Julian Beck - Emilia Galotti 2

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    Emilia Galotti schließt einen Pakt mit dem Teufel und gerät zudem in die Fänge ihres dem Wahn verfallenen Vaters Odoardo, der mittlerweile neuer Prinz von Guastalla ist. Dieses Werk erzählt den paradoxen Kampf des Teufels gegen das Böse. Wird am Ende dennoch das Gute siegen? Eine Kontradiktion, die der Tragödie zusätzliche Faszination verleiht.


    Die Parodie "Emilia Galotti II – Pakt mit dem Teufel" führt das bekannte Trauerspiel "Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing in einem Feuerwerk der deutschen Sprache würdig fort. Das packend erzählte Meisterwerk der Autoren Julian Beck, Sven Jahns und Bastian Mengel schließt direkt an den Originaltext um die junge, verzweifelte Emilia an. Der verwendete Sprachstil ist hierbei perfekt dem der Aufklärung nachempfunden, lustige Anspielungen runden das Leseerlebnis ab.


    Emilia Galotti ist eigentlich ein Klassiker aus der Feder von Lessing und wird in vielen Oberstufen durchgenommen. Trotz Fachabitur gehöre ich zu der Mehrheit, die zwar den Titel des Klassikers vom Namen her kennt, dieses Werk jedoch nie gelesen hat. Aus diesem Grund hatte ich anfänglich meine Bedenken, ob ich überhaupt verstehen würde, worum es geht.


    Gleich im Vorwort wird darauf hingewiesen, dass Kenntnisse empfohlen werden. Zwar folgt eine kleine Zusammenfassung, aber ob in meinen Augen reichte diese einfach nicht, sodass ich zum Verständnis einige Fragen direkt an den Autoren stellen musste.


    Die Protagonisten werden mit wenigen Worten hilfreich eingeführt, sodass man später immer wieder einen Blick auf diese kleine Hilfestellung werfen kann. Danach geht es sofort mit dem ersten Akt los. Insgesamt verfügt diese Parodie über fünf Akte, die sich in mehrere Auftritte unterteilen.
    Die Parodie hält sich genau an die Vorgaben, die Lessing gemacht hat. Der Stil ist ähnlich altmodisch und kopiert in dieser Hinsicht perfekt den Satzbau von Lessing. Sofern man dies auch der kurzen Leseprobe des Originals entnehmen kann. Trotz dieses anspruchsvollen Stils lässt es sich flüssig lesen. Ehe man sich versieht ist man mit der Parodie durch. Ich persönlich habe nicht einmal 20 Minuten gebraucht und es gleich ein zweites Mal gelesen. Das lag daran, dass ich leider einige Fragen hatte und ich das Gefühl hatte, dass ich diese mit dem erneuten Lesen beantworten könnte. Doch leider ist dies nicht der Fall gewesen. Auch wenn die Parodie wenig mit dem Original zu tun hat, versucht der Leser zumindest Parallelen zu ziehen und gerät dadurch ins Stocken. Eine Parodie, die sich an den eigentlichen Inhalt orientiert, wäre sicherlich passender gewesen. So fragte ich mich stets, wie die im Original verstorbene Emilia plötzlich einen Pakt mit dem Teufel schließen konnte und nun lebt. Genauso fand ich es etwas an den Haaren herbeigezogen, dass ihr Vater, der in der Zusammenfassung seine Tochter liebt, sie plötzlich zu einer Inzest-Beziehung nötigt und sogar ein Kind mit ihr zeugt. Parodie heißt schließlich verzerrt und übertrieben. Dies ist zwar vorhanden, aber hat wenig mit dem Original zu tun. Sondern ist eher eine neue Idee, die an einen Klassiker erinnert und einen übertrieben Ansatz hat.
    Trotzdem lässt es sich schön lesen und zaubert ein Lächeln aufs Gesicht. Es ist eine nette Idee, die durch ihren bildhaft beschreibenden Stil ein perfektes Kopfkino entstehen lässt. Ich konnte mir dieses Stück richtig auf einer Laienbühne vorstellen und kann nur hoffen, dass es wirklich mal seinen Weg auf die Bühne finden wird. Lacher seitens des Publikums sind auf Grund der Idee garantiert.


    Im Großen und Ganzen finde ich die Idee dieser ehemaligen Schüler sehr gut, hätte mir aber gewünscht, dass sie sich mehr an das Original halten und dieses einfach nur mehr übertreiben würden. So eine ganz neue Geschichte verwirrt gerade neue Leser, die das Original von Lessing nicht kennen, ungemein. Trotzdem hat es mir sehr gut gefallen, wenn man einmal vergisst, dass es sich um eine Parodie eines Klassikers handelt. Empfehlen kann ich es daher jeden, der gerne Parodien liest, das Original einmal modern lesen möchte. Es ist auf jeden Fall sein Geld wert.



    VIER STERNE