Kurzbeschreibung von Amazon.de:
Eine verstümmelte Frauenleiche wird ans Havelufer geschwemmt, und Hauptkommissar Julius Kern steht vor einer neuen Herausforderung: Siebzehn Frauen hat der so genannte Schläfenmörder bereits getötet, und die Opfer haben nur eines gemeinsam – eine Schlagwunde an der rechten Schläfe. Inmitten der schwierigen Ermittlungen erhält Kern einen anonymen Brief von einem alten Bekannten: Tassilo Michaelis, freigesprochener Massenmörder und Kerns Erzfeind, scheint Informationen zu besitzen, die Kern auf die Fährte des Schläfenmörders führen könnten. Doch er verlangt dafür einen hohen Preis …
Über den Autor (kopiert von www.vincent-kliesch.de):
Vincent Kliesch wurde in Berlin geboren. Bereits im Grundschulalter gewann er Preise bei Geschichtenwettbewerben für Kinder und schrieb Krimis und Gruselgeschichten, die er seinen Mitschülern auf Klassenfahrten vorlas. Mit siebzehn Jahren gewann er bei einem Literaturwettbewerb des Berliner Senats und schrieb zudem mehrere Jahre lang regelmäßig die Kolumne für die Zeitung des Berliner Vereins hIghQ e.V. Nachdem er sich seit 2003 hauptsächlich dem Schreiben von Texten für seine Comedy-Programme gewidmet hatte, begann er 2008 schließlich, an seinem Debut als Thrillerautor zu arbeiten.
Handlung:
Am Ufer der Havel wird eine in zwei Teile zersägte Frauenleiche angespült. Alles deutet darauf hin, dass dies das 17. Opfer des sogenannten „Schläfenmörders“ war, eines Serienkillers, der seit vielen Jahren in ganz Deutschland sein Unwesen treibt. Seine Opfer sind ausschließlich Frauen, ein Schlag mit einem Hammer gegen die Schläfe ist sein Markenzeichen, aber meistens nicht die Todesursache: Für jedes der bedauernswerten Opfer hat er danach eine andere Grausamkeit parat: Feuer, Wasser, Nägel, ein Sturz vom Hochhaus…Er geht sehr sorgfältig vor und hat bisher kaum etwas hinterlassen, das für die Ermittlungen einen Nutzen haben könnte. Doch jetzt hat er sich ins Reich des mittlerweile wieder vollständig beim Berliner LKA tätigen Hauptkommissars Julius Kern gewagt. Mit seiner eigenwilligen Art zu ermitteln und sich in den Kopf eines Killers hineinzuversetzen nimmt Kern, mit Unterstützung von Eva Fuchs, einer Fallanalytikerin aus München, die Verfolgung auf. Und wieder scheint Julius Kern Hilfe von seinem Intimfeind, dem zwar freigesprochenen, aber doch als Serienkiller bekannt gewordenen Tassilo Michaelis, zu bekommen.
Meine Meinung:
Das zweite Buch über den Ermittler Julius Kern hat mich wieder von Anfang an gefesselt. Aber war es im Vorgänger "Die Reinheit des Todes" nur der erste Teil, der uneingeschränkt Begeisterungsstürme bei mir hervorrufen konnte, da ich kleine Schwächen festmachen konnte, hat in "Der Todeszauberer" von vorne bis hinten alles gestimmt.
Der Fall um den "Schläfenmörder" genannten Serienkiller, der ungeheuer brutal, aber gleichzeitig sehr vorsichtig zu Werke geht, war sehr interessant. Wie im Vorgänger wird man als Leser relativ früh mit dem Täter bekannt gemacht und wusste somit mit wem man es zu tun hat. Der Spannung tat dies allerdings keinen Abbruch. Im Gegenteil: Vincent Kliesch bringt uns den Lebenslauf des Killers näher und geht mit uns weit zurück in dessen Kindheit um seine Beweggründe für die vielen Morde nachvollziehen zu können. Wir tauchen ein in die Welt der Zauberei, der Magier und gerade diese Welt war es, die dem Buch einen besonderen Kick gegeben hat. Auch über den Alltag in einem kurz vor dem Ruin stehenden Varieté-Theaters erfahren wir so einiges und auch diese Abschnitte waren richtig gut. Sie übertrugen eine melancholische Atmosphäre auf mich und die auf gewisse Weise altbacken wirkende und vom Glanz der Vergangenheit lebende Stimmung wurde vom Autor hervorragend dargestellt.
Der Ermittler Julius Kern, dessen Privatleben sich mittlerweile scheinbar etwas beruhigt hat, ist eine beeindruckende Person. Obwohl es für mich schwierig ist, ihm spezielle Charaktereigenschaften zuzuordnen, hat er doch eine Menge Charisma und er ist eine sehr greifbare und realistisch wirkende Person. Seine Art zu ermitteln, nämlich sich genau in den Kopf des Täters zu versetzen, ist in Thriller nicht unbedingt neu. Aber die Intensität, mit der Julius Kern vorgeht, kann einem selbst als abgebrühten Leser über Gewalttaten eine Gänsehaut versetzen, z.B. wenn er mit einem Hammer auf Wassermelonen eindrischt um zu erleben, was der Täter mit den Köpfen seiner Opfer darstellt.
War das eher lauwarme Motiv des Killers aus seinem Debutroman noch einer meiner Kritikpunkte, fand ich es dieses Mal schon viel stimmiger. Die Beweggründe an sich waren zwar nicht wirklich außergewöhnlich, aber das Zaubereiumfeld und die Erlebnisse des Mörders in seiner Kindheit haben es trotzdem zu etwas Besonderem gemacht.
Richtig klasse fand ich auch die "Zusammenarbeit" mit Kerns Intimfeind Tassilo Michaelis. Der freigesprochene Serienkiller trägt einen nicht unbeträchtlichen Teil zum Verlauf dieser Geschichte bei. Die Idee, dass zwei völlig gegensätzliche Seiten gezwungenermaßen zusammenarbeiten gefiel mir schon immer gut und erinnert in gewisser Weise an "Das Schweigen der Lämmer". Klar ist natürlich, dass keiner der beiden Seiten der anderen etwas kostenlos oder aus Nächstenliebe geben will, was ein wunderbares Katz-und-Maus-Spiel ergibt und in einem atemlosen Showdown endet.
Wie ich vor Kurzem gelesen habe, soll diese Reihe wohl eine Trilogie werden. Einerseits begrüßenswert, dass nicht jeder Autor eine Endlos-Krimiserie startet, aber andererseits finde ich es auch schade, dass es vermutlich nur noch ein Buch um Julius Kern geben wird. Ich bin schon jetzt wahnsinnig gespannt wie es weitergeht und inwiefern Tassilo Michaelis wieder ein Wörtchen mitzureden hat.
Für einen spannenden und intensiven Thriller gebe ich fast die Höchstwertung: .