Eva Maaser - Die Astronomin

  • Klappentext: Das Leben der ersten Astronomin - Im Jahr 1750 wird in Hannover Caroline Herschel geboren, ein aufgewecktes Mädchen, das ebensoviel lernen möchte wie seine Brüder. Alle Hartnäckigkeit scheint vergeblich, bis sie 1772 mit dem Mut der Verzweiflung ihrem Bruder nach England folgt. Dort warten ihre größten Herausforderungen: die Musik und die Astronomie.


    Eva Maaser, die durch außergewöhnliche historische Romane wie "Der Moorkönig" und "Der Paradiesgarten" bekannt wurde, erzählt nunn den erstaunlichen Lebensroman der ersten Astronomin.


    Meine Zusammenfassung: "Die Astronomin" ist die Lebensgeschichte von Caroline Herschel aus Hannover, die als "Kometenjägerin" und erste anerkannte Astronomin in die Geschichte einging. Doch bis es dazu kam, war es ein weiter und beschwerlicher Weg, der so keineswegs vorhersehbar war. Caroline wächst in Hannover auf, in einer musikalischen Familie, die mit der Musik ihren Lebensunterhalt verdient, und in der die Leidenschaft von Vater und Brüdern der Astronomie gehört. Hartnäckig kämpft sie darum, lesen und schreiben zu lernen und wünscht sich nichts mehr als die Anerkennung und Aufmerksamkeit ihrer Familie, hauptsächlich von ihrem Lieblingsbruder Wilhelm. Als sie Wilhelm nach England folgen darf, glaubt sie sich am Ziel ihrer Träume, doch sie wird schnell aus ihren Träumen gerissen, die Realität holt sie ein...
    In England stellt sie sich sämtlichen Herausforderungen: einerseits der Anforderung, als Sängerin anerkannt zu werden, andererseits der Aufgabe, ihren Bruder bei seiner astronomonischen Leidenschaft zu unterstützen. Ein schweres Los, das Caroline alles abverlangt und sie zum Verzweifeln bringt...



    Meine Meinung: Diese Geschichte fußt auf Erinnerungen von Caroline Herschel. Dadurch, dass sie in der Ich-Form aus Sicht von Caroline geschrieben ist, trägt sie die Züge einer Biographie und beschreibt eindrucksvoll die Entwicklung des jungen Mädchens, das um Anerkennung ringt, zur Sängerin und späteren Astronomin. Doch der Weg ist lang und beschwerlich und es bleibt lange offen, wohin er überhaupt führt. Fasziniert begleitete ich die sie, bewunderte ihre Hartnäckigkeit und Ausdauer, mit der sie sich ihren Aufgaben stellt und sich immer wieder neue Ziele steckt. Ich wunderte mich darüber, dass sie, in einem Moment eigensinnnig und scheinbar selbstbewusst, im nächsten Moment ihr Licht weiter unter den Scheffel stellt, immer im Hintergrund bleibt, mehr als bescheiden alle ihr übertragenen Aufgaben gewissenhaft übernimmt. Mit einer aufopfernden Liebe und Bewunderung hängt sie zeitlebens an ihrem Lieblingsbruder Wilhelm, zu dessen Erfolg - er entdeckte den Planeten Uranus - sie maßgeblich beitrug. Ich bewunderte sie, fragte mich oft, wie sie es schaffte, den enormen Arbeitsaufwand, d.h. Haushaltsführung, Gästeempfang, Musik, Astronomie, erfolgreich zu bewältigen, alles aus Liebe zu ihrem Bruder. Gesellschaftlich beförderte sie sich durch ihr außergewöhnliches, wissenschaftliches Engagement ins Abseits, denn Frauen mit solchen Ambitionen wurden keinesfalls anerkannt, die Wissenschaft war eine reine Männer-Domäne und Frauen dort nicht erwünscht. Aber das interessierte Caroline weniger, sie legte keinen Wert auf die "Gesellschaft", auch wenn sie von ihr abhängig war...
    Ganz nebenbei lernte ich einiges über Astronomie im Allgemeinen, Sterne und Planeten im Besonderen, und erfuhr Einiges über die Arbeit an und mit Teleskopen. Wilhelm bewunderte ich gleichermaßen, für den die Musik eine überaus wichtige Rolle spielte, der sich aber mehr und mehr der Astronomie verschrieb. Wer hätte gedacht, dass aus der Sängerin Caroline eine "Kometenjägerin" wird? Sie selbst wohl kaum am wenigsten, suchte die doch lange nach einer Aufgabe, nach ihrer "Bestimmung"... Im Anhang des Buches befindet sich eine Auflistung mit den Daten der verschiedenen Lebensstationen, sodaß man die wichtigsten Zeitpunkte noch einmal übersichtlich vor Augen hat. Das Buch ist nichts für "zwischendurch", auch wenn es flüssig und sogar spannungsvoll beschrieben ist. Ich konnte mich gut in Caroline hineinversetzen, auch wenn ich ihre Handlungen nicht immer ganz nachvollziehen konnte ;-). Aber wenn man sich die Zeit nimmt, sich auf Caroline's Welt und Lebensumstände einzulassen, wird man mit einer gefühlvollen und ereignisreichen Lebensgeschichte belohnt.


    Ein interessantes, einfühlsames Portrait einer starken Frau, deren bescheidenes Leben, ihre aufopfernde Anhänglichkeit an ihren Bruder, sowie ihre Ausdauer mir absolute Anerkennung abgewinnen. Den Sternenhimmel und die Astronomie hat für mich eine ganz besondere Note bekommen... Ein Buch nicht nur für Sternenforscher und Astronomie-Begeisterte!

  • Danke für die tolle Rezension - das Buch behalt ich mal "im Hinterkopf"! Ich wollte schon lange mal was zu Caroline Herschel lesen und das klingt doch sehr gut.

  • Ich habe "Die Astronomin" als E-Book gelesen und stimme der schönen Rezension von Penelopia gern zu. Ein sehr lesenswerter biographischer Roman, der sich fast ausschließlich an den realen Fakten orientiert und dem Leser die Person der Caroline Herschel sehr nahe bringt. Deren Charakter wird nicht verklärt, er tritt nicht nur mit seinen Stärken, sondern auch mit seinen Schwächen ( Eifersucht, Unwillen, andere Menschen zwischen sich und den Bruder treten zu lassen) klar hervor.
    Ich habe es als tragisch empfunden, dass Caroline als Frau trotz ihres Engagements, ihrer Intelligenz und des Fleißes immer irgendwie als Gehilfin und Anhängsel ihres Bruders gesehen wurde, von dem sie - bis ihr endlich ein Jahresgehalt ausgesetzt wurde - finanziell abhängig war. Erst im hohen Alter und lange nach dem Tode ihres Bruders erhielt sie "eigene" Ehrungen. Traurig ist es auch, dass sie im Gegensatz zu ihrem Bruder zeitlebens neben der Astronomie keine eigene Familie gründen konnte.
    Interessant sind außerdem die Schilderungen, in welch mühsamer Handarbeit in der vorindustriellen Zeit die Teleskope hergestellt wurden.
    Ich vergebe :bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5::bewertung1von5: und eine Leseempfehlung für jedermann, es ist nicht erforderlich, sich mit Astronomie auszukennen, um mit diesem Buch gute und informative Unterhaltung zu genießen.

    "Books are ships which pass through the vast sea of time."
    (Francis Bacon)
    :study:
    Paradise on earth: 51.509173, -0.135998