Emile Zola: Der Zusammenbruch

  • In dem vorletzten Buch aus dem Rougon-Macqurdt Zyklus geht es wieder um Jean Macquardt, der auch in dem vorherigen Band Die Erde eine Hauptrolle spielte. Am Ende des Buches hatte sich Jean wieder den Soldaten angeschlossen.


    Neben den Soldaten und zeitweiligen Bauern ist Maurice der zweite Hauptcharakter in dem Buch. Im Gegensatz zu Jean verfügt er über etwas Bildung. Aber trotzdem hat er sich auch Begeisterung über den Krieg den einfachen Soldaten angeschlossen und dient unter dem Koporel Jean.


    Der deutsch-französische Krieg hat gerade begonnen. Am Anfang des Buches beschreibt Zola die das herumirren der französischen Armee. Widersprüchliche Befehle, Offiziere, die nur an ihren eigenen Vorteil denken, Versorgungstrupps, die weit abgeschlagen von den Soldaten sind...das alles wird wie üblich bei Zola genau beschrieben. Aber im Gegensatz zu den anderen Büchern der Reihe hatte ich diesmal große Probleme, dem auch zu folgen. Denn wenn da 300 Seiten lang beschrieben wird, welche Einheit wann warum wohin zieht, dann ist das in meinen Augen mehr als zäh. Ab und zu gab es aber kleine Lichtblicke, wenn etwa der Hunger der Soldaten geschildert wird, oder auch die Bevölkerung, die zwar einen Sieg ihrer Soldaten fordert, aber gleichzeitig vor den abgerissenen und hungrigen Gestalten auch Angst hat.


    Ein Höhepunkt in dem Buch ist mit Sicherheit die Beschreibung der blutigen Schlacht von Sedan. Auch die zieht sich über viele Seiten hin, ist aber nicht mehr zäh. Denn statt der Feldzüge durch immer gleiche Landschaften werden hier nun die Soldaten beschrieben. Vor allem die Schilderung des Lazaretts, in dem der Chirurg am Fließband amputiert, ist beeindruckend und erschreckend:

    Zitat

    "Diesmal handelte es sich darum, nach der Methode von Lisfranc ein Schultergelenk herauszuschälen, das, was die Chirurgen ein hübsche Operation nannten, eine elegant und rasch, in kaum vierzig Sekunden zu erledigende Sache. Der Patient wurde bereits chloroformiert, während ein Unterarzt mit beiden Händen seine Schulter faßte, die vier Finger unter der Achsel, den Daumen darüber. Da packte Barouche, der mit den großen, langen Messer bewaffnet war, nachdem er "Setzen Sie ihn hin!" geschrien hatte, den Deltamuskel, durchstach den Arm, zerschnitt den Muskel. Nach hinten zurückgehend, löste er dann mit einem einzigen Schnitt das Gelenk heraus; und nach drei Bewegungen war der abgetrennte Arm heruntergefallen. Der Unterarzt hatte seinen Daumen herumgleiten lassen, um die Oberarmaterie zuzudrücken. "Legen sie ihn wieder hin!" Barouche lachte unwillkürlich, als er zur Ligatur schritt, denn er hatte nur fünfunddreißg Sekunden benötigt." (Seite 371/372)

    Gegen Ende des Buches flacht aber die Eindringlichkeit, mit der die Schlacht von Sedan und ihre Folgen beschrieben werden, wieder ab.
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