Orig.: BUDDHAS BARN - aus dem Norwegischen von Knut Krüger
National Geographic im MALIK Verlag
2. Auflage 2009, 512 Seiten + 4 Doppelseiten Farbfotos
Inhalt:
Die Reise beginnt im quirligen Hanoi und endet im sagenumwobenen Mandalay, tief in Birma. Dazwischen durchstreift Tor Farovik das unberührte Kambodscha und stattet der dienstältesten Monarchie der Welt, Thailand, einen Besuch ab – wachen Blicks spaziert er durch Buddhas Gärten, stöbert in deren Geschichte und erlebt Anekdoten, die jedes Land zu einem besonderen machen.
Wussten Sie, dass man in Hanoi an Neujahr die Feuerwerksgeräusche von CD abspielt? Tor Farovik erlebt es hautnah mit, als er zu Gast bei einem umtriebigen Professor das eher unheilvolle Jahr des Affen verabschiedet. Wie unheilvoll, das bekommt die 89-jährige Madame Noi zu spüren. Ihr kleines
Familienhotel, das sie seit der französischen Kolonialzeit betrieb, soll abgerissen werden. Es sei üble Nachrede, meint der Schwiegersohn,
dass Madame auch zur Ho-Chi-Minh-Zeit nur französisch sprechende Gäste bedient hätte. In Kambodscha, das im Vergleich zu Vietnam fast
menschenleer wirkt, spürt Farovik den Bruder des Diktators Pol Pot auf und macht Prinzessin Bopha seine Aufwartung, bevor er in Thailand der
blühenden Wirtschaft versteckter Mohnfelder im Goldenen Dreieck nachgeht und sich die vermutlich größte Samenbank der Welt im
Elefantenkrankenhaus von Lampang zeigen lässt. Eher gespenstische Stimmung herrscht in Birma. Dort wird im Dunst des Dschungels eine
moderne Metropole hochgezogen, die bald die eigentliche Hauptstadt Rangun ersetzen soll. Wie kein anderer versteht es der norwegische
Reisejournalist Farovik, historische Hintergründe mit den Geschichten der Menschen, die er vor Ort kennenlernt, zu verknüpfen. Sein enormer
Wissensfundus fließt schier beiläufig in einen Reisebericht ein, der vor Erzählfreude nur so strotzt. So prophezeit ihm abschließend eine
birmanische Wahrsagerin, dass er mit 98 Jahren aus der Rikscha fallen und sterben werde. Auf die Frage »Wo?« antwortet sie: »In Ihrem
Heimatland.« Dass es in Norwegen in 40 Jahren Rikschas geben wird, ist eine der vielen überraschenden Erkenntnisse dieses Buches .[Verlagstext]
Duch 4 südostasiatische Länder - Vietnam, Kambodscha, Thailand und Myanmar/Burma - anfangs des 21. Jahrhunderts, geht die Reise des
Norwegischen Journalisten und Historikers. Die Tour folgt keinem übergeordneten Plan, keinem Muster. Es wurden weder bemüht
exotisch-unbekannte Orte angelaufen noch werden typische touristische Ziele ausgespart. Es ist eine Reise, wie man sie sich während einer
vierteljährlichen Auszeit vorstellen könnte, so man weder reiner Backpacker noch Luxustourist ist.
Farovik lässt sich treiben und folgt seiner Neugier. Er trifft dabei auf viele Einheimische, lauscht ihren Geschichten und läßt sich nicht
selten davon zu weiteren Zielen inspirieren. So entsteht eine flüssige und abwechslungsreiche Fahrt durch diesen spannenden Winkel der Erde,
gespickt mit Geschichten und Anekdoten und stets eingebettet in den historischen Kontext.
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eigene Meinung:
Da ich in den letzten Jahren recht intensiv Südostasien und dabei 3 der 4 vorgestellten Länder bereist habe, lese ich natürlich ungemein gerne Berichte über diese wundervolle Region. Leider setzt damit der altvertraute Mechanismus ein, dass ein zunehmendes Mehr an Wissen auch ein deutliches Weniger an Überraschung bereit hält, mit anderen Worten: es fällt schwer, noch begeistert zu werden.
Dem Norweger Tor Farovik, immerhin Historiker, Journalist und mehrfacher Reisebuchschreiber, geht das offenbar ähnlich, so dass er gar
nicht erst den Versuch unternimmt, die x-te abgenudelte Abenteuer- Erweckungs- oder Spaßreise zu unternehmen, sondern beschließt, sich den
Ländern durch Gesprächen mit Einheimischen zu nähern, mit ihren Geschichten und Erfahrungen. Und diese Erfahrungen sind in Vietnam
überschattet vom Krieg, in Kambodscha getränkt von den Greueltaten der Khmer Rouge und in Thailand beseelt vom Raubbau an der Natur. Es sind
oft eindrückliche, nachdenklich machende Geschichten, die Farovik erfährt, aber daraus wurde dennoch kein trauriger Betroffenheitsbericht. Ich verstehe nicht, wie der kluge Erzähler Farovik, das hinbekommt, aber mindestens Hoffnung schwebt über allem.
Besonders gespannt war ich auf den letzten Teil seiner Reise: Myanmar bzw. Burma, wie das Land in der englischsprachigen Welt immer noch
genannt wird, denn erst bis vor einem Monat habe ich es bereist. Hier findet Farovik keine bereitwilligen und offenen Erzähler, zu sehr herrscht die Angst vor der Militärjunta, die das Land und seine Menschen unterdrückt. So bleibt es bei Beschreibungen von Rangoon (jetzt Yangon), einer Fußfahrt
entlang des Irrawaddy nach Bangan, der Ebene der tausend Pagoden:
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Am Ende nimmt Farovik in Mingun, eine Schiffsstunde entfernt von Mandalay, an einem Ordinationsritual junger Mönche beim Eintritt ins Kloster teil und endet folgerichtig:
"Entlaßt den Kandidaten aus seinem Zustand der Sünde und
Unvollkommenheit und nehmt ihn als ordinierten Mönch in eure
Gemeinschaft aus."
Ein ganz wundersames, weil unprätentiöses und kluges Buch. Gerade wem Politik zu trocken, Geschichte zu Realitätsfern und Reiseberichte zu
langweilig sind, wird hier seine Freude haben, denn all das und noch viel mehr weiß der Autor in unaufgeregtem aber enorm wissenswerten Ton
interessant darzustellen. Deshalb: ein prima Reisebegleiter in diese Länder, aber auch eine großartige Möglichkeit, sich vom eigenen
Lesesessel aus in diese fernen Länder hineinzuträumen. Empfehlung!
** khop khun **
[Fotos: Myanmar 03/2011/privat]