Vikas Swarup - Immer wieder Gandhi / Six Suspects

  • Originaltitel: Six Suspects



    Kurzbeschreibung (Amazon)
    Vom Autor des Bestsellers "Rupien! Rupien!"
    Vicky Rai, kaltblütiger Sohn des indischen Innenministers und selbst ein erfolgreicher und korrupter Unternehmer, ist erschossen worden, und das auf einem Fest, das er zur Feier seiner Freilassung schmeißt. Er stand unter Mordanklage, nachdem er das Barmädchen Ruby Gill getötet hatte: Ruby hatte sich geweigert, ihm nach der Sperrstunde noch einen Drink zu servieren. Die Öffentlichkeit ist empört über Vicky Rais Machenschaften und fordert Gerechtigkeit. Sechs Personen auf der Party haben eine Pistole und könnten ihn umgebracht haben, alle sechs hatten aufgrund der aberwitzigsten Geschichten mit Vicky Rai Kontakt. Warum sie ihn kannten, wie sie Gäste der Party wurden und warum sie ein Interesse an Vickys Tod hatten, das erzählt Vikas Swarup dem staunenden Leser auf seine unnachahmliche Weise. Ein Feuerwerk an Ideen, ein Plot, der Kapriolen schlägt! - Der Film "Slumdog Millionär" nach dem Roman "Rupien! Rupien!" erhielt 8 Oscars - "Rupien! Rupien!" wurde in 30 Sprachen übersetzt.


    Klappentext
    Ein Toter, sechs Verdächtige - wer kannte wen, warum waren sie gemeinsam auf einer Party und wer erschoss Vicky Rai? Ein Krimi, der in die bunte Welt Indiens entführt und in dem jede Sekunde eine neue Unglaublichkeit pasiert.



    Meine Meinung
    Vicky Rai, ein korrupter Unternehmer und Sohn eines noch korrupteren Politikers wird des Mordes an einem Barmädchen freigesprochen. Obwohl es mehr als 50 Augenzeugen gab.
    Und diesen Freispruch feiert mit er einer rauschenden Party. Doch genau auf dieser Party wird er ermordet. Bei sechs der Anwesenden findet die Polizei eine Waffe: Eine Schauspielerin aus Bollywood, der Vater des Getöteten, ein Stammesangehöriger von den Andamanen, ein Dieb, ein Politiker und ein amerikanischer Tourist.
    Doch wer der von den sechs hat Vicky Rai getötet? Einen Grund hatten sie alle. Doch wie kam es überhaupt, das sechs so unterschiedliche Menschen auf der Feier waren?


    Der Aufbau der Romans ist etwas ungewöhnlich. Den Anfang macht ein Journalist mit einem Beitrag, in dem ankündigt, das er den Mörder finden will. Danach beginnt der eigentliche Roman. Jeweils aus Sicht einer der Personen wird in einzelnen Kapiteln erzählt, wie sie zu Vicky Rai standen und warum sie ein Motiv hatten.
    Teilweise wird das in Ich-Form erzählt, beim Stammesangehörigen ist es dagegen ein neutraler Erzähler. Besonders kompliziert ist es beim Vater von Vicky Rai, denn hier werden Seitenweise die unterschiedlichsten Telefongespräche wiedergegeben - sonst nichts. Gerade den Teil muss man recht aufmerksam lesen, weil die Vielzahl an Namen, mit denen Jagannath Rai telefoniert, etwas verwirrend ist.


    Auch wenn in dem Klappentext von einem "Krimi" erzählt wird, ist das Buch in meinem Augen kein Krimi. Stattdessen wird aus dem Leben der unterschiedlichsten Personen erzählt, die nichts miteinander gemeinsam haben. Teilweise war es mir ein bisschen zu schwarz-weiß gehalten, vor allem bei Larry, dem amerikanischen Touristen. Der ist teilweise so doof einfach strukturiert, das es mir schon fast körperlich wehtat. Auch Shabnam, die Schauspielerin, handelt teilweise mehr als nur ein bisschen naiv. Und ich glaube einfach nicht, das eine Schauspielerin in Bollywood, die sich von einem kleinen Dorfmädchen zum Star hochgearbeitet hat, so naiv ist.
    Ich war noch nie in Indien, aber manches kam mir einfach zu übertrieben, zu märchenhaft vor. Und warum hier auch noch die Al Kaida mitspielen muss, weiß ich auch nicht. Im Gegensatz zu "Rupien! Rupien!" (verfilmt unter dem Titel "Slumdog Millionair"), das doch ein irgendwie versöhnliches Ende hatte, bleibt einem bei diesem Buch eher das Lachen im Hals stecken.
    Gleichzeitig habe ich das Buch aber auch sehr gerne gelesen. Wegen dieser Kritik gibt es aber Punktabzug.


    Das Cover, das man für das Taschenbuch gewählt hat, finde ich sehr schön. Mir gefallen die grellen Farben in dem Fall gut. Den Titel finde ich allerdings nicht so toll, da wäre eine 1:1 Übersetzung des englischen Titels besser gewesen. Denn Gandhi hat in dem Buch eher eine winzige Nebenrolle. Aber wahrscheinlich klang "Sechs Verdächtige" für den Verlag nicht indisch genug.
    :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5:



    Über den Autor (Amazon)
    Vikas Swarup, 1963 geboren in Allahabad, studierte dort Geschichte, Psychologie und Philosophie. Seit 1987 als Diplomat in der Türkei, den USA, Äthiopien, England und Pretoria, seit 2009 Generalkonsul in Osaka. 2006 erschien sein Roman "Rupien! Rupien!", der in zahlreiche Länder verkauft, von Danny Boyle verfilmt und rasch zum internationalen Bestseller wurde.

  • Danke, Hermia, auf eine Rezension dieses Buches warte ich schon sehr lange. :wink: "Rupien! Rupien!" hat mich total begeistert und auch "Immer wieder Ghandi" klang vom Klappentext her so interessant, dass ich das Buch ganz oben auf meine Wunschliste gesetzt habe. Deine Rezension hört sich insgesamt ja auch begeistert an und ich denke, dass ich das Buch bald lesen werde. Mir gefällt vor allem die Idee, wie das Buch aufgebaut ist, mit den sechs Verdächtigen und ihren eigenen Geschichten. :thumleft:


    Soll dieses Buch eigentlich auch verfilmt werden? "Slumdog Millionaire" müsste ich mir eigentlich auch mal anschauen... :-k

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Danke, Hermia, auf eine Rezension dieses Buches warte ich schon sehr lange. :wink:

    Ich auch, aber da keine kam, habe ich mich eben selbst geopfert. :loool: "Rupien! Rupien" fand ich auch sehr gut, alleine schon deswegen war ich sehr gespannt auf das neue Buch.


    Von einer Verfilmung ist mir nichts bekannt (und dem Slumdog habe ich auch noch nicht gesehen).

  • Das Buch bedient zwar jedes Klischee, das man über Indien kennt, weil aber der Autor selbst Inder ist, scheint vieles von dem, wie Indien hierzulande gesehen wird, wahr zu sein: Die Korruption und Verstrickung zwischen Politik und Wirtschaft (aber: gibt es überhaupt noch ein Land auf der Welt, für das diese Verflechtung nicht zutrifft?), das Chaos und der Krach in den Städten, die unüberwindliche Kluft zwischen den Kasten, die religiösen Feste, die Gewalt gegen Arme und Mitglieder niedriger Kasten, das Katzenbuckeln vor Reichen und hohen Kasten, die Verständnisprobleme wegen so vieler unterschiedlicher Sprachen, die "alltäglichen" Verbrechen wie Diebstahl, Betrug oder Körperverletzung, die Geringschätzung von Umwelt und Lebewesen aller Art, ...


    Ein fesselndes, ein buntes und lebhaftes Buch. Dass es mich nicht so berührte wie "Rupien! Rupien!", hat mir wieder gezeigt, wie wichtig ein Protagonist sein kann. Während dort Ram im Mittelpunkt der Handlung steht, werden hier sechs und mehr Personen eingeführt, die im Mittelpunkt stehen - sie alle Verdächtige, die den Mord an dem reichen, skrupellosen und selbstgefälligen Viky Rai begangen haben könnten. Sechs Motive, sechs Lebensläufe, sechs günstige Gelegenheiten. Sowohl in der Ich-Form erzählt als auch aus der personalen Perspektive. Von denen eigentlich nur Ektai, ein schwarzer Eingeborener aus Jharkland, dem Leser richtig nahe kommt. Alle anderen sind in merkwürdige / verbrecherische / betrügerische Machenschaften verwickelt.


    Das Ende lässt keine Frage offen, auch wenn es sehr verwirrend zugeht. Ehe der wahre Täter feststeht und ehe eine Art poetischer Gerechtigkeit über alle Beteiligten ausgeschüttet wird, muss man einen schmerzlichen Abschied hinnehmen.


    Womit der Verlag seinen deutschen Lesern einen großen Gefallen getan hätte: Ein Personenverzeichnis mit Namen und Beziehungen. Denn die indischen Namen lassen sich schwer behalten und schwer voneinander trennen.

    Bücher sind auch Lebensmittel (Martin Walser)


    Wenn du einen Garten und eine Bibliothek hast, wird es dir an nichts fehlen. (Cicero)