Jack Ketchum - The Lost

  • Ray und seine beiden besten Freunde Jenny und Tim sind draußen in den
    Wäldern der Stadt unterwegs, als sie auf zwei junge Frauen treffen. Sie
    beobachten sie, doch plötzlich scheint etwas in Ray Pye's Gehirn
    umzuschalten.


    Er geht auf die beiden zu und schießt sie nieder. Eine stirbt noch an Ort und Stelle, die andere erst vier Jahre später.


    Pye war zwar der Hauptverdächtige, ihm konnte aber nie etwas nachgewiesen werden, denn Jenny und Tim schwiegen.


    Als das zweite Opfer stirbt macht sich Schilling wieder an den Fall, den
    er schon damals betreute. Er ist sich sicher das es nur Pye gewesen
    sein kann. Heute dealt dieser mit Drogen und feiert Partys mit
    Minderjährigen... Eine dieser Partys vermasselt er ihm, doch wieder
    können sie ihn nicht verhaften. Die Ermittler versuchen alles um ihn aus
    der Reserve zu locken - doch nichts hilft. Erst Katherine und Sally,
    zwei junge Frauen aus der Stadt, die nichts von ihm wollen reizen ihn,
    da sie sich wehren an seiner Seite zu sein und bringen sein Blut zum
    brodeln. Als dann auch noch Jenny mit ihm Schluss macht - endlich klar
    sieht - und ihm erzählt sie hätte mit Tim geschlafen, dreht Ray durch.
    Die Waffen vom Doppelmord hat er immer noch und in ihm reift ein Plan.
    Dabei tötet er nicht nur seine Mutter, er entführt Sally, Kath und Jenny
    um ihnen zu zeigen wer er ist. Während dessen versuchen Schilling und
    Andersen, sein damaliger Kollege, Ray und die Entführten zu finden. Tim
    hilft ihnen dabei - doch nicht jeder überlebt diesen Abend...




    Als ich las, dass diese Buch nach einer wahren Geschichte geschrieben
    ist, lief mir eine Gänsehaut über den Rücken. Wie ein Mensch zu solchen
    Taten in der Lage ist... Sich an Menschen zu rächen, die er nicht einmal
    kannte und die noch ein langes Leben vor sich hatten!


    Sehr spannend geschrieben. Die Umgebung ist angepasst an die 1970er in denen es passierte und die Detailgenauigkeit fasziniert.


    Nichts für schwache Nerven!

  • Als ich las, dass diese Buch nach einer wahren Geschichte geschrieben ist, lief mir eine Gänsehaut über den Rücken.

    Das ist nicht ganz richtig. Der Fall ist angelehnt an den des dreifachen Mörders Charles Schmid, was aber, wenn man dessen Lebensweg durchliest, nur noch wenig mit Ray Pye in diesem Buch zu tun hat. Man sollte "The Lost" also durchaus als fiktiven Roman betrachten.


    "The Lost" beginnt mit einer sehr kaltblütigen Szene: Im relativ langen Prolog erschießte der junge Ray Pye im Beisein seiner Freunde Tim und Jennifer einfach so zum Spaß zwei Mädchen, die zum Zelten im Wald waren. Mindestens genauso erschreckend ist die Lethargie mit der Tim und Jennifer dies hinnehmen und ihm bei der Beseitigung der Leichen helfen und auch danach für ihn aussagen, so dass er ungeschoren davonkommt obwohl er der Hauptverdächtige ist.


    Ebenso erschreckend fand ich, dass die beiden Jahre später immer noch mit ihm befreundet, ja regelrecht abhängig von ihm sind. Ray hat eine sehr einnehmende Art, gutes Aussehen, sicheres Auftreten, genug Geld und kann Drogen beschaffen. Diese Aspekte machen ihn sehr anziehend für das weibliche Geschlecht, das sich zugegeben in dieser US-Kleinstadt recht naiv gibt. Man könnte sagen, er ist mit Jennifer zusammen und sieht sie als seinen Besitz an, auch wenn er sie bei jeder Gelegenheit betrügt.


    Charlie Schilling ist ein örtlicher Polizist und er hat damals an dem Fall der erschossenen jungen Mädchen gearbeitet. Ihn beschäftigt es heute noch tagtäglich, dass er Ray nicht festnehmen konnte. Sie wissen, dass er es gewesen ist, konnten es letztendlich aber nicht beweisen. Seinem Kollegen und guten Freund Anderson ging das Ganze so sehr an die Nieren, dass er den Dienst quittiert hat und nicht mehr als Polizist tätig ist. Vor allem diese beiden Personen ließen mich desöfteren an Stephen King denken und ich mochte die beiden sympathischen Kerle sehr.


    Charlie will nun Nägel mit Köpfen machen, provoziert Ray, befrägt nochmals Tim und Jennifer zu den Vorfällen, setzt diese extrem unter Druck und will so versuchen, ihn aus der Reserve zu locken. Dass Ray einige Enttäuschungen mit dem weiblichen Geschlecht wegstecken muss und dazu noch Charlies Provokationen bringen schließlich das Fass zum Überlaufen und Ray dreht völlig durch.


    Ca 3/4 des Buches kann man eigentlich fast gar nicht als Thriller bezeichnen. Vielmehr ist es ein Psychogramm eines geistesgestörten, selbstverliebten und realitätsfremden jungen Menschen. Auch wenn jedes Kapitel aus der Sicht einer anderen Person geschrieben ist, und das dürften insgesamt wohl ca. 10 verschiedene sein (einschließlich einer Katze :cat: ), beschäftigt sich Jack Ketchum größtenteils mit dem Innenleben von Ray. Einerseits hat dieser sich im Griff, obwohl er sehr aufbrausend ist, aber andererseits spürt man, dass er ein Pulverfass ist und nur ein paar unangenehme Ereignisse zusammentreffen müssten, um ihn völlig durchdrehen zu lassen. Am Ende gibt es einen wirklich guten Showdown, der nicht mit Hollywoodflair punktet, sondern sehr realistisch anmutet. Man kann stark mitfiebern und hofft nur noch, dass Ray gestoppt wird. Nicht mal so sehr wegen den sich in Gefahr befindlichen, teils recht unsypmathischen Personen, sondern weil er ein, zwar genialer Charakter ist, aber auch einer, der den Leser regelrechten Hass auf ihn entwickeln lässt.


    Fazit: "The Lost" hat eine ähnliche Atmosphäre und einen ähnlichen realistisch anmutenden Anstrich wie Jack Ketchums geniale Bücher "Evil" und "Wahnsinn", auch wenn die Qualität nicht ganz an diese beiden heranreicht. Trotzdem eine klare Leseempfehlung an alle Ketchum-Fans.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Ich habe das unten verlinkte Taschenbuch gelesen.


    Ca 3/4 des Buches kann man eigentlich fast gar nicht als Thriller bezeichnen. Vielmehr ist es ein Psychogramm eines geistesgestörten, selbstverliebten und realitätsfremden jungen Menschen.

    So ist es (leider). Ich mag dieses ganze Psycho-Gedöns nicht sonderlich und so empfand ich den Mittelteil etwas schleppend und dachte mir immer nur, wie doof Jennifer und Tim sind, das sie sich einem solchen Idioten hingeben. Der Anfang war recht spannend, auch wenn man wusste, das beide Mädchen sterben. Dann wird es, wie schon geschrieben, etwas langweilig, die ganzen Drogen- und Mädelsgeschichten von Rye haben mich nicht wirklich interessiert.


    Am Ende nimmt das Buch aber nochmal so richtig Fahrt auf und was Rye hier alles treibt ist teilweise echt abartig :puker: Ich würde es auch allen empfehlen, die "Evil" gut fanden. Von mir bekommt es wegen der lahmen Mitte nur :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: von 4 Sternen.

  • Ich mag dieses ganze Psycho-Gedöns nicht sonderlich und so empfand ich den Mittelteil etwas schleppend und dachte mir immer nur, wie doof Jennifer und Tim sind, das sie sich einem solchen Idioten hingeben. Der Anfang war recht spannend, auch wenn man wusste, das beide Mädchen sterben. Dann wird es, wie schon geschrieben, etwas langweilig, die ganzen Drogen- und Mädelsgeschichten von Rye haben mich nicht wirklich interessiert.

    Den Mittelteil fand ich bei The Lost auch EXTREM öde... da passiert einfach viel zu wenig, als das man als Leser wirklich gerne weiter liest.

    Für Charakterstudien ist Ketchum imho auch irgendwie der falsche Autor - und die Figuren im Buch auch eindeutig zu flach um irgendwie 300 Seiten zu tragen.


    Ja, am Schluss geht es wieder rund - aber der Weg dahin ist echt steinig...