Ryan David Jahn: Ein Akt der Gewalt

  • Inhalt:
    Sie kommt in den frühen Morgenstunden von der Arbeit in einer Bar nach Hause und will nur noch in die Badewanne. Doch nachdem sie den Wagen vor ihrem Wohnblock geparkt hat und nur noch wenige Meter von ihrer Wohnungstür entfernt ist, sieht Kat den Fremden plötzlich. Da steht er und raucht – und er hat ein rostiges Messer in der Hand, mit dem er nun auf sie losgeht. Einfach so. Sie hat ihm nichts getan – kennt sie nicht einmal. Kat schreit und fleht um Hilfe – und ihre Nachbarn stehen hinter erleuchteten Wohnungsfenstern, sehen zu ihr herunter und tun nichts.
    Sie sind alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt, gefangen in ihren eigenen Sorgen. Patrick, der sich nicht traut, seiner todkranken Mutter zu sagen, dass er einen Musterungsbefehl bekommen hat. Larry, der seine Frau betrügt und nun fürchten muss, dass sie ihn verlässt. Peter, der glaubt, sich in die Frau seines Freundes verliebt zu haben. Thomas, der jahrelang alle belogen hat, und der sich nun mit der Frage, ob das Weiterleben sich überhaupt lohnt, konfrontiert sieht. Und dann sind da noch Erin und ihr Mann Frank, ein Schwarzer, der Kat noch begegnet, bevor sie überfallen wird. Frank selbst wird in dieser Nacht mit schrecklichen Ereignissen konfrontiert, die gar nichts mit dem zu tun haben, was Kat geschieht, die aber nicht weniger erschreckend sind…


    Meine Meinung:
    „Ein Akt der Gewalt“ ist das schonungsloseste Buch, das ich in den letzten Monaten gelesen habe. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, beschreibt der Autor in seinem Thriller das, was Kat passiert, aber auch das, was die anderen Bewohner des Wohnblocks durchmachen. Wie sie zunächst ihr eigenes Leben leben, dann mit Kats Situation konfrontiert werden, und wie sie sich dann doch nicht um die Nachbarin kümmern, die Grausames durchleben muss. Jeder Einzelne hat dafür seine Gründe – Jahn zeigt deutlich, wie leicht es ist, wegzuschauen und zu denken, dass sich Andere schon um die Situation kümmern werden, die vor den Augen aller geschieht. Er zeigt, wie leicht es ist, wegzuschauen, aber beim Lesen wird einem das Urteil nicht aufgezwungen, man kann es sich selbst bilden, wenn man liest, wie alle Menschen, deren Leben dem Haus beschrieben wird, in dieser Nacht mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen haben, und wie sie dadurch ihr Nichteingreifen rechtfertigen.
    Alle diese Geschichten sind schonungslos beschrieben, vor allem aber das, was Frank, dem Schwarzen, geschieht, ist schockierend, aber da der Roman zu einer Zeit spielt, in der die Schwarzen noch um ihre Rechte kämpfen mussten, ist dieser Handlungsstrang, so schlimm er auch ist, leider sehr realistisch.
    Man kann nicht wegschauen – so kann man dieses Buch beschreiben. Ich habe es innerhalb eines Tages ausgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was noch alles geschieht. Beeindruckend und schockierend – ein Buch, wie ich kein zweites kenne.
    :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5:

  • Klappentext:


    DIE LETZTE NACHT DER KATRINA MARINO


    Es ist vier Uhr früh, als sich Katrina Marino auf den Heimweg macht. Die Straßen sind menschenleer, trotzdem hat Katrina das Gefühl, beobachtet zu werden. Als sie sich wenig später ihrer Haustür nähert, nimmt sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt wahr. Noch bevor sie reagieren kann, ist der Angreifer über ihr und sticht mit einem Messer auf sie ein. Katrina fängt an zu schreien. Zuerst hört Katrinas Nachbar Patrick die Schreie. Danach Diane aus dem gegenüberliegenden Haus. Schließlich Thomas, Peter, Frank. Alle schauen aus ihren Fenstern, alle sehen, dass vor ihrer Haustür etwas Schreckliches passiert, doch wer unternimmt etwas?


    „Ein Akt der Gewalt“ basiert auf einer wahren Geschichte, dem Mord an Kitty Genovese, der 1964 weltweit für Schlagzeilen sorgte uns dessen Umstände später unter dem Begriff Bystander-Effekt in die Kriminalgeschichte eingingen.



    Über den Autor;


    Ryan David Jahn wuchs in Arizona, Texas und Kalifornien auf. Mit sechzehn Jahren verließ er die Schule, um in einem Plattenladen zu arbeiten. Seit 2001 arbeitet er als Drehbuchautor für Film und Fernsehen. Er lebt mit seiner Frau Mary in Los Angeles.
    „Ein Akt der Gewalt“, Ryan David Jahns erster Roman, wurde mit dem renommierten Debüt Dagger Award ausgezeichnet.



    Allgemeines zum Buch und dessen Aufbau:


    „Ein Akt der Gewalt“ umfasst 269 Seiten und gliedert sich in 49 Kapitel, die mit durchschnittlich fünf bis sechs Seiten nicht sehr umfangreich sind. Dennoch sind sie zusätzlich in Abschnitte unterteilt, was aber wohl eher dem Spannungsaufbau dient als der Möglichkeit, während des Lesens Pausen einzulegen. Dazu kommt, dass es in diesem Buch viele verschiedene Handlungsstränge gibt, zwischen denen nicht nur durch die einzelnen Kapitel gewechselt wird, sondern auch innerhalb der Kapitel selbst. Auch dazu dienen die Absätze.


    Geschrieben ist das Buch aus der Sicht eines allwissenden Erzählers in der Gegenwartsform. Die Handlung umfasst nur einige Stunden. Sie nimmt am Abend des im Klappentext beschriebenen Geschehens ihren Lauf und dauert bis in die frühen Morgenstunden des folgenden Tages an. Doch in diesen wenigen Stunden passiert sehr, sehr viel. Diese gedrängte Masse an Ereignissen stellt der Autor durch ständige Sprünge zwischen einer Vielzahl an Handlungssträngen dar. Dem Leser werden viele Personen vorgestellt, er wird Teil deren Leben. Etliche Schicksale begegnen dem Leser, verbunden mit einer Menge an Problemen. Es kehrt kaum Ruhe ein, ständig passiert irgendetwas, durchweg muss der Leser Ereignisse verarbeiten und verdauen. Es ist ein sehr temporeiches und ereignisreiches Buch.


    Die ersten drei Kapitel des Buches widmen sich Katrina und beschreiben ihren Weg von der Arbeit nach Hause bis hin zu dem schrecklichen Geschehen vor ihrer Haustür. Hier endet dieser Handlungsstrang abrupt und der Autor stellt dem Leser in den folgenden Kapiteln die Nachbarn von Katrina vor. Später folgen noch eine handvoll Kapitel, die sich mit dem Schicksal von Katrina und ihrem Kampf ums Überleben beschäftigen, aber klar wird, dass auf diesem Handlungsstrang nicht mehr das Hauptaugenmerk des Autors liegt. Fortan widmet er sich überwiegend den Folgen, die das Schicksal von Katrina für ihre Nachbarn hat.



    Inhalt:


    Der Klappentext beschreibt den Inhalt des Buches schon sehr genau, ohne zu viel zu verraten. Aber dennoch möchte ich kurz etwas ergänzen, um das Unglaubliche dieses Buches klar zu machen:


    Da ist diese junge Frau, die allen sehr sympathisch ist und mit der sich alle gut verstehen. Diese junge Frau wird das Opfer eines brutalen Überfalls in einem ausgeleuchteten Innenhof, vor ihrer eigenen Haustür. Es fehlten nicht mehr viele Schritte und sie wäre in Sicherheit gewesen. Aber leider war der Täter schneller. Doch noch ist nichts verloren, denn die anderen Hausbewohner stehen an ihren Fenstern und schauen in den Innenhof. Sie sehen Katrina, sie sehen das Blut, sie ahnen, dass etwas Schreckliches passiert sein muss. Und sie sehen sich gegenseitig, wie sie an ihren Fenstern stehen und tatenlos zuschauen, wie vor ihren Augen eine junge Frau um ihr Leben kämpft. Ihre Nachbarin, der sie im Treppenhaus freundlich zunicken.


    Jeder dieser Nachbarn hat ein eigenes Leben, hat eigene Probleme, die ihn beschäftigen. Und vor allem hat jeder von ihnen Ausreden. Ausreden, um nicht nur vor den eigenen Problemen die Augen zu verschließen, sondern auch vor dem schrecklichen Geschehen vor ihrer Haustür.


    Die Handlung spielt vier Uhr morgens und obwohl zu dieser Zeit die meisten Menschen friedlich schlafen, werden die Charaktere dieses Buches von ihren Sorgen und Ängsten wach gehalten.

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


    http://www.lektorat-sprachgefuehl.de

  • Meine Meinung zum Buch:


    Während ich gerade diese kurze Inhaltsangabe geschrieben habe, musste ich ständig mit dem Kopf schütteln, denn das Geschehen in diesem Buch ist einfach unglaublich und regt mich furchtbar auf! Es hat mich stellenweise schier in den Wahnsinn getrieben, wie passiv diese Nachbarn sind. Es gibt, ohne an dieser Stelle zu viel verraten zu wollen – aber das Ergebnis des Buches ist wohl nach Lesen des Klappentextes klar -, eine Szene, die sich in den verschiedenen Handlungssträngen zu Beginn des Buches wiederholt und die mich schier wahnsinnig gemacht hat: Die Nachbarn von Katrina sehen, wie sich vor ihren Augen etwas Schreckliches abspielt. Und jeder von ihnen denkt „Sollte ich nicht die Polizei alarmieren?“ Aber der nächste Gedanke ist dann sofort „Sicher hat schon ein anderer die Polizei alarmiert!“ Denn die Nachbarn sehen sich gegenseitig an den Fenstern stehen und wissen, dass jeder Hausbewohner gerade dieses schreckliche Schauspiel im Innenhof beobachtet. Klar, dass dann wohl auch einer von ihnen die Polizei alarmiert hat. Aber es hat keiner die Polizei gerufen!! Weil jeder denkt, sein Nachbar hat es schon längst getan!! Diese Passivität macht mich echt rasend! Und doch muss ich mich gleichzeitig fragen, wie ich reagiert hätte. Hätte ich die Polizei gerufen? Wäre ich aktiv geworden? Hätte ich eingegriffen? Ich weiß es nicht. Aber zugeben muss ich, dass ich mich auf der Straße umdrehe, wenn ich ein Martinshorn höre. Wenn ich am Straßenrand ein Polizeiauto sehe, wandert mein Blick automatisch dort hin, um eventuell einen Blick auf ein aufregendes Ereignis zu erhaschen. Und wer fährt nicht langsamer und verdreht seinen Hals, wenn er an einer Unfallstelle vorbeifährt? Schreckliche Geschehnisse üben auf eine kranke Art eine Faszination aus, der man sich nur schwer verschließen kann. Und diese Faszination kann lähmend wirken, und sie kann hilflos machen. Letztlich fühlt man sich vielleicht einfach überfordert oder kann den Blick nicht abwenden, so furchtbar die Ereignisse auch sein mögen. Bislang habe ich noch kein Buch gelesen, dass dieses Thema auf eine solch eindringliche Art und Weise veranschaulicht wie das Werk von Ryan David Jahn.


    Viele Szenen in diesem Buch sind blutig und brutal. Katrinas Kampf ums Überleben schildert der Autor schonungslos und mit einer Liebe zum Detail, die mir stellenweise wirklich zu intensiv war.
    Aber dennoch ist das Buch vordergründig kein Thriller, sondern für mich eher eine Erzählung, aus der jeder Leser Schlussfolgerungen und vielleicht auch Konsequenzen für sein eigenes Leben ziehen kann. Besonders die letzten Kapitel versuchen, wieder mehr Menschlichkeit in die Handlung zu bringen und dafür hat der Autor ein gutes Händchen.


    „Ein Akt der Gewalt“ ist ein Buch, das mich trotz seiner Brutalität und Schonungslosigkeit wahnsinnig gefesselt und berührt hat. Katrina ist ein Charakter, der mir in den ersten drei Kapiteln sofort sympathisch geworden ist und mit dem ich furchtbar mitgefiebert habe. Ich habe ihr so gewünscht, dass sie sich selbst retten kann oder gerettet wird. Aber auch einige der anderen Charaktere wurden mir schnell sympathisch. Doch es gibt auch Charaktere in diesem Buch, die ich verabscheut habe und die Kapitel, die sich mit ihnen beschäftigt haben, habe ich oft angewidert gelesen.


    Vor allem trifft dieses Gefühl des Angewidertseins auf die Kapitel zu, die sich mit dem Angreifer auf Katrina beschäftigen. Der Autor versucht, eine Erklärung für das Verhalten seiner Charaktere zu finden, indem er beschreibt, mit welchen alltäglichen Problemen sie zu kämpfen haben, die sie stellenweise an die Grenzen ihrer Kräfte bringen. Und ich muss zugeben, dass ich Verständnis aufbringen konnte. Denn letzlich ist das Zeigen von Schwäche nur menschlich. Aber ganz ehrlich: Für den Täter fehlt mir jegliches Verständnis und seine Gedanken fand ich einfach nur krank und widerlich.


    Jeder Handlungsstrang ist eine Geschichte in sich. Jeder Charakter hat sein eigenes Los zu tragen. Aber darüber hinaus gelingt es dem Autor auf eine faszinierende Weise, die einzelnen Handlungsstränge miteinander zu verknüpfen. Die Charaktere sind nicht einfach nur Nachbarn, sondern sie agieren miteinander. Jeder spielt auf irgendeine Art und Weise eine Rolle im Leben der anderen. Und was sich Ryan David Jahn für Verknüpfungspunkte ausgewählt hat und wie er die Verbindung zwischen den einzelnen Charakteren hergestellt hat, hat mich fasziniert, aber auch schockiert. Es sind menschliche Abgründe, die er dem Leser aufzeigt und wieder hat er damit bei mir starkes Kopfschütteln verursacht.


    Ganz hervorragend gelungen ist meiner Meinung nach, dass Jahn selbst als allwissender Erzähler Teil des Geschehens ist, aber er urteilt nicht über die Menschen. Er beschreibt lediglich ihr Verhalten und gibt dem Leser Gründe an die Hand, die dafür ursächlich sein könnten. Aber die eigentlichen Schlussfolgerungen zieht der Leser. Er ist es, der die passiven Nachbarn verurteilt. Der sie anschreien möchte, doch endlich etwas zu tun. Endlich aktiv zu werden. Dieser Rolle verwehrt sich der Autor gänzlich und ich finde diese Grenze wunderbar gezogen, denn somit erreicht der Autor genau das, was er vielleicht mit diesem Buch bezwecken will: Er lässt den Leser in einen Spiegel blicken und lässt die Frage aufkommen: Wie würde ich mich verhalten?


    Der Schreibstil des Autors ist schlicht und vorwiegend beschreibend und berichtend. Das Buch liest sich flüssig und leicht und ich habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen.



    Mein Fazit:


    Ein schonungsloses Buch, das mich als Leser an die Grenzen der nervlichen Belastbarkeit geführt hat.

    "Hab Vertrauen in den, der dich wirft, denn er liebt dich und wird vollkommen unerwartet auch der Fänger sein."
    Hape Kerkeling


    "Jemanden zu lieben bedeutet, ihn freizulassen. Denn wer liebt, kehrt zurück."
    Bettina Belitz - Scherbenmond


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  • Meine Meinung:
    "Ein Akt der Gewalt" hat mich vom Stil her an 11:14 (Film) erinnert.
    Zur selben Zeit geschehen zig Dinge, die am Ende ein Bild ergeben.


    Das Buch selber ist gut geschrieben und zeigt was Cathrine Genovese in der Nacht zugestoßen ist.
    Was mich ehrlich gesagt beim lesen wütend gemacht hat war - alle schauen zu und gleichzeitig weg.
    Jeder kümmert sich um die eigenen (unwichtigen) Probleme und die Frau die am meisten Hilfe benötigt überlässt man ihrem eigenen Schicksal.
    Einfach nur traurig, dass jeder helfen konnte, mit nur einem Anruf und keiner fühlt sich dazu verpflichtet.


    Dies geschah 1964, heute haben wir 2011 und es hat sich nichts geändert.
    Ein Anruf tut doch niemanden weh. Besser einmal zu viel, als einmal zu wenig.


    Von mir bekommt das Buch :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertung1von5: :bewertungHalb: Sterne

  • Hallöchen...


    Weis jemand ob und wann dieser Roman als TB erscheint???


    Gruß Kati

    :montag:
    Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen,
    der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig.

    Ernst R. Hauschka (*1926), deutscher Essayist, Aphoristiker und Bibliothekar
    :study:

  • Meine Meinung:
    In 50 Kapiteln wird die Geschichte einer einzigen Nacht erzählt.
    Beginnend mit dem späteren Opfer Katrina, steht in jedem Kapitel jemand
    anderes im Mittelpunkt. Neben verschiedenen Bewohnern des Hauses, in dem
    auch Katrina wohnt, kommen auch ein Polizist und der Fahrer eines
    Krankenwagens vor, sowie auch der Täter.


    Jede Person hat ihre eigene kleine
    Geschichte, ihren eigenen Charakter. Der junge Patrick muss sich um
    seine schwerkranke Mutter kümmern, als er zur Armee gerufen wird. Peter
    tauscht die Partnerin mit seinem Chef. Diana erfährt, dass ihr Mann sie
    betrügt. Thomas, der sich eine Familie ausgedacht hat, wird von einem
    Mann verführt. Und mitten in ihren Problemen in der Nacht, hören sie
    Schreie, schauen aus dem Fenster. Doch keiner tut etwas.


    „Soll sich jemand andres drum kümmern. Ich muss meinen eigenen Scheiß regeln.“


    Thematisch finde ich das Buch sehr
    interessant und verstörend. Ich kann nicht nachvollziehen, dass so viele
    Menschen die verwundete Frau sehen, aber nicht einmal die Polizei
    rufen. Allerdings ist es auch sehr aktuell, wenn man bedenkt, wie oft in
    letzter Zeit von gewaltsamen Übergriffen an öffentlichen Plätzen
    berichtet wird, selbst wenn die Geschichte bereits in den 70ern spielt.


    Leider konnte mich das Buch nicht
    begeistern. Dadurch, dass immer eine andere Person zur Hauptfigur wird
    mit all ihren Problemen, hatte ich manchmal das Gefühl, die eigentliche
    Handlung sei nur eine Nebensache. Die Kapitel mit Katrina und dem Täter
    fand ich interessant und spannend, während der Rest etwas
    dahinplätscherte.


    Fazit:
    Insgesamt ist das Thema gut gewählt, besonders, weil es auf einer
    wahren Geswchichte beruht. Aber der Plot ist falsch umgesetzt. Ich würde
    es nicht weiterempfehlen.

    "All we have to decide is what to do with the time that is given to us."

  • Amazon.de Kurzbeschreibung:


    Brutal, schockierend, berührend – ein literarisches Meisterwerk


    Es ist vier Uhr früh, als sich Katrina Marino auf den Heimweg macht. Die Straßen sind menschenleer, trotzdem hat Katrina das Gefühl, beobachtet zu werden. Als sie sich wenig später ihrer Haustür nähert, nimmt sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt wahr. Noch bevor sie reagieren kann, ist der Angreifer über ihr und sticht mit einem Messer auf sie ein. Katrina fängt an zu schreien. Katrinas Nachbarn hören ihre Schreie. Alle schauen aus ihren Fenstern, doch wer unternimmt etwas?


    Auf dem Heimweg von der Arbeit wird Katrina Marino in den frühen Morgenstunden Opfer eines brutalen Überfalls. Der Angriff findet direkt vor ihrer Haustür statt – und unter den Augen ihrer Nachbarn, die fast ausnahmslos untätig bleiben. Jeder hat mit seinem eigenen kleinen Drama zu kämpfen. Der 19-jährige Patrick etwa, der zur Armee eingezogen werden soll, aber für seine kranke Mutter sorgen muss. Oder Diane, die sich mit ihrem Ehemann streitet, weil dieser sie betrügt. Sie hören Katrinas Schreie und sehen, dass vor ihrer Haustür etwas Schreckliches passiert. Katrina spürt die Betrachter und ihre Blicke und hofft auf Hilfe. Und sie kämpft gegen den Tod. „Ein Akt der Gewalt” basiert auf einer wahren Geschichte, dem Mord an Kitty Genovese, der 1964 weltweit für Schlagzeilen sorgte und dessen Umstände später unter dem Begriff Bystander-Effekt in die Kriminalgeschichte eingingen.


    Eigene Inhaltsangabe:


    Im Innenhof ihres Wohnhauses wird eine junge Frau brutal überfallen. Etliche Nachbarn schauen zu und sind schockiert über diese grausame Tat, doch keiner ruft die Polizei. Selbst als der Täter zurückkommt, macht niemand Anstalten, ihr zu helfen.
    Doch es ist nicht nur diese Tat, die die wahre Natur des Menschen zeigt, auch die Nachbarn von Kat haben ihre dunklen Seiten. Manche mehr, andere weniger deutlich, allerdings ist eins gewiss: Niemand soll ihre Geheimnisse erfahren.


    Eigene Meinung:


    Ryan David Jahn beschreibt in seinem Thriller “Ein Akt Der Gewalt” nicht nur die oben beschriebene Tat, sondern zeigt dem Leser ebenso auf, wozu die lieben Nachbarn fähig sind.
    Dabei geht er extrem schonungslos vor und lässt dem Leser keine Ruhepause.


    Dies liegt vor allem an dem recht ‘schnellen’ Schreibstil, den der Autor bei diesem Buch verwendet.
    Ohne große Einleitungen oder Charakterstudien wird der Leser mit Gewalt konfrontiert; Hintergründe über die Figuren erfährt er erst im weiteren Verlauf dieses Buches.
    Diese Informationen fehlen aber nicht wirklich, da man trotz der Tatsache, dass Ryan David Jahn den Leser ins kalte Wasser – also mitten in die Geschichte – wirft, schnell erfasst, worum es geht.


    Ein weiterer positiver Aspekt ist der ständige Perspektivenwechsel, der dem Leser die beschriebenen Ereignisse aus der Sicht mehrerer Figuren zeigt und somit auch die jeweiligen Motive offenlegt.
    Wer bei diesen Situationen der ‘Gute’ und wer der ‘Böse’ ist, muss der Leser selbst entscheiden.


    “Ein Akt Der Gewalt” ist ein Buch, welches den Leser extrem schnell in seinen Bann zieht und ihn mehr als einmal schockiert.
    Ryan David Jahn schreibt schonungslos, darauf muss man gefasst sein, wenn man dieses Buch in die Hand nimmt. Es sind aber nicht nur die körperlichen Gewalttaten, die den Leser berühren, vielmehr sind es die Gedanken und Emotionen, welche die Opfer durchleben.


    Alles in allem ist “Ein Akt Der Gewalt” ein extrem lesens- und empfehlenswertes Buch, das aus dem Einheitsbrei sonstiger Thriller-Veröffentlichungen angenehm heraussticht.


    (Diese Rezension wurde von mir selbst für das Webzine NecroWeb.de verfasst)

    “Ich hoffe mein Schaden hat kein Gehirn genommen.” – Homer Simpson