Robert Gernhardt - Denken wir uns

  • Robert Gernhardt - Denken wir uns


    Das Buch "Denken wir uns" ist das letzte abgeschlossene Werk Robert Gernhardts. Es enthält 26 Erzählungen, die viel Autobiographisches enthalten und nicht wenige Erzählungen spielen in seiner zweiten Heimat, der Toskana. In diesem Buch kommt der Humor Robert Gernhardts voll zum Tragen. Robert Gernhardt, der im Juni 2006 verstorben ist, hat das Leben geliebt und das spürt man beim Lesen jeder einzelnen Zeile.
    Allein die Einleitung ist schon ein Bonbon:


    "Denken wir uns euch, das Salz der Erde nicht nur, sondern auch den Dünger jedweder Kunst: An wen wollten wir uns denn wenden, wenn es euch nicht gäbe? Glücklicherweise, denn nun liegt es ganz an euch, ob es euch behagt, der vielmaligen Aufforderung dieses Buches zu folgen, euch was zu denken. Mit etwas erzählerischer Hilfestellung dürfte uns das doch nicht allzu schwer fallen. Nun denn, frisch gewagt und fröhlich gelesen:"


    Ich mag dieses Buch sehr. Eine meiner Lieblingserzählungen ist "Pennellino". Ein deutscher Romanist stöbert in alten Pergamenten der kleinen Abtei von San Giovanni und findet eine unveröffentlichte Künstleranekdote. Sie erzählt die amüsante Geschichte des Meisters Gamsbardi, der in einer Nacht ein Madonnenbild in neuem Glanz erstrahlen lassen soll, und dem durchtriebenen Prior der Abtei, der ihn mit einer List scheitern lassen will. Die Art und Weise, wie der Künstler aus dieser Misere herauskommt, ist einfach genial. So hat jede der 26 Erzählungen etwas Besonderes und jede beginnt mit: Denken wir uns.....


    Für Fans von Robert Gernhardt und für solche, die es werden wollen, ist das Buch ein Muss.

  • Denken wir uns einen alternden Schriftsteller... Gernhard ist ganz bestimmt einer der ganz Großen der deutschen Literatur. Immerhin ist er auch der meistzitierte deutsche Autor überhaupt! Hier nun sein letztes Buch. Es ist nicht sein bestes, aber es ist - natürlich- ein gut zu lesendes Buch. Manchmal versinkt er ein wenig in der Melancholie beim Erinnern an vergangene Zeiten und der Humor ist teilweise arg altersmild. Und so richtig innovativ ist das Buch auch nicht wirklich. Gernhardt hat es halt noch einmal gemacht und was er macht, das kann er. Und so kommt das Buch bei mir an: Einer, der weiß wie es geht, schreibt ein Buch mit Kurzgeschichten, damit man mal wieder was zu lesen hat. Und so hat man was kurzweiliges zu lesen. Mehr ist es nicht, aber das ist ja auch schon mal eine ganze Menge.
    Ideal für Zugfahrten.

  • Danke Klaus V.! (Und auch an Morgensternchen, dessen Rezi ich jetzt erst richtig wahrgenommen habe!)

    Hier nun sein letztes Buch. Es ist nicht sein bestes, aber es ist - natürlich- ein gut zu lesendes Buch. Manchmal versinkt er ein wenig in der Melancholie beim Erinnern an vergangene Zeiten und der Humor ist teilweise arg altersmild. Und so richtig innovativ ist das Buch auch nicht wirklich. Gernhardt hat es halt noch einmal gemacht und was er macht, das kann er. Und so kommt das Buch bei mir an: Einer, der weiß wie es geht, schreibt ein Buch mit Kurzgeschichten, damit man mal wieder was zu lesen hat. Und so hat man was kurzweiliges zu lesen. Mehr ist es nicht, aber das ist ja auch schon mal eine ganze Menge.
    Ideal für Zugfahrten.

    Den Namen habe ich oft gehört, doch muss gestehen, dass ich bisher nichts von ihm gelesen habe (ausser hier und da Aphoristisches?). Nun hältst Du dieses Buch nicht zu seinen Besten. Was würdest Du dem Schnupperer denn da empfehlen?

  • Vor allem seine Gedichtbände, hier vor allem "Wörtersee". Spitze sind auch seine Werke mit Bernstein und so. Ganz, ganz besonders "Die Wahrheit über Arnold Hau". "Die Toskana-Therapie" ist auch wirklich klasse.
    Übrigens kennt wohl jeder was von ihm, nur oft, ohne es zu wissen. Die Otto-Filme z.b. hat er zu einem großen Teil geschrieben. Die Titanic hat er mitbegründet. In meinem Regal nimmt er mehr als einenMeter ein.
    Der große "Welt im Spiegel" Sammelband (wahrscheinlich nur noch antiquarisch) ist eine stete Quelle der Freude.

  • Autobiographisch oder nicht-autobiographisch? :-k


    Darum gehts:
    »Ich Ich Ich« – schon der Titel deutet es an: In diesem Roman steht eine einzige Person im Mittelpunkt. Der Maler Robert G kann keine Ruhe mehr finden, flüchtet in die Toskana und widmet sich dort schreibend seiner tragikomischen Existenz. Mit viel Selbstironie hat Robert Gernhardt einen Künstlerroman verfasst, der zugleich eine brillante und bitterböse Satire auf den Kulturbetrieb ist. Ein Klassiker aus der spitzen Feder von Robert Gernhardt. - Amazon

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)



  • Ich werfe mal diesen Gedichtband als Empfehlung in die Runde.
    Dass Gernhard für die Titanic schrieb, konnte ich gar nicht recht glauben als ich vor Jahren erstmals seine Lyrik gelesen hatte. Die Titanic mag es ja mitunter sehr herb, Gernhard ist um einiges subtiler.

    Subtil? Auch, aber hier das ist auch von ihm:"Der Kragenbär der holt sich munter, einen nach dem andern runter." So richtig doll subtil ist das nicht, oder? Und die ganzen Sachen für Otto geschrieben sind ja wohl eher krachend. Aber genau das macht Gernhardt m.E. aus, dass er sich nicht festlegen lässt, dass er sehr viel zulässt. Offenheit nach allen Seiten.

  • Subtil? Auch, aber hier das ist auch von ihm:"Der Kragenbär der holt sich munter, einen nach dem andern runter." So richtig doll subtil ist das nicht, oder? Und die ganzen Sachen für Otto geschrieben sind ja wohl eher krachend. Aber genau das macht Gernhardt m.E. aus, dass er sich nicht festlegen lässt, dass er sehr viel zulässt. Offenheit nach allen Seiten.

    Selbst das Kragenbärgedicht finde ich im Vergleich zum Inhalt der "Titanic" subtil.
    Ich hatte mir vor längerer Zeit "Das Beste aus xy Jahren" zugelegt, ein Sammelband mit Beiträgen aus der Zeitschrift. Das war mir teilweise wirklich viel zu herb, so dass ich den Wälzer irgendwann ins öffentliche Bücherregal gebracht habe.

  • Goethe spielt Flöte
    auf Schiller sein Piller.
    Ist auch von ihm.
    Der schreckte vor gar nichts zurück, weder vor Plattheiten noch vor tiefen philosophischen Einsichten. Genau das machte ihn so besonders, seine Grenzenlosigkeit, seine Offenheit und auch seine Ehrlichkeit, denn die drastischen Sachen sind ja auch oft sehr ehrliche Sachen.
    Ich mag ja eben ganz besonders die Sachen, die er für Wims geschrieben hat.
    Sein Blick auf die Toskana, die ich ja auch recht gut kenne, ist für mich immer wieder ein Gewinn gewesen.