Ramona Wickmann: Auf Couchtour

  • Klappentext:
    Um dem Alltag zu entfliehen, begeben sich Rita und Charline regelmäßig bei Kerzenschein und einem gläschen Sekt auf Couchtour. Dann katapultiert Rita die beiden mit ungezügelter Fantasie für eine Nacht in die verrücktesten Abenteuer: sie erleben ein unvergessliches Wochenende in London mit zwei attraktiven Scotland-Yard-Inspektoren...
    Ein Roman über die Kraft der Fantasie und eine Liebeserklärung an die beste Freundin!


    Die Autorin: (Infos von der Verlagswebsite)
    Ramona Wickmann, 1971 geboren, ist Mediengestalterin, hat Kurzgeschichten, Glossen und Comedy-Texte geschrieben und legt mit ›Auf Couchtour‹ ihren Debütroman vor. Mit ihrem Mann lebt sie in einem alten Fachwerkhaus in der Nähe von Hameln. Sie liebt Gartenarbeit, Flohmärkte, ihre beiden Bulldoggen und - zum Leidwesen ihrer Umgebung - das Klavierspiel.


    Allgemeines:
    Ramona Wickmanns Roman hat 255 Seiten und ist in mehrere Kapitel unterteilt, deren Überschriften - oft etwas verschlüsselt - andeuten, was in dem Kapitel passieren wird.
    Erzählt wird die Geschichte von Rita Engel, die ihrer besten Freundin auf genau diese Weise eine geträumte Reise nach London schenkt.


    Inhalt:
    Rita Engel ist 35, Masseurin, etwas übergewichtig und Single, seitdem sie sich von ihrem Freund Jürgen getrennt hat, dessen Untreue sie an den Rand der Verzweiflung getrieben hat. Rita ist, wenn man ihren eigenen Worten Gauben schenkt, mit ihrem Gewicht nicht besonders unglücklich, weil sie auch weiß, dass sie Diäten einfach nicht durchhält. Sie ist ein fröhlicher Typ, lässt sich so leicht nicht unterkriegen - vor allem aber ist Rita mit einer blühenden Fantasie gesegnet, die dafür sorgt, dass sie sich und ihre beste Freundin Charline in eine beliebige Situation hineinerzählen kann und wann immer das passieren soll, verabreden sich die beiden Freundinnen zu einer "Couchtour". Rita legt dann Bilder vom Reiseziel aus, informiert sich vorher über ihre geträumte Reise und wenn Charline dann kommt, begeben sich die beiden bei ein paar Gläsern Sekt auf ihre Reise.
    Dieses Mal geht es für Rita und Charline nach London, wo die beiden Frauen durch einen Mord, der in ihrem Flugzeug verübt wird, zwei Scotland-Yard-Inspektoren kennenlernen, die es ihnen absolut angetan haben. Charlines Inspektor sieht - und zwar nicht zufällig - aus wie Brad Pitt, und Rita gibt auf ihrer Couchtour ihrer besten Freundin die Gelegenheit, ihren eher langweiligen und schwerfälligen Mann Bernd mit einem sehr attraktiven Typen zu betrügen - und das ohne jegliche Konsequenzen! Ein Angebot, das für Charline zu gut ist, um es auszuschlagen...
    Rita selbst erträumt sich ihren Inspektor vom Aussehen her wie Orlando Bloom, dichtet ihm aber einige Macken an, da sie sich neben einem zu perfekten Mann kaum sehen kann, nicht mal im Traum. Mit ihm zusammen macht sie nicht nur London bei Nacht unsicher, sie erlebt auch ihr eigenes Liebesabenteuer, das sie dann sogar außerhalb des Traums irgendwie schwermütig macht.
    Was auch immer sie erleben, die beiden unterschiedlichen Frauen sind unzertrennlich und die gemeinsamen Traumreisen kennen keine Grenzen, auch wenn Charline von Zeit zu Zeit durch Ritas unverblümte Erzählweise rot anläuft und sich hinter einem Sofakissen verkriecht.


    Meine Meinung:
    Die Erzählweise des Romans ist recht ungewöhnlich. Rita, die Ich-Erzählerin, wendet sich in einigen Teilen des Romans direkt an den Leser, erklärt und kommentiert das, was geschieht, beschreibt sich und ihre beste Freundin Charline und berichtet von einigen Dingen, die die beiden schon zusammen erlebt haben. Dann wieder wird die Couchtour wiedergegeben, die zwar in weiten Teilen von Rita erzählt wird, immer wieder gibt es aber Unterbrechungen durch Charline, oder Rita macht Anmerkungen zur Tageszeit, ihrem weiteren Vorgehen oder zu Charlines Verhalten.
    Als ich diese Erzählweise zuerst gesehen habe, dachte ich, dass ich das kaum einen Roman durch aushalten würde. Ich habe es mir ziemlich schwierig vorgestellt, einem so erzählten Roman zu folgen, aber das geht wirklich sehr gut und es hat die Handlung insgesamt auch wirklich aufgelockert. Die Idee der Autorin wurde hier wirklich überzeugend umgesetzt.


    Aber Einiges hat mir an diesem Roman auch nicht so gut gefallen. Zunächst mal hatte ich so meine Schwierigkeiten mit Rita und Charline, da beide sehr stark bestimmten Klischees von Frauen entsprechen. Rita ist die Dicke, die sich wohl fühlt, aber Single ist und ständig Witze über das eigene Aussehen macht. Sie ist gemütlich, gesellig, fantasievoll und nimmt kein Blatt vor den Mund. Ihre beste Freundin Charline isr bildschön und modebewusst, aber mit einem langweiligen Mann verheiratet, der sie gar nicht verdient hat. Charline ist verklemmt und würde nie wagen, ihrem Alltag wirklich zu entfliehen... diese beiden Charaktere bieten einfach nicht wirklich Überraschungen und das ist ziemlich schade, gerade am Anfang, wenn die Figuren vorgestellt werden, wartet man immer darauf, dass eine der beiden nicht ganz so stereotyp daherkommt - leider vergebens.
    Die Handlung ist entsprechend unspektakulär, was leicht damit zu erklären ist, dass Rita ihrer Freundin Charline einfach ein "Abenteuer" mit einem Mann wie Brad Pitt schenken will. Sie muss jetzt also nur eine Handlung erfinden, in der Charline einen solchen Mann kennenlernen und unverbindlich etwas mit ihm anfangen kann. So ist die Krimihandlung bestenfalls Mittel zum Zweck (und ohnehin nach der Hälfte des Romans geklärt), Im Fokus der Geschichte liegen die beiden Frauen und ihre Nächte mit den Scotland-Yard-Agenten. Nach einer Nacht in London reisen die beiden ja auch schon wieder ab, sodass einfach auch nicht allzu viel passieren kann...
    Man muss allerdings auch wieder sagen, dass es schwierig gewesen wäre, eine komplexere Handlung in diesem Erzählstil zu erzählen, den Frau Wickmann in ihrem Roman verwendet. Charlines Unterbrechungen wären dann eher störend gewesen. So lockern die Zwischendialoge der Freundinnen lange Szenen auf.


    Fazit:Ein Roman, der eine interessante Erzählweise bietet, inhaltlich aber nicht ganz zu überzeugen vermag.
    :bewertung1von5::bewertung1von5: