Kurzbeschreibung laut amazon.de
ZitatNovember 1475: Die reiche Handelsstadt Landshut steckt mitten in den Vorbereitungen für eine der größten Hochzeitsfeiern, welche die Christenheit je erlebt hat. Zur Vermählung von Georg von Wittelsbach mit Jadwiga von Polen hat sogar der Kaiser sein Kommen zugesagt. Doch offenbar sind nicht alle am Zustandekommen dieser Verbindung interessiert. Jedenfalls könnte der mysteriöse Mord an der polnischen Gräfin, die in der Baustelle der großen Kathedrale erwürgt aufgefunden wird, darauf angelegt sein, die Hochzeit doch noch zu vereiteln.
Held der Geschichte ist der Tuchhändler Peter Bernward. Als Detektiv wider Willen gerät er in den Bann einer längst vergessen geglaubten Tragödie. Ein mitreißender historischer Roman um die Intrigen der Fürsten, die Schattenseiten der Macht und den Mut eines einzelnen Mannes.
Quelle: amazon.de
Eigene Meinung:
Auf der Baustelle der St. Martins-Kirche in Landshut wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um eine polnische Gräfin handelt, die zur Folgschaft des Hochzeitzuges gehört. Die Edeldame wurde scheinbar erwürgt und vergewaltigt. Aufgrund seiner Vergangenheit wird der Kaufmann Peter Bernward von Stadtkämmerer Hans Altdorfer, Richter Girigel und dem polnischen Gesandten Albert Moniwid mit der Aufklärung des Mordes beauftragt. Dem Tuchhändler bleiben dafür allerdings nur wenige Tage Zeit, bis zum Eintreffen der Braut in Landshut, ansonsten wird Moniwid Meldung machen und die Hochzeit wird abgesagt. Ist dies vielleicht der wahre Grund des Mordes? Will jemand die Hochzeit vereiteln?
Peter Bernward beginnt sogleich mit den Nachforschungen, doch dies gestaltet sich schwieriger als erwartet. Es bleibt nicht bei einem Mord und auch der Tuchhändler gerät mehr als einmal in Lebensgefahr. Auf der Suche nach dem Mörder, gerät er in eine Geschichte, die bereits Jahrzehnte zurückliegt und verliebt sich nebenbei in die geheimnisvolle Jana Dlugosz.
Bereits auf der ersten Seite fiel mir der Schreibstil des Autors auf. Er berichtet die Geschichte in der Ich-Version, aus Sicht von Peter Bernward. Fast während des ganzen Romans kam es mir vor, als würde der Kaufmann persönlich vor mir sitzen und erzählen. Anfangs empfand ich das noch als positiv, doch je weiter ich las, umso mehr verkehrte es sich ins Gegenteil.
Die Charaktere sind schön herausgearbeitet, sind glaubhaft und besitzen die unterschiedlichsten Eigenschaften. Ein Teil Peter Bernwards Vergangenheit, hat mich so beeindruckt. Seine Frau starb vor sieben Jahren und er fühlt sich noch immer so tief mit ihr verbunden, dass er anfangs zögert sich auf die Gefühle, die Jana in ihm hervorruft, einzulassen. Außerdem beginnt er anderen Menschen mehr Vertrauen zu schenken und nicht alles auf seine eigenen Schultern zu lasten, zum einen im Hinblick auf seine Geschäfte und weiter gewinnt er so Verbündete zur Aufklärung des Mordes an der polnischen Gräfin.
Obwohl Dübell eine sehr bildhafte Sprache benutzt, kommt meiner Meinung nach die Stadt Landshut viel zu kurz. Hier hätte mir einen wesentlich intensiveren Einblick in das mitteralterliche Leben und Stadtbild gewünscht. Vor allem der Bau der Martinskirche hätte mich interessiert, wo Peter Bernward's Sohn Daniel mitwirkt und so ein guter Ansatz vorhanden gewesen wäre. Stattdessen eilen wir mit Bernward durch immer dieselben Straßen um zwei Häuser zu beobachten. Gelegentlich spielen das Haus des Stadtkämmerers und eines Apothekers eine Rolle.
Durch die ewige Rennerei durch verschiedene Gässchen kommt außerdem die Spannung viel zu kurz. Es gibt Stellen an denen der Spannungsbogen ansteigt, doch dann löst sie der Autor wieder zu schnell oder verliert sich in nebensächlichen Beschreibungen.
Bei den verschiedenen Sprachen, die der Autor den Figuren verwenden lässt, kommt man etwas durcheinander. So hieß es anfangs, dass sie sich mit Herrn Moniwid nur auf Latein unterhalten konnten, doch am Ende war davon gar nicht mehr die Rede. Als Bernward und sein ehemaliger Verdächtiger die ganze Geschichte mit dem Mord Moniwid erklären, sprechen sie anscheinend ganz normal hochdeutsch. Und woher sollte sich auch ein stinknormaler Bürger aus ärmlichen Verhältnissen, plötzlich mit Latein verständigen. Von Übersetzung kein Wort. Sehr merkwürdig!
Immer wieder ist vom bayerischen Dialekt die Rede, wenn Bernward sich mit einheimischen Landshutern unterhält, doch die wörtliche Rede selbst, hält der Autor in Hochdeutsch. Das hat mich ziemlich gestört! Wenn dann schon "entweder ... oder".
Am besten gefallen hat mir an "Der Tuchhändler" eigentlich das Nachwort. Hier geht Richard Dübell mehr auf die Landshuter Hochzeit an sich ein und ich habe Details erfahren, die ich bisher noch nicht kannte.
Eigentlich ein guter historischer Roman, basierend auf Fakten, aber von Krimi kann keine Rede sein. Obwohl ich mir lange Zeit nicht vorstellen konnte, wer der wahre Mörder ist, war ich nicht überrascht. Vielleicht lag es daran, dass ich das Buch eher lustlos zu Ende gelesen hab. Der Mord an der Edeldame gerät ziemlich in den Hintergrund wegen den Bürgeraufstand Jahrzehnte zuvor, obwohl beides zusammenhängt. Am Schluss bleibt ein geldgieriger Mörder, ein Mann der endlich Vergeltung üben konnte und ein Leser, der froh ist, dass das Buch zu Ende ist.
Meine Erwartungen an "Der Tuchhändler" waren anscheinend zu hoch, deshalb leider nur: