Frank Jöricke: Mein liebestoller Onkel, mein kleinkrimineller Vetter und der Rest der Bagage

  • Kurzbeschreibung (Amazon)
    "Am Tag, als Janis Joplin starb, unterschrieb mein Vater den Kaufvertrag für unser Reihenhaus. Er legte so den Grundstein dafür, dass eine große Liebe zu einer Gütergemeinschaft verkam."
    Frank Jöricke präsentiert romanhaft eine witzige Zeitreise durch die verschiedenen Dekaden der jüngeren bundesrepublikanischen Geschichte. Wie sich die schräge Verwandschaft des Protagonisten durchs Leben schlägt, spiegelt die Einflüsse der jeweiligen gesellschaftlichen Ereignisse und Entwicklungen auf äußerst kurzweilige Weise.
    Seien es die Studentenunruhen, die Ölkrise oder das Aufkommen des Feminismus, Daily Soaps oder die Maueröffnung, alles Anlässe für den Erzähler, mit abgeklärt-kompromisslosem Blick die schrullige Bagage, die sich Verwandschaft nennt, bei ihrem bunten Treiben zwischen Zeitgeist und Fettnäpfchen zu beobachten. Es entstehen typische Charakterbilder skurriler Normalos, die sich tapfer durchs Reihenhausleben schlagen: Onkel, Tante, die Eltern, die sich mit ihrer späten Scheidung "um viele schöne getrennte Jahre" gebracht haben ...
    Und ein schönes Zubrot ist der Anhang, denn dort findet der interessierte Leser noch einmal eine launige Kurzfassung der wichtigsten Ereignisse von 1967 bis 2003; damit erübrigt sich der Griff zum Lexikon.



    Meine Meinung
    In einzelnen, kurzen Kapiteln erzählt Fank Jöricke die Geschichte der BRD - beginnend im Jahre 1967.
    Jedes Kapitel beginnt mit der gleichen Einleitung: "Im Jahr als". Die Mondlandung wird genauso erwähnt wie Tschernobyl, Boris Becker's Sieg in Wimbledon, Viagra, Lady Di und die Ölkrise.
    Von diesem Ereignis leitet Frank Jöricke dann zu einem Ereignis in seiner Familie weiter. Die Eheprobleme der Eltern, der immer geile Onkel, die kriminelle Karriere des Vetters, die Kluge und strebsame Cousine...Doku Soaps, Hippies, Drogen, Mauerfall - bis zum Jahr 2003 werden die unterschiedlichsten Erlebnisse geschildert.
    Das Buch beginnt recht witzig. Die gesamte Bagage, die sich da in der Provinz anzickt, wird recht lebhaft dargestellt. Man hat das Gefühl, das man sich den immer scharfen Onkel auf der Suche nach immer neuen willigen Chefsekretärinnen schon vor dem inneren Auge sieht.
    Später wird das ganze aber sehr ermüdend und nach 4 Stunden hätte ich das Hörbuch am liebsten in die Ecke gepfeffert. Denn irgendwann war mir das alles viel zu übertrieben. Die Tante bekommt natürlich irgendwann einen religiösen Wahn und vergräbt sich im Bunker. Der Onkel muss natürlich auch seine Erfahrungen mit Viagra machen.
    Das die Oma auf einer Familienfeier, die in einem riesigen Streit ausartet, einen Herzinfarkt bekommt und stirbt - nee, das ist mir zu abgefahren.
    Vielleicht erträgt man das ganze besser, wenn man immer nur einzelne Kapitel hört. Vielleicht ist es dann auch witziger.
    Vorgelesen wird das Hörbuch von Ingo Naujoks. Und er kann wirklich gut vorlesen, seine Betonungen sind perfekt.


    Am 11.12.2010 war Ingo Naujoks bei Jürgen von der Lippe in der Sendung "Was liest du?" zu Gast und hat da aus dem Hörbuch vorgelesen - einen Ausschnitt findet man hier: KLICK!
    Den Ausschnitt fand ich übrigens sehr lustig - aber wie gesagt, irgendwann war mir das zu viel.
    Bei der Bewertung entscheide ich mich mal nach langem überlegen für das Mittelmaß: Die Geschichte selber ist meist witzig, stellenweise für mich aber nervig ohne Ende. Doch für den Vorleser gibt es auf jeden Fall die volle Punktzahl.


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