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„Der Hilfeschrei im Inneren einer verwitterten Flaschenpost blieb jahrelang unentdeckt. Dann landet die Botschaft im Sonderdezernat Q für unaufgeklärte Fälle. Ihre mühsame Entzifferung führt Carl Mørck und seinen Assistenten Assad auf die Spur eines entsetzlichen Verbrechens: Der Hilfeschrei, mit menschlichem Blut geschrieben, ist offenbar das letzte Lebenszeichen zweier Jungen, die Jahre zuvor entführt worden waren. Doch wer sind diese Jungen? Warum haben ihre Eltern nie eine Vermisstenanzeige aufgegeben? Sind sie womöglich noch am Leben? Bald steht fest: der Täter läuft noch immer frei herum...“
Meine Meinung
Dieser Thriller ist der 3. Band um das Ermittlerteam Carl Mørck und seinen Assistenten Assad aus dem Sonderdezernat Q in Kopenhagen. Nach Teil 1 „Erbarmen“ und Teil 2 „Schändung“ erschien „Erlösung“ jetzt Ende Juni.
Der Leser ist sofort, wie von Adler-Olsens Vorgängern gewohnt, mitten drin in der Story und wird direkt am Spannungsnerv gepackt: Eine jahrelang unentdeckte Flaschenpost findet sich im Dezernat Q ein, nachdem sie lange in einem Polizeirevier herumstand. Total verwittert und vom Kondenswasser beschädigt machen sich Mørck und Assad zusammen mit ihrer Kollegin Rose sofort dran, den darin enthaltenen Brief zu entziffern. Schnell wird ihnen klar, dass der Brief mit menschlichem Blut geschrieben wurde und dass es sich nicht um einen schlechten Scherz handeln kann...
Neben diesem Hauptplot geht es im Dezernat Q natürlich wie gewohnt hoch her: von Asbest Verseuchungen über mehrere Brandvorfälle, die es zu klären gibt, bishin zu neuen alten Bekannten, die wieder einmal auftauchen, ist wieder einmal die volle Ladung Chaos garantiert.
Carls und Assads Humor, welcher mir schon seit „Erbarmen“ richtig gut gefällt, kommt hier ebenfalls wieder nicht zu kurz. Ich mag den trockenen, ironischen und oftmals sehr sarkastischen Humor und Umgang der beiden miteinander sehr. Carl ist wie gewohnt gestresst, lässt nichts anbrennen und wuselt sich so von der einen in die andere neue Lage. Assad hingegen zeigt in diesem Band eine neue, eher geheimnisvolle Seite, die es zu entdecken gilt. Rose kommt in diesem Band auch endlich mehr zum Einsatz – oder sollte ich vielmehr sagen ihre Zwillingsschwester? War sie für Band 2 schon angekündigt und wurde dort allerdings eher recht wenig erwähnt, ist sie nun fest im Team inbegriffen – mit allen Vor- und Nachteilen, die das Mørck-Assad-Team so mit sich bringen.
Der Fall, an dem die drei arbeiten, hat mich von Anfang an sehr gefesselt. Recht schnell wird dem Leser klar, dass hier religiöse Sekten stark kritisiert werden und man erfährt einiges über Sektenbekämpfung in Dänemark und anderen religiösen Handlungen. Erschreckend für unwissende Leser ist die Tatsache, wie es hinter den Kulissen in einer Sekte von Statten geht. So lernen wir zwei Familien kennen, welche religiösen und fanatischen Sekten angehören und ihren Lebensstil. Adler-Olsen geht demnach sehr auf Religionskritik ein, was mir sehr gut gefallen hat. Natürlich hängt dies mit der Hauptstory zusammen und die Verbindungen sind grandios gelöst. Hier sei anzumerken, dass ich keinesfalls den Eindruck hatte, dass der Autor hier polarisieren oder provozieren wollte. Es wirkte nie hetzerisch, sondern eher im Gegenteil: Es wirkte sehr glaubhaft und authentisch.
Wie auch in „Erbarmen“ und „Schändung“ ist dem Leser hier von Beginn an der Täter bekannt. Ich bin absoluter Fan solcher Thriller, denn so ist man quasi live dabei, wie sich Ermittlerteam und Täter aufeinander zu bewegen. Adler-Olsens Thriller haben für mich den Vorteil, dass es keinesfalls „stumpfe“ Ermittlerarbeit ist, da ich die Charaktere, vor allem das Mørck-Assad-Team total symphatisch finde und man als Leser weiß, wenn man die Vorgänger gelesen hat, dass immer viel mehr eine Rolle spielt, als nur ein einziger Fall. So ist dies hier auch wieder.
Adler-Olsens Schreibstil ist wieder locker und sehr gut lesbar. Der Spannungsbogen wird Anfangs sehr angehoben und bleibt über das Buch hinweg auf dem gleichen Level. Ich konnte nicht mehr mit dem Lesen aufhören und habe die knapp 600 Seiten binnen 3 Tagen verschlungen. Anfangs schreckte mich diese hohe Anzahl an Seiten doch ab, allerdings war die Story so gut durchdacht und fesselnd, dass man es irgendwann gar nicht mehr bemerkte, welches umfangreiche Buch man dort in den Händen hielt.
Diesmal hatte ich auch überhaupt nicht das Problem (so wie bei „Schändung“) dem Handlungsverlauf zu folgen. Die meisten Personen kennt man nun schon aus Band 1 und 2, der Rest hatte gut zu merkende Namen, sodass das Verständnis hier sehr gut war.
Für mich ist „Erlösung“ zusammen mit „Erbarmen“ Adler-Olsens bester Thriller aus der Reihe bisher. Er war spannend, packend, gut lesbar, thrillig und thematisierte eine erschreckende und brutale Gewalt, welche durchaus glaubhaft
rüber kam. Wer die beiden Vorgänger mochte oder liebte, kommt um diesen 3. Teil absolut nicht drum herum. Adler-Olsen versteht es, mein Thrillerherz höher schlagen zu lassen. Ich freue mich wahnsinnig auf die weiteren 7 Bände rund um Carl, Assad und Rose.
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