Bill Bryson - Reif für die Insel / Notes from a Small Island

  • Kurzmeinung

    Lavendel
    Liebenswürdig & humorvoll, manchmal etwas zu insidermäßig. Nette Lektüre, aber nicht kurzweilig.
  • Klappentext
    Was ist das für ein Land, in dem so unausprechliche Namen wie Llywyngwril auf den Ortschildern stehen? Wo Kekse gereicht werden, die jedes Gebiß auf eine harte Probe stellen ? Von den Kalkfelsen Dovers bis ins rauhe schottische Thurso erkundet Bryson die eigentümliche Welt jenseits des Ärmelkanals und kommt zu dem Schluß: England muß man einfach lieben - ganz gleich, wie wunderlich es einem zuweilen auch erscheinen mag.




    Ein sehr schönes Buch mit Lachgarantie, am besten fand ich die Beschreibung seiner Erlebnisse im England der 70er Jahre, welches für den jungen Bill Bryson voller rätselhafter Eigenheiten - wie z.B. seine Begegnung mit einer geschmorten Tomate zum Frühstück- steckte.


    Als erwachsener Mann macht er sich dann nocheinmal auf und startet eine Rundreise über die Insel, um sich vor seinem Umzug in die USA endlich einen Überblick über ganz England zu verschaffen. Seine Erlebnisse dabei lesen sich einfach herrlich lustig, da er es auch nie an einer gehörigen Portion Selbstironie fehlen lässt!

  • Bill Bryson
    Notes from a small island
    Corgi Audio (Audio Book/1995)
    ISBN 0-552-14368-5
    Gelesen von Kelly Shale
    Laufzeit etwa drei Stunden


    Bill Bryson erzählt immer gerne von seinen Erlebnissen in anderen Ländern. In diesem Fall allerdings handelt es sich eher um einen Bericht aus der Heimat, in der er 17 Jahre seines Lebens verbracht hat. Nach seiner ersten Tour durch Europa als Student hatte es ihn schließlich nach England verschlagen, bzw. nach Großbritannien, auch wenn sich die Ereignisse, die er hier beschreibt in erster Linie auf England beziehen und Irland eigentlich ganz ausgenommen ist.


    Als junger Spund kommt Bill nach England um Land und Leute kennen zu lernen. Er kommt an einem typisch regnerischen Abend in Dover an und verbringt zunächst einmal einige Zeit in einem feuchten und nassen Park, bevor er bei einer sehr exzentrischen alten Dame für eine Woche unterkommt und seine ersten Erlebnisse mit englischen Regeln im Haushalt und unvertrautem Vokabular hat. Sehr schnell kommt er sich hier wie in einer Art Gefängnis vor, wenn er auch viele Dinge um sich rum für gut befindet. Die Seite auf der man Auto fährt, die Art und Weise, wie die Engländer mit Besteck umgehen und die besondere Form der Herzlichkeit, mit der man von Engländern und Engländerinnen angesprochen wird. Nach seinen anfänglich eher unangenehmen Unterbringung, kommt er dann weiter in England herum, berichtet von den verschiedenen Vorzügen und Nachteilen einzelner englischer Städte – und auch der Erholungsgebiete an der englischen Küste – und auch von der besonderen Erfahrung in einem englischen Sanatorium zu arbeiten, in dem er auch seine spätere Frau kennen lernen sollte. Nicht als PatientinJ.


    Im Folgenden werden seine weiteren Erfahrungen berichtet, die er gemacht hat, als jemand, der sesshaft geworden ist, aber immer noch hin und wieder gegen englische Vorurteile gegenüber Amerikanern ankämpfen muss. Von diesem Punkt ausgehend geht er auf die Besonderheiten des englischen Landlebens ein, als er – entgegen der Ratschläge seiner einheimischen Kollegen – von der großen Stadt nach North Yorkshire zieht, wo er sich schließlich und endlich sehr heimisch fühlen sollte, bis seine Frau schließlich der „Idee, des 24 Stunden am Tag geöffneten Supermarkts“ verfällt und in die Vereinigten Staaten umsiedeln möchte. Bevor es dahin geht, berichtet er noch über seine ganz besonderen Erlebnisse in Edinburgh und in Glasgow, was geradezu Livingstonesche Züge annimmt. Das Band endet mit einer mehr oder weniger ironisch gemeinten Lobeshymne auf die „kleine Insel“.


    In der typischen humorvollen – und auch selbstironischen Art und Weise geschrieben – die man von Bill Bryson gewohnt ist und von Kelly Shale hervorragend vorgetragen, gibt einem dieses Hörspiel wunderbare Einblicke in das Leben in England, die man als Außenstehender sonst kaum bekommen kann und die zeigen, wie tief die Liebe zu diesem Land in einem Fremden verwachsen kann.

  • Ich hole den alten Thread mal für einen kurzen Nachtrag nach oben...es war witzig, wie viele Kleinigkeiten ich in London aus dem Buch wiedererkannt habe! :D
    Zum Beispiel, dass


    - die Fahrziele der Züge tatsächlich nur am Zuganfang angegeben sind (Zitat: "Aus Gründen, die sich ebenfalls einer rationalen Erklärung entziehen, gibt British Rail die Zielorte vorne am Zug an, was schrecklich praktisch wäre, wenn die Fahrgäste auf den Schienen sitzend warten würden, aber vielleicht nicht so ideal für die ist, die von der Seite einsteigen...")
    - der Londoner U-Bahnplan nicht maßstabsgetreu zum "echten" London ist und man manchmal übelst lange U-Bahn fährt um an der Erdoberfläche ein paar 100m zurückzulegen
    - Ingwerkekse nicht wirklich schmecken


    und vieles mehr! :)



    LG schnakchen

  • Ich lese das Buch auch gerade. Ich muss allerdings sagen, daß ich nach Bill Bryson's down under bzw. Frühstück mit Känguruhs, wie es im deutschen heißt, deutlich mehr erwartet hätte.


    Es ist schon ganz nett aber irgendwie wiederholt sich doch alles. Er kommt von einem kleinen, fast vergessenen, von arbeitslosigkeit überschattetem Dorf im Norden Englands zum anderen. Alles sind sie sich irgendwie ähnlich und kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und alle haben sie ihre kleinen, rauchigen Hütten und den insgesamten Flair eines alten Dorfs durch irgendwelche Betonbausünden der 50er und 60er Jahre ruinieren lassen.
    So nach 5/6 Beispielen hatte ich das verstanden... Es reicht...


    Aber wie gesagt: Eigentlich mag ich Bill Bryson und da er vom ersten buch noch einen dicken Bonus bei mir gut hat, werde ich mal tapfer weiter lesen und schauen, ob sich noch was interessantes ergibt.


    Der Anfang hat mir immerhin gut gefallen, als er schildert, wie er zum ersten Mal in England gelandet ist.

    Viele Grüße, Alianne


    ---------------------
    Bücher sind Schiffe, welche die weiten Meere der Zeit durcheilen.
    Francis Bacon

  • Seit Jahren steht dieses Buch in meinem Regal, irgendwann habe ich es auch einmal zur Hand genommen und angefangen zu lesen. Nach wenigen Seiten habe ich allerdings aufgegeben, ich fand das Buch weder lustig noch unterhaltsam.
    Gerade habe ich entdeckt, dass mein Lesezeichen von damals sogar noch im Buch klemmt...


    Allerdings war ich nun mittlerweile auch in England (London), vielleicht sollte ich "Reif für die Insel" noch eine zweite Chance geben? :scratch:


    Gruß
    Wilaja

  • Ich empfand "Reif für die Insel" auch eher als Enttäuschung. Davor hatte ich nur "Streiflichter aus Amerika" gelesen, was mich wohl mit zu hohen Ansprüchen an die Sache hat rangehen lassen.
    "Eine kurze Geschichte von fast allem" von Bryson fand ich hingegen wieder gut...
    mal sehn was "Straßen der Erinnerung" für einen Eindruck macht (liegt auf meinem SUB)

    "Wie soll auch eine Generation von Männern, die hauptsächlich von Müttern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen umsorgt und erzogen wurde, Frauen glücklich machen?"
    (Generation Doof)

  • Das Buch subt bei mir bestimmt schon seid 10 Jahren. Ich bezweifelte bisher, das ich es irgendwann mal in die Hand nehmen werde, trotz meiner Liebe zu England. Aber ihr macht mich neugierig.

    Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welte, aus den Stuben über die Sterne.
    (Jean Paul )

  • 1992 veröffentlichte Bill Bryson seine "Notes from a small island" (dt. "Reif für die Insel"). Nach einem ersten Besuch in Großbritannien 1973 ist er von der Insel und seinen Einwohnern beeindruckt. Hier lernt er auch seine Frau kennen und heiratet sie ein Jahr später. Nach 2 Jahren in Amerika ziehen beide zurück in die "alte Heimat" und bleiben knapp 20 Jahre dort, bevor sie erneut in die USA umziehen.
    Um sich gebührend von der Insel zu verabschieden, beschließt er sie acht Wochen lang zu Fuß oder per Bahn zu bereisen. "Notes from a small island" ist der Bericht über seine Erfahrungen mit der vielfältigen Landschaft und Gesellschaft.


    Nachdem ich bereits mehrere seiner Reiseberichte gelesen habe, hatte ich mich auf einen weiteren gefreut. Allerdings hat sich die Lektüre dann doch anfangs als ziemlich zäh dargestellt. Über einen Monat habe ich mal mehr und mal weniger darin gestöbert. Nach 150 Seiten (von 350) hatte er mich dann endlich und so konnte ich die letzten beiden Drittel schnell durchlesen.


    Auch wenn er über britische Gepflogenheiten lächelt,spürt man doch, dass er Land und Leute liebt (zeigt sich wohl auch daran, dass er inzwischen wieder in Großbritannien lebt). Seine Reise beginnt im Süden des Landes und umfasst dort Stationen wie Dover, Bornemouth, London, Windsor und Virginia Waters, Stonehenge und Exeter. In Virginia Waters lernte er seine Frau kennen und dementsprechend liebenswürdig schreibt er über den kleinen Ort zu Füßen von Windsor Castle. Grund genug für mich im letzten Urlaub bei meinem Schatz dorthin zu fahren. Und wir waren so froh darüber! Seine Begeisterung war nicht übertrieben! Also mein Tipp: hinfahren, selber schauen!


    Von der südlichen Westküste reist er in die Landesmitte nach Oxford zurück, um dann den Osten und Mittelengland zu besuchen. Von dort fährt er zurück Richtung Westen und Norden, um weitere Stationen wie Liverpool, Wales, Edinburgh, Glasgow und die äußersten Punkte Schottlands zu besuchen.


    Neben Beschreibungen zu den Orten hält Bill Bryson auch mit seinen Beobachtungen zur Geschichte, der Tourismusindustrie, Kultur, Infrastruktur der Bahn, politschen Kuriositäten und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nicht zurück. Dabei beschränkt er sich nicht nur auf lebende Personen, sondern gibt sich auch dem Lästern über einige adlige Kuriositäten der Vergangenheit hin. Besonders angetan hat es ihm W. J. C. Scott-Bentinck (1800-1879), der 5. Duke of Portland: ein Einsiedler, dessen krankhafte Neigung dazu führt,dass er sich unter seinem Anwesen ein zweites Apartment bauen lässt - inklusive Ballsaal. Wer mehr über ihn erfahren möchte, kann in der englischen Wikipedia weiterlesen: [URL=http://en.wikipedia.org/wiki/William_Cavendish-Scott-Bentinck,_5th_Duke_of_Portland]http://en.wikipedia.org/wiki/W…nck,_5th_Duke_of_Portland[/URL] . (Hier ist noch ein bedeutend neutralerer Bericht zu lesen: http://www.nottingham.ac.uk/ms…d/5th_duke_portland.phtml)


    Fazit:
    Für Englandfans ist der Reisebericht sicher informativ und amüsant, aber die Begeisterung, die ich nach "Streiflichter aus Amerika" und "Frühstück mit Känguruhs" empfunden habe, konnte hier zumindest für mich nicht aufkommen. Ich hatte mir ähnlich wie Alianne und fensterfish wesentlich mehr erwartet.

    She wanted to talk, but there seemed to be an embargo on every subject.
    - Jane Austen "Pride and prejudice" - +

    Einmal editiert, zuletzt von Fezzig ()

  • Ich kann mich dem allgemeinen Tenor hier durchaus anschließen.


    Es gab durchaus einige Passagen in dem Buch, die mich immer wieder mal zum Schmunzeln gebracht haben.


    Auch verfügt Bryson durchaus über Insider-Kenntnisse, man merkt, dass er das Land kennt und liebt.


    Sehr schön fand ich seine Schilderung eines Spaziergangs (oder schon mehr einer Wanderung) durch die Gärten von Schloss Windsor. Hätte ich mehr Zeit gehabt, als ich es besucht habe, hätte ich diesen Spaziergang gerne nachgelaufen..


    Die Anekdötchen über gewisse Adlige fand ich auch recht unterhaltsam.


    Meine Kritikpunkte:


    Auch ich finde, dass das Ganze einen sehr repetitiven Charakter hat. Die Aufenthalte in den einzelnen Orten laufen tatsächlich immer nach Schema X ab.


    Was mich außerdem wahnsinnig gestört hat, war die Sprache. Vielleicht liegt es daran, dass Bryson Amerikaner ist, aber ich fand, dass er sprachlich so schrecklich übertreibt. Jedes dritte Adjektiv liegt im Superlativ vor, überall kennt er den besten Waffelbäcker Großbritanniens, das beste Curry, das niedlichste Hotel.. und so weiter! Das hat mich ehrlich gesagt, extrem gestört, so dass ich oft nur ein Kapitel lesen konnte und danach eine Pause machen musste..


    Vielleicht lag es auch daran, dass ich es auf deutsch gelesen habe, vielleicht ist es auf Englisch nicht so penetrant und wirkt nur durch die Übersetzung so? Vielleicht lese ich in der Zukunft auch nochmal die englische Version, wenn ich in Erinnerungen schwelgen will, immerhin habe ich sie sehr günstig erwerben können.


    Also, wer England mag, mal da gewesen ist oder gerne hin möchte, sollte mal einen Blick riskieren, würde ich sagen.

  • Ich habe das Buch auch nur auf Deutsch gelesen, weil es ein Geschenk war :birthday: und die meisten Leute nicht daran denken, dass solche Bücher im Orginal besser sein könnten, und außerdem wollen sie es oft noch ausleihen un dann selber lesen - sehr uneigennützig! - und wenn man dann kein Englisch versteht, geht das natürlich nicht. (Im übrigen finde ich das aber okay, dass man Bücher verschenkt, die man selbst gerne lesen mag - und dann sollte man sie auch ausleihen und lesen dürfen! ;) :friends: ;) )


    Nun aber zurück zum eigentlichen Thema:


    Mir hat dieses Buch wahnsinnig Lust darauf gemacht, auch endlich einmal so richtig nach Engalnd zu reisen :arrow: , denn ich war bisher nnur einmal dort, als ich von London in Richtung Wales bis hinterCardiff gefahren bin und das bei sehr schlechtem Wetter, sodass ich nicht wirklich was gesehen habe, und von Wales kenne ich auch nicht viel, da ich die meiste Zeit auf einem Internat verbracht habe. Nun aber möchte ich mehr sehen - und das ist diesem Buch zu verdanken, denn es scheint sich wirklich zu lohnen, durch dieses doch sehr eigenwillige Land zu reisen. Ich kann es kaum noch erwarten in Bill Brysons Fußstapfen zu treten:!:


    Ach ja, die meisten zeit fand ich das Buch auch ziemlich witzig zu lesen :joker:, muss aber auch sagen, dass ein paar stellen ein wenig zäh waren.

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • Du warst in Wales auf einem Internat? Jetzt bin ich aber neidisch! Erzählst du uns etwas mehr darüber? :)


    Als erstes möchte ich mich bei direntschuldigen, JuleBule, weil ich für meine Antwort so lange gebraucht habe, und dann muss ich dich auch noch enttäuschen, denn ich war nicht lange dort – nur eine Woche als Austauschschüler, aber es war die beste Woche meines Lebens.

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde

  • Als erstes möchte ich mich bei direntschuldigen, JuleBule, weil ich für meine Antwort so lange gebraucht habe, und dann muss ich dich auch noch enttäuschen, denn ich war nicht lange dort – nur eine Woche als Austauschschüler, aber es war die beste Woche meines Lebens.

    Ach so, naja, hätte ja sein können, dass du dort richtig zur Schule gegangen bist. Aber danke für deine Antwort. Austausche sind immer toll, ich habe auch schon ein paar mitgemacht. :D

  • Ach so, naja, hätte ja sein können, dass du dort richtig zur Schule gegangen bist. Aber danke für deine Antwort. Austausche sind immer toll, ich habe auch schon ein paar mitgemacht. :D


    Weißt du, JuleBule, ich hatte mir tatsächlich einmal überlegt, ob ich mich für diese Schule bewerbe, denn es war nicht irgendeine Schule, sondern das älteste der so genannten United World Colleges, einem echt tollen Projekt, das ein Deutscher in Wales gestartet hat. :thumleft: Inzwischen gibt es schon Schulen in der ganzen Welt – die letzten wurden in Costa Rica und Bosnien-Herzegowina gegründet. Echt total klasse! Aber dann bin ich für ein halbes Jahr nach Neuseeland gegangen und war dann fast etwas zu alt, um mich noch zu bewerben. Außerdem hätte ich vorher nicht genau gewusst, in welches der Colleges ich kommen würde… :-s

    With freedom, books, flowers, and the moon, who could not be happy? ― Oscar Wilde