Autor Simon Lelic
Titel Ein toter Lehrer
Seitenzahl 350
Verlag Droemer
Genre Thriller
Preis 16,99€
Erscheinungsdatum März 2011
Inhalt bei amazon.de
„Schulversammlung in der drückenden Hitze eines Londoner Sommers. Der Geschichtslehrer betritt die Aula – und eröffnet das Feuer: Drei Schüler und eine Lehrerin sterben, dann richtet er sich selbst. Auf Druck von oben soll die junge Ermittlerin Lucia May den Fall schnellstmöglich abschließen, doch sie bohrt tiefer – und bringt damit Unvorstellbares ans Licht...“
Meine Meinung
Der Roman „Ein toter Lehrer“ ist das Debüt von Simon Lelic und er widmet sich in ihm gleich einer schwierigen, gesellschaftskritischen Thematik: Amoklauf an einer Schule. Doch hier ist es nicht so, dass ein Schüler durchdreht und amokläuft, sondern ein Lehrer, genauer gesagt, der neue Geschichtslehrer der Schule. Er betritt die Aula während einer Versammlung und erschießt drei Schüler, eine Lehrerin und danach sich selbst. Die Schulleitung ist schockiert, möchte aber dennoch den Fall so schnell es geht abhandeln und geht unangenehmen Fragen lieber aus dem Weg. Dies bringt die auf den Fall angesetzte Ermittlerin Lucia May dazu, nachzubohren und einen weiteren Fall von Mobbing hinzu zuziehen, welcher auf den ersten Blick scheinbar nichts mit dem Amoklauf gemeinsam hat, doch May sieht ganz klar Zusammenhänge und widersetzt sich den Anweisungen von Chef und Schulleiter und ermittelt auf eigene Faust. Was sie herausfindet, ist wahrlich erschreckend.
Der Schreibstil von Simon Lelic war anfangs für mich ziemlich ungewöhnlich. So wird uns der Amoklauf nur indirekt durch Zeugenaussagen beschrieben, denn die Kapitel sind so aufgeteilt, dass sich Zeugenaussagen (jeweils aus der Ich-Perspektive) und Handlungen der Ermittlerin May abwechseln. So fügt sich alle nach und nach zusammen und bleibt spannend.
Selten wird in den Zeugenaussagen direkt erwähnt, wer da gerade spricht, aber der Leser bekommt es zwischen den Zeilen gut heraus (in dem z.B. gesagt wird: „Er war ein Kollege von mir“ wird man gewahr, dass hier nur ein Lehrer reden kann).
Ich empfand es als sehr erschreckend, was hinter der Tat steckte und was May herausbekam. Dass ein Mensch nicht „einfach so“ zur Waffe greift und amokläuft, dürfte jedem klar sein. Viele, möglicherweise private und berufliche Probleme, stecken hinter so einer verzweifelten Tat.
Diese werden anhand der Aussagen ziemlich gut vermittelt und der Leser bekommt einen
Eindruck von dem Täter.
Erschreckend fand ich ebenfalls, dass nach dem ersten „Schock“ (denn niemand kann einen Amoklauf gutheißen), eine Art Sympathisierung beim Lesen für den Täter entstand. Dies hat auch Fitzek in seinem Quote sehr gut ausgedrückt, weswegen ich ihn hier gerne zitieren möchte:
„Hatten Sie schon einmal Mitleid mit einem Kindesmörder? […]“
Das hat es für mich ziemlich gut auf den Punkt gebracht. Er erschießt drei Kinder, er erschießt eine Lehrerin und dennoch empfindet man beim Lesen eine Art Verständnis, wenn man erfährt, was er alles durchmachen musste.
Sicherlich war das ein oder andere übertrieben, bzw. kein Grund, so ein Blutband anzurichten, aber der Autor hat es geschafft, dass ich wirklich erschrocken über diese Empfindungen war. Mich würde wirklich interessieren, ob dies jedem so erging, oder ob es Leser gibt, die das alles kalt gelassen hat.
Auch hier passt Fitzeks Quote wieder super:
„Selten hat ein Roman mich so aufgewühlt zurückgelassen.“
Ich bin eigentlich kein Fan von solchen Quotes, aber diese beiden haben es meiner Meinung nach wirklich gut ausgedrückt. Ich konnte dem sofort nach Beendigung des Lesens zustimmen.
Ebenso das Cover: Oftmals passt das Gezeigte nicht wirklich zum Inhalt. Doch von Anfang an war der Kreideschriftzug des Autorennamens natürlich passend. Doch was ist mit der umgekippten Tasche? Auch diese passt absolut, musste ich am Ende feststellen. Warum? Lese das Buch ;-)
Für mich ein gutes Debüt, welches nicht blutig ist, aber spannend und schockierend. Besonders die Erzählweise mit den unterschiedlichen Sichtweisen hat mir sehr gut gefallen und war mal etwas Neues. Das Thema ist brisant und leider immer wieder aktuell. Ich, der selbst erst seit kurzem aus der Schule ist, konnte mich gut in die Schüler hineinversetzen, verstand aber auch die Lehrerseite. Schockierend war für mich außerdem, wie Presse und vor allem Polizei damit umgegangen sind. Aber lest selbst.
von