildet.


    Aber widersprechen muss ich evalotta:

    Und Conor kann Mist bauen, so viel er will, er hat immer den Mitleids- Bonus und bekommt keine Konsequenzen zu spüren.

    Genau das wird meiner Meinung nach als schwerer Kritikpunkt im Verhalten der gesunden Umwelt dargestellt: wir behandeln Menschen in Ausnahmesituationen oft nicht mehr normal oder rational und verweigern ihnen damit einen wichtigen Grundaspekt des Lebens, nämlich als Mensch mit Verantwortung wahrgenommen zu werden, nicht als leidendes Wesen, das für sein Verhalten nicht mehr verantwortlich gemacht werden kann. Das wird sehr gut auch dargestellt in der Unsichtbarkeit Conors in der Schule - er wird ausgeschlossen von allen und von allem, selbst von der Verantwortung für sich selbst - und leidet dadurch fast noch mehr als durch die Krankheit seiner Mutter.


    Ich habe die von Mara eingestellte Originalausgabe gelesen, die ebenfalls von Jim Kay illustriert ist - ein toller Zeichner, der wunderbar alle Aspekte der Geschichte bildhaft umsetzt… ein Traum, kein Albtraum.

  • Inhalt


    Der 13-jährige Conor wohnt alleine mit seiner Mutter, denn der Vater hat sie wegen einer anderen Frau verlassen, und ist dann nach Amerika. Und wenn das schon nicht genug wäre leidet seine Mutter an eine schlimme Krebsart. Der Jung versucht für ihn und seine Mama stark zu sein, aber das gelingt ihm nicht immer. Er hat Probleme in der Schule, wo ihn alle bemitleiden und sich über ihn lustig machen, er hat Probleme mit seiner Oma, die so anders ist als alle anderen Omas, und auch sein Vater fehlt ihm enorm. Er hat also viel einzustecken in letzter Zeit.
    Einer Nacht klopft es an seinem Fenster, und was der Junge entdeckt, macht ihn fassungslos. Eine riesengroßer Monsterbaum möchte mit Conor sprechen, und das ist der Anfang eines schmerzhaften Weges zu einer Befreiung..


    Meine Meinung

    Was für ein Buch! Es hat mich dermaßen berührt und aufgewühlt, dass ich einmal richtig angefangen habe zu weinen,dann eine Weile brauchte bis ich weiter lesen konnte,um zu Ruhe zu kommen. Die Geschichte ist einfach nur herzergreifend. Es ist eine traurige Geschichte, denn den Jungen trifft ein tragisches Schicksal, aber zugleich bringt sie Hoffnung mit sich. Man muss sich im Leben auch verabschieden können, und dann weiter machen, denn das Leben ist eben eine lange, abenteuerliche Geschichte mit überraschenden Wendungen und nicht immer erwünschten Ausgang, aber so ist das eben.
    Mir hat das Buch wirklich sehr gefallen. Die Sprache war sehr schön es hat mich zum Nachdenken gebracht, und ich hab wirklich daraus was gelernt, mir einige Sätze eingeprägt.Ich bin mir nicht sicher , ob ich die Geschichte unbedingt meinem Kind empfehlen würde, denn wenn ich schon dermaßen schlucken musste?Nichtsdestotrotz sind das Themen, mit denen auch Kinder konfrontiert werden müssen, und tja, irgendwie muss man sie denen auch nahe bringen.
    Es ist ein bewegendes Buch, das lange in Erinnerung bleibt.

  • Ich habe gestern entdeckt, dass dieses wunderbare Buch verfilmt wird und 2016 in die Kinos kommen soll :applause: .
    Liam Neeson soll die Rolle des Monsters übernehmen. Auch wenn er ihm vermutlich nur die Stimme und die Mimik zum digitalisieren leihen wird, bin ich trotzdem schon sehr gespannt.


    Mehr Infos zu "A Monster Calls" gibt es HIER.

    "Er liebte sie so unbändig. So unbändig, dass er niemals wieder um ihre Lippen bat und ohne sie ins Grab gehen würde " (Die Bücherdiebin)

  • 4.5 Sterne


    Meine Meinung


    Schon das Vorwort des Autors war sehr berührend. Mit diesem Buch hat er versucht, die Idee von Siobhan Dowd weiterzuspinnen, die viel zu früh aus dem Leben geschieden ist, ohne ihre Geschichte beenden zu können. Aber er wollte sie dabei nicht nachahmen, sondern ein eigenes Werk zu ihrem Gedenken schaffen und ich finde, das ist ihm gelungen!


    Patrick Ness schreibt hier aus der Perspektive von dem Jungen Conor, der sich mit seinen 13 Jahren so stark geben muss und sich gleichzeitig so schwach fühlt, da er nicht weiß, wie er sich seiner Situation stellen soll.


    Ich wusste schon vorher, dass mich hier ein besonderes Buch erwartet durch die tolle Rezension von Insi Eule, die mich total neugierig gemacht hat.
    Dadurch konnte ich mich von Anfang an sehr gut auf die Geschichte einlassen, die mich sonst zu Beginn vielleicht nicht gleich überzeugt hätte. Einerseits recht einfach erzählt, zeigt sie andererseits aber viel Tiefgang, versteckt in vielen kleinen Andeutungen oder auch sehr direkt. Es wird einem viel bewusst, was man oberflächlich bei anderen oder auch an sich selbst oft nicht wahrnimmt, obwohl man es direkt vor Augen hat.


    Das Verhalten von Conor hat mich berührt, denn der Junge ist sehr einsam und hat sich in die fixe Idee versteift, alles alleine schaffen zu können. Das treibt ihn allerdings ins abseits und aus dieser Spirale kommt er alleine nicht mehr heraus. Dabei wirkt er selbständig und er regelt auch alles sehr gut, hat aber natürlich auch Angst. Und diese Angst besucht in jede Nacht in seinem schlimmsten Albtraum, bis ihn schließlich ein Monster heimsucht. Doch Conor hat keine Angst davor, denn in seinem Leben gibt es ganz andere Dinge, die viel bedrohlicher sind und ihn um den Schlaf bringen.


    Warum das Monster zu ihm kommt ist ihm anfangs nicht klar; er sträubt sich und möchte der Wahrheit nicht näher kommen. Die Geschichten, die das Monster ihm erzählt, führen ihn aber schrittweise näher heran, bis ihm schließlich kein anderer Ausweg mehr bleibt.


    Besonders betroffen hat mich gemacht, dass ihm wirklich niemand voll und ganz zur Seite zu stehen scheint, bis auf seine "alte" Schulfreundin Lily, mit der er lange Jahre eine innige Freundschaft hatte. Alles entgleitet ihm und so klammert er sich an eine Hoffnung, die er einfach nicht loslassen will.


    Gleichzeitig sucht er verzweifelt jemanden oder etwas, dem er die Schuld geben kann; eine Wut wächst in ihm, die kein Ventil findet und er dadurch alles über sich ergehen lässt. Unfähig, irgendetwas dagegen zu tun.


    Diese ganzen Gefühle werden hier beeindruckend und eher behutsam, manchmal aber auch sehr offen vor Augen geführt und ich war an manchen Stellen zu Tränen gerührt, weil man direkt in der Situation drinsteckt. Vor allem, als Conor endlich die Wahrheit zulässt und sie annimmt, denn nicht die Gedanken sind das, was wichtig ist, sondern das, was wir tun!


    Fazit


    Eine berührende Geschichte um einen Jungen, der sich hilflos einer Situation ausgeliefert fühlt, der er nicht gewachsen ist. Uns allen geht der Tod eines lieben Menschen sehr nahe und nicht jeder ist bereit, loszulassen. Die Gedanken, die uns dabei begleiten, sind nicht immer leicht zu verarbeiten, aber wir Menschen denken einfach nicht in einem schwarz-weiß Schema und wir dürfen auch negative Gedanken zulassen, solange wir immer hinter dem stehen, was wir tun.


    © Aleshanee
    Weltenwanderer

  • Autor: Patrick Ness
    Titel: Sieben Minuten nach Mitternacht
    Seiten: 216
    ISBN: 978-3-570-15374-1
    Verlag: cbj
    Übersetzer: Bettina Abarbanell


    Autoren/Zeichner:
    Siobhan Dowd wurde 1960 in London geboren und ging nach dem Abitur an die Universität Oxford, wo sie studierte. Danach arbeitete sie als Redakteurin für PEN International und als freischaffende Autorin. 2006 veröffentlichte sie ihren Debütroman, der mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde. Nach drei Jahren Krankheit verstarb Dowd 2007 an Brustkrebs.


    Patrick Ness wurde 1971 in Alexandria, Virginia, geboren und ist ein amerikanisch-britischer Journalist und Schriftsteller.Er studierte Englische Literatur an der Universität von Südkalifornien und erstellte nach seinem Abschluss Gebrauchsanweisungen und Formschreiben für eine Kabelfirma. Seit 1999 lebt er in London und arbeitete seit dem an seinem ersten Roman. Er unterrichtete Kreatives Schreiben, arbeitete für eine Tageszeitung als Rezensent. 2014 hielt Ness eine vielbeachtete Rede zu den gesellschaftlichen Anforderungen für Autoren von Kinder- und Jugendliteratur, selbst veröffentlichte er Kurzgeschichten seit 1997. Im Jahr 2011 vollendete er die Geschichte "Sieben Minuten nach Mitternacht" von Siobhan Dowd, die 2007 an Brustkrebs verstarb. Beide Autoren hatten sich nie getroffen, jedoch für den selben Herausgeber gearbeitet. Zum gleichnamigen Film, der 2017 erscheint, schrieb er das Drehbuch. Für seine Werke erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.


    Jim Kay illustriert seit 2015 die Bücher der Harry-Potter-Reihe und arbeitet darüber hinaus für Film, Verlage und Fernsehen.
    http://www.jimkay.co.uk/home/about-me/


    Inhalt:
    Das Monster tauchte kurz nach Mitternacht auf. Wie das bei Monstern eben üblich ist. Conor war wach, als es kam. Er hatte einen Albtraum gehabt. Na gut, nicht irgendeinen. Den Albtraum. Den einen, den er in letzter Zeit ziemlich oft hatte. Den mit der Finsternis und dem Wind und dem Schrei. Den mit den Händen, die er irgendwann nicht mehr festhalten konnte, egal, wie sehr er sich bemühte. Den, der immer damit endete, dass... (Klappentext)


    Rezension:
    Wenn man die Spreu vom Weizen trennt, bleibt von der ursprünglichen Menge nur ein kleiner Teil zurück. So ist es auch mit den zahlreichen Veröffentlichungen, die Jahr für Jahr den Büchermarkt erobern und gerade Patrick Ness ist hier mit einem wahrhaft faszinierenden und wunderschönen Juwel zu finden. "Sieben Minuten nach Mitternacht" ist eigentlich ein Kinder- oder frühes Jugendbuch, sprengt aber alle Altersgrenzen und kann ebenso gut von Erwachsenen gelesen werden. Zu Grunde liegt eine erschütternde und berührende Geschichte. Die eines Jungen, der Angst vor der Angst hat, sich dieser zu stellen und daran zu zerbrechen. Die eines Monsters, welches Conor, so der Name des dreizehnjährigen Protagonisten, fordert und zugleich auf ihn achtet. Die, einer Familie, die schon längst am Boden liegt und die letzten Züge der Verzweiflung erlebt.


    Patrick Ness hat sich als Autor die undankbarste Aufgabe vorgenommen, das Werk eines anderen zu beenden. Siobhan Dowd konnte ihre Geschichte, die schon in Entwürfen existierte, nicht mehr schreiben, da sie vorher von ihrer Krankheit besiegt wurde und so hat der Verlag Ness die Verantwortung übertragen, eine Geschichte zu schreiben, die Dowd gefallen hätte. Eine unmögliche Aufgabe, die in den falschen Händen gelegt, nur schiefgehen kann. Ness aber ist der Kunstgriff gelungen, seinen Respekt vor der Autorin mit seinen eigenen Ideen und schriftstellerischen Talent zu verbinden. das merkt man in jeder Zeile.


    Jede Zeile, die uns den Protagonisten näher bringt und begleiten lässt auf den Weg zu seiner Wahrheit. Diese ist emotional und geht unglaublich nahe. Der Leser leidet mit Conor, dessen Charakter und Beklemmung. Schüchternheit und Angst wunderbar herausgearbeitet wurde. Ein Sympathie-Träger, mit den man weinen möchte, den man halten möchte. Man selbst stürzt jedoch mit ihm in die Abgründe der Angst, einen geliebten Menschen zu verlieren. Vielleicht die größte persönliche Katastrophe, die man erleiden kann.


    Der Autor zwingt mit seiner Geschichte, sich mit einer schwierigen Thematik auseinander zu setzen. Für Kinder, die dies lesen, gibt er Berührungspunkte, Erwachsene werden daran erinnert, dass man nie zu alt ist, sich vor diesen Moment zu fürchten. Eine Meisterleistung, ein unglaublicher Spagat.


    Vollkommen aber machen die Zeichnungen Nesss' bzw. Dowds Roman, den man, dank flüssiger Schreibweise und kurzer Kapitel sowie faszinierender Geschichte, nur so wegliest. Schwarz-Weiß-Bilder, die mal wie Kohlezeichnungen wirken, mal wie Aquarelle mit modernen grafischen Elementen und alleine für sich besonders sind, die Seiten aber zu einem wahrlichen Eye-Catcher machen.


    Dieses Kleinod der Literatur sollte man schon besitzen, alleine um es im Regal zu haben. Wer aber eintaucht in die Geschichte, sich von den Zeichnungen vereinnahmen lässt, erlebt einen wunderbaren Roman, der es verdient hat, in Ehren gehalten zu werden. Eine ernste Thematik so anspruchsvoll und dennoch nicht hochtrabend mit erhobenen Zeigefinger zu verarbeiten, ist hier gelungen. Zu viele andere Bücher aus diesem Bereich sind einfach nur schlechter. Eine Wohltat für den, der diesen Roman liest. Vielleicht sogar um sieben Minuten nach Mitternacht?

  • Patrick Ness / Siobhan Dowd - Sieben Minuten nach Miternacht


    Meinung:
    Es ist nun schon einige Zeit her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Doch immer wieder wenn ich meinem Buchregal zu nahe komme, werde ich an dieses Buch erinnert und obwohl ich aus Zeit- und Lustmangel eigentlich keine Meinung zu diesem Buch schreiben wollte, so muss ich das nun wohl doch endlich tun, denn dieses Buch gibt scheinbar vorher keine Ruhe und geistert mir immer wieder im Kopf herum.


    Man sieht bereits, dass das Buch seine Spuren hinterlassen hat. Ich würde behaupten, dass es bisher noch kein anderes Buch geschafft hat mich mit so wenigen Seiten so sehr zu berühren. Allein die Aufmachung der gebundenen Ausgabe ist das Lesen bereits wert, von der Geschichte mal ganz abgesehen.


    Was an diesem Buch wohl so beeindruckend ist, ist das Thema welches behandelt wird. Zum einen ist da natürlich der nahende Verlust Conors, der selbst schon mehr als tragisch ist. Doch viel beeindruckender für mich ist die Behandlung des Themas was in Conor vor sich geht. Das Hin und Her in seinem Kopf, denn zum einen will er, dass das Alles endlich ein Ende hat, um selbst zur Ruhe kommen zu können, zum anderen will er aber nicht loslassen, unter keinen Umständen, und bestraft sich selbst für seine Gedanken. Er ist hin und hergerissen und fühlt sich schuldig. Er bestraft sich sozusagen selbst, denn er kann sich nicht eingestehen, dass der Wunsch nach einem schnellen Ende eben nicht von einem bösen Charakter zeugt, sondern viel mehr der einfache Wunsch nach Erlösung ist.
    Ich finde dieses Thema wunderbar aufgegriffen und veranschaulicht. Wenn wir ehrlich sind, dann ist jeder schon in solch einer Situation gewesen, in der man scheinbar etwas schlechtes (wenn man so sagen will) gedacht hat, aber dennoch anders gehandelt hat. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder Erwachsene mindestens schon einmal solch eine Situation erlebt hat. Und solch eine Situation ist kein Grund uns dafür zu schämen oder uns gar selbst zu bestrafen. Es ist völlig normal. Was wären wir für Menschen wenn wir nicht immer mal wieder hin und her gerissen wären. Auch in solchen Situationen, in denen es, laut Gesellschaft, vielleicht nur das eine 'gute' Verhalten gibt. Niemand muss sich für seine Gedanken schämen, verstecken oder sich selbst dafür verurteilen, wenn diese nicht ganz der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Das was wir tun sollte das 'Richtige' sein. Unser Kopf ist eine völlig andere Sache.



    Fazit:
    Patrick Ness hat hier eine wundervolle Geschichte abgeliefert und diese herrlich in Szene gesetzt. Sie berührt den Leser auf eine tragische aber auch lehrreiche Art und Weise. Ich würde jedem interessierten Leser die gebundene Ausgabe empfehlen. Ich persönlich hatte selten soviel von einer so kurzen Geschichte.
    Patrick Ness hat hier mit erstaunlich wenigen Seiten eine grandiose Geschichte geschaffen


    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

    Lebenskunst besteht zu neunzig Prozent aus der Fähigkeit, mit Menschen auszukommen, die man nicht leiden kann.
    Samuel Goldwyn


  • Normalerweise mag ich keine Krebsbücher, keine die zu sehr auf die Tränendrüse drücken und auch keine Bücher, die zu "märchenhaft" geschrieben sind. Trotzdem wollte ich es mal mit diesem Buch versuchen, da es überall so gelobt wurde und ich mir demnächst wohl auch die Verfilmung ansehen möchte. Ich wurde alles anderes als enttäuscht. Siobhan und Ness haben hier ein ganz wunderbares Buch geschaffen, dass irgendwie zu den drei oben von mir genannten Klischees passt, aber auf seine eigene Weise auch wieder gar nicht. Die drei Geschichten (also quasi die Geschichten in der Geschichte) haben es mir besonders angetan, da immer etwas Unvorhersehbares passiert ist und diese ihrer ganz eigenen Logik folgen. Das Buch war zwar sehr traurig, gleichzeitig strahlte es aber auch eine ganze Menge an Hoffnung aus und ich mochte die Message sehr gerne, die die beiden Autoren rüberbringen wollten.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

  • ich mir demnächst wohl auch die Verfilmung ansehen möchte

    Das kann ich bei diesem Buch bestimmt nicht, denn egal wie gut sie auch sein mag, sie würde nie meinen Vorstellungen, Gedanken und Bildern entsprechen. Aber es freut mich, dass Dir das Buch auch so gut gefallen hat.


    Die Geschichten in der Geschichte fand ich total spannend und wichtig, ein hervorragender Einfall der Autoren :D

  • denn egal wie gut sie auch sein mag, sie würde nie meinen Vorstellungen, Gedanken und Bildern entsprechen.

    Das natürlich nicht, das kann keine Verfilmung. Aber ich finde es einfach interessant zu sehen wie andere das Gelesene interpretieren und wie ihre Vorstellungen waren. Dadurch dass die Kritiken auch noch sehr, sehr gut waren, bin ich sehr gespannt darauf. :) Aber schon klar, es ist so eine Sache mit Verfilmungen von Literatur, das wird unter Bücherwürmern immer ein strittiges Thema sein.

  • Normalerweise mag ich keine Krebsbücher, keine die zu sehr auf die Tränendrüse drücken und auch keine Bücher, die zu "märchenhaft" geschrieben sind. Trotzdem wollte ich es mal mit diesem Buch versuchen, da es überall so gelobt wurde und ich mir demnächst wohl auch die Verfilmung ansehen möchte. Ich wurde alles anderes als enttäuscht. Siobhan und Ness haben hier ein ganz wunderbares Buch geschaffen, dass irgendwie zu den drei oben von mir genannten Klischees passt, aber auf seine eigene Weise auch wieder gar nicht. Die drei Geschichten (also quasi die Geschichten in der Geschichte) haben es mir besonders angetan, da immer etwas Unvorhersehbares passiert ist und diese ihrer ganz eigenen Logik folgen. Das Buch war zwar sehr traurig, gleichzeitig strahlte es aber auch eine ganze Menge an Hoffnung aus und ich mochte die Message sehr gerne, die die beiden Autoren rüberbringen wollten.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb:

    und @Squirrel: Seht euch die Verfilmung an. Sie ist großartig. Das Buch ist buchstabengetreu verfilmt wurden und die Zeichnungen wunderbar animiert, das Monster sehr gut umgesetzt.


    Hier ein paar "Fun"facts für euch:
    Siobhan Dowd starb an Krebs, bevor sie die Geschichte beenden konnte. Die Geschichte selbst handelt von einem Jungen, der zwar insgeheim weiß, dass er seine Mutter an die Krankheit verlieren wird, dem aber von seinen Eltern nicht wirklich oder nur sehr versteckt die Wahrheit gesagt wird. Die Mutter des Kinderschauspielers Lewis MacDougall starb selbst an Krebs. Anders als den Protagonisten, den er verkörpert, wurde ihm aber von seinen Eltern die Wahrheit gesagt.


    Ich kann euch die Verfilmung wirklich nur ans Herz legen. Sie ist so wunderschön gemacht. Auf meiner Homepage findet ihr auch eine ausführliche Kritik.

  • Das natürlich nicht, das kann keine Verfilmung. Aber ich finde es einfach interessant zu sehen wie andere das Gelesene interpretieren und wie ihre Vorstellungen waren. Dadurch dass die Kritiken auch noch sehr, sehr gut waren, bin ich sehr gespannt darauf. :) Aber schon klar, es ist so eine Sache mit Verfilmungen von Literatur, das wird unter Bücherwürmern immer ein strittiges Thema sein.


    Ich fand die Verfilmung hier auch großartig umgesetzt! Da lohnt sich das anschauen wirklich :)

  • "Sieben Minuten nach Mitternacht" erzählt eine sehr unbequeme Geschichte. Man wird mit dem Tod von geliebten Menschen konfrontiert, damit, dass viele Situationen komplexer sind, als man auf den ersten Blick glauben könnte und dass Gefühle durchaus hässlich und zerrissen sein können. Gemeinsam mit dem Protagonisten, einem dreizehnjährigen Jungen namens Conor, wird der Leser gequält, belastet und letztlich bis an die Grenzen getrieben, bis man schreien möchte, dass man nicht mehr kann. Man will vielleicht sogar das Buch beiseite legen, weil die Emotionen so intensiv und belastend sein können, aber letztlich lohnt es sich natürlich, bis zum Ende zu lesen.


    Ich habe wirklich mit Conor mitgelitten; die Krankheit seiner Mutter hat ihm sehr zugesetzt und die Menschen in seinem Umfeld haben die Situation ehrlich gesagt nicht besser gemacht. Er hat Mitgefühl bekommen, ja, aber das war nicht, was er gebraucht hätte und die Besuche des Monsters in den Nächten führen ihm das deutlich vor Augen. Er ist hilflos und glaubt, er muss es mit sich selbst ausmachen. Dabei beweist er eine für sein Alter ungeheuerliche Kraft, was einerseits bewundernswert ist, aber andererseits traurig macht, da er sich in seinen jungen Jahren nicht so fühlen müssen sollte. Mit seinen Familienmitgliedern hatte ich ehrlich gesagt große Schwierigkeiten, obwohl es auch wieder verständlich ist, dass sie in ihrem eigenen Schmerz und ihren eigenen Problemen gefangen waren und dachten, sie tun das richtige. Es ist nie leicht zu wissen, wie man damit umgehen soll.


    Das Monster, das Conor nachts besucht und ihn mit seinem Alptraum und der Wahrheit seiner Gefühle konfrontieren will, fand ich sehr interessant, und lange undurchschaubar, sodass man sich fragt, wozu es eigentlich da ist. Die Geschichten, die es erzählt, können wirklich zum Nachdenken anregen. Sie zeigen, wie kompliziert etwas scheinbar eindeutiges sein kann, dass man mit Dingen in Berührung kommt, die man vermeiden will, obwohl es nicht geht. Es sind harte, aber wichtige Lektionen, nicht nur für Conor, sondern auch für den Leser und der Autor geht damit gut um. Bei diesem Stoff wäre es leicht gewesen, sentimental und kitschig zu erzählen und das wäre je nachdem nicht einmal schlecht gewesen, doch so ist das Buch keineswegs. Er geht sensibel mit den Themen und mit den zerrissenen, teils furchtbaren Emotionen um, die der Protagonist empfindet, doch auch ziemlich direkt und offen, was gut zur Geschichte gepasst und alles noch irgendwie verstärkt hat, sodass das Ende mich zum Weinen gebracht hat.


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertungHalb: für eine aufwühlende, nicht immer schöne, aber doch wichtige Erzählung.

    Carpe Diem.
    :study: Amelie Winter - Liebesglück und Landluft

    2024 gelesen: 21 Bücher | gehört: 5 Bücher

  • Zu diesem Buch wurden ja schon viele tolle und treffende Rezensionen verfasst. Da möchte ich nicht allzu viel dazu sagen, da sich sonst nur das ein oder andere wiederholen würde. Außerdem liegt es schon einige Monate zurück, dass ich es gelesen habe ...mir fehlten nach der letzten Seite die Worte, ich war emotional aufgewühlt. Ich musste während des Lesens das Buch ab und an weglegen, um erst einmal tief durchzuatmen.

    Es wird ein Thema aufgegriffen, das einem sofort ans Herz geht und man kann sich direkt in den Protagonisten hineinversetzen. Letztendlich lädt dieses Buch auch zum Nachdenken ein, weil hier a) viele Weisheiten verborgen sind und b) wird hier deutlich aufgezeigt, wie Menschen die sich in einer Ausnahmesituation befinden, von ihrer Umwelt behandelt werden. Im Falle Conors gibt es für alles eine Entschuldigung, man behandelt ihn nicht mehr wie einen "normalen" Schüler sondern bemitleidet ihn umso mehr, weil seine Handlungen als ein Ventil angesehen werden, um mit der Erkrankung seiner Mutter fertig zu werden. Ein Thema, das immer wieder präsent ist und in diesem Roman sehr gut dargestellt wurde.

    Schon alleine aus diesem Grund würde ich dem Buch ganze :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: vergeben. Es gab selten einen Roman, der mich dermaßen aufwühlte und ja sogar zum Weinen gebracht hat. Vielleicht lag es auch daran, dass ich einige Zeit bevor ich dieses Buch bekam, in einer ähnlichen Situation war und lernen musste dass es besser ist, einen geliebten Menschen gehen zu lassen, auch wenn es einen innerlich zerreißt.

    Nur indem wir uns selbst prüfen, erreichen wir Meisterschaft über uns selbst. Nur so können wir mehr werden als wir sind.

    Matthew Stokoe (high life)

  • Es gibt Bücher, die sollten Warnhinweise tragen. Ich habe in einer Phase nach diesem Buch gegriffen, in der es mir richtig gut ging und ich mehr als optimistisch in die Zukunft geschaut habe. Und trotzdem hat es diese Geschichte geschafft, mich total runterzuziehen. Keine Ahnung, wie sie gewirkt hätte, hätte ich einer schlechteren Stimmung zugegriffen.

    Es ist eine großartig erzählte und sehr berührende Geschichte. Und es stimmt, dass sie den Leser packt (ich hab es ja oben schon beschrieben). Was ich hauptsächlich empfunden habe, war Wut - Conors Wut auf die Welt, die ihn nicht versteht und ihm das Leben noch viel schwerer macht, als es eh schon ist.

    Aus meiner miesen Stimmung wieder hochgeholt, haben mich wunderbaren Illustrationen, die ich mir stundenlang anschauen könnte. Auch diese sind düster, aber trotzdem wunderschön.


    Alles in allem kann auch nicht anders, als dem Buch volle :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: zu geben, mit einem deutlichen Warnhinweis: nichts für zu Depressionen neigende Gemüter!

    Gelesen in 2024: 9 - Gehört in 2024: 6 - SUB: 626


    "Wenn der Schnee fällt und die weißen Winde wehen, stirbt der einsame Wolf, doch das Rudel überlebt." Ned Stark

  • Inhalt

    Wenn das Monster kommt, ist es pünktlich um 0.07Uhr da. Das Monster ist nicht nur ein Albtraum für Conor, es breitet sich bei jedem Zusammentreffen schwarz und bedrohlich über mehrere Buchseiten aus. Connors Zimmer wirkt dann, als wäre ein weit ausschreitender Baum hindurch gestapft und hätte den Boden mit Nadeln und Früchten vollgemüllt. Connor stellt sich dem unheimlichen Wesen furchtlos entgegen: "Ich habe schon Schlimmeres erlebt". Connors Mutter ist schwer krank, so dass er sich beim besten Willen nicht mehr allein um sie kümmern kann. Der Vater hat längst eine eigene Familie in den USA und die Großmutter möchte Connor überhaupt nicht in seiner Wohnung sehen. Zu allem Überfluss wird Connor von Mitschülern schikaniert. Die anderen wissen einfach nicht, wie sie sich verhalten sollen, wenn an einen Schüler keine Anforderungen mehr gestellt werden und Lehrer sich hinter ihrer Nachsicht mit Connor verstecken. Connors Monster erzählt ihm mehrere Geschichten, in denen es um Krankheit, Hoffnung und das Loslassen geht. Das Monster weiß, dass die versteckte Wahrheit die ist, vor der sich Conor am meisten fürchtet. Um seinen Albtraum loszuwerden, wird Conor ehrlich zu sich sein müssen. Bis jetzt wollte der Junge nicht wahrhaben, dass seine Mutter sterben könnte und er dann bei seiner Großmutter leben müsste. Als das Monster eines Tages nicht um Mitternacht, sondern zur Mittagszeit in der Schule erscheint, bricht Connor in einen riesigen, gewalttätigen Befreiungsschlag aus. Er will nicht länger unsichtbar sein.


    Fazit

    Patrick Ness hat bisher zwei Romane und eine in Deutschland noch wenig beachtete utopische Trilogie (New World) für Jugendliche geschrieben. "Sieben Minuten nach Mitternacht" war ein Projekt der 2007 an Krebs verstorbenen Autorin Siobhan Dowd. Ness hat die Idee seiner Kollegin ausgearbeitet. "Lauf, stifte Unruhe", ist seine Aufforderung an seine jungen Leser. Conors Geschichte wirkt durch den gewaltigen dunklen Baum auf Buchcover und Buchdeckel zunächst sehr düster. Man erwartet eine Gruselgeschichte und gruselt sich wirklich bei der Beschreibung der wiederkehrenden Albträume. Doch dann tritt ein starker junger Held auf, der zu Beginn noch entschlossen ist, keine Hilfe von Erwachsenen anzunehmen. In klarer, schnörkelloser Sprache setzt sich Patrick Ness mit dem Sterben, Wut, Trauer und der Angst vor dem Tod auseinander. Als seltener Glücksfall für die Jugendliteratur kann Ness' Verknüpfung von Albtraum und Realität, sowie sein Einblick in Conors Innenwelt Eltern und Kinder zu Gesprächen zusammenführen. Die ermutigenden Botschaften des Buches kommen jedem Leser dort entgegen, wo er persönlich gerade steht. Mich hat die Idee angesprochen, dass ein Wirkstoff sowohl heilen als auch töten kann, anderen Lesern wird die Vermittlung des Loslassens Trost bieten können.


    (19.7.2011)


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