Celia Friedman - Die Seelenzauberin / Wings of Wrath

  • Kurzmeinung

    Divina
    Durch die vielen Handlungsstränge war es schwer, sich in die Personen hineinzuversetzen. Cliffhanger am Ende.
  • englischer Originaltitel: Wings of Wrath
    2. Teil der Magister-Trilogie (Dark Fantasy)



    Klappentext :
    Es ist eine Welt, in der Seelen das wertvollste Gut sind und die Ausübung von Magie das Leben kostet. Es ist eine Welt der Rache, des Verrats und der dunklen Zauber. Eine Welt, in der die junge Magierin Kamala gegen übermächtige Gegner aus uralter Zeit antreten muss.
    Einst opferte sich Prinz Andovan Aurelius, um sein Land zu retten. Die junge Zauberin Kamala verlor dabei ihren Liebsten und fast auch ihr Leben. Nun ist es an der Zeit, einen neuen König zu krönen. Doch dieser ist nicht bereit, seinen Prinzipien untreu zu werden – auch nicht um sein Königreich zu retten, das vor dem größten Kampf aller Zeiten steht. Denn die erbarmungslosen Seelenfresser verbreiten Angst und Schrecken. Die Lyr sind die letzte Rettung, aber sie sind noch nicht bereit… Gibt es Hoffnung für Kamala und ihre Welt?


    Im zweiten Teil ihrer Trilogie nimmt sich Celia Friedman die Freiheit, die aus dem ersten Teil bekannte Weltordnung, die bisher das Handeln der Charaktere bestimmte, gründlich zu kippen. Dieser Umsturz bringt erst einmal vor allem den Halb-Lyr Rhys seelisch schwer ins Taumeln. Er gehört aufgrund seiner Abstammung zu den Lyr, die für den Kampf mit den zerstörerischen geflügelten Seelenfressern mit besonderen (aber sehr mysteriösen) Fähigkeiten ausgestattet sind und ihr ganzes Leben darauf ausrichten, zum gegebenen Zeitpunkt ihre heilige Aufgabe zu erfüllen. Neben Rhys ist Kamala eine der ersten, die erfährt, was wirklich hinter dem Mythos des Heiligen Zornes steckt, eines mächtigen Schutzzaubers, der die Welt vor dem Eindringen der Seelenfresser bewahren soll.
    Kamala´s Ziel ist es, ihren wahren Status als Magister zu verbergen, weshalb sie sich als harmlose Hexe ausgibt. Würden die anderen, durch die Bank männlichen, Magister die Wahrheit erfahren, wären Kamala´s Tage wohl gezählt. Insbesondere, da sie eine der wichtigsten Regeln gebrochen hat, indem sie einen anderen Magister getötet hat. Auch wenn es nur ein Unfall war, wer würde ihr das schon glauben? So nimmt sie sich vor, ihr exklusives Wissen, das sie sich auf ihrer Expedition mit Rhys aneignen will, später dahingehend zu nutzen, sich gewisse Vorteile zu erkaufen, um ihren Stand in dieser feindlichen Magister-Gesellschaft zu festigen.


    Doch der Magister Colivar ahnt bereits, was sich hinter Kamala´s Maskerade verbirgt. Er hält jedoch sein Wissen noch zurück und ist primär damit beschäftigt, den Hintergründen der sich dramatisch abzeichnenden Seelenfresser-Bedrohung auf die Spur zu kommen. Der Leser weiß bisher, dass Colivar mehr Kenntnisse über die grauenvollen Bestien hat, als jeder andere. Allerdings erfährt man in diesem Band immer noch nicht, aus welchen früheren Erfahrungen dieses Wissen stammt. Es müssen auf jeden Fall sehr unangenehme Erlebnisse gewesen sein. Es bleibt also spannend.


    Zum Ende hin nimmt die Geschichte sehr an Tempo zu. Sowohl Rhys als auch seine königliche Schwester Gwynofar müssen sehr schmerzliche und endgültige Opfer bringen, um ihrer Aufgabe als Lyr gerecht zu werden.
    Die Hexenkönigin Siderea, die ebenfalls bereits aus dem ersten Teil bekannt ist, findet einen drastischen Weg aus ihrer persönlichen Misere. Magiewirken bedeutet bei den Hexen, dass ihr eigenes Seelenfeuer reduziert wird, und das ist bei Siderea unmittelbar der Fall. Sie erhält Hilfe von unerwarteter Seite und es bleibt ihr nichts anderes übrig, als den gefährlichen Vorschlag anzunehmen, der ihr dargeboten wird. Siderea hat sich zu einer äußerst wichtigen und gefährlichen Figur entwickelt, die mit Sicherheit im nächsten Band eine große Rolle spielen wird.


    Ohne zuviel verraten zu wollen, kann man sagen, dass in diesem Band zwar ein Etappensieg errungen wurde, leider in Verbindung mit erheblichen Verlusten, aber immerhin, doch die große Bedrohung bleibt bestehen und wird immer konkreter.



    Eigene Meinung:


    Mir hat die Fortsetzung genau so gut gefallen wie der erste Band!
    Ich mag den Schreibstil von Celia Friedman sehr gerne, weil sie es versteht, die jeweiligen Perspektiven der verschiedenen Charaktere so einleuchtend zu schildern, dass man deren Beweggründe absolut verstehen kann, obwohl die Handlungen der Figuren oftmals nicht gerade „nett“ sind. Die meisten Hauptakteure sind weiterhin nicht eindeutig „gut“ oder „böse“ und trotzdem war mir niemand gänzlich unsympathisch. Nur Rhys und Gwynofar sind typische „Gutmenschen“, aber die beiden sind schließlich auch fast schon heilige Lyr. Deshalb geht das schon in Ordnung so. :wink:


    Was mich außerdem sehr beeindruckt hat, sind die Szenen, in denen die Verbindung zwischen den animalischen Seelenfressern und (anfangs) normalen Menschen beschrieben ist. Ich kann leider nicht ins Detail gehen, weil sonst eine Überraschung verloren ginge. Diese Passagen sind sehr sinnlich und faszinierend beschrieben und geben der Geschichte eine weitere interessante Dimension.
    Neben den bereits bekannten Hauptfiguren aus dem ersten Teil, trifft man auch bisher unbekannte Personen, die ihren eigenen Werdegang/Hintergrund haben und die der Story neue Facetten geben.


    Ach ja, der Piper-Verlag konnte es sich nicht verkneifen, auf dem Buchrücken folgendes zu vermerken:
    “Dunkle Magie für alle Fans von Trudi Canavan“. Ich weise mal lieber noch mal darauf hin, dass es zwar Dunkle Magie gibt und das nicht zu knapp, aber mit der Gilde der Schwarzen Magier von Trudi Canavan hat Celia Friedman`s Reihe wenig gemeinsam. Die Magister-Trilogie ist viel düsterer und Kamala könnte bestenfalls die ältere und gefährlichere Schwester von Sonea sein. Und von Romanzen keine Spur, obwohl es schon „Begegnungen“ gibt, nur spielen diese keine große Rolle.


    Was mir überhaupt nicht gefallen hat: Wenn sich die Autorin im Nachwort schon für die Mithilfe bei der Erstellung der Karte bedankt, dann sollte der deutsche Verlag diese auch bitteschön ins Buch integrieren! Aber das kann man nicht dem Roman an sich ankreiden.
    Man kann sich die Karte zwar auf Frau Friedman´s Homepage anschauen, aber so was ärgert mich.


    Von mir gibt es :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung

  • Soviel schon mal vorab: "Die Seelenzauberin" war für mich wohl eine der größten Enttäuschunen der letzten Zeit.


    Fand ich den ersten Teil "Die Seelenjägerin" noch richtig klasse und habe 4 Sterne mit Tendenz nach oben gegeben, kam im zweiten Teil schnell die Ernüchterung. Leider reiht sich eine langatmige Passage an die andere und ich denke, es spricht für sich, dass die meiner Meinung nach beste Szene die bei einer Versammlung war. Ein viel zu großer Teil des Buches dreht sich um Kriegspläne und -taktiken, was mich sehr gelangweilt hat. Vom gemeinen Volk und was in der anfangs noch so interessanten Welt vor sich geht, bekommt man gar nichts mit. Vielmehr liegt das Augenmerk auf 6-7 Personen, die entweder alleine oder mit einer kleinen Gruppe umherziehen. Es herrscht eine sehr angespannte Zeit, in der wir uns befinden, aber leider bekam man davon überhaupt nichts mit, da man sich entweder in der Wildnis oder in einem Königshaus befand.


    Der tolle Charakter der Kamala gerät dabei völlig in den Hintergrund. Habe ich im Vorgänger noch von dieser Person und ihren Ecken und Kanten geschwärmt, ist sie mittlerweile zu einem Gutmenschen verkommen. Ich konnte ihre ganze Entwicklung überhaupt nicht mehr nachvollziehen, denn komischerweise hat sie einen Riesensprung von Unsicherheit zu einer selbstbewussten Frau und perfekten Magisterin gemacht. Ich dachte schon fast ob ich wohl ein Buch verpasst habe. Dazu kommt auch noch, dass es mir fast so vorkam, dass Celia Friedman überhaupt keine Ahnung mehr hatte, was sie mit Kamala machen sollte. Sie ist zu einem netten Beiwerk geworden und ich gehe fast soweit, zu sagen, dass ihr Dasein für den Verlauf der Geschichte unnötig gewesen wäre.


    novelista: Leider funktioniert die Zitierfunktion momentan nicht. Zum Thema "Seelenfresser": Dich hat es sehr beeindruckt, für mich allerdings hat die Entwicklung dieser Wesen einen Großteil des Mythos' dieser Trilogie genommen:


    Wirklich sehr schade, welchen Verlauf diese so vielversprechende Trilogie genommen hat, die ich vermutlich nicht zu Ende lesen werde. Leider kann ich "Die Seelenzauberin" nicht einmal mehr als mittelmäßig bezeichnen, da ich mich teilweise regelrecht quälen musste, weiterzulesen. Dies in Verbindung mit dem unbefriedigenden Handlungsverlauf ergibt nicht mehr als: :bewertung1von5: :bewertung1von5:

  • Schade, dass du mit der Fortsetzung nichts anfangen konntest, Kapo.


    Die Passagen über die Ausarbeitung der Taktiken der verschiedenen Grüppchen fand ich jetzt auch nicht so berauschend, aber ich meine, dass der Schwerpunkt der Geschichte eigentlich auf der Enttarnung des Mythos des Heiligen Zornes liegt bzw. wie diese Veränderung sich auf bestimmte Personen auswirkt, wie sie damit umgehen und überlegen, ob man dieses neugewonnene Wissen weiter verbreiten sollte. Ich fand es schon ganz gut, dass der Mittelband der Trilogie einen radikalen Umbruch im akzeptierten Weltbild der Leute behandelt.
    Dass die verschiedenen Gruppen entweder auf Reisen oder bei Hofe stationiert waren, hat mich nicht gestört.
    Die Erlebnisse des "gemeinen Volkes" habe ich dabei nicht vermisst. Zumal mit den neu eingeführten Seelenfresser-Reitern/-Verbündeten eine neue Perspektive eröffnet wird, die meiner Meinung nach sehr fesselnd beschrieben wird und frischen Wind in die Story bringt.


    Was Kamala´s Rolle im Buch betrifft, gebe ich dir insofern Recht, dass sie mit Sicherheit nicht die Hauptrolle im Geschehen bekleidet. Das hat mich aber auch nicht so stark irritiert wie dich. Zum Gutmenschen ist sie allerdings nicht mutiert, das habe ich anders empfunden. Sie empfindet nicht wirklich Mitgefühl mit anderen, und sei deren Schicksal noch so erbarmungswürdig und ist nach wie vor sehr berechnend und auf ihren Vorteil bedacht. Als perfekte Magisterin sehe ich sie eigentlich bis jetzt noch nicht, obwohl sie schon sehr viel sicherer geworden ist im Umgang mit ihren Fähigkeiten.


    Na ja, ich finde mittlerweile Siderea, Colivar und die Seelenfresser-Verbündeten spannender als Kamala. :wink:


    Zu den Seelenfressern und deren Beziehung zu den Menschen/Siderea:
    Da gehen unsere Meinung aber sehr weit auseinander. :mrgreen:

    Oder erinnere ich mich bloß nicht mehr an bestimmte Szenen? Hilf mir mal bitte.

  • aber ich meine, dass der Schwerpunkt der Geschichte eigentlich auf der Enttarnung des Mythos des Heiligen Zornes liegt

    Das ist richtig. Die seltsamen Speere, deren genaue Herkunft, die Auswirkungen usw. haben mich ja eigentlich im ersten Teil sehr interessiert und die Autorin hatte mit diesem Thema meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Aber wie es nun aufgelöst wurde, fand ich das relativ unspannend und einfallslos. Meine Reaktion war eher ein "Ach so" als ein "Wow". :wink:

    Dass die verschiedenen Gruppen entweder auf Reisen oder bei Hofe stationiert waren, hat mich nicht gestört.

    Das stört mich im Normalfall auch nicht, denn das gehört schließlich auch zu einem guten High-Fantasy-Buch. Nur hier wollte die Autorin einen Eindruck vom Umbruch in der Welt vermitteln, der aber bei mir nicht rüberkam, weil eben nur von den Hauptpersonen die Rede war und man nichts weiter mitbekam. "Stell Dir vor, es ist Weltuntergang und keiner geht hin" hätte ich mir fast gedacht. :wink:


    Zu den Seelenfressern:


  • Am besten setze ich alles auf Spoiler-Modus:



    Zitieren im Spoilerbereich geht wohl nicht? Oder mache ich was falsch?

  • novelista: Zitieren im Spoiler schaffe ich auch nie. Glaube, das geht nicht. :-k
    Ich sehe schon, wir kommen mit unseren Meinungen nicht so recht zusammen. Aber da stehe ich sowohl hier im Büchertreff als auch bei den Amazon-Bewertungen recht alleine da. :wink: Ich glaube eher nicht, dass ich weiterlesen werde, denn die Richtung, die das Buch jetzt genommen hat, ist sicherlich nicht mehr zu ändern und ich denke, die Handlung wird, wie Du ja auch meinst, noch stärker in die Richtung ausgebaut werden.

  • Kamela reist in den Norden, um Informationen zu erhalten, die ihr im Zweifelsfalle eine Möglichkeit gegen die Magister geben. Im Norden hielt der Fluch des Heiligen Zorns die Seelenfresser zurück, verändert allerdings auch die Magie. Kamela hofft, dass nützliche Informationen genug Wert für die Magister haben, um ihr Verbrechen nicht zu bestrafen.
    Sie trifft auf Rhys, den Halbbruder der Großkönigin. Er sieht ihrem Geliebten sehr ähnlich. Kamela will ihm helfen, als er in Gefahr gerät, und so reisen sie beide zusammen weiter zum Heiligen Zorn, um herauszufinden, wie die Seelenfresser die Barriere überwinden konnten. Dabei entdecken sie ein düsteres Geheimnis, dass Rhys jeglichen Glauben anzweifeln lässt.


    Der zweite Band ist dem ersten von der Geschichte her sehr ähnlich. Kamela reist alleine, trifft knackigen Kerl, verliebt sich, hilft ihm und muss sich vor den Magistern hüten. Allerdings erhält man endlich ein bisschen Einblick darin, was es mit dem heiligen Zorn und dem Lyr-Erbe auf sich hat. Die ganz großen Fragen, wie die Herkunft der Ikati, ihre Bündnisse und auch die "dunklen Geheimnisse" der Magister und Colivars Herkunft, werden zwar immer wieder angesprochen, aber dann heißt es nur "er konnte es nicht offenbaren" oder so. Etws nervend, wenn sich so was dauernd wiederholt. In der Beziehung war auch die Beschreibung eines "wahren Magisters" sehr repetitiv. Immer wieder heißt es "nur wer das Leben eines Menschen für das Abkühlen seines Tees benutzt", "wer ein Menschenleben opfert um ein Hemd zu reinigen" etc sei ein wahrer Magister. Ein- oder zweimal wäre es okay, aber solche Beispiele wurden andauernd genannt. Spätestens beim dritten Mal hat man es begriffen.
    Die Magister spielen mal wieder ihr eigenes Spiel, jetzt mischen auch andere wie die Hexenkönigin mit. Kamela, die eigentlich als starker und unabhängiger Charakter beschrieben wird, weiß im Grunde genommen gar nicht, was sie tut, und lässt sich mehr oder weniger von anderen herumkommandieren, wobei sie sich selbst einredet, dass sie jederzeit frei entscheiden könne. Diese Diskrepanz zwischen dem Fließtext und dem, was wirklich passierte, war schon störend. Alles in allem war der Roman aber flüssig zu lesen, und die paar kurzen Einblicke in die Gesellschaft der Ikati waren faszinierend. Ich hoffe, im Abschlussband werden dann alle offenen Fragen beantwortet. Ich gebe 3,5 von 5 Punkten.

  • Okay, die Meinungen zu diesem Buch gehen ja doch recht weit auseinander. Als ich novelistas Rezension gelesen habe, dachte ich 'Wow, was für eine Geschichte, nichts wie auf die Wunschliste damit'. Kapos negative Kritik hat mir da zwar ein bisschen den Wind aus den Flügeln genommen, aber ich finde dennoch, dass es sehr interessant klingt.


    Ich werde mir also selbst ein Bild machen und setz jetzt erstmal Band 1 auf meine WuLi.


    Danke auf jeden Fall für eure Rezensionen, Kapo und novelista. :)

    Unter dem Fell einer Katze

    lebt eine der freiesten Seelen der Welt.

    (Claudine Delville)