Marie-Madeleine de La Fayette - Die Prinzessin von Cleves

  • Original: La princesse de Clèves (Französisch, 1678 )


    Ein historischer Liebesroman und Klassiker


    ZUM BUCH:
    Anfangs führt uns Madame de la Fayette sehr ausführlich in das höfische Leben ein, (und ich muss zugeben, dass ich mich zunächst ein wenig in diesen Anhäufungen von Namen und Titeln verlor). Langsam führt sie uns ins Zentrum des Geschehens: eine junge Schönheit, Mademoiselle de Chartres, landet auf der Bildfläche und wird, nicht aus Leidenschaft, den Fürst von Clèves heiraten. Als sie später den bisherigen Frauenheld, den Fürst von Nemours, kennenlernt, entzündet sich wirklich so was wie Liebe. Doch sie bleibt dank ihrer Erziehung einem Ideal treu, fern eines Laisser-aller. Wie wird das ausgehen??? In heutiger Façon oder anders?


    Vordergründig spielt die Handlung im letzten Jahr der glanzvollen Regierungszeit Heinrichs II. (1519-1559; reg. 1547-59); dahinter aber öffnet sich der Blick auf die eigene Epoche, die höfische Gesellschaft zur Zeit der absoluten Monarchie Ludwigs XIV. (1638-1715; reg. 1661 bis 1715). Diese zeitgenössische Geschichte enthüllt die Autorin als rücksichtslosen Kampf widerstreitender Interessen. Ihr moralistischer Blick entlarvt die blendende höfische Prachtentfaltung und die Galanterie der Umgangsformen; er durchstößt die Fassade des Scheins, um dahinter, ganz im Sinne von François de R La Rochefoucauld, die Eigenliebe als den eigentlichen Antrieb menschlichen Handelns und letztlich von Geschichte bloßzulegen.
    (LETZTER Abschnitt aus der Kurzbeschreibung aus „Das Buch der 1000 Bücher“/Harenberg-Verlag)


    BEMERKUNGEN:
    Besondere Aufmerksamkeit und Werbung erlangte dieser französische Klassiker, Liebes- oder/und historischer Roman durch eine jener eher unüberlegten Äußerungen eines künftigen französischen Präsidenten, der 2006 in Lyon während einer Rede (zur Ausbildungsfrage) gesagt hatte, dass „nur Sadisten und Dummköpfe“ einen solchen Roman lesen würden. Gesagt – getan, gelangte das Buch auf meine Wunschliste. Sicherlich werden wir heute nicht immer nachvollziehen können, wie einschlagend solch ein Roman zu seiner Zeit gewesen sein mag, doch ich las ihn mit wachsendem Interesse und Hochachtung vor den feinfühligen Zeichnungen der menschlichen Seele.


    Die stets neu erwähnten Titel, bzw. höflichen Namensgebungen, geben einen Anschein von Steifheit. Galanterie und vielfältigste Liebschaften werden zwar immer wieder erwähnt, doch gibt es eine „klassische“ Zurückhaltung, die es ja heute kaum mehr gibt. Madame de Clèves erscheint wie eine Person, die sich selbst Gewalt antut..., sich zur Treue zu ihrem Mann, sozusagen auch über seinen Tod hinaus, zwingt. Der Fürst de Nemours wird im Kontakt mit dieser Frau sein Wesen radikal ändern.


    Manche sprechen hier von einem ersten psychologischen Roman: das Innenleben der Hauptpersonen wird manchmal fein beschrieben, die inneren Wendungen und Winkel, Antriebe und Neigungen. Besondere Betonung (angesichts der Epoche) liegt auch auf der Tatsache, dass hier (zunächst ohne Namen) eine Frau als Autorin auftritt!


    Eine Entdeckung wert!


    Ein sehr ausführlicher Artikel zum Werk hier bei Wikipedia:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Die_Prinzessin_von_Cl%C3%A8ves


    Das Buch wurde 1960 von Jean Cocteau verfilmt.


    ZUR AUTORIN :
    Marie-Madeleine Pioche de la Vergne, comtesse de La Fayette (* 18. Januar 1634 in Paris; † 26. Juni 1693 ebd.) war eine französische Adelige und Schriftstellerin. Sie lebte zunächst in der Auvergne und heirate ca 22-jährig und hatte zwei Kinder. Später blieb ihr Mann dort leben, während sie nach Paris zog und sich dem Schreiben und der Salon- und Gesprächskultur widmete.


    Unter dem schlichten Namen Madame de Lafayette figuriert sie in der Literaturgeschichte als Autorin eines der besten französischen Romane des 17. Jahrhunderts.
    (Quelle: Einführung meiner französischen Ausgabe und noch mehr bei http://de.wikipedia.org/wiki/Marie-Madeleine_de_La_Fayette )



    Broschiert: 281 Seiten
    Verlag: Insel, Frankfurt (1996)
    ISBN-10: 3458334947
    ISBN-13: 978-3458334941


    (Es gibt natürlich noch andere Ausgaben. Ich selber las es auf Französisch.)

  • Es gibt zu diesem Klassiker sehr viele Ausgaben auch sehr erschwingliche für gerade mal zwei Euro. Wahrscheinlich eine Pflichtlektüre für den Romanistikstudenten mit Schwerpunkt Französisch? Oder LK Franz.? Ich verlinke eine Ausgabe:


    Produktbeschreibung bei amzon.fr:
    Madame de Clèves, jeune beauté parfaite en tout point, fait des débuts remarqués à la cour de la reine dauphine, belle-fille d'Henri II. Pour ce modèle de vertu, l'image de Diane de Poitiers plane tout au long du roman comme le contre-exemple absolu. Mais sous des dehors innocents, la Princesse de Clèves, par sa faculté à analyser et à maîtriser ses sentiments, fait preuve d'une personnalité étonnante et rarement exposée avec tant de justesse auparavant. Car, si l'amour courtois trouve ici d'indéniables échos, cet ouvrage paru en 1678, souvent considéré comme le premier roman de la littérature française, est indéniablement un pas énorme vers le roman tel qu'on le connaît aujourd'hui. La galerie de portraits dressée par Madame de Lafayette peut s'avérer un peu rébarbative pour le lecteur moderne, de même que sa langue est un peu austère. Néanmoins, l'analyse psychologique est d'une vraisemblance résolument novatrice et rachète l'invraisemblance de certaines scènes. En outre, l'exploit de faire naître tout un roman d'une intrigue aussi ténue, pratiquement sans action, fait de La Princesse de Clèves un ouvrage d'autant plus pathétique que les personnages laissent peu d'emprise aux événements extérieurs et se condamnent eux-mêmes. --Sana Tang-Léopold Wauters --